Ex-Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug: "Deutsches Erbe der Formel 1 geht verloren"
Die Formel 1 expandiert – nur nicht in Deutschland. Norbert Haug kennt das Geschäft und bedauert den Verlust der heimischen Rennen.
Das Formel-1-Rennen in Las Vegas (USA) ist eines von insgesamt 14 Rennen außerhalb Europas. Ein deutscher Grand Prix fehlt im Rennkalender schon seit einigen Jahren – und es wird auch in der näheren Zukunft keine Formel 1 auf dem Nürburgring oder dem Hockenheimring stattfinden. Der Hauptgrund dafür sind die hohen Kosten für die Austragung, die im Gegensatz zu vielen anderen Standorten auf der Welt in Deutschland vom Staat nicht subventioniert werden.
Norbert Haug, ehemaliger Motorsportchef bei Mercedes, bedauert das. Er sagte dw.com: "Das europäische Erbe der Formel 1 wird nicht verloren gehen, das deutsche allerdings schon."
Haug zählt auf: "Zwischen 1994 und 2016 haben drei deutsche Formel 1-Rennfahrer – Michael Schumacher, Sebastian Vettel und Nico Rosberg – binnen 22 Jahren insgesamt zwölf Weltmeistertitel eingefahren, also über die Hälfte der in diesem Zeitraum möglichen Titel und damit mehr als alle anderen Nationen zusammengerechnet. 2012 gab es sieben deutsche Formel-1-Rennfahrer, darunter zwei Weltmeister."
In der laufenden Saison ist nichts mehr vom alten Glanz übrig. Mit Nico Hülkenberg vom Team Haas gebe es nur einen Deutschen im Fahrerfeld. Und der habe aufgrund seines Autos nicht einmal Chancen auf regelmäßige Punkteränge. Lesen Sie hier: Ferrari dominiert das Las-Vegas-Qualifying, Hülkenberg vorzeitig raus.
"Im ersten Jahrzehnt der 2000er-Jahre gab es pro Jahr zwei deutsche Formel-1-Rennen mit jeweils 100.000 Besuchern und bei RTL-Live-Übertragungen stets über fünf Millionen Zuschauer. Heute schauen vielleicht zehn Prozent dieser Zahl Formel 1 im TV. Rennen in Deutschland gibt es schon lange nicht mehr, und ein deutscher Siegfahrer ist nicht in Sicht", bedauert Haug.
Auf die Frage, ob er sich Sorgen macht, dass auch andere europäische Traditionsrennen wie Spa (Belgien) oder Monaco verschwinden, sagte er: "Diese Rennen sind langfristig gesichert. So sicher wie es diese Grands Prix in den nächsten zehn Jahren geben wird, so sicher wird es in Deutschland keinen geben."
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