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Formel 1: Verstappen lehrt McLaren das Fürchten


Verstappen schlägt zurück
Das "Monster" lehrt alle das Fürchten


Aktualisiert am 13.04.2025 - 10:20 UhrLesedauer: 5 Min.
Max Verstappen: Er ist bereits vierfacher Formel-1-Weltmeister.Vergrößern des Bildes
Max Verstappen: Er ist bereits vierfacher Formel-1-Weltmeister. (Quelle: HOCH ZWEI/imago-images-bilder)
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Beim Großen Preis von Japan feierte Max Verstappen seinen ersten Saisonsieg in unterlegenem Auto. Er lehrt die Konkurrenz das Fürchten.

Seit knapp neun Jahren arbeitet Gianpiero Lambiase, oder kurz "GP", an der Seite von Max Verstappen. Formel-1-Fans dürfte jedoch weniger sein Name als vielmehr seine Stimme bekannt sein. Lambiase ist der Renningenieur Verstappens und damit der Mann, dessen Funksprüche an den Niederländer häufig bei den Rennen im TV zu hören sind. In dieser Funktion hat er viele starke Rennen und mittlerweile vier WM-Titel erlebt. Bekannt wurde "GP" dabei durch seine stets nüchterne, unaufgeregte Art, am Funk mit Verstappen zu kommunizieren – auch dann, wenn der Niederländer wieder einen seiner berüchtigten Wutausbrüche hat.

Nach dem Rennen in Japan am vergangenen Wochenende geriet Lambiase – für seine Verhältnisse – jedoch fast ins Schwärmen. Nachdem Verstappen vollkommen überraschend in seinem eigentlich unterlegenen Red Bull als Erster über die Ziellinie gefahren war, funkte Lambiase voller Bewunderung: "Das ist Perfektion, einfach Perfektion, Max. Fantastisch." Vorausgegangen war ein Rennen, in dem Verstappen die Konkurrenz das Fürchten gelehrt hatte. Er zeigte, dass er trotz aller Widerstände in dieser Saison wieder um den WM-Titel kämpfen kann. Sollte er erfolgreich sein, könnte er sich schon jetzt zum besten Fahrer der Formel-1-Geschichte krönen.

Die Dominanz ist vorbei

Nur einen mickrigen Punkt Rückstand hat Verstappen aktuell auf den WM-Führenden Lando Norris. Dabei hat McLaren um Norris und seinen Teamkollegen Oscar Piastri eigentlich mit Abstand das beste Auto. Schon bei den ersten Testfahrten im Februar wurde klar, dass der britische Rennstall in diesem Jahr wohl die Nase vorn haben würde. Die ersten Rennen bestätigten den Eindruck: Norris gewann den Saisonauftakt in Australien, Piastri das zweite Rennen in China.

Bei Red Bull zeichnete sich ein ganz anderes Bild ab: Die Zeiten der Dominanz, in denen Verstappen wie etwa in der Saison 2023 fast jedes Rennen gewann, waren offensichtlich vorbei. Immer wieder klagte Verstappen am Boxenfunk oder auch in Interviews darüber, wie schwierig sein Red Bull zu fahren sei.

Red Bull zieht die Notbremse

Wie schwer das Auto tatsächlich zu zähmen war, zeigte vor allem Verstappens Teamkollege Liam Lawson. Der junge Neuseeländer war zur laufenden Saison aus dem kleineren Red-Bull-Schwesterteam Racing Bulls ins Hauptteam befördert worden. Doch Lawson erlebte ein Desaster. Der 23-Jährige fand sich in dem neuen Auto überhaupt nicht zurecht. Beim Saisonauftakt in Australien flog er von der Strecke. In China fuhr Lawson nach einem erneut schwachen Qualifying auf Platz 16 und damit erneut ohne Punkte ins Ziel.

Red Bull sah sich gezwungen, die Notbremse zu ziehen. Nach zwei Rennen musste Lawson zurück zu den Racing Bulls. Für ihn wurde von dort der deutlich erfahrenere Yuki Tsunoda ins Hauptteam geholt. Teamchef Christian Horner begründete die Entscheidung: "Wir sind uns bewusst, dass wir noch viel Arbeit mit dem RB21 vor uns haben, und Yukis Erfahrung wird sich bei der Weiterentwicklung des aktuellen Autos als sehr nützlich erweisen."

Der Teamchef höchstselbst gab also zu: Das Auto ist aktuell nicht besonders konkurrenzfähig. Das durfte dann auch Tsunoda am eigenen Leib erfahren, der bei seinem ersten Red-Bull-Rennen vor heimischer Kulisse in Japan als Zwölfter ebenfalls außerhalb der Punkte blieb.

Verstappen holt das Maximum heraus

Ganz anders jedoch Verstappen: Der Vierfach-Weltmeister zeigte schon in den ersten Rennen seine Klasse. In Australien schnappte er sich hinter Norris Platz zwei, profitierte dabei auch von einem Fehler Piastris, der in seinem McLaren auf Platz zwei liegend von der Strecke rutschte. Am zweiten Rennwochenende in China reichte es im Sprint immerhin für Platz drei, während Norris patze und nur Achter wurde. Im Hauptrennen sicherte sich Verstappen Platz vier. Während seine Konkurrenten sich also Fehler leisteten, betrieb Verstappen Schadensbegrenzung und hievte seinen erlahmten Red Bull zu guten Platzierungen.

Sein Glanzstück folgte dann jedoch in Japan: Während im Qualifying alle nur gespannt warteten, ob Piastri seinem Teamkollegen Norris, der bis dahin die schnellste Runde gedreht hatte, die Pole Position noch würde wegnehmen können, grätschte plötzlich Verstappen dazwischen. Mit einer Runde wie aus dem Bilderbuch sprang er vor Norris auf Platz eins und blieb dort auch, als Piastri kurze Zeit später seine Runde beendete. Mit einem neuen Rundenrekord auf der Strecke in Suzuka hatte sich Verstappen die Pole Position geschnappt.

"Ein magischer Moment für alle hier"

Wer dachte, dass das ein Phänomen sei, das nur über eine schnelle Runde möglich sei, den belehrte Verstappen im Rennen einen Tag später. Am Start behauptete sich der Niederländer gegen die Angriffe der McLarens und blieb in Führung. Über die gesamte Renndistanz jagten Norris und Piastri den Weltmeister, mehr als ein bis zwei Sekunden Abstand ließen sie nicht zu. Doch Verstappen blieb eiskalt, fuhr ein fehlerfreies Rennen und durfte so am Ende über den Sieg jubeln. Die spanische Sportzeitung "Marca" bezeichnete Verstappen im Anschluss gar als "Monster". Der Fakt, dass alle 61 von Red Bulls Punkten in der Teamwertung bislang von Verstappen eingefahren wurden, während seine Teamkollegen nicht einen einzigen Zähler erringen konnten, erzählt die ganze Geschichte.

Selbst ein zweimaliger Weltmeister wie Fernando Alonso geriet angesichts von Verstappens Leistung ins Schwärmen. "Ich denke, es gibt derzeit keinen anderen Fahrer, der ein Auto so weit über sein eigentliches Potenzial hinaus bewegen kann", sagte der Spanier. "Ich glaube, das war ein magischer Moment für alle hier." Verstappen zeige "diese magischen Runden in der Quali und diese unfassbaren Rennen. Für mich ist er eindeutig der beste Fahrer da draußen, ein Maßstab für uns alle."

Dabei verglich der heutige Aston-Martin-Pilot Verstappens aktuelle Saison mit seiner eigenen Situation im Jahr 2012. Damals hatte Alonso in einem unterlegenen Ferrari gegen Red Bull und McLaren um die Weltmeisterschaft gekämpft. "Ich denke, die Menschen realisieren nicht, wie schwierig es ist", beschrieb er seine damalige und Verstappens heutige Situation. "Denn man muss jedes Wochenende perfekt sein."

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Für Alonso sollte es am Ende nicht reichen. Bis zum letzten Rennen der Saison konnte er die WM zwar spannend halten, doch am Ende setzte sich Sebastian Vettel im Red Bull nach einem chaotischen Rennen in Brasilien durch und schnappte sich seinen dritten Titel.

Die Herausforderung ist riesig

Die Herausforderung für Max Verstappen ist also riesig – doch die Chance auch. Denn ähnlich wie Alonso hat kaum eine der Größen des Sports, wie etwa auch Michael Schumacher, Lewis Hamilton oder Ayrton Senna, eine WM in einem derart unterlegenen Auto erringen können. Die Boliden, in denen sie ihre Titel gewannen, waren meist zwar nicht konkurrenzlos, aber mindestens konkurrenzfähig.

Sollte Verstappen also in diesem Jahr das Kunststück gelingen, seinen dann fünften Titel in Folge zu holen, dürften nicht wenige ihn wohl schon als den größten Fahrer der Renngeschichte ansehen – und das, obwohl Schumacher und Hamilton ihm noch zwei WM-Titel voraus wären. Verstappen selbst strotzte nach dem Erfolg in Japan zumindest vor Selbstbewusstsein und machte der Konkurrenz eine klare Kampfansage: "Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn ich in diesem anderen Auto gesessen hätte." Er sagte mit Blick auf die eigentlich schnelleren McLarens: "Dann hätte man mich überhaupt nicht mehr gesehen."

Die Konkurrenz, allen voran Norris und Piastri, müssen nun schnell eine Antwort finden, um Verstappen wieder zu bremsen. Möglichst schon beim kommenden Rennen in Bahrain. Sonst laufen sie Gefahr, vom "Monster" Verstappen gefressen zu werden.

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