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Nabu-Experte rät: "Diese Bäume sollten Sie nicht mehr pflanzen"


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Nabu-Experte
"Diese Bäume sollten Hobbygärtner nicht mehr pflanzen"

InterviewVon Ron Schlesinger

Aktualisiert am 02.05.2021Lesedauer: 3 Min.
Gartenbaum: In seiner Krone lässt es sich auch wunderbar entspannen.Vergrößern des Bildes
Gartenbaum: In seiner Krone lässt es sich auch wunderbar entspannen. (Quelle: Westend61/imago-images-bilder)
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Ein Garten ohne Baum ist wie ein Brunnen ohne Wasser. Allerdings setzt die Klimakrise auch den Schattenspendern immer mehr zu. Welche Gehölze Sie dennoch setzen können, weiß Sönke Hofmann vom Naturschutzbund.

Ob im Vorgarten, auf der Liegewiese oder neben der Terrasse: Bäume sind ein hübscher Blickfang. Sie tragen Blüten im Frühjahr, Blätter im Sommer und Früchte im Herbst. Zudem spenden sie Schatten und bieten Vögeln sowie Insekten Unterschlupf und Nahrung.

Doch auch heimische Gehölze kämpfen mit den Folgen der Klimakrise. Sie müssen immer öfter heiße Tage und längere Trockenphasen überstehen. Viele Gartenbesitzer entscheiden sich deshalb für exotische Bäume und Sträucher – die als anspruchslos und robust gelten.

Wir haben Sönke Hofmann vom Naturschutzbund Deutschland e. V. (Nabu) gefragt, ob das eine gute Wahl ist, was man unter einem nachhaltigen Baum versteht und ob man Gehölze beim Discounter kaufen sollte.

t-online: Herr Hofmann, welche Bäume wachsen eigentlich bei Ihnen im Garten – und warum gerade diese?

Sönke Hofmann: Zum einen der Feldahorn, der kleine Bruder der beiden großen Waldahorne. Er blüht im Mai zwar unscheinbar, aber mit mächtig viel Nektar und ernährt so die Wildbienen. Die geflügelten Früchte werden von Kleinsäugern, aber auch einigen Vögeln gefressen. Und im Herbst hat er ein wunderschön leuchtend gelbgoldenes Laub an den hübschen Zweigen, die zudem dekorative Korkleisten haben.

Und die man pressen und zum Basteln verwenden kann.

Richtig. Dann habe ich noch einen Wildapfel, der im Mai üppig blüht und später mirabellengroße Früchte trägt. Die sind mir zwar so schier zu sauer, aber Mischmarmeladen geben sie den besonderen Pfiff. Dazu wächst er schön schlank und wuchert nicht so schnell, ist also besonders in kleineren Gärten ideal.

Was raten Sie Gartenbesitzern, wenn sie nach dem passenden Hausbaum suchen? Welche Fragen sollte man sich im Vorfeld stellen?

Auf jeden Fall die Größe von vornherein einplanen. Eine Esskastanie oder Walnuss, wie sie früher oft vor den Bauernhöfen standen, wird halt sehr mächtig. Und ich würde immer etwas nehmen, von dem ich über die Optik hinaus einen Mehrwert habe. Also eher einen Obstbaum als langweilige Exotik, von der die Natur übrigens meist nicht profitiert.

Sie meinen die sogenannten invasiven Arten, die einheimische Bäume und Sträucher verdrängen?

Würden alle so vernünftig sein, ihren Strauchschnitt selbst zu kompostieren, wären auch invasive Arten im Garten vertretbar. Doch leider werden viele Gartenabfälle in den Grünstreifen oder gar in den Wald gekippt und erobern von dort die Welt. Es gibt so tolle, bewährte und einheimische Arten, die einem Maximum an Tieren ein Auskommen ermöglichen. Da sollte man von den für unsere Natur gefährlichen Arten lieber die Finger lassen und sie nicht noch weiter verbreiten. Wer Götterbaum, amerikanische Traubenkirsche und Ähnliches pflanzt, übernimmt auch eine große Verantwortung.

(Quelle: Nabu Bremen e. V.)



Sönke Hofmann ist seit 26 Jahren Chef des Bremer Naturschutzbundes (Nabu). Wenn der 51-jährige Diplom-Forstingenieur mal nicht Klartext redet (Kirschlorbeer ist "ganz großer Mist"), kocht er in seiner Freizeit und ist begeisterter Hobby-Landwirt, -Handwerker und -Fruchtwinzer.

Apropos: Ist es vertretbar, Bäume und Sträucher auch mal günstig beim Discounter zu kaufen?

Kann man machen, meist wachsen die auch an. Allerdings hat man dann bei den Obstbäumen die Allerweltsorten statt einen besonderen Apfel aus Großvaters Zeiten. Und bei den Ziergehölzen holt man sich für die Tierwelt nutzlose Exoten mit prächtiger, manchmal sogar überzüchteter Blütenpracht ohne Nektar in den Garten. Schließlich bekommt man im Discounter auch keine Fachberatung, das sollte man sich überlegen.

Welcher Laub- oder Nadelbaum ist weder nachhaltig noch der Klimakrise 'gewachsen'?

Lebensbaum, Scheinzypresse, Kirschlorbeer, Rhododendron, um nur die schlimmsten zu nennen. Diese Bäume sollten Hobbygärtner nicht mehr pflanzen. Sie stammen aus fernen Ländern, unsere Tierwelt kann kaum etwas mit ihnen anfangen. Selbst die "Zersetzer" im Boden weigern sich, diese schwerverdauliche Kost zu mineralisieren. Zudem sind Lebensbaum und Scheinzypresse gegenüber Trockenheit und Staunässe nach Starkregen empfindlich.

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Welche nachhaltigen Baum- und Straucharten eignen sich besonders für kleine Gärten und warum?

Sträucher mit langsamem Wuchs, wie zum Beispiel die Kornelkirsche, die schon im Februar blüht. Oder der Besenginster, der besonders auf Sandboden wächst und vor allem Schmetterlinge anzieht. Oder die bei Bienen und Vögeln beliebte Berberitze, aus deren Früchte man Marmelade machen kann. Oder auch Haselnuss, Heckenkirsche, Felsenbirne, Holunder, Weißdorn. Bis auf die Felsenbirne kann man alle regelmäßig schneiden und so dem Garten anpassen.

Wie lässt sich ein nachhaltiger Baum in einem Satz beschreiben?

Ein nachhaltiges Gehölz hat immer einige Löcher in den Blättern, denn das zeigt, dass jemand von ihm lebt.

Vielen Dank für das Interview, Herr Hofmann.

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