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Interview: Warum man lieber Rosen statt Rhododendren pflanzen sollte


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Garten-Experte
Warum man lieber Rosen statt Rhododendren pflanzen sollte

InterviewVon Ron Schlesinger

Aktualisiert am 25.05.2020Lesedauer: 6 Min.
Rosenblüte: Frühlingsrosen eröffnen bereits im Monat Mai das Rosenjahr.Vergrößern des Bildes
Rosenblüte: Frühlingsrosen eröffnen bereits im Monat Mai das Rosenjahr. (Quelle: Gottfried Czepluch/imago-images-bilder)
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Rosen gelten als Gewinner in Zeiten der Klimakrise. Andererseits kämpft auch die Königin der Blumen mit den Folgen von Trockenheit und Hitze. Rosen mit dem ADR-Prädikat gelten als besonders widerstandsfähig. Gartenbau-Ingenieur Andreas Barlage weiß warum.

Blühende Rosen sind die Lieblinge vieler Hobbygärtner. Doch gerade die Trockenheit in den letzten Wochen hat dafür gesorgt, dass Armeen von Blattläusen über die Klassiker in deutschen Gärten herfallen. Und dem Rosenliebhaber blutet das Herz.

Dennoch seien Rosen grundsätzlich widerstandsfähiger gegenüber sommerlichen Trockenphasen als andere Blumen, sagt Gartenbau-Ingenieur Andreas Barlage. Der Autor von zahlreichen Garten- und Rosenbüchern sitzt im Beirat der Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde (GRF) – eine altehrwürdige Institution, die bereits 1893 gegründet wurde.

Als Schriftleiter der Mitgliederzeitschrift "Rosenbogen" kennt Barlage die Sorgen und Nöte von Hobbygärtnern nur zu gut. Im Interview mit t-online.de verrät er, wie man Rosen durch einen heißen und trockenen Sommer bringt.

t-online.de: Herr Barlage, es heißt jetzt öfter, man solle doch lieber Rosen statt Rhododendren pflanzen. Was haben die einen den anderen im Klimawandel voraus?

Andreas Barlage: Verglichen mit Rhododendren und Azaleen, die über ein feines Flachwurzelsystem verfügen, haben selbst Rosen, die erst zwei oder drei Jahre an einem Standort stehen, sehr viel tiefer reichende Wurzeln. Eingewachsene Rosen erschließen sich – sofern der Boden keine undurchdringlich verdichtete Schicht aufweist – mit ihren Wurzeln deutlich über einen Meter Wurzelraum in der Tiefe. So können sie noch Bodenwasser aufnehmen, das für flach wurzelnde Pflanzen nicht mehr erreichbar ist.

In regenreichen Sommern setzen Pilzkrankheiten den Rosen arg zu. Wenn die Sommer jetzt immer trockener werden, kann das doch nur gut sein?

Vorsicht mit Pauschalisierungen. Echter Mehltau etwa ist ein "Schönwetterpilz". Bereits eine Luftfeuchte von 70 Prozent und ein kurzzeitiger Wasserfilm auf dem Laub – etwa nach Tau – reichen aus, damit er wachsen kann, denn Echter Mehltau kann zusätzlich Wasser aus den Zellen der Rose selbst aufnehmen. Sind die Rosen durch Trockenheit gestresst, kann dieser Pilz sehr zügig die Pflanzen befallen. Deshalb ist aufmerksames Wässern ratsam, zum Beispiel von Rosen in Kübeln oder an sehr trockenen, heißen Standorten wie Hauswänden. So beugt man dem Pilz vor.

Und wie gefährlich sind andere Pilzkrankheiten wie Falscher Mehltau, Rosenrost, Sternrußtau oder Grauschimmel?

Diese Pilze profitieren hingegen von anhaltender Nässe, gelten eher als "Schlechtwetterpilze" und kommen in trockenen Sommern nicht so gut voran.

Was leider nicht für Blattläuse zutrifft. Die warme trockene Witterung der vergangenen Wochen war optimal für die Plagegeister.

Das stimmt. Schädlinge, wie Läuse, vor allem aber Spinnmilben und Rosenzikaden, können sich bei Trockenheit und Hitze ideal vermehren und werden von Rosen, die unter Trockenstress stehen, geradezu eingeladen. Salopp gesagt, senden sie die Botschaft aus: "Das All-you-can-eat-Büffet" ist eröffnet.

Gilt das für alle Rosen im Garten?

Ausschlaggebend ist dabei in erster Linie die geringe Luftfeuchtigkeit und daher sind Rosen, die neben gepflasterten Flächen oder an gemauerten Wänden stehen, besonders gefährdet. Hier kommt ein Hitzestau durch die Baumaterialien und eine möglicherweise schwach ausgeprägte Luftbewegung den tierischen Kostgängern sehr entgegen und ein Befall lässt sich zuweilen nur schwer bekämpfen.

Apropos Hitze: Weiße Blüten, zum Beispiel von Beetrosen, sollen mit den UV-Strahlen des Sonnenlichts besser klarkommen als rote, die schnell verblassen oder gar vertrocknen. Stimmt das?

Das stimmt nur bedingt, die Prinzipien lassen sich auf alle Rosenklassen ausweiten: Ausschlaggebend ist die Textur der Blütenblätter. Feste Blütenblätter haben eine gut ausgeprägte Wachsschicht und verdunsten weniger Wasser als weiche Blütenblätter. Nehmen wir das Beispiel der Rugosa-Rosen.

Sie sind zwar frosthart, immun gegen Sternrußtau und obendrein stark duftend.

Aber sie haben meist weiche Blütenblätter und sind die ersten, die schlappen – auch die weißen. Die Farbe ist nachrangig. Beispielsweise haben sich die Blüten der tief rosafarbenen Edelrose 'Hot Lady', die feurig-rote 'Vulcano' oder die orange-rostrote 'Cinco de Mayo' selbst in Töpfen als bemerkenswert hitzefest erwiesen.

Dennoch scheint ja die UV-Strahlen-Theorie plausibel.

Ja, ganz von der Hand zu weisen ist der Einfluss der Farbe nicht. Dunkelrote oder violette Blüten können sich in der Mittags- und Nachmittagshitze enorm aufheizen und sehr schnell welken oder sogar verbrennen. Am auffälligsten ist das bei entsprechenden Kletterrosen an Wänden. Solche Rosen sollten an West- oder Ostwänden wachsen, wo die Sonne nicht hinkommt, wenn sie im Zenit steht.

Bleiben wir bei den Blüten. Wie schafft man es, dass Rosen trotz heißem Wetter über den ganzen Sommer blühen?

Das Geheimnis ist eigentlich keins. Sie müssen einfach ihre Bedürfnisse nach Wasser und Nährstoffen gestillt bekommen. Angesichts der in manchen Gegenden bereits tief ausgetrockneten Böden brauchen selbst eingewachsene Rosenveteranen einen gehörigen "Schluck aus der Pulle".

Was heißt das konkret fürs Gießen?

Man wässert immer tiefgründig und ohne das Blatt zu benetzen, indem man einen Schlauch an die Wurzel legt und das Wasser langsam einsickern lässt. Mindestens eine Zone von etwa einem halben Meter sollte durchfeuchtet werden. Sowie die letzten Pfützen verschwunden sind, wird dann mit einem Grubber die Bodenoberfläche durchgearbeitet. So schließen sich die feinen Eingangskanäle des Wassers wie mit Minideckeln auf einer Zisterne und das Nass kann nicht auf dem gleichen Wege dem Boden entweichen wie es hereingelangt ist. Solche Bewässerungsaktionen sind, je nach Bodenzustand, nach zwei bis drei Wochen zu wiederholen, sofern die Trockenheit anhält. Dagegen müssen Rosen in Kübeln täglich kontrolliert und entsprechend gewässert werden.

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Und welche Nährstoffe sorgen für eine lange Blüte?

Für Beet- und Kletterrosen wird im Frühling stets ein Langzeitdünger ausgebracht. Ist der Boden nährstoffarm beziehungsweise kann Nährstoffe schlecht halten, etwa bei Sandböden, ist eine zweite Düngung Ende Juni ratsam. Dagegen werden Rosen in Kübeln öfter gedüngt, da das Gießwasser auch Nährstoffe auswäscht. Ich selbst verteile drei bis vier Düngegänge auf das Jahr: im März, im Mai oder Juni sowie Anfang August oder Mitte September. Die letzte Düngung ist eine Reaktion darauf, dass sich die milden Herbstmonate immer länger hinziehen und das Wachstum der Rosen selten vor November endet.

Können Rosen alles vertragen?

Bei allem: Sie haben auch ein Limit. Bei Temperaturen deutlich über 30 Grad reduzieren sie ihr Wachstum und oft bilden sie dann auch Notblüten aus, die kleiner ausfallen oder blasser sind als gewohnt. Dafür legen sie aber umso stärker los, wenn die Hitze nachlässt und dennoch die Sonne scheint. Sorten, die grundsätzlich zwei oder drei Blütenschübe im Jahr ausbilden, können in warmen, langen Sommern hierzulande bis zu fünf Flore ausbilden.

Experten empfehlen Hobbygärtnern, Rosen mit einem sogenannten ADR-Prädikat zu kaufen, weil diese als besonders robust gelten. Die "Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung", kurz: ADR, gilt dabei als der härteste Rosen-Tüv der Welt. Wer und was steckt hinter dem Qualitätszeichen?

Die ADR-Prüfungen werden von einem Arbeitskreis aus Deutschen Baumschulen, Rosenzüchtern und Experten vorgenommen. Dafür gibt es bundesweit elf sogenannte Prüfgärten. Die Federführung hat das Bundessortenamt in Hannover. Also kein Verein. Rosenzüchter können ihre vielversprechendsten Neuheiten dort einreichen und die Pflanzen werden dann drei Jahre lang beobachtet und eingeschätzt.

Welche Kriterien gibt es?

Auf der Grundlage eines strengen Regelwerks werden die Eigenschaften der Neuzüchtungen bewertet, wobei besonders die Gartentauglichkeit und sorteneigene Widerstandskraft einer Rose gegenüber Pilzkrankheiten in den Blick genommen wird. Eine Sorte, die sich im Prüfzeitraum als krankheitsanfällig erweist, wird nie ein ADR-Zeichen bekommen.

Und wie unabhängig ist der ADR?

Das Gremium arbeitet unabhängig von wirtschaftlichen Interessen und – ja, die ADR-Prüfung gilt als härtester "Rosen-Tüv" der Welt. ADR-Rosen sind also grundsätzlich besonders empfehlenswert – allerdings gilt die Prämierung nicht ewig, da Resistenzen auch nachlassen können. Nach 15 Jahren kann ein Siegel auch aberkannt werden, sollte sich das herausstellen.

Sollte man dann Rosen ohne Siegel überhaupt kaufen?

Auf jeden Fall sind aktuelle ADR-Rosen für den Garten stets empfehlenswert.
Allerdings bedeutet ein Fehlen des Siegels nicht automatisch, dass die Rosensorte nicht taugt. Exquisite, gesunde Sorten, die nie eingereicht wurden, haben sich in Gärten ebenfalls bewährt.

Noch eine letzte Frage: Welche Rosen blühen denn in Ihrem Garten?

Ich liebe Edelrosen. Momentan habe ich beispielsweise die rosa 'Comeback' ins Herz geschlossen. Zudem bin ich auf meine neu gepflanzten 'Popstar' (gelb-rot) und 'Circle of Life' (goldfarben) gespannt. Und auch wenn ich stark gefüllte Rosen sehr mag, habe ich mir angewöhnt, den Bienen zuliebe Sorten zu pflanzen, die ihre Staubgefäße zeigen.

Auf jede neu gepflanzte Gefüllt-blühende kommt nun mindestens eine bienenfreundliche Sorte. Hier sind meine Favoriten 'Summer of Love' (gelb-rot), 'Scarborough Fair' (zartrosa), 'Lipstick' (pink-weiß) und 'Bee Loved Coral' (korallen-rosa-rot).

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Barlage.

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