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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der Papst auf seiner letzten Reise Seine Schuhe sagen mehr als viele Worte

Franziskus findet seine letzte Ruhe in einem schlichten Sarg – doch jedes Detail hat Bedeutung. Was seine Schuhe, das rote Gewand und ein silberner Ring über ihn erzählen.
Papst Franziskus liegt im offenen Sarg, schlicht gewandet, wie er gelebt hat – und doch voller symbolischer Details. Jeder Gegenstand an seinem Körper erzählt von seinem Glauben..
In seinen gefalteten Händen ruht ein einfacher Rosenkranz, ein Zeichen seiner Marienfrömmigkeit. Mit dieser Gebetskette soll Franziskus unzählige Male das "Gegrüßet seist du Maria" gebetet haben – besonders in schweren Stunden.
Silberner Bischofsring
An seinem rechten Ringfinger steckt der silberne Bischofsring, den Franziskus bereits als Erzbischof von Buenos Aires getragen hat. Der Bischofsring steht für Treue und unauflösliche Bindung – ein Symbol, das stark an das Eheversprechen erinnert. Bei der Weihe erhält ein Bischof den Ring mit den Worten: "Trage diesen Ring als Zeichen deiner Treue." Diese Geste drückt aus: Der Bischof soll die Kirche, die als Braut Christi gilt, in unerschütterlicher Loyalität schützen und ihr dienen. Der Ring verbindet ihn nicht nur mit seiner Diözese, sondern auch mit Christus selbst und der weltweiten Kirche.
Der offizielle Fischerring, das traditionelle Zeichen päpstlicher Autorität, wird hingegen nach dem Tod des Pontifex, wie es das Protokoll verlangt, zerbrochen. Der goldene Ring ist eines der zentralen Insignien päpstlicher Vollmacht. Mit seinem Tod werden der Ring und das Siegel für päpstliche Dokumente vernichtet.
Die Mitra
Auf dem Kopf des Verstorbenen ruht die Mitra – eine weiße Bischofsmütze mit dezentem Goldrand. Dieses liturgische Kleidungsstück steht für die Heiligkeit und Würde seines Amtes, aber auch für eine gewisse geistliche Pracht. In Franziskus' Fall ist die Mitra jedoch denkbar schlicht gehalten.
Im Gespräch mit t-online erläutert der katholische Ordenspriester Paulus Terwitte die Bedeutung des Kopfschmucks: "Der Papst trägt die weiße Mitra – das ist bei Trauerfeiern üblich. In solchen Fällen verzichten Bischöfe auf die farbenfrohen, kostbar bestickten Mitren und wählen stattdessen eine schlichte, weiße. Sie steht symbolisch für Buße. Es ist ein Sünder, der da gestorben ist und für den wir jetzt beten wollen."
In der katholischen Kirche gelte Weiß traditionell als die Farbe der Trauer. "Alle Würdenträger tragen bei Traueranlässen die weiße Mitra", erklärt Bruder Paulus.

Zur Person
Paulus Terwitte oder Bruder Paulus ist ein römisch-katholischer Ordenspriester, Fernseh- und Rundfunkmoderator sowie Buchautor. Gleich nach dem Abitur ist er in den Kapuzinerorden eingetreten und wählte den Ordensnamen Paulus. Er studierte Philosophie und katholische Theologie.
Die Mitra ist die typische Kopfbedeckung von Bischöfen und Äbten – hoch, spitz zulaufend und mit zwei Bändern, die hinten herabfallen. Der Name stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie "Kopfband" oder "Turban". Getragen wird sie bei besonderen liturgischen Feiern, etwa bei der Messe oder bei Weihen – beim Gebet hingegen legt der Bischof sie ab. Bei der Bischofsweihe wird sie als Zeichen der Heiligkeit verstanden.
Rotes Messgewand
Beerdigt wird Papst Franziskus in einem roten Messgewand – eine liturgische Farbe, die in der katholischen Kirche für Liebe, Leidenschaft und das Blut Christi steht. Diese Farbe wird traditionell an hohen Feiertagen wie dem Karfreitag oder zu Pfingsten getragen. Das Gewand erinnert an das Leiden Christi.
Ulrich Nersinger, Vatikanexperte und Autor, erklärte im Gespräch mit dem Domradio: "Die eigentliche Farbe der Päpste ist nicht das Weiß, sondern das Rot. Und zwar das Rot, das man schon relativ früh von den römischen Kaisern übernommen hat. Auch der Papstmantel war immer rot."
Im Laufe der Kirchengeschichte wurde die Farbe Rot bewusst gewählt, um das Blut der katholischen Märtyrer darzustellen, die im Laufe der Jahrhunderte in die Fußstapfen Christi traten.
"Es ist das Gewand eines Zeugen Christi – jemand, der vom Heiligen Geist berufen wurde und in dieser Kraft die Kirche geführt hat", erklärt Bruder Paulus die Symbolik. "Gleichzeitig ist Rot auch die Farbe der Liebe: Der Verstorbene hat sein Hirtenamt in der Liebe Christi gelebt – ganz im Dienst an den Menschen."
Weißes Pallium
Zudem trägt der tote Papst Franziskus auf seiner letzten Reise ein weißes Pallium – eine Art Stola, bestickt mit schwarzen Kreuzen. Es wird quer über Brust und Schultern gelegt.
"Dieses Pallium erhalten alle Metropoliten – also Erzbischöfe – als Zeichen ihrer besonderen Verantwortung in der Kirche. Es besteht aus reiner Schafwolle und erinnert an das Gleichnis vom guten Hirten: an das Lamm, das auf seinen Schultern nach Hause getragen wird – das verlorene Schaf, das wiedergefunden wurde", erklärt Bruder Paulus.
Papst Franziskus erhielt sein Pallium, als er zum Erzbischof von Buenos Aires aufstieg. "Es macht deutlich: Er war – und ist – im Kern erst einmal ein ganz normaler Bischof", so der Geistliche über die Botschaft des Kleidungsstücks.
Brustkreuz
Ein Brustkreuz begleitet den Papst in sein Grab, das sogenannte Pectorale – nah am Herzen und ein sichtbares Zeichen seines Glaubens und seiner Hirtenrolle. Es gehört zur Grundausstattung jedes Bischofs, doch bei Franziskus hat es immer eine besondere Nähe zum gelebten Glauben verkörpert.
Schwarze Schuhe
Rot und Weiß sind die dominierenden Farben der Kleidung des toten Franziskus. Seine schwarzen Schuhe stechen vor diesem Hintergrund hervor. "Bei Papst Franziskus ist dieses Zeichen besonders kraftvoll – weil er sich bewusst gegen viele barocke Traditionen der Kirche gestellt hat", sagt Bruder Paulus. "Während frühere Päpste noch rote Schuhe und prunkvolle Gewänder trugen, war für ihn klar: Ich bleibe bei meinen Straßenschuhen."
Die Kirche solle auf die Straße, zu den Menschen. Und ihre Hirten sollen, wie Franziskus einmal sagte, den "Geruch der Straße" annehmen.
Das fehlt im Sarg von Papst Franziskus
Ein wesentliches Attribut der Päpste fehlt jedoch bei der Beisetzung von Franziskus: Er wollte nicht mit einem Hirtenstab beigesetzt werden. "Für ihn symbolisierte dieser Stab nicht nur die Hirtensorge – sondern auch ein Zeichen von Macht", erklärt Bruder Paulus die Einstellung des verstorbenen Pontifex.
"Mit dem Tod, so die Überzeugung von Papst Franziskus, endet jedoch die irdische Aufgabe", so der Ordenspriester weiter. "Der Papst kehrt zurück in die Rolle des einfachen Christen. Er ist nicht mehr der Hirte, sondern wieder eines der Schafe, das nun auf das Erbarmen des göttlichen Hirten angewiesen ist."
- Gespräch mit dem katholischen Ordenspriester Paulus Terwitte
- archive.org: "Geschichte der liturgischen Gebräuche der Kirche des Abendlandes, Band 3"
- kath-kirche-kaernten.at: "Die bischöflichen Insignien (Amtszeichen)"
- domradio.de: "Vatikanexperte beschreibt Kleidung der Päpste"
- katholisch.de: "Kein Fischerring im Sarg – aber was dann?"