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Neuer Gürtelrose-Impfstoff könnte noch besser vor Demenz schützen


Positiver Nebeneffekt
Neuer Gürtelrose-Impfstoff könnte noch besser vor Demenz schützen


Aktualisiert am 04.08.2024Lesedauer: 3 Min.
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Impfung gegen Gürtelrose: Sie wird vor allem Personen ab 60 Jahren empfohlen.Vergrößern des Bildes
Impfung gegen Gürtelrose: Sie wird vor allem Personen ab 60 Jahren empfohlen. (Quelle: Ovidiu Dugulan/getty-images-bilder)

Gürtelrose ist eine schmerzhafte Erkrankung. Eine Impfung kann vor allem ältere Menschen davor schützen – und wirkt möglicherweise auch gegen eine Demenz.

In Deutschland leben Schätzungen zufolge rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Die Ursachen für diese neurologische Erkrankung sind bis heute nicht gänzlich bekannt. Allerdings stehen unter anderem Infektionen mit bestimmten Viren und Bakterien unter Verdacht, eine Demenz im späteren Leben auszulösen.

Eine neue Studie von Forschenden der Oxford Universität in England hat nun herausgefunden, dass eine Impfung, die eigentlich vor Gürtelrose schützt, auch den Ausbruch einer Demenzkrankheit verzögern könnte. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" veröffentlicht.

Info: Gürtelrose

Gürtelrose, auch Herpes zoster genannt, ist eine schmerzhafte Erkrankung, von der viele ältere Menschen betroffen sind. Sie wird durch das sogenannte Varizella-Zoster-Virus (Herpesvirus) ausgelöst. Dieses Virus kann bei Menschen, die im Kindesalter die Windpocken hatten, im Erwachsenenalter wieder aufflammen. Die Ständige Impfkommission in Deutschland empfiehlt derzeit eine Impfung gegen Windpocken für Kleinkinder sowie eine Immunisierung gegen Gürtelrose für Erwachsene. Mehr zur Gürtelrose-Impfung erfahren Sie hier.

Impfung kann Demenz nicht verhindern, aber verzögern

Zum Hintergrund der Studie: In den USA gibt es, wie auch in Deutschland, zwei Impfstoffe gegen Gürtelrose, den Lebendimpfstoff Zostavax und den Totimpfstoff Shingrix. Die Forschenden der aktuellen Studie haben sich den Fakt zunutze gemacht, dass in den USA im Oktober 2017 innerhalb weniger Tage von Zostavax auf den derzeit aktuellen Impfstoff Shingrix umgestellt wurde. Grund war, dass der Lebendimpfstoff Zostavax in klinischen Studien eine deutlich schlechtere Schutzwirkung gegen eine Gürtelrose erzielt hatte als der neue Impfstoff Shingrix.

Diese Umstellung ermöglichte es den Forschern, das Demenzrisiko einer Shingrix-Gruppe mit Personen zu vergleichen, die Zostavax erhalten hatten. Jede untersuchte Gruppe umfasst mehr als 100.000 Personen. Für ihre Untersuchung nutzten die britischen Forscher das elektronische Gesundheitsdatennetz in den USA.

Info: Gürtelrose-Impfstoff in Deutschland

Auch in Deutschland wird der Herpes-zoster-Lebendimpfstoff Zostavax seit 2018 von der STIKO aufgrund der eingeschränkten Wirksamkeit und seiner begrenzten Wirkdauer nicht mehr als Standardimpfung empfohlen. Außerdem ist der Lebendimpfstoff nicht zur Impfung von Personen mit geschwächtem Immunsystem geeignet.

Das Ergebnis: In den sechs Jahren nach der Impfung erkrankten mit Shingrix geimpfte Personen im Schnitt 164 Tage später an einer Demenz. Gänzlich verhindern konnte die Impfung den Ausbruch der Krankheit allerdings nicht. Die positiven Auswirkungen waren bei beiden Geschlechtern zu beobachten, bei Frauen jedoch deutlicher als bei Männern.

Aber: In einer zweiten Analyse haben die Forscher gesehen, dass auch mit dem alten Impfstoff eine Demenz bereits um 135 bis 260 Tage (14 bis 27 Prozent) verzögert wird. Shingrix könnte somit dafür sorgen, dass Menschen insgesamt 424 Tage später an einer Demenz erkranken.

Wie schützt eine Gürtelrose-Impfung vor Demenz?

Bereits frühere Studien hatten gezeigt, dass eine Gürtelrose-Impfung (damals noch mit dem Lebendimpfstoff) die Wahrscheinlichkeit einer Demenzerkrankung in den darauffolgenden Jahren verringerte. Doch weder die früheren noch die aktuelle Studie liefern eine Erklärung, wie es zu diesem Schutz kommen könnte.

Die Gründe für die Risikominderung seien unklar, erklärt der Hauptautor der Studie, Maxime Taquet. Es sei jedoch möglich, dass Herpes-Zoster-Infektionen zur Demenz beitragen, sodass der Impfstoff, der wirksamer vor dem Virus schützt, auch Demenz besser abwehrt, so Taquet.

Ob virale Infektionen allgemein das Risiko erhöhen, eine neurodegenerative Erkrankung zu entwickeln, wird schon länger diskutiert. Anlass dazu lieferte unter anderem eine große Studie aus dem vorigen Jahr, in der 45 verschiedene Viren als mögliche Auslöser von Krankheiten wie Demenz oder Parkinson identifiziert wurden.

Hartmut Hengel, Chef des Instituts für Virologie und Leiter des Konsiliarlabors für Varizella-Zoster-Viren am Universitätsklinikum Freiburg, stellt in der "Süddeutschen Zeitung" einen denkbaren Mechanismus vor. Ihm zufolge nistet sich das Varizella-Zoster-Virus in bestimmten Nervenzellen des Menschen ein. Die Reaktivierung des Virus, wie es bei einer Gürtelrose der Fall ist, könne dann zu Entzündungsreaktionen in umliegenden Blutgefäßen führen – und sogar einen Schlaganfall auslösen.

Bei einem Schlaganfall wird das Gehirn nicht mehr richtig durchblutet. Auch eine Demenzerkrankung könne von Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht werden, so der Experte. Das sei als sogenannte vaskuläre Demenz bekannt. Daher bestehe darin zumindest ein denkbarer Wirkmechanismus mit Konsequenzen auf das Großhirn, so Hengel.

Weitere Untersuchungen sind notwendig

Die Forscher weisen jedoch selbst darauf hin, dass die Daten lediglich eine Korrelation zwischen dem Zeitpunkt der Impfung und einem verzögerten Auftreten einer Demenzerkrankung zeigen. Daher lassen die Daten keine Rückschlüsse auf eine direkte Schutz-Wirkung des Impfstoffs auf eine Demenz zu.

Bevor also eine eindeutige Antwort auf die Frage gefunden werden kann, ob die Gürtelrose-Impfung Demenz verhindern oder verzögern kann, seien weitere Untersuchungen notwendig, so die Forscher.

Doch trotz der weiterhin offenen Fragen sind sich die Autoren einig: Eine Impfung gegen Gürtelrose ist sinnvoll – allein schon, um sich vor dieser schmerzhaften Erkrankung im Alter zu schützen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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