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Studie legt nahe
Sind Virusinfektionen der Auslöser von Alzheimer?


Aktualisiert am 20.01.2023Lesedauer: 3 Min.
Alzheimer ist die häufigste Form der Deemenz.Vergrößern des Bildes
Neurodegenerative Erkrankungen: Im Alter gehen oft Nervenzellen und Zellfunktionen verloren. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Schon lange vermuten Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen neurodegenerativen Erkrankungen und bestimmten Viren. Eine aktuelle Studie gibt neue Hinweise.

Warum entwickeln Menschen Krankheiten wie Alzheimer, Demenz oder Parkinson? Bis heute gibt es verschiedene Erklärungsversuche dafür, nun kommt ein neuer hinzu: Virale Infektionen könnten das Risiko erhöhen, eine neurodegenerative Erkrankung zu entwickeln, also eine Erkrankung, bei der Nervenzellen im Gehirn geschädigt werden und absterben.

Großangelegte Studie legt Zusammenhang nahe

Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie aus den USA, die kürzlich im Fachjournal "Neuron" erschienen ist. Die Forschenden um die Studienautorin Kristin Levine hatten über 800.000 Datensätze von Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen (Alzheimer, Amyotrophe Lateralsklerose, Demenz, Multiple Sklerose, Parkinson) analysiert, die in der Vergangenheit wegen einer Viruserkrankung im Krankenhaus gewesen waren.

Verglichen wurden die Daten mit denen von Menschen, die zwar eine gleiche Virusinfektion durchgemacht hatten, aber keine neurodegenerative Erkrankung entwickelten. Aus dem Vergleich berechneten die Autoren die Wahrscheinlichkeit, mit der eine zurückliegende Virusinfektion zu einer Erkrankung des Nervensystems führt.

45 Viren als mögliche Auslöser identifiziert

Die Wissenschaftler identifizierten 45 verschiedene Viren, die das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen erhöhen. 22 dieser Viren, die bereits aus früheren Forschungsarbeiten als Risikofaktoren vermutet wurden, konnten bestätigt werden – darunter bestimmte Magen-Darm-Viren, Meningitis-Viren (Viren, die eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute verursachen) oder Herpesviren.

Influenzaviren erhöhen Risiko für mehrere Erkrankungen

Eine Demenzerkrankung scheint die häufigste Folge von Virusinfektionen zu sein. Beispielsweise führten sowohl eine virale Enzephalitis, Influenza oder eine virale Lungenentzündung zu einem erhöhten Demenzrisiko. Insgesamt scheinen Influenzaviren und schwere virale Lungenentzündungen sogar das Risiko zu erhöhen, an Alzheimer, Demenz, Parkinson oder Amyotrophische Lateralsklerose zu erkranken.

Insgesamt stieg die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, aber am stärksten, wenn es zuvor zu einer Infektion mit Viren kam, die eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) auslösten.

Dass es einen Zusammenhang zwischen einer Epstein-Barr-Virusinfektion und einer späteren Multiple-Sklerose-Erkrankung geben könnte, wurde bereits in früheren Forschungen vermutet. Die aktuelle Studie hat diesen Verdacht bestätigt.

Epstein-Barr-Virus

Das Epstein-Barr-Virus gehört zur Familie der Herpesviren. Es ist der Auslöser für Pfeiffersches Drüsenfieber, auch bekannt als infektiöse Mononukleose. Es kommt weltweit vor und wird durch Tröpfcheninfektion und Kontaktinfektion übertragen.

Auch lang zurückliegende Infektionen als Auslöser möglich

Neben dem allgemeinen Zusammenhang einer Virusinfektion und der Entstehung bestimmter neurodegenerativer Erkrankungen untersuchte die Studie zudem, ob es einen Einfluss hat, wie lang die Infektion vor Ausbruch der Erkrankung zurückliegt. Untersucht wurden folgende Zeiträume:

  • innerhalb eines Jahres vor Ausbruch der Erkrankung
  • zwischen ein und fünf Jahren vor Ausbruch der Erkrankung
  • zwischen fünf und 15 Jahren vor dem Einsetzen von Erkrankung.

Das Ergebnis: Das Risiko, an einer der untersuchten neurodegenerativen Erkrankungen zu erkranken, war bei den meisten Erkrankungen am höchsten, wenn die Virusinfektion innerhalb eines Jahres vor der Diagnose eintrat.

Aber: Bestimmte Virusinfektionen erhöhen das Risiko, eine Krankheit des Nervensystems zu entwickeln, obwohl die Infektion bis zu 15 Jahre zurücklag. So war etwa das Demenz-Risiko erhöht, wenn der Mensch in den 15 Jahren zuvor eine Infektion mit dem Influenzavirus oder dem Epstein-Barr-Virus durchgemacht hatte. Gleiches gilt bei einer Alzheimer-Erkrankung nach einer Influenzainfektion oder Meningitis.

Viren verursachen Entzündungen im Gehirn

Warum diese Viren so schädlich für das Nervensystem sind, ist naheliegend: Sie können über Nerven oder die Blut-Hirn-Schranke in das zentrale Nervensystem eindringen.

Auf diese Weise scheinen die Viren Entzündungen im Gehirn auszulösen oder zumindest dazu beizutragen. Diese Entzündungen führen dazu, dass die kognitiven Fähigkeiten, also die Fähigkeit komplexe mentale Aufgaben auszuführen, gestört wird, was wiederum einen Abbau von Nervenzellen begünstigt.

Da derzeit für einige der untersuchten Viren Impfstoffe verfügbar sind – etwa gegen Influenza oder Gürtelrose –, kann die Impfung ein Weg sein, das Risiko einer neurodegenerativen Erkrankung zu verringern, schreiben die Autoren der Studie.

Limitationen der Studie

Die Studienautoren weisen selbst auf einige Limitationen ihrer Analyse hin. So sei es wichtig zu beachten, dass es sich bei ihrer Auswertung zunächst um einen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen der Virusinfektion und der Entstehung einer neurodegenerativen Erkrankung handelt. Eine Virusinfektion muss aber nicht die (alleinige) Ursache dafür sein.

Eventuell können weitere, in dieser Studie nicht berücksichtigte Faktoren die Entstehung der Krankheiten bewirkt haben. Außerdem könnte eine bereits bestehende, jedoch unbemerkte neurodegenerative Erkrankung das Ergebnis verfälscht haben, so die Autoren.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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