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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mangelernährung im Kindesalter Neuer Diabetes-Typ-5 anerkannt

Ein neuer Diabetes-Typ wirft Licht auf eine oft übersehene Ursache: chronische Mangelernährung in der Kindheit. Millionen Menschen könnten betroffen sein.
Wer in jungen Jahren zu wenig zu essen hatte, kann Jahrzehnte später an einem bislang kaum bekannten Diabetes-Typ erkranken. Die Internationale Diabetes-Föderation (IDF) hat diese Form nun offiziell als Typ-5-Diabetes eingestuft.
Rund 20 bis 25 Millionen Menschen – vor allem in Asien und Afrika – leiden Schätzungen zufolge an dieser Form des Diabetes. Ursache ist meist eine anhaltende Mangelernährung in der Kindheit, die die Entwicklung der Bauchspeicheldrüse stört.
Gut zu wissen
Insulin ist ein körpereigenes, lebenswichtiges Hormon, also ein Botenstoff, der in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse produziert und ins Blut abgegeben wird. Es ermöglicht die Aufnahme des Zuckers (Glukose) in die Körperzellen. Insulin hemmt auch die Abgabe von Glukose aus der Leber in das Blut. Als Folge sinkt der Blutzuckerspiegel. Ohne Insulin kommt es zu schweren Störungen des Zuckerstoffwechsels. Die Menge des Zuckers im Blut steigt an und es entsteht ein Diabetes.
Das sind die Eigenschaften von Typ-5-Diabetes
Typ-5-Diabetes unterscheidet sich deutlich von Typ-2: Die Betroffenen haben zwar zu wenig Insulin, ihre Zellen sprechen aber gut darauf an. Das liegt daran, dass ihr Problem nicht in einer Insulinresistenz, sondern in einer unzureichenden Insulinproduktion liegt.
Früher bezeichnete man diese Form als "Malnutrition-related Diabetes mellitus" (MRDM). Häufig wurde sie fälschlich als Typ-1 oder Typ-2 klassifiziert. Mit der neuen Anerkennung soll nun eine gezieltere Versorgung ermöglicht werden.
- Lesen Sie auch: Jeder 9. hat Diabetes – knapp die Hälfte weiß es nicht
Wer betroffen ist – und worauf Ärzte achten sollten
Typ-5-Diabetes beginnt meist vor dem 30. Lebensjahr. Viele Betroffene bleiben dauerhaft untergewichtig (BMI unter 19), zeigen keine typische Ketose trotz hoher Blutzuckerwerte und benötigen oft hohe Insulindosen, wenn eine Behandlung notwendig wird. Etwa 85 Prozent der Patienten sind männlich.
Zur Erklärung
Unter Ketose versteht man einen Stoffwechselzustand, bei dem der Körper seine Energie aus Fett gewinnt.
Wie eine Studie aus dem Jahr 2022 zeigte, wiesen Betroffene ein eigenes Stoffwechselprofil auf: schwächere Insulinausschüttung, geringere Zuckerneubildung in der Leber, aber bessere Zuckeraufnahme im Gewebe.
Möglicherweise liegt der Erkrankung eine vernarbte Bauchspeicheldrüse infolge chronischer Mangelernährung zugrunde. Bereits 1985 hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO die Krankheit als eigenen Diabetes-Typ anerkannt, zog diese Einstufung 1999 jedoch mangels klarer Beweise zurück. Die aktuellen Erkenntnisse belegen nun den Zusammenhang.
Verschiedene Diabetes-Subtypen
Bislang werden vier Subtypen von Diabetes unterschieden:
- Typ-1-Diabetes: infolge einer Autoimmunreaktion
- Typ-2-Diabetes: infolge einer Insulinresistenz (mehr dazu hier)
- Typ-3-Diabetes: sekundäre Diabetesformen, zum Beispiel Neugeborenen-Diabetes oder medikamenteninduzierter Diabetes
- Typ-4-Diabetes: Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)
Warum die neue Einstufung wichtig ist
Die Anerkennung als eigener Diabetes-Typ soll künftig helfen, Patienten schneller und besser zu behandeln. Gleichzeitig lenkt sie den Blick auf ein zentrales Problem: Millionen Kinder weltweit wachsen weiterhin mit zu wenig Nahrung auf – mit langfristigen Folgen für ihre Gesundheit.
- pharmazeutische-zeitung.de: "Jetzt neu: Typ-5-Diabetes"
- idf.org: "IDF launches new type 5 diabetes working group" (Englisch)
- flexikon.doccheck.com: "Diabetes mellitus"
- diabinfo.de: "Andere Diabetesformen: Im Überblick"
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.