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Herzinfarkt bei Jüngeren: Oft steckt Gefäßriss SCAD dahinter


Ohne Warnzeichen
Herzinfarkt bei Jüngeren: Das steckt oft dahinter

Von t-online, mra

Aktualisiert am 25.04.2025 - 13:29 UhrLesedauer: 3 Min.
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Kerngesund und trotzdem ein Herzinfarkt: Solche Fälle gibt es immer wieder – vor allem bei Jüngeren. (Quelle: Povozniuk/getty-images-bilder)
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Brustschmerzen aus dem Nichts – und plötzlich ein Herzinfarkt. Vor allem junge Frauen können davon betroffen sein. Zur Ursache informiert die Herzstiftung.

Ein gesunder Lebensstil, keine chronischen Erkrankungen, keine Beschwerden – und trotzdem trifft sie ein Herzinfarkt: Frauen unter 50 erleiden häufiger als bisher gedacht einen Gefäßriss im Herzen. Dabei handelt es sich um eine seltene, aber gefährliche Erkrankung, die spontan auftritt und dringend behandelt werden muss.

Wenn gesunde Gefäße plötzlich reißen

Der Deutschen Herzstiftung zufolge entsteht etwa ein Drittel aller Herzinfarkte bei Frauen unter 50 Jahren durch eine solche spontane Koronararteriendissektion– kurz SCAD. Anders als bei typischen Herzinfarkten, bei denen verengte Gefäße durch Ablagerungen aus Fett, Kalk und Blutgerinnseln die Ursache sind, liegt bei einer SCAD ein Riss in der Gefäßwand vor.

Dabei platzt entweder ein kleines Gefäß innerhalb der Wand des Herzkranzgefäßes oder einzelne Wandschichten spalten sich voneinander ab. Die Folge: Es bildet sich ein Bluterguss in der Gefäßwand, der das Gefäß stark verengen oder sogar komplett blockieren kann. Das Herz erhält dann nicht mehr genügend Sauerstoff – ein Herzinfarkt ist die Folge.

Welche Frauen besonders gefährdet sind

Laut Prof. Thomas Meinertz, Kardiologe und Pharmakologe aus Hamburg sowie Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung, trifft eine SCAD typischerweise Frauen, die keine klassischen Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder hohe Blutfettwerte aufweisen. "Die Wand des Gefäßes ist glatt und ohne Plaques – das ermöglicht es dem Riss, sich besonders weit auszubreiten", erklärt der Experte.

Häufige Auslöser ist demnach eine Kombination aus erblichen oder hormonellen Faktoren mit emotionalem oder körperlichem Stress. Besonders während oder nach einer Schwangerschaft, bei hormonellen Therapien oder Unfruchtbarkeitsbehandlungen kann es durch hormonelle Veränderungen zu einer Gefäßwandschwäche kommen. Auch genetisch bedingte Bindegewebserkrankungen oder entzündliche Krankheiten können eine Rolle spielen. Drogenkonsum und extreme Belastungen zählen ebenfalls zu den Auslösern.

Mit welchen Symptomen sich eine SCAD ankündigt

Eine SCAD kündigt sich meistens durch starke Schmerzen im Brustkorb an. Die Beschwerden können in den Kiefer, die Arme, die Schultern oder den Rücken ausstrahlen. Viele Betroffene berichten zudem von Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüchen und Atemnot.

In rund 30 Prozent der Fälle führt eine SCAD direkt zu einem Herzinfarkt. Bei den übrigen Betroffenen kommt es zu einem sogenannten Akuten Koronarsyndrom (ACS). Hierbei verengt ein Blutgerinnsel das Gefäß stark oder verschließt es komplett – oft mit gefährlichen Herzrhythmusstörungen. "In sehr seltenen Fällen – bei unter einem Prozent – kann es sogar zum plötzlichen Herztod kommen", warnt Meinertz.

So wird eine SCAD erkannt und behandelt

Ein Elektrokardiogramm (EKG) und bestimmte Blutwerte – vor allem das Eiweiß Troponin – liefern Hinweise auf einen drohenden Herzinfarkt. Um die Diagnose zu sichern, ist meist eine Koronarangiografie nötig. Das ist eine Röntgenuntersuchung der Herzkranzgefäße. Ergänzend können auch spezielle Ultraschallverfahren oder eine hochauflösende Darstellung der Gefäßwand mit Infrarotlicht (optische Kohärenztomografie, kurz OTC) zum Einsatz kommen.

Die Therapie hängt von der Schwere der SCAD ab. Wenn ein Herzinfarkt vorliegt, folgt sofort eine sogenannte Perkutane Koronarintervention (PCI). Dabei weiten Ärzte die verengte Stelle mit einem Katheter und setzen oft einen Stent, um das Gefäß dauerhaft offen zu halten. Bei schwereren Fällen kann eine Bypass-Operation notwendig sein (mehr dazu lesen Sie hier).

Ist der Riss dagegen klein und die Blutversorgung des Herzens ausreichend, genügt in manchen Fällen eine konservative Behandlung mit blutverdünnenden Medikamenten wie Heparin und Acetylsalicylsäure (ASS). Betroffene werden dann einige Tage im Krankenhaus überwacht, damit sich der Riss von selbst verschließen kann.

Gute Überlebenschancen – aber hohes Rückfallrisiko

Die Prognose ist insgesamt gut: Über 95 Prozent der Betroffenen überleben eine SCAD langfristig. Trotzdem bleibt ein Risiko: Innerhalb der darauffolgenden zehn Jahre kann es bei bis zu 30 Prozent der Patienten zu einem Rückfall kommen. Vor allem dann, wenn Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder eine Bindegewebestörung bestehen bleiben. "Deshalb sind regelmäßige kardiologische Kontrolluntersuchungen wichtig", sagt Meinertz.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

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