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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tipps vom Experten An diesen Punkten erkennen Sie, ob Ihr Steuerberater gut ist

Woran erkennt man eine gute Steuerberatung? Ein Experte erklärt, welche Kriterien wirklich zählen – und wann sich ein Steuerberater lohnt.
Ein Steuerberater kann eine wertvolle Unterstützung sein – sei es beim Erstellen der jährlichen Steuererklärung oder um sich schon vorher beraten zu lassen, welche steuerlichen Folgen bestimmte Ausgaben haben. Doch woran erkennt man eine gute Steuerberatung? Eugen Müller, Vorstandsmitglied der Steuerberaterkammer Nürnberg, erklärt, worauf es ankommt.
Erwartungen klären
"Aus fachlicher Sicht sind Sie überall gut betreut. Aber das heißt nicht, dass Sie auch zufrieden sind", sagt Müller. Ob ein Steuerberater als gut oder schlecht wahrgenommen werde, hänge stark von der Erwartungshaltung ab. Viele Unzufriedenheiten entstünden, weil Erwartungen nicht offen kommuniziert wurden – von beiden Seiten.
"Ein guter Steuerberater ist nicht nur fachlich kompetent, sondern auch ein zuverlässiger Sparringspartner", betont Müller. "Er informiert aktiv über steuerliche Vorteile, wichtige Fristen und gesetzliche Änderungen." Doch die Beratung funktioniere nur, wenn Mandanten ebenfalls mitwirkten: "Wenn keine Rückmeldung auf Vorschläge kommt, kann es sein, dass die Beratung weniger intensiv wird."

Zur Person
Eugen Müller ist Partner und Steuerberater bei der neo Kanzlei in Fürth. Sein Fokus liegt auf der Beratung mittelständischer Unternehmen sowie der Digitalisierung der Steuerberatung. Daneben engagiert er sich als Vorstandsmitglied der Steuerberaterkammer Nürnberg und als Dozent am Steuerrechts-Institut Knoll in München.
Woran Sie einen guten Steuerberater erkennen
Laut Müller gibt es einige Anzeichen für eine gute Steuerberatung:
- Schnelle und transparente Kommunikation: Ein Steuerberater sollte zeitnah reagieren. "Das bedeutet nicht, dass er sofort eine Antwort geben muss. Dafür sind viele Fragen zu komplex oder es fehlen noch Informationen", sagt Müller. "Aber ich kann schon erwarten, dass ich innerhalb von 24 Stunden eine kurze Rückmeldung bekomme, dass man sich um mein Anliegen kümmert."
- Verständliche Erklärungen: Progressionsvorbehalt, Sonderausgaben, Günstigerprüfung – viele steuerliche Fachbegriffe erschließen sich Laien nicht direkt. Sie sollten daher so erklärt werden, dass Mandanten die Sachverhalte nachvollziehen können. "Fachchinesisch ist keine gute Beratung."
- Kontinuität beim Ansprechpartner: Wenn eine Kanzlei häufig wechselnde Mitarbeiter hat, kann das ein Zeichen für interne Probleme sein. "Wenn Mandanten innerhalb eines Jahres dreimal einen neuen Ansprechpartner haben, ist das kein Zufall. Daran lässt sich erkennen, dass es in der Kanzlei wahrscheinlich nicht ganz rund läuft."
- Digitale Zusammenarbeit: Steuerkanzleien sollten heute auch digitale Lösungen anbieten. "Wenn man seine Unterlagen immer persönlich abgeben muss, kann das manche Mandanten nerven. Das sollte heutzutage einfacher gehen", sagt Müller. Zudem sollte jede Kanzlei in der Lage sein, den Mandanten ein oftmals kostenfreies Tool mit an die Hand zu geben, mit dem sie schon im Laufe des Jahres Belege hochladen können. "Dadurch entfällt das lästige Zusammensuchen, sobald die Steuererklärung ansteht." Das sei auch praktisch, falls das Finanzamt Rückfragen hat. "Die Kanzlei hat dann direkt Zugriff auf die Belege und muss nicht noch mal beim Mandanten nachhaken", so Müller.
- Transparente Kosten: Die Höhe des Honorars ist in der Steuerberatervergütungsverordnung (StBVV) geregelt und richtet sich nach den Einkünften (mehr dazu hier). Es gibt aber Spielräume je nach Arbeitsaufwand. "Wenn jemand seine Unterlagen geordnet digital einreicht, bedeutet das weniger Aufwand und kann damit günstiger werden, als wenn er einen Schuhkarton mit Belegen abgibt", so Müller. Gute Steuerberater kommunizieren die Kosten klar im Vorfeld und begründen Abweichungen.
Lohnt sich ein Steuerberater?
Nicht jeder braucht eine Steuerkanzlei. "Für alleinstehende Angestellte ohne Kinder, die lediglich Einkünfte aus angestellter Tätigkeit erzielen, ist die Steuererklärung oft so simpel, dass sie sie selbst erledigen können", sagt Müller. Wer sich dennoch unsicher ist, könne ein einmaliges Beratungsgespräch buchen, um offene Fragen zu klären und die Steuererklärung anschließend selbst zu machen. "Das ist günstiger, als die Erklärung komplett an einen Steuerberater zu geben."
In komplexeren Fällen – etwa bei Immobilien, Selbstständigkeit oder Ehegattenbesteuerung – kann sich eine professionelle Beratung dagegen lohnen.
Was tun bei Unzufriedenheit mit dem Steuerberater?
Falls man sich schlecht beraten fühlt, empfiehlt Müller zunächst ein klärendes Gespräch. "Viele Missverständnisse lassen sich so ausräumen." Falls das nicht helfe, könne man eine Zweitmeinung einholen oder notfalls sein Anliegen auch bei der zuständigen Steuerberaterkammer einreichen. Diese bittet dann die Kanzlei um Stellungnahme und prüft, ob wirklich ein Haftungsfall vorliegt oder ob sich lediglich die Erwartungen nicht deckten.
- Gespräch mit Eugen Müller, Vorstandsmitglied der Steuerberaterkammer Nürnberg und Partner bei der neo Kanzlei