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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Immer ein Notfall Herzinfarkt schnell erkennen und behandeln
Beim Herzinfarkt gilt: Je schneller die Behandlung beginnt, desto größer ist die Überlebenschance. Was also tun, wenn entsprechende Symptome auftreten?
In Deutschland zählt der Herzinfarkt bei Männern und Frauen zu den häufigsten Todesursachen: Im Jahr 2021 sind hierzulande insgesamt 45.181 Menschen an einem akuten Herzinfarkt gestorben – 27.107 Männer und 18.074 Frauen.
Diese Zahlen sind deutlich niedriger als noch vor ein paar Jahren. Das liegt vor allem an der verbesserten medizinischen Versorgung. Anteil an dem Erfolg haben aber auch alle, die selbst vorbeugend aktiv sind oder bei einem Herzinfarkt richtig reagieren. Erfahren Sie, wann das Infarktrisiko erhöht ist, wie sich ein Infarkt bemerkbar macht und welche Maßnahmen dann lebensrettend sein können.
Definition: Was ist ein Herzinfarkt?
Ein Infarkt liegt vor, wenn ein Organ, Organteil oder Gewebe aufgrund von Sauerstoffmangel abstirbt, weil seine Durchblutung plötzlich vermindert oder unterbrochen ist. Bei einem Herzinfarkt ist der Herzmuskel (Myokard) betroffen. Daher sprechen Fachleute auch vom Myokardinfarkt.
Mehr wissen
Fachsprachlich ausgedrückt ist ein Herzinfarkt laut Definition eine Nekrose von Herzmuskelzellen infolge einer akuten Myokardischämie: Nekrose ist der Fachbegriff für das krankhaft bedingte Absterben von Zellen, Ischämie bezeichnet die verminderte oder fehlende Versorgung eines Organs oder Gewebes mit sauerstoffreichem (arteriellem) Blut.
Verantwortlich für einen Herzinfarkt ist meist ein Verschluss der Herzkranzgefäße – auch Koronararterien genannt: Das sind die Blutgefäße, die das Herz kranzförmig umgeben und es mit Sauerstoff versorgen. Wenn eines davon verschlossen ist, erhalten Teile des Herzmuskels nicht mehr genug sauerstoffreiches Blut – und die betroffenen Herzmuskelzellen sterben ab.
Am häufigsten entsteht ein Herzinfarkt infolge einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose): Dabei lagern sich innen an den Blutgefäßwänden "Kalk" und Fett ab. Reißen solche Ablagerungen auf, bildet sich innerhalb kurzer Zeit ein Gerinnsel, das zu einem Gefäßverschluss führen kann.
Herzinfarkt: Symptome bei Mann und Frau
Manche Menschen bekommen ohne jede Vorwarnung einen Herzinfarkt. Andere verspüren bereits Symptome, bevor der Myokardinfarkt eintritt: Bis zu 48 Stunden vorher können dann beispielsweise kurzzeitig leichte Beschwerden in Brust oder Arm entstehen. Auch allgemeinere Anzeichen wie Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Angst oder Kurzatmigkeit sind möglich.
Der Herzinfarkt selbst macht sich meist durch heftigere Symptome bemerkbar, die plötzlich einsetzen und länger als 20 Minuten anhalten. Als typisch gelten starke Schmerzen in der Brust, die in angrenzende Körperregionen wie Arm, Hals, Unterkiefer oder Oberbauch ausstrahlen können. Weitere mögliche, eher allgemeinere Anzeichen sind beispielsweise:
- Schweißausbrüche
- Übelkeit und Erbrechen
- Atemnot
- Blässe
- Unruhe
- Todesangst
Allerdings verursacht längst nicht jeder Herzinfarkt eindeutige Symptome. So entwickeln viele Betroffene lediglich geringe Schmerzen oder stattdessen bloß ein Druck- oder Engegefühl in der Brust. Nicht selten fehlen solche Beschwerden auch ganz.
Teils stehen dann andere Symptome – wie etwa Atemnot – im Vordergrund. Teils verläuft ein Herzinfarkt sogar ohne Symptome oder äußert sich nur schwach, sodass er unbemerkt bleibt: Dies wird als stummer Myokardinfarkt bezeichnet.
Schon gewusst?
Dass die Anzeichen für einen Herzinfarkt eher untypisch sind oder der Infarkt kaum bis gar nicht spürbar ist, kommt vor allem im höheren Alter, bei Frauen sowie bei Menschen mit Diabetes, chronischer Niereninsuffizienz oder Demenz vor.
Es ist also nicht immer einfach, einen Herzinfarkt sofort zu erkennen. Das birgt die Gefahr, dass sich die Behandlung verzögert und somit die Überlebenschance sinkt. Darum ist es wichtig, über die Symptome informiert zu sein – und zu wissen, dass es hier bei Männern und Frauen deutliche Unterschiede gibt.
Herzinfarkt bei Männern
Die für einen Herzinfarkt typischen Symptome kommen beim Mann häufiger vor als bei der Frau. Das trifft besonders auf die heftigen Brustschmerzen zu: Diese sind bei der Mehrzahl der Männer das wichtigste Anzeichen für einen Myokardinfarkt, aber nur bei der Hälfte der Frauen.
Die Brustschmerzen setzen plötzlich ein, dauern mehr als fünf Minuten an und bessern sich nicht, wenn die Betroffenen sich ausruhen. Mitunter ziehen die Schmerzen in Arme, Oberbauch, den Bereich zwischen den Schulterblättern, Rücken oder Hals und Kiefer. Daneben kann ein Herzinfarkt folgende Symptome beim Mann auslösen:
- starkes Enge- oder Druckgefühl im Brustkorb
- heftiges Stechen oder Brennen hinter dem Brustbein
- kalten Schweiß
- kalte und blasse Gesichtshaut
- ausgeprägte Angst (Todesangst)
Überdies können eher unklare Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Atemnot oder Schmerzen im Oberbauch Anzeichen für einen Herzinfarkt beim Mann sein. Solche Symptome treten aber öfter bei Frauen auf.
Herzinfarkt bei Frauen
Viele Frauen – vor allem, wenn sie bereits älter sind – entwickeln bei einem Herzinfarkt weniger typische Symptome. Bei der Frau sind etwa die klassischen Brustschmerzen, die in verschiedene Körperregionen ausstrahlen können, mitunter schwächer ausgeprägt. Teils entsteht auch nur ein Druck- oder Engegefühl in der Brust.
Weitere mögliche Symptome für einen Herzinfarkt bei Frauen sind:
- Atemnot
- Schweißausbrüche
- Kiefer- und Nackenschmerzen
- Rückenschmerzen
- Übelkeit, Erbrechen
- Oberbauchschmerzen
- Ziehen in den Armen
- Müdigkeit
- Schwäche, Erschöpfung
- Depression
- Schwindel
- Benommenheit
- Herzklopfen
Aufgrund dieser teils unklaren Anzeichen bleibt ein Herzinfarkt bei Frauen oft länger unerkannt. Viele Betroffene halten beispielsweise Übelkeit oder Oberbauchschmerzen zunächst für harmlose Verdauungsprobleme und holen sich deshalb zu spät Hilfe.
Doch selbst Ärztinnen und Ärzten passiert es, dass sie einen Herzinfarkt bei Frauen wegen unklarer Symptome verzögert diagnostizieren. All dies hat zur Folge, dass die Behandlung im Krankenhaus bei Frauen durchschnittlich deutlich später beginnt als bei Männern.
Herzinfarkt: Häufige Ursachen
Am häufigsten steckt ein Blutgerinnsel hinter einem Herzinfarkt. Ursache für dessen Entstehung ist meist eine Arteriosklerose der Herzkranzgefäße: die koronare Herzkrankheit (KHK). Dabei bilden sich in den Gefäßen Ablagerungen aus "Kalk" und Fett: sogenannte arteriosklerotische Plaques.
Wenn diese Plaques die Herzkranzgefäße verengen, erhält der Herzmuskel weniger sauerstoffreiches Blut als üblich. Betroffene bekommen das oft bei körperlicher Anstrengung zu spüren – etwa als Kurzatmigkeit oder Engegefühl in der Brust (Angina pectoris). Zudem kann eine Plaque plötzlich aufreißen, woraufhin sich ein Gerinnsel bildet: Dann entsteht womöglich ein Gefäßverschluss, der einen Herzinfarkt verursacht.
Schon gewusst?
Auch wenn die Herzkranzgefäße durch die Arteriosklerose (noch) nicht nennenswert verengt sind, können die Ablagerungen an den Gefäßwänden einreißen und einen Herzinfarkt verursachen.
Manchmal hat ein Herzinfarkt auch andere Ursachen als die koronare Herzkrankheit. So können die Herzkranzgefäße plötzlich durch ein eingeschwemmtes Blutgerinnsel verstopfen (Koronarembolie) oder sich verkrampfen und somit verengen (Koronarspasmus). Zu den selteneren Gründen für einen Myokardinfarkt zählen beispielsweise Entzündungen der Herzkranzgefäße und Verletzungen.
Risikofaktoren
Es gibt viele Faktoren, die – über einen längeren Zeitraum bestehend – das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen. Einige Ursachen für ein erhöhtes Infarktrisiko sind beeinflussbar, andere nicht. Zu Letzteren gehören vor allem:
- das Alter (je älter ein Mensch ist, desto höher ist sein Herz-Kreislauf-Risiko)
- das Geschlecht (bei Frauen treten Herzinfarkte rechnerisch später auf als bei Männern, da die weiblichen Geschlechtshormone bis zu den Wechseljahren einen gewissen Schutz vor Arteriosklerose bieten)
- die erbliche Veranlagung (das Risiko eines Menschen für einen Herzinfarkt gilt als umso höher, je mehr seiner Verwandten bereits einen Infarkt hatten und je jünger diese zu dem Zeitpunkt waren)
Doch auch jüngere Männer und Frauen ohne erbliche Vorbelastung können einen Herzinfarkt bekommen – vor allem, wenn einer oder mehrere der folgenden beeinflussbaren Risikofaktoren auf sie zutreffen:
- Übergewicht
- Rauchen
- Bluthochdruck
- erhöhte Blutfett- und Cholesterinwerte
- erhöhte Blutzuckerwerte
- psychische Belastung durch zwischenmenschliche Probleme
- Stress
- Bewegungsmangel
- ungesunde Ernährung
Wichtiger Hinweis
Meist liegt bei einem Herzinfarkt zumindest ein Teil der Ursachen in einer ungesunden Lebensweise.
Daneben können bestimmte Umstände oder Aktivitäten das Risiko für einen Herzinfarkt plötzlich vorübergehend erhöhen. Mögliche Ursachen für ein solches akut gesteigertes Infarktrisiko sind zum Beispiel:
- die frühen Morgenstunden
- körperliche Anstrengung
- mentaler Stress
- Kälte
- sexuelle Aktivität
- Trinken großer Mengen Alkohol
- Kaffeekonsum
- Konsum von Kokain oder anderen Drogen
- maßloses Essen
Überdies können verschiedene andere Erkrankungen einen Herzinfarkt (mit) verursachen. Dazu zählen etwa rheumatoide Arthritis, Schuppenflechte und Grippe. Weitere Risikofaktoren für Myokardinfarkte sind ein hoher Ruhepuls sowie der Gebrauch von Schmerzmitteln aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) bei koronarer Herzkrankheit.
Herzinfarkt: Diagnose
Die vorliegenden Symptome können auf einen Herzinfarkt hindeuten. Zur Diagnose sind jedoch spezielle Untersuchungen nötig, denn: Der Verdacht auf einen Myokardinfarkt lässt sich weder anhand typischer Beschwerden sicher bestätigen noch anhand untypischer Beschwerden widerlegen.
Die entscheidenden ersten Hinweise bei Verdacht auf einen Herzinfarkt liefern ein EKG und eine Blutuntersuchung:
- Ein EKG bzw. Elektrokardiogramm ist eine Aufzeichnung der Herzströme. Bei einem Herzinfarkt sind im EKG möglicherweise Veränderungen im Verlauf der Herzkurve erkennbar.
- Mithilfe der Blutuntersuchung lassen sich Blutwerte messen, die auf einen Infarkt hinweisen können. Als wichtigster Marker gilt kardiales Troponin (I oder T).
Ein EKG kann bei einem Myokardinfarkt helfen, dessen Typ und Alter sowie den im Herzmuskel betroffenen Bereich zu bestimmen. Allerdings kann das EKG trotz Herzinfarkt auch normal aussehen. Die Diagnose ist in einem solchen Fall also noch nicht abgeschlossen. Im Zweifelsfall sind erweiterte und/oder wiederholte Messungen der Herzströme sinnvoll.
Bei der Blutuntersuchung ist es in jedem Fall ratsam, das kardiale Troponin wiederholt zu bestimmen. Kardiales Troponin ist ein Muskeleiweiß, das nur im Herzmuskel vorkommt. Bei einem geschädigten Herzmuskel gelangt es vermehrt ins Blut. Um einen Herzinfarkt zu diagnostizieren, genügt eine einmalige Messung aber nicht, denn
- erstens steigt der Wert erst rund drei Stunden nach einem Herzinfarkt an, sodass anfangs oft noch kein Troponin im Blut messbar ist,
- zweitens kann das Troponin im Blut auch aufgrund einer chronischen Schädigung des Herzmuskels stetig erhöht sein.
Allgemein gilt: Je höher der Troponinwert, desto wahrscheinlicher liegt ein Herzinfarkt vor. Ausschlaggebend für die Diagnose ist aber, ob sich der Wert von Messung zu Messung verändert: Nur wenn er ansteigt oder sinkt, spricht dies für einen akuten Herzmuskelschaden.
Häufig untersuchen Ärztinnen und Ärzte das Herz nach einem Infarkt zusätzlich per Ultraschall. Diese sogenannte Echokardiografie kann zeigen, ob und wie stark die Pumpfunktion des Herzens vermindert ist. Um Verengungen oder Verschlüsse der Herzkrankgefäße aufzuspüren, erfolgt bei einem Myokardinfarkt außerdem eine Herzkatheteruntersuchung.
Herzinfarkt: Ärztliche Behandlung
Bei jedem Herzinfarkt ist eine schnelle Behandlung entscheidend für die Prognose: Je früher der Herzmuskel wieder ausreichend sauerstoffreiches Blut erhält, desto mehr Herzmuskelzellen lassen sich retten – und desto größer ist die Überlebenschance der Betroffenen.
Gut zu wissen
Wer innerhalb von vier Stunden nach einem Herzinfarkt eine geeignete Behandlung erhält, kann anschließend oft ohne jegliche Beeinträchtigungen weiterleben.
Darum besteht die Behandlung bei einem Herzinfarkt darin, akut verschlossene Herzkranzgefäße schnellstmöglich wieder zu öffnen, um die Schäden am Herzmuskel so gering wie möglich zu halten. Ziel der Therapie ist es auch, das Risiko für unmittelbare und spätere Komplikationen zu senken sowie akute Beschwerden zu lindern.
Notärztliche Behandlung
Die Notärztin oder der Notarzt verabreicht Medikamente gegen die teils heftigen Beschwerden, die ein Herzinfarkt auslösen kann. Zur Behandlung können etwa nitrathaltige Arzneimittel, Schmerzmittel, Beruhigungsmittel und/oder Medikamente gegen Übelkeit zum Einsatz kommen.
Zudem erhalten Menschen mit akutem Herzinfarkt bei der notärztlichen Behandlung schnell Gerinnungshemmer (wie Heparin) und Blutplättchenhemmer (wie Acetylsalicylsäure, ASS), um die Bildung von Blutgerinnseln in verengten Blutgefäßen zu verhindern.
Manchmal sind bei einem akuten Herzinfarkt als notärztliche Behandlung auch blutdrucksenkende Medikamente (Betablocker) nötig. Ist die Sauerstoffkonzentration im Blut zu niedrig, bekommen die Betroffenen zusätzlich Sauerstoff – entweder über eine Maske oder über einen Schlauch zur Nase.
Behandlung im Krankenhaus
Ist der akute Herzinfarkt notärztlich versorgt, findet die weitere Behandlung in einem Krankenhaus statt. Dort kommt die betroffene Person auf die Intensivstation oder in eine sogenannte CPU (für engl. "Chest Pain Unit" = Brustschmerzeinheit): Das ist eine auf die Diagnose und Therapie von Myokardinfarkten spezialisierte Abteilung.
In der Regel fällt dort die Entscheidung, den Herzinfarkt durch eine Angioplastie zu behandeln: Bei diesem Verfahren weitet die Ärztin oder den Arzt das verengte oder verschlossene Blutgefäß mithilfe eines Herzkatheters auf, um die Blutzufuhr zum Herzmuskel so schnell wie möglich wiederherzustellen. So läuft der Eingriff ab:
- Die Ärztin oder der Arzt schiebt den dünnen Herzkatheter, an dessen Spitze ein schlaffer Ballon sitzt, über eine Arterie in der Leiste oder am Handgelenk ins betroffene Gefäß vor.
- Hat die Spitze des Katheters die Engstelle erreicht, lässt sich der Ballon aufblasen, um das Gefäß aufzuweiten.
- Zudem lässt sich über den Katheter ein Röhrchen aus Drahtgeflecht (Stent) als Gefäßstütze in das Gefäß einsetzen, um die Stelle offen zu halten.
Gut zu wissen
Die meisten Menschen, die nach einem Herzinfarkt zur Behandlung einen Stent eingesetzt bekommen, sind anschließend schnell wieder fit.
Manchmal kommen auch nur Medikamente zum Einsatz, um das verschlossene Blutgefäß nach einem Herzinfarkt wieder zu öffnen. Diese Behandlung heißt fachsprachlich Thrombolyse: Dabei erhalten die Betroffenen über einen Tropf ein schnell wirkendes Mittel zur Auflösung (= Lyse) des im Gefäß steckenden Blutpfropfens (= Thrombus).
Weitere Behandlung
Mit der Wiederherstellung der Blutversorgung des Herzens nach einem Herzinfarkt ist die Behandlung noch nicht vorbei: Um weitere Myokardinfarkte zu verhindern und das Risiko für Folgeerkrankungen zu senken, empfiehlt es sich, langfristig Medikamente einzunehmen. Geeignet sind vor allem:
- Acetylsalicylsäure (ASS) in niedriger Dosierung, um Blutgerinnseln vorzubeugen
- Statine, um die Cholesterinwerte zu senken und so die Gefäßwände zu schützen
Zudem ist im Anschluss an die Herzinfarkt-Behandlung eine kardiologische Rehabilitation sinnvoll. Die Reha soll den Betroffenen helfen, körperlich und psychisch bestmöglich gesund zu werden (und zu bleiben) und so gut es geht wieder in ihr normales Leben zurückzufinden. Typische Rehamaßnahmen sind etwa:
- Bewegungstraining
- Schulung zum Umgang mit der Herzkrankheit
- psychologische Beratung und Unterstützung
Herzinfarkt: Erste Hilfe
Neben der schnellen medizinischen Therapie ist bei einem Herzinfarkt auch die Erste Hilfe vor Ort durch Anwesende von großer Bedeutung: Wer bei einer anderen Person mögliche Anzeichen für einen Myokardinfarkt erkennt und weiß, was dann zu tun ist, kann tatsächlich Leben retten.
Das Risiko, dass bei einem Herzinfarkt die Erste Hilfe zu spät erfolgt, ist jedoch hoch. Denn in vielen Fällen fehlen deutliche Symptome wie heftige Brust- oder Armschmerzen und Todesangst. Nicht nur Anwesende, sondern auch Betroffene selbst kommen dann oft verspätet (oder gar nicht) auf die Idee, dass ein Notfall wie ein Myokardinfarkt vorliegen könnte.
Darum ist es wichtig, mögliche Symptome für einen Herzinfarkt immer ernst zu nehmen – egal, wie schwach sie ausgeprägt sind. Wer auch nur den kleinsten Verdacht auf einen Myokardinfarkt hat, sollte also sofort den Rettungsdienst rufen (Notrufnummer 112). Dabei gilt: Keine Angst vor falschem Alarm!
Ist der Notruf abgesetzt, sollten Helfende die betroffene Person auf keinen Fall allein lassen. Denn bei einem Herzinfarkt kann es jederzeit plötzlich zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommen, der schnelle Erste-Hilfe-Maßnahmen erfordert. Doch auch ohne solche Komplikationen können Helfende noch einiges tun, bis der Rettungsdienst eintrifft – vor allem:
- die betroffene Person beruhigen (und dabei auch selbst möglichst viel Ruhe ausstrahlen),
- sie bequem und mit leicht erhöhtem Oberkörper lagern,
- beengende Kleidung lockern, um die Atmung zu erleichtern,
- für frische Luft sorgen (also etwa in Innenräumen das Fenster öffnen) und
- eventuell bereits verfügbare Notfallmedikamente (wie Nitrate) geben.
Und was tun, wenn es bei einem Herzinfarkt zu Bewusstseinsverlust und Atemstillstand kommt? Dann ist als Erste-Hilfe-Maßnahme eine Herzdruckmassage zur Wiederbelebung (Reanimation) notwendig. Sind mehrere Helfende anwesend und steht ein automatisierter externer Defibrillator zur Verfügung, empfiehlt es sich, diesen einzusetzen.
Gut zu wissen
Wo automatisierte externe Defibrillatoren zu finden sind, zeigen meist Schilder mit der Beschriftung "AED" und/oder einem oft weißen Herzsymbol auf grünem Hintergrund.
Herzinfarkt: Mögliche Folgen
Ohne rechtzeitige medizinische Hilfe hat ein Herzinfarkt oft schwere Folgen. So können die frischen Schäden am Herzmuskel schnell zu Herzrhythmusstörungen mit Kammerflimmern führen: Dann zittert das Herz plötzlich nur noch, statt seine normalen Pumpbewegungen auszuführen. Unbehandelt sterben die Betroffenen innerhalb weniger Minuten.
Eine Herzschwäche – fachsprachlich: Herzinsuffizienz – kann ebenfalls direkt auf einen Herzinfarkt folgen. Sie entsteht, wenn so viele Herzmuskelzellen absterben, dass der restliche Herzmuskel nicht mehr die Kraft besitzt, um genug Blut durch den Körper zu pumpen. Die Organe erhalten zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe, wodurch sie unbehandelt innerhalb einiger Stunden oder Tage versagen können.
Langfristige Folgen
Auch ein überlebter Herzinfarkt kann spürbare Folgen für die Gesundheit haben. Hat beispielsweise ein größerer Teil des Herzmuskels einen bleibenden Schaden erlitten, sodass die Herzfunktion dauerhaft beeinträchtigt ist, besteht eine chronische Herzschwäche. Bemerkbar macht sich diese etwa durch
- Atemnot,
- Wasseransammlungen (Ödeme) im ganzen Körper oder
- kurze Bewusstlosigkeit infolge einer Minderdurchblutung des Gehirns.
Nach einem Herzinfarkt besteht zudem ein erhöhtes Risiko, in der Folge erneut einen Infarkt zu bekommen. Zu den weiteren möglichen Spätkomplikationen von Myokardinfarkten zählen:
- Ausbuchtung der Herzwand (Ventrikelaneurysma) mit Risiko für Kammerflimmern und weitere lebensbedrohliche Komplikationen
- arterielle Embolien mit Risiko für Schlaganfälle
- Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis)
Die gute Nachricht: Durch eine schnelle und richtige Hilfe lassen sich die bei einem Herzinfarkt drohenden Folgen oft verhindern. In der Regel bestehen dann sogar gute Chancen, dass sich das Herz vollständig erholt.
Und selbst wenn nach einem Herzinfarkt mit langfristigen Folgen zu rechnen ist: Häufig sind deren Auswirkungen weniger schwerwiegend, als es den Betroffenen zunächst erscheinen mag.
Allerdings ist es in jedem Fall ratsam, die Auslöser der Herzprobleme ernst zu nehmen und etwas dagegen zu tun. Zum Beispiel: Vorerkrankungen konsequent behandeln lassen und vorhandene Risikofaktoren möglichst ausschalten. Denn sonst bleibt das zugrunde liegende Problem nach überstandenem Herzinfarkt bestehen – mit der Folge, dass es zu weiteren Infarkten kommen kann.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- "Herzinfarkt". Online-Informationen der Deutschen Herzstiftung e. V.: www.herzstiftung.de (Abrufdatum: 30.1.2023)
- Online-Informationen des Statistischen Bundesamts Deutschland (Abrufdatum: 30.1.2023)
- "Herzinfarkt". Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: Januar 2023)
- "Myokardinfarkt". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 12.12.2022)
- "Herzinfarkt". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 13.7.2022)
- "Koronare Herzkrankheit (KHK)". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 20.10.2021)