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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Seit Monaten nicht verfügbar Lieferengpass bei Oxazepam: Welche Alternativen gibt es?
Lieferengpässe bei Medikamenten gehören mittlerweile zum Alltag. Derzeit betroffen ist Oxazepam. Wie reagieren Betroffene jetzt richtig?
Der aktuelle Lieferengpass bei Oxazepam, einem der am häufigsten verschriebenen Medikamente zur Behandlung von Angst- und Schlafstörungen, wirft für viele Patienten die Frage auf: Was tun, wenn dieses bewährte Arzneimittel nicht zu bekommen ist?
Glücklicherweise gibt es sowohl medikamentöse Alternativen als auch andere therapeutische Ansätze, die den Betroffenen helfen können. Ein Überblick.
Medikamentöse Alternativen zu Oxazepam
Oxazepam gehört zur Gruppe der Benzodiazepine, die für ihre angstlösenden, beruhigenden und schlaffördernden Eigenschaften bekannt sind. Wenn Oxazepam nicht erhältlich ist, können andere Vertreter dieser Medikamentenklasse in Betracht gezogen werden. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) nennt hierfür:
- Lorazepam: Ebenfalls ein kurzwirksames Benzodiazepin, das ähnlich wie Oxazepam gegen Angst und Schlafstörungen eingesetzt wird. Allerdings birgt es ein höheres Risiko für Abhängigkeit.
- Diazepam: Ein langwirksames Benzodiazepin, das oft bei generalisierten Angststörungen und Muskelverspannungen eingesetzt wird. Die lange Halbwertszeit kann jedoch zu anhaltender Sedierung führen.
- Alprazolam: Wirkt schneller und stärker angstlösend als Oxazepam, birgt jedoch ein höheres Abhängigkeitsrisiko.
Wichtiger Hinweis
Prinzipiell können alle gelisteten Arzneistoffe untereinander ausgetauscht werden, dies sollte jedoch immer individuell geprüft werden. Und: Alle Benzodiazepine sollten nur kurzfristig angewendet werden, da sie bei längerem Gebrauch abhängig machen können. Eine Rücksprache mit dem Arzt ist unerlässlich.
Für Patienten, die an Schlafstörungen leiden, können auch sogenannte Z-Substanzen, also Zolpidem und Zopiclon, eine Alternative sein. Diese wirken ähnlich wie Benzodiazepine, sind jedoch speziell für die Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen entwickelt worden. Ihr Vorteil: Sie führen weniger häufig zu Tagesmüdigkeit. Doch auch bei diesen Substanzen besteht das Risiko von Abhängigkeit und Toleranzbildung.
Weiterhin können einige Antidepressiva bei Angst- und Schlafstörungen wirksam sein, auch wenn sie ursprünglich für die Behandlung von Depressionen entwickelt wurden. Beispiele hierfür sind SSRI und SNRI (Markennamen Escitalopram und Venlafaxin), Mirtazapin und Trazodon.
Wichtiger Hinweis
Diese Medikamente machen in der Regel nicht abhängig, können aber Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Mundtrockenheit oder Schwindel verursachen.
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Nicht-medikamentöse Ansätze bei Angst- und Schlafstörungen
Bei Ängsten und Schlafproblemen müssen nicht zwangsläufig Medikamente zum Einsatz kommen. Vielfach bewährt haben sich auch folgende Ansätze:
- Psychotherapie: Die kognitive Verhaltenstherapie gilt als Goldstandard bei der Behandlung von Angst- und Schlafstörungen. Sie hilft, dysfunktionale Gedankenmuster zu erkennen und zu ändern, die Angst und Schlafprobleme aufrechterhalten.
- Entspannungstechniken: Bestimmte Entspannungsverfahren können den Stresspegel senken und den Schlaf fördern. Beispiele sind die progressive Muskelentspannung, Achtsamkeitsmeditation, Yoga und Atemübungen.
- Lebensstiländerungen: Kleine Anpassungen im Alltag können eine große Wirkung erzielen. Regelmäßige Bewegung etwa fördert die Ausschüttung von Endorphinen und verbessert die Schlafqualität. Auch geregelte Schlafenszeiten, Verzicht auf Koffein am Abend und eine ruhige Schlafumgebung helfen, Schlafstörungen zu minimieren (mehr dazu hier).
Fazit
Die gute Nachricht für Patienten, die von dem Oxazepam-Engpass betroffen sind, ist, dass es zahlreiche Alternativen gibt – sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse. Benzodiazepine können häufig durch andere Vertreter ihrer Klasse ersetzt werden. Auch Antidepressiva können für manche Betroffene eine wirksame Option darstellen.
Gleichzeitig bieten psychotherapeutische Ansätze und Lebensstiländerungen eine nachhaltige Lösung ohne Abhängigkeitsrisiko. Eine enge Absprache mit dem behandelnden Arzt ist entscheidend, um die passende Therapie zu finden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- bfarm.de: "Lieferengpässe für Humanarzneimittel"
- pharmazeutische-zeitung.de: "Benzodiazepine richtig austauschen"
- apotheke-adhoc.de: "Oxazepam: Lieferengpass ist 'kritisch'"
- gelbe-liste.de: "Benzodiazepine"
- akamai.mayoclinic.org: "Oxazepam (Oral Route)" (englisch)