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Rauchentwöhnung: Welchen Vorteil Schweden gegenüber Deutschland hat


Effektive Rauchentwöhnung
Schweden wird als erstes Land der Welt rauchfrei

Von t-online, lhe

Aktualisiert am 24.05.2023Lesedauer: 2 Min.
Eine Zigarette in einem Aschenbecher: In Schweden nur noch ein seltener Anblick.Vergrößern des Bildes
Eine Zigarette in einem Aschenbecher: In Schweden nur noch ein seltener Anblick.

Schweden ist auf dem besten Weg, das erste rauchfreie Land weltweit zu werden. Das haben die Skandinavier auch einer ganz bestimmten Substanz zu verdanken.

Die Zahl der Raucher geht weltweit zurück. Rauchten im Jahr 2000 noch 26,9 Prozent der Weltbevölkerung, waren es laut Statista im Jahr 2020 nur noch 17 Prozent – Tendenz sinkend. In Europa betrug der Anteil von Raucherinnen und Rauchern im Jahr 2020 allerdings noch 24,8 Prozent.

Nicht so in Schweden. Als erstes Land der Erde kann die skandinavische Republik sogar bald den Status "rauchfrei" beanspruchen. Nämlich, wenn die Raucherquote unter fünf Prozent fällt. Im Jahr 2020 betrug sie laut Statista sechs Prozent.

In Schweden gilt Rauchen nicht mehr als "normal"– im Gegensatz zu anderen Ländern, wo zwar das Rauchen im Restaurant vielleicht nicht mehr erlaubt ist, man sich im Biergarten aber trotzdem eine Zigarette anzünden kann. Das skandinavische Land hat das Rauchverbot in der Gastronomie bereits 2005 verhängt, seit 2019 gilt es auch auf diversen Außenflächen wie Haltestellen, Sport- und Spielplätzen und Außenbereichen von Bars und Restaurants.

Statt Zigaretten konsumieren die Schweden Snus

Die Verbote haben dazu beigetragen, dass Rauchen weitgehend aus dem gesellschaftlichen Bild Schwedens verschwunden ist. Und das, obwohl Zigaretten in dem Land vergleichsweise günstig sind. Eine Schachtel Marlboro kostet dort etwa 6,38 Euro, in Deutschland sieben Euro.

Dass Schweden weitestgehend rauchfrei ist, heißt aber nicht, dass es gar keinen Nikotin- oder Tabakkonsum mehr gibt. Die Schwedinnen und Schweden greifen zwar nicht mehr zur Zigarette – dafür steht aber Snus hoch im Kurs.

Snus ist feuchter Tabak, der als Pulver oder bereits verpackt in einem kleinen Zellulose-Beutel verkauft wird. Das Produkt klemmt man sich hinter die Ober- oder Unterlippe und lässt es dort für 15 bis 30 Minuten. Über die Mundschleimhaut gelangt das im Snus enthaltene Nikotin in die Blutbahn.

Snus ist nicht ungefährlich – aber besser als Zigaretten

Der Oraltabak wird in skandinavischen Ländern schon seit dem 17. Jahrhundert konsumiert. Für Schweden war es sogar eine Bedingung zum EU-Beitritt im Jahr 1995, dass Snus legal bleibt, woraufhin das Land eine Ausnahmegenehmigung erhielt. Im Rest der EU ist Snus weiterhin verboten.

Snus birgt – neben dem Suchtpotenzial durch das Nikotin – auch weitere gesundheitliche Gefahren. Einigen Studien zufolge steigt mit dem Konsum des Tabaks das Risiko für Entzündungen der Mundschleimhaut oder sogar Bauchspeicheldrüsenkrebs. Allerdings sind die Risiken im Gegensatz zum Konsum von Zigaretten sehr überschaubar.

Der Kampagne "Smoke Free Sweden 2023" zufolge sterben in Schweden nur halb so viele Menschen durch Lungenkrebs wie im EU-Durchschnitt. Umso paradoxer ist es, dass das weniger gefährliche Snus in der EU verboten ist, während die wesentlich schädlicheren Zigaretten legal sind.

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Deutschland ist geprägt vom "Idealbild der Abstinenz"

Denn die schwedische Strategie der Schadensminimierung wirkt – dank diverser Entwöhnungsoptionen, zu denen neben Snus auch E-Zigaretten zählen. Keines der Produkte ist vollkommen unschädlich, im Vergleich zu Zigaretten aber die bessere Alternative.

Der Frankfurter Suchtforscher Heino Stöver erklärt gegenüber dem "Spiegel", dass dieser Strategie in Ländern wie Deutschland vor allem eins im Weg steht – das "Idealbild der Abstinenz". Dies sei allerdings zu eindimensional. Schweden habe mit der "Diversifikation der Rauchentwöhnungsstrategien" ein "Kunststück" geschaffen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • de.statista.com: "Prävalenz des Rauchens nach WHO-Region weltweit in den Jahren von 2000 bis 2025" (Stand 2023)
  • swissdentaljournal.org: "Snus und die Beeinträchtigungen der Mundgesundheit" (PDF, September 2016)
  • spiegel.de: "Schweden wird rauchfrei"
  • Twitter-Profil von "Smoke Free Sweden"
  • pubmed.ncbi.nlm.nih.gov: "The scientific foundation for tobacco harm reduction" (Englisch, Juli 2011)
  • pubmed.ncbi.nlm.nih.gov: "Systematic review of the relation between smokeless tobacco and cancer in Europe and North America" (Englisch, 2009)
  • Lancet: "Oral use of Swedish moist snuff (snus) and risk for cancer of the mouth, lung, and pancreas in male construction workers: a retrospective cohort study" (Englisch, 2007)
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