t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeGesundheitKrankheiten & SymptomeSuchterkrankungen

Drogen – Cannabis oder Alkohol: Was ist schädlicher?


Gesundheitscheck
Kiffen oder Alkohol trinken – was schädlicher ist

Von dpa, mra

Aktualisiert am 26.06.2024Lesedauer: 4 Min.
Alkohol und Cannabis: Beide Drogen haben unterschiedliche schädliche Wirkungen auf den Körper.Vergrößern des BildesAlkohol und Cannabis: Beide Drogen haben unterschiedliche schädliche Wirkungen auf den Körper. (Quelle: Matthew Micah Wright/getty-images-bilder)

Alkohol ist in Deutschland eine Volksdroge mit jahrhundertealter Tradition. Cannabis verbreitet sich erst seit einigen Jahrzehnten und ist nun legal. Doch welche Substanz ist schädlicher?

Wer ab und zu einen Joint raucht, führt gern als Argument an, dass Alkohol gesundheitsschädlicher sei als Marihuana oder Haschisch. Doch stimmt das? Wie schätzen Wissenschaftler die Gefahren für die Gesundheit ein? Ein Faktencheck.

Wie wirken Alkohol und Cannabis im Körper?

Alkohol ist ein Zellgift, das schnell über die Blutbahn in den gesamten Körper gelangt. Im Gehirn verändert Alkohol die Informationsübertragung, bei größeren Mengen kann es zu einer Alkoholvergiftung kommen.

Die Hanfpflanze Cannabis sativa enthält mehr als 60 Cannabinoide, von denen das THC als stärkste psychoaktive Substanz eingestuft wird. Im ganzen Körper gibt es Rezeptoren, an denen körpereigene Cannabinoide, aber auch THC andocken. Generell sind die Effekte von Alkohol besser erforscht, bei Cannabis kommt die Schwierigkeit hinzu, dass der THC-Gehalt der Pflanzen höchst unterschiedlich sein kann.

Wichtig

Unbestritten ist es am gesündesten, weder Alkohol zu trinken noch zu kiffen. Dieser Vergleich soll nur aufzeigen, was Mediziner über die Folgen des Konsums der beiden berauschenden Substanzen wissen.

Welche akuten negativen Folgen hat der Konsum?

Beide Substanzen wirken sehr schnell auf das Gehirn. Konzentration und Gedächtnisleistung schwinden. Alkoholeinfluss ist eine der häufigsten Unfallursachen im Straßenverkehr, auch Cannabis beeinträchtigt die Fahrtüchtigkeit. Alkohol steigert bei manchen Menschen die Aggressivität – fast jede dritte Gewalttat geschieht unter Alkoholeinfluss. Cannabis wirkt zwar bei vielen entspannend und beruhigend, es kann aber auch Angst und Panik auslösen.

Experten sind sich zudem einig, dass es keinen gesunden Cannabiskonsum gibt. Jeder gerauchte Joint birgt eine Gesundheitsgefahr. Auch wenn der gelegentliche Konsum nicht sofort abhängig oder krank macht, gibt es verschiedene Gesundheitsrisiken. Das Rauchen kann die Atemwege schädigen und beim Verzehr von Cannabis besteht die Gefahr der Überdosierung, da die Wirkung erst verzögert einsetzt.

Welche langfristigen Schäden drohen durch Alkohol und Cannabis?

Wer Alkohol trinkt, schadet seiner Gesundheit und senkt seine Lebenserwartung. Viele denken bei dem Thema nur an Alkoholabhängigkeit. Es seien aber mehr als 200 Krankheiten bekannt, die durch Alkoholkonsum begünstigt oder direkt verursacht werden, sagt Ulrich John, Sozialmediziner von der Universitätsmedizin Greifswald. Zu ihnen zählen viele Leber-, Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Jüngste Studien widerlegen zudem den Mythos, dass Alkohol in Maßen einen generell positiven Effekt habe. So steigt zum Beispiel das Brustkrebsrisiko schon bei drei bis sechs Gläsern Alkohol pro Woche.

Bei Cannabis gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang mit Erkrankungen wie Depressionen oder Hodenkrebs. Mehrere Studien belegen, dass das Psychose-Risiko steigt – insbesondere wenn früh mit dem Kiffen begonnen wird.

Wie viele Todesfälle gibt es durch die beiden Drogen?

Nach Schätzungen des Suchtforschers Jakob Manthey waren im Jahr 2016 etwa fünf Prozent aller registrierten Todesfälle – also rund 44.000 – auf den Konsum von Alkohol zurückzuführen. Vergleichbare Schätzungen für die gesundheitlichen Auswirkungen von Cannabis liegen für Deutschland nicht vor.

Es sei jedoch plausibel anzunehmen, dass auch Todesfälle aufgrund von Cannabiskonsum zu beklagen sind, sagt der Psychologe, der am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) forscht. 2019 beispielsweise seien 52 Personen durch Verkehrsunfälle, bei denen Cannabis oder andere Drogen eine Rolle gespielt hätten, ums Leben gekommen. Zudem rauchten mehr als 80 Prozent der Konsumenten Cannabis zusammen mit Tabak, womit sie sich einem erhöhten Krebsrisiko aussetzen.

Wie gefährdet sind Kinder und Jugendliche?

Sowohl Alkohol- als auch Cannabiskonsum im Jugendalter schädigen die Gehirnentwicklung. Der Kinder- und Jugendpsychiater Rainer Thomasius warnt vor Hirnschädigungen selbst durch gelegentlichen Cannabiskonsum. Das Gehirn sei auch mit 18 Jahren noch nicht ausgereift, sagt der Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am UKE. Es drohten Minderungen der Intelligenz, Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit.

Laut einer Studie erhöht sich das Risiko, erstmalig an einer Psychose zu erkranken, bei täglichem Cannabiskonsum je nach THC-Gehalt um das Drei- bis Fünffache. Notwendig seien Psychose-Früherkennungszentren, sagt der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Berliner Charité, Andreas Heinz. "Wenn eine Gesellschaft sich eine Droge leistet, muss sie sich um die kümmern, die unter die Räder kommen."

Im Jugendalter ist zudem die Gefahr größer, mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus zu landen. Wer früh mit dem Trinken beginnt, trinkt auch später oft zu viel, wird abhängig oder hat bereits im Alter von 40, 50 Jahren Folgeerkrankungen wie eine Fettleber.

Wie hoch ist das Suchtpotenzial von Alkohol und Cannabis?

Dem Epidemiologischen Suchtsurvey 2018 zufolge konsumieren 6,7 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 18 und 64 Jahren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Etwa 1,6 Millionen Menschen dieser Altersgruppe gelten als alkoholabhängig. Der gleichen Untersuchung zufolge haben 3,7 Millionen Menschen mindestens einmal innerhalb der letzten zwölf Monate Cannabis konsumiert, 309.000 Personen seien abhängig von Cannabis.

Während der Alkohol- und Tabakkonsum bei jungen Menschen zurückgeht, wird das Kiffen laut Befragungen beliebter. Mediziner schätzen das Suchtpotenzial beider Substanzen ähnlich ein.

Fazit

Sowohl Alkohol als auch Cannabis können kurzfristige und langfristige Gesundheitsschäden mit sich bringen. Die mit dem Kiffen verbundenen Risiken sind im Vergleich zu Alkohol allerdings in der Regel weniger gefährlich. Alkohol verursacht zudem deutlich mehr Todesfälle.

Beide Substanzen können süchtig machen und wirken sich vor allem im jungen Alter fatal auf die Gehirnentwicklung aus. Die Entzugserscheinungen sind jedoch bei Alkohol deutlich schwerwiegender.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • who.int: "Alkohol, E-Zigaretten, Cannabis: neuer Bericht von WHO/Europa zeigt besorgniserregende Trends beim Substanzgebrauch unter Jugendlichen"
  • dhs.de: "Alkohol: Zahlen, Daten, Fakten"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website