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Richtig investieren: Das sind die Gewinner der hohen Inflation


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Entwertung des Geldes
Das sind die Gewinner der hohen Inflation


12.05.2022Lesedauer: 7 Min.
Profitieren von einer hohen Inflation: Der Staat kann seine Schulden bei einer höheren Inflationsrate schneller abbauen.Vergrößern des Bildes
Profitieren von einer hohen Inflation: Der Staat kann seine Schulden bei einer höheren Inflationsrate schneller abbauen. (Quelle: Heike Aßmann/t-online)
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Für Sparer sind es schlechte Zeiten: Die Inflation sorgt dafür, dass das Geld auf dem Konto immer weniger wert wird. Doch die hohe Teuerungsrate hat auch ihre Vorteile – zumindest für manch einen.

Das Geld der Deutschen verliert immer stärker an Wert. Im April lagen die Preise im 7,4 Prozent höher als im selben Monat des Vorjahres. Die Inflationsrate ist damit so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr.

Vielen Menschen macht das Angst, manch einer ist gar in seiner Existenz bedroht. Doch die hohe Inflationsrate ist nicht zwangsläufig etwas Schlechtes – zumindest nicht für alle, sagt der Börsenexperte Thomas Gebert.

"Bei jedem Inflationsschub gibt es auch immer viele Gewinner", erklärt er im Gespräch mit t-online. Denn: Bei einer Inflation geht kein Geld verloren – es profitieren nur andere davon. Die Kaufkraft, die Sparern auf der einen Seite durch die hohe Inflationsrate genommen wird, gewinnen auf der anderen Seite andere Gruppen zurück. Die Inflation habe daher in der Vergangenheit Vermögen nicht nur zerstört. Sie hat in vielen Fällen Reichtum sogar erst ermöglicht.

Die deutlichsten Beispiele finden sich etwa in der Geschichte der Weimarer Republik. Als die Reichsmark in einer beispiellosen Abwärtsspirale versank, verloren viele Menschen alles. Doch ausgerechnet Menschen, die sich zuvor tief verschuldet hatten, gingen als Gewinner aus der Jahrhundertkrise – und bildeten die Grundlage für ein Vermögen über Generationen. t-online erklärt, wer wie sonst noch von der Teuer-Welle profitiert.

Der Staat als größter Gewinner

Keine Inflation ist auch keine Lösung – zumindest für den Staatshaushalt. Zwar betrachten viele Politiker die aktuelle Inflation von 7,4 Prozent mit Sorge. Auf null Prozent sollte sie nach Ansicht von Politik und Zentralbank aber auch nicht sinken. Jahrelang hat die EZB bemängelt, dass die Inflation im Euroraum zu gering sei – und eine jährliche Rate von zwei Prozent als Ideal angestrebt.

Primär geht es dabei ums Wirtschaftswachstum. Die meisten Ökonomen sind der Überzeugung: Bei einer Inflationsrate von zwei Prozent wächst die Wirtschaft stark genug, um die Kaufkraftverluste auszugleichen.

Es gibt aber auch noch einen anderen, weniger oft erwähnten Grund: Inflationsschübe sind ein Geschenk für Schuldner. Und die größten Schulden hat der Staat. Aktuell beläuft sich die Staatsverschuldung in Deutschland laut der Schuldenuhr des Bundes Deutscher Steuerzahler auf einen Wert von 2,36 Milliarden Euro.

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Die Corona-Pandemie hatte die Regierung dazu gedrängt, eine Vielzahl neuer Schulden aufzunehmen, und auch der Krieg in der Ukraine dürfte zu einer signifikanten Verschuldung führen.

"Nutznießer Nummer eins der Inflation ist daher immer der Staat – denn während die Kaufkraft der Spareinlagen sinkt, verringert sich zeitgleich auch die Kaufkraft der Schulden", erklärt Gebert. Der Staat kann die Schulden also schneller abbauen, wenn die Inflation höher ausfällt. Das würde in der Konsequenz auch den Verbrauchern am Ende zugutekommen. "Denn am Ende sind der Staat wir alle."

Unternehmen profitieren durch Schuldenabbau

Die steigenden Preise für Strom, Öl oder andere Energieträger und Rohstoffe belasten Unternehmen, wenn die Inflationsraten in die Höhe schießen. Aber: Viele können diese Mehrausgaben auch wieder an ihre Kunden weitergeben.

Das demonstriert auch die aktuelle Teuer-Welle: So viele Unternehmen wie noch nie wollen ihre Preise erhöhen, zeigt eine aktuelle Umfrage des Münchener Ifo-Instituts unter Unternehmern. Besonders häufig gaben Unternehmen aus dem Großhandel an, ihre Preise anzupassen, auch im Einzelhandel und der Industrie wollen viele Unternehmer diesen Schritt gehen.

Damit sorgen die Unternehmen selbst dafür, dass die Inflation hoch bleibt. Denn umso mehr die Preise in verschiedenen Branchen steigen, desto weniger bekommen Verbraucher für ihr Geld als Gegenwert. Die Kaufkraft sinkt also weiter.

"Kaufhauskönige haben ihr Vermögen aus dieser Zeit gezogen"

Für Unternehmen ist das allerdings weniger ein Grund zur Sorge als für den einfachen Sparer. Denn während sie die Risiken in Form von höheren Preisen an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben, sinkt auch bei ihnen das reale Gewicht der Schulden.

Zudem hat die Industrie mit ihren Maschinen einen physischen Gegenwert. Besonders in schweren Inflationszeiten war das Kapital der Firmen eine Sicherheit. "Die großen Kaufhauskönige Deutschlands haben ihr Vermögen aus dieser Zeit gezogen", sagt Gebert. Zwar litten die Konsumtempel damals auch unter dem Kaufkraftverlust der Kunden, zeitgleich konnten sie ihre Schulden äußerst schnell abbezahlen und besaßen nach der Krise etwa häufig die Immobilien, in denen sie ihre Warenhäuser angesiedelt haben.

Thomas Gebert ist einer der bekanntesten deutschen Börsenexperten. Seit Jahrzehnten beobachtet er das Geschehen an den Finanzmärkten und gilt als einer der Pioniere der quantitativen Börsenanalyse. Der von ihm entwickelte Gebert-Indikator wird heutzutage von vielen großen Investmentfirmen als Referenzwert benutzt. Vor Kurzem veröffentlichte Gebert sein neues Buch "Der Inflationsschutzratgeber".

Kippt allerdings die Stimmung in der Bevölkerung, ergibt sich für die Unternehmen ein weiterer Risikofaktor. Bleibt die Inflation lange Zeit auf einem zu hohen Niveau, beginnen die Kunden sich einzuschränken und die Unternehmen können deutlich weniger verkaufen.

Immobilienbesitzer können sich freuen

Eine Hyperinflation wie 1923 droht bei der aktuellen Inflationswelle glücklicherweise nicht. Dennoch sind auch heute Hausbesitzer die Gewinner der Krise – und das gleich im doppelten Sinne. Wer in den vergangenen Jahren eine Immobilie zum historischen Niedrigzins finanziert hat, kann sich nun durch die Inflation über eine verminderte Schuldenlast freuen.

Zeitgleich rechnen viele Experten auch in der Zukunft mit steigenden Immobilienpreisen. Die Wohnung oder das Haus gewinnt also an Wert, während die tatsächliche Belastung durch die Schulden in Folge der Inflation nachlässt.

Lohnen sich Immobilien also als Investment in Zeiten hoher Inflation? "Wenn man die Immobilie selbst bewohnt, ist das ein netter Nebeneffekt", sagt Gebert. Als Inflationsschutz bieten sich Immobilien aber weniger an. Denn selbst wenn die eigene Immobilie deutlich im Wert steigt, kann der Besitzer die Rendite nur realisieren, wenn er verkauft. "Immobilien lohnen sich daher vielmehr als Absicherung für nachfolgende Generationen", sagt Gebert.

Immobilien schlagen die Inflation nicht

Immobilien zu vermieten, lohne sich in vielen Fällen nicht. Denn in diesem Fall kommen auf den Investor weitere Kosten zu, etwa Renovierungen, Sanierungen, Verwaltungskosten und Grundsteuern.

Zudem ist der Wertzuwachs bei Immobilien geringer als bei anderen Anlagen, sagt der Börsenexperte. "Wenn man es über Jahrzehnte vergleicht, haben wir bei Immobilien etwa einen Wertzuwachs, der auf einem Niveau mit der Inflation ist", erklärt der Börsenexperte. In der Summe verliert der Anleger also kein Geld, aber er schlägt die Inflation auch nicht.

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Aktionäre kommen gut weg

Wer zu Beginn des Jahres die Rohöl- oder die Erdgaspreise an den Weltmärkten beobachtet hat, weiß: Jede Krise bietet an den Börsen die Chancen auf große Gewinne. Wer langfristig anlegt, muss aber nicht auf einzelne Branchen oder bestimmte Rohstoffe setzen, sondern schlägt allein mit einem Mix an Branchen, etwa durch einen ETF (mehr dazu lesen Sie hier), bereits die Inflation.

"Über die Jahrzehnte lag ein Investment in den Dax langfristig immer etwa zwei Prozent über der Inflationsrate", erklärt Gebert. Denn Aktien sind Anteilsscheine an Unternehmen – als Anleger profitiert man daher auch vom Erfolg beziehungsweise einer Erholung des Unternehmens nach einer Krise. "Die zwei Prozent, die der Dax über der Inflationsrate performt, geben dabei in etwa das Wachstum der Wirtschaft in diesem Zeitraum wieder", sagt Gebert.

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Und dennoch fliehen Privatanleger aus den Märkten, wenn die Kurse in Krisen einbrechen. Aktien wirken in den Krisen für den einfachen Beobachter nicht wie ein sicheres Investment. Auch in einer akuten Inflationsphase – wie sie Deutschland aktuell erlebt – leiden Aktien.

Börse werde sich langfristig stabilisieren

"Das ist aber nur von kurzer Dauer", so Gebert. "Es waren zwei sehr ungewöhnliche Ereignisse – eine weltweite Pandemie und ein Kriegsausbruch in Europa – die zu dieser Inflation geführt haben. In ein bis zwei Jahren wird die Inflation wieder auf einem normalen Niveau sein – sofern es keine neuen einschneidenden Veränderungen auf der Welt gibt."

Die Börse wird sich langfristig also wieder beruhigen. Wer sein Geld in der Krise vor der Inflation schützen will, sollte diese Zeiten folglich als Chance sehen. Anstatt alle Ersparnisse aus den Börsen zu ziehen und der Inflation zu überlassen, sollten Anleger die niedrigen Kurse eher als günstige Einstiegsmöglichkeiten sehen und langfristig halten.

Wer dabei auch kurzfristig keine Kursachterbahn beobachten möchte, sollte auf Aktien setzen, die weniger konjunkturabhängig sind, empfiehlt Gebert – besonders mit Ausblick auf eine Rezession, wie der Börsenexperte sie spätestens für das Jahr 2024 erwartet. "Konsumgüterhersteller, Stromunternehmen, Lebensmittelunternehmen wie etwa Nestlé sind in diesen Zeiten gute Branchen", sagt Gebert. "Kaffee und Schokolade verkaufen sich auch in Krisen."

Gold als sicherer Hafen

Auch Gold wäre in diesen Zeiten ein gutes Investment. Es gilt als sicherer Hafen in Krisen und verhält sich anders als andere, volatilere Rohstoffe wie etwa Öl. "Gold profitiert, wenn langfristig die Inflation sinkt und damit auch der Zins sinkt", erklärt Gebert. Er rechnet daher mit einer erhöhten Nachfrage nach dem Edelmetall in den kommenden Monaten. "2023 ist die Zeit für Gold", so Gebert.

Das zeigt: Krisen können für bestimmte Menschen durchaus eine Chance sein – allerdings gibt es bei jeder Inflation auch große Verlierer. Denn um von einer geringeren Schuldenlast zu profitieren, muss man zuerst genügend Geld haben, um von einer Bank einen Kredit zu bekommen.

Wer sein Erspartes auf einem Sparbuch anlegt, kann in der Inflation beobachten, wie das Geld immer weniger Wert wird. Wer keine Ersparnisse hat, muss in Zeiten der hohen Inflation seine Ausgaben reduzieren. Für viele Deutsche bedeutet das, beim Essen zu sparen, wie eine Umfrage der Beratungsgesellschaft McKinsey zeigt. Mehr als jeder zweite Befragte mit geringem Einkommen will nun weniger im Supermarkt ausgeben.

Anlegen geht bereits mit kleinen Summen

Es zeigt: Wer vorher genügend Geld hatte, um es anzulegen, ist der Gewinner. Wer schon vorher finanzielle Schwierigkeiten hatte, verliert das letzte Polster. "Die Inflation verschärft die soziale Ungleichheit in Deutschland weiter", sagt Experte Gebert.

Auch am Aktienmarkt investieren vor allem wohlhabende Anleger – denn bei vielen Deutschen ist die Angst vor der Börse noch groß. Dabei braucht es für ein Investment in Aktien keine großen Summen. Viele Broker bieten bereits Sparpläne ab Beträgen von 25 Euro aufwärts im Monat an (mehr dazu lesen Sie hier).

Wer also Ersparnisse hat, die er in den kommenden Jahren nicht ausgeben möchte, kann in Zeiten der Inflation dennoch den Einstieg an die Börse wagen – und langfristig gesehen die Teuerungsrate schlagen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Thomas Gebert
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