Neue Zahlen zu Importen So abhängig ist Deutschland von Seltenen Erden aus China

Für die Energiewende und Hochtechnologie sind sie unerlässlich: Seltene Erden wie Cer, Neodym oder Terbium. Noch kommen zwei Drittel der Rohstoffe aus China. Das soll sich ändern.
Deutschland ist bei den als Rohstoff für viele Hochtechnologie-Produkte benötigten Seltenen Erden besonders stark auf China angewiesen. Im vergangenen Jahr kamen 65,5 Prozent der importierten Menge aus der Volksrepublik, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Zum Vergleich: Die Europäische Union bezog nur 46,3 Prozent von dort. Der zweitwichtigste EU-Partner bei Seltenen Erden ist Russland mit einem Importanteil von 28,4 Prozent, gefolgt von Malaysia mit 19,9 Prozent.
Im Vergleich zum Vorjahr nahm die deutsche China-Abhängigkeit nur leicht ab: 2023 lag der Anteil noch bei 69,1 Prozent. Zweitwichtigstes Herkunftsland für Deutschland ist aktuell Österreich mit einem Importanteil von 23,2 Prozent. Darauf folgt mit deutlichem Abstand Estland mit 5,6 Prozent. "In diesen beiden EU-Ländern werden Seltene Erden weiterverarbeitet, die ursprüngliche Herkunft ist statistisch nicht nachweisbar", hieß es.
China verhängt US-Exportbeschränkungen
Seltene Erden – die etwa für den Bau von Akkus für E-Autos, Halbleitern oder Magneten für Elektromotoren benötigt werden – spielen im aktuellen Handelskonflikt eine große Rolle. China hat vor wenigen Tagen als Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle auf Importe neue Ausfuhrbeschränkungen für Seltene Erden verhängt.
Die EU hat einige Rohstoffe als strategisch wichtig eingestuft, darunter aufgrund ihrer Verwendung in Magneten die Seltenen Erden Neodym, Praseodym, Terbium, Dysprosium, Gadolinium, Samarium und Cer. So besiegelte die EU unter anderem das Gesetz für kritische Rohstoffe. Das Ziel: Bis 2030 soll der Import aus einem einzigen Land auf maximal 65 Prozent des Bedarfs begrenzt und so die Abhängigkeit verringert werden. So sollen unter anderem die Eigenproduktion und das Recycling der Rohstoffe in der EU gestärkt werden.
Auch in Deutschland gibt es erste Projekte zum Recycling und zur Weiterverarbeitung von Lithium, das zwar nicht zu den Seltenen Erden, wohl aber zu den kritischen Rohstoffen zählt:
- In der Lausitz veredelt das kanadisch-deutsche Unternehmen Rock Tech Lithium, das in Minen in Kanada gewonnen wird. Die Produktion am alten Braunkohle-Standort im brandenburgischen Guben soll spätestens Ende 2027 anlaufen.
- Am Oberrheingraben gewinnt das in Karlsruhe ansässige Unternehmen Vulcan Lithium aus dem Tiefenwasser von Geothermie-Anlagen. Erste Pilotversuche laufen etwa rund um die pfälzische Universitätsstadt Landau. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz war in der Boom-Region schon zu Besuch.
Beide Vorhaben wurden von der EU zuletzt als strategisch wichtige Projekte eingestuft. Der deutsche Europaabgeordnete Matthias Ecke (SPD) stellte dazu grundsätzlich fest: "Die Verfügbarkeit von Rohstoffen ist entscheidend für die Technologien der Zukunft. Es ist richtig, wenn es für strategische Projekte auf europäischem Boden kürzere Genehmigungsverfahren und finanzielle Unterstützung gibt."
In der EU wird die Lage auf dem begehrten Rohstoffmarkt in einer jährlichen Analyse ermittelt: dem Critical Raw Materials Report. Deutschland führte demnach im vergangenen Jahr weniger Seltene Erden ein: Die Menge der Metalle ging von 5.900 Tonnen (Wert: 66,0 Millionen Euro) im Jahr 2023 auf 5.200 Tonnen (Wert: 64,7 Millionen Euro) zurück. Damit sank die Importmenge um 12,6 Prozent. Den Höchststand der vergangenen zehn Jahre wurde 2018 mit 9.700 Tonnen erreicht.
USA erzielen Einigung mit der Ukraine
"Bei einigen der Seltenen Erden hat China als Herkunftsstaat einen besonders hohen Anteil", teilte das Statistische Bundesamt mit. So kamen nach Deutschland importierte Lanthanverbindungen im vergangenen Jahr zu 76,3 Prozent aus der Volksrepublik. Diese Verbindungen, die unter anderem für die Herstellung von Akkus genutzt werden, machten gut drei Viertel der gesamten Importmenge Seltener Erden aus. "Neodym, Praseodym und Samarium, die unter anderem für Dauermagneten in Elektro-Motoren verwendet werden, wurden nahezu vollständig aus China importiert", hieß es.
Die USA hatten sich zuletzt mit der Ukraine auf ein Rohstoffabkommen geeinigt. Es soll am 26. April unterzeichnet werden. Dem Ifo-Institut zufolge besitzt die Ukraine Reserven für zwei Drittel der 34 von der EU als kritisch eingestuften Rohstoffe. "Damit die Ukraine mittelfristig ein zentraler Partner für die europäischen Lieferketten werden kann, braucht es mehr als Bergbau", sagte Ifo-Forscherin Isabella Gourevich. "Es müssten auch Investitionen in die Verarbeitung und Raffinierung dieser Rohstoffe folgen – in der Ukraine selbst oder in Zusammenarbeit mit EU-Ländern."
Die Rohstoffreserven der von Russland überfallenen Ukraine seien für die Energiewende, E-Mobilität und digitale Technologien in Europa entscheidend. Unter ihnen besonders prominent sind demnach Mangan, Titan, Grafit sowie Lithium, Kobalt, Kupfer und Nickel. Einige dieser Bodenschätze bilden die Bestandteile für Lithium-Ionen-Batterien.
- Nachrichtenagentur Reuters
- www.ec.europa.eu: "Study on the critical raw materials for the EU 2023"
- Pressemitteilung Vulcan: "Bundeskanzler Olaf Scholz besucht Vulcans Anlagen für Erdwärme und Lithiumextraktion in Landau"
- Pressemitteilung Rock Tech: "Rock Tech Lithium Achieves Milestones at Guben Converter Site"