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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Frag t-online Wie viele Jahre kann man Kryptoverluste gegenrechnen?
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Jeden Tag beantwortet ein Experte aus der t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute: Wie viele Jahre kann man Kryptoverluste gegenrechnen?
Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum haben seit der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten zahlreiche Investoren angelockt und Milliarden Dollar an Anlagegeld eingesammelt. Die Marktkapitalisierung von Bitcoin beträgt derzeit 1,94 Billionen Euro, basierend auf einem Preis von rund 98.000 Euro pro Bitcoin und einer in Umlauf befindlichen Menge von 19,81 Millionen Bitcoins.
Wer früh eingestiegen ist, kann sich über hohe Gewinne freuen. Doch was passiert, wenn die Investition nicht den erhofften Gewinn bringt? Lassen sich Verluste aus Kryptogeschäften von der Steuer absetzen? Und vor allem die Frage: Wie viele Jahre rückwirkend ist das möglich? Das wollte ein t-online-Leser wissen.
Entstehung von Kryptogewinnen und -verlusten
Ein Gewinn aus Kryptowährungen entsteht, wenn der Verkaufspreis über dem ursprünglichen Kaufpreis liegt. Umgekehrt entsteht ein Verlust, wenn der Verkaufspreis niedriger ist. Ein Beispiel: Kaufen Sie Bitcoin-Anteile für 5.000 Euro und veräußern sie später für 7.000 Euro, beträgt Ihr Gewinn 2.000 Euro (vor Steuern). Sinkt der Verkaufspreis hingegen auf 3.000 Euro, ergibt sich ein Verlust in gleicher Höhe.
Bitcoin
85.843,26 EUR+63,16%- Hoch
- 102.015,09
- Zwischenwert Hoch / Mittel
- 88.703,05
- Mittel
- 75.391,01
- Zwischenwert Mittel / Tief
- 62.078,98
- Tief
- 48.766,94
Steuerliche Behandlung von Kryptogewinnen
In Deutschland gelten Kryptowährungen als private Veräußerungsgeschäfte gemäß § 23 EStG. Gewinne sind steuerpflichtig, wenn der Zeitraum zwischen Anschaffung und Veräußerung weniger als ein Jahr beträgt. Liegt die Haltedauer über einem Jahr, bleiben die Gewinne steuerfrei. Beispiel: Kaufen Sie Ethereum und verkaufen es nach 11 Monaten mit Gewinn, ist dieser zu versteuern. Verkaufen Sie erst nach 13 Monaten, bleibt der Gewinn steuerfrei.
Gut zu wissen: Die Steuerfreiheit für Gewinne aus privaten Veräußerungsgeschäften mit Kryptowährungen bezieht sich nicht auf ein Kalenderjahr, sondern auf die individuelle Haltefrist von 12 Monaten pro Transaktion. Entscheidend ist der Zeitraum zwischen Anschaffung und Veräußerung. Wenn Sie im Juni 2024 Bitcoins gekauft haben, sind Gewinne aus einem Verkauf ab Juli 2025 steuerfrei – unabhängig vom Geschäftsjahr. Die 12-Monats-Frist gilt für jede einzelne Anschaffung separat, sodass bei regelmäßigen Käufen verschiedene Haltefristen parallel laufen können.
- Besteuerung von Bitcoin & Co.: Diese gesetzlichen Regeln sollten Sie kennen
- Digitale Währungen im Alltag: So funktionieren Krypto-Kreditkarten
Kryptoverluste innerhalb und außerhalb der Mindesthaltefrist
Wenn Sie Verluste aus Kryptogeschäften mit Gewinnen verrechnen wollen, müssen Sie folgende Fälle unterscheiden:
- Innerhalb der einjährigen Haltefrist können Sie Verluste mit Gewinnen aus (anderen) privaten Veräußerungsgeschäften innerhalb desselben Zeitraums verrechnen. Sind die Verluste größer als Ihre Gewinne, können Sie sie bis zur Höhe der Gewinne verrechnen. Den übrigen Verlust können Sie unbegrenzt in die Folgejahre vortragen. Darüber hinaus lassen sich Verluste auch in das Vorjahr "rücktragen"; das geht bis zu einer Million Euro, bei zusammen veranlagten Paaren bis zu zwei Millionen Euro.
- Außerhalb der einjährigen Haltefrist sind Verluste steuerlich irrelevant, da auch Gewinne nach dieser Frist steuerfrei sind.
Beispiel: Wenn Sie mit Kryptowährung A einen Verlust von 50.000 Euro und im selben Zeitraum mit Kryptowährung B einen Gewinn von 10.000 Euro gemacht haben, dürfen Sie maximal 10.000 Euro Verlust gegenrechnen. Den übrigbleibenden Verlust von 40.000 Euro können Sie in zukünftige Jahre vortragen und mit künftigen Gewinnen aus privaten Veräußerungsgeschäften verrechnen oder – falls Sie im Vorjahr steuerpflichtige Kryptogewinne hatten – einen Verlustrücktrag ins Vorjahr nutzen.
Wichtig: Sie können Kryptoverluste nicht mit anderen Einkunftsarten wie Kapitalerträgen (Dividenden, Zinsen, Verkaufsgewinnen aus Wertpapieren), Lohn oder Gewerbeeinnahmen verrechnen.
Verlustverrechnung und Nachweispflichten
Um Verluste geltend zu machen, müssen Sie diese in Ihrer Steuererklärung angeben. Dabei ist es wichtig, alle Transaktionen detailliert zu dokumentieren, insbesondere Kauf- und Verkaufsbelege sowie Kontoauszüge. Nur so können Sie die Entstehung und Höhe der Verluste gegenüber dem Finanzamt nachweisen.
Sowohl Gewinne als auch Verluste aus privaten Veräußerungsgeschäften müssen in der Steuererklärung angegeben werden, sofern Sie sie innerhalb der einjährigen Haltefrist realisiert haben. Auch wenn keine Steuer anfällt, sollten Sie diese Angaben machen, um eine vollständige und korrekte Steuererklärung zu gewährleisten.
Vergessene Verluste in der Steuererklärung – was passiert?
Verluste aus privaten Veräußerungsgeschäften müssen Sie aktiv beim Finanzamt geltend machen. Das Finanzamt kann Verluste nur vortragen, wenn sie erklärt wurden. Wenn Sie also vergessen haben, Verluste anzugeben, werden diese nicht automatisch ins nächste Jahr übernommen. Aber: Wenn Sie in der Steuererklärung nicht gemeldete Verluste mit Kryptowährungen gemacht haben, verfallen sie nicht automatisch.
Es besteht die Möglichkeit, die Steuererklärung zu korrigieren. Beantragen Sie eine Berichtigung (§ 173 AO – Berichtigung wegen neuer Tatsachen). Dies geht aber nur, solange der Steuerbescheid noch änderbar ist (also innerhalb der Einspruchsfrist, die auf diesem angegeben ist).
Falls der Steuerbescheid bestandskräftig ist, besteht keine Möglichkeit mehr, die Verluste für die Zukunft vorzutragen. In diesem Fall ist der Verlust steuerlich verloren.
Vergessene Gewinne – Konsequenzen?
Wenn Sie Gewinne in Ihrer Steuererklärung nicht angegeben haben, gilt das als Steuerhinterziehung. Falls das Finanzamt den Fehler bemerkt (zum Beispiel durch Kontrollmitteilungen von Krypto-Börsen), kann es zu Nachzahlungen, Zinsen und gegebenenfalls Strafen kommen. Steuerhinterziehung kann rückwirkend bis zu zehn Jahre verfolgt werden.
Falls Sie Gewinne versehentlich nicht angegeben haben, können Sie strafbefreiende Selbstanzeige stellen. Aber: Die Möglichkeit einer Selbstanzeige besteht nur, solange das Delikt den Behörden nicht bereits zuvor bekannt war. Bei der Selbstanzeige müssen Sie falsche Angaben korrigieren, unvollständige Angaben ergänzen und fehlende Angaben nachreichen. In diesem Fall vermeiden Sie zwar Strafen, müssen aber die Steuer plus 1,8 Prozent Nachzahlungszinsen pro Jahr entrichten.
Fazit
Um das Beste aus der steuerlichen Verlustverrechnung herauszuholen, sollten Anleger ihre Transaktionen sorgfältig dokumentieren und rechtzeitig prüfen, ob sich ein Verkauf innerhalb der Frist lohnt. Eine strategische Steuerplanung – etwa durch frühzeitige Rücklagenbildung für Steuerzahlungen – kann dabei helfen, finanzielle Engpässe zu vermeiden. Wer sich unsicher ist, sollte einen Steuerberater konsultieren, um keine steuerlichen Vorteile ungenutzt zu lassen.
- haufe.de: "So können Krypto-Verluste versteuert werden"
- private-banking-magazin.de: "Wie man steuerlich mit Verlusten aus Krypto-Investments umgeht"
- steuern.de: "Bitcoin, Ethereum, Solana, Litecoin und Co.: Steuerspielregeln für den Verkauf von Kryptowährungen"