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Drogenkrieg in Köln und NRW: Chronik zeigt das Ausmaß


Bomben, Geiseln, Gewalt
Drogenkrieg in Köln – Chronik zeigt das ganze Ausmaß

Von t-online, fe

Aktualisiert am 22.01.2025 - 16:11 UhrLesedauer: 5 Min.
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Am Kölnberg kam es zu einer Explosion (Archivbild): Die Polizei geht gegen das organisierte Verbrechen vor. (Quelle: IMAGO/Alexander Franz)
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Der Kampf der Kölner Polizei gegen die organisierte Kriminalität geht weiter. Eine Chronologie der Ereignisse zeigt das Ausmaß des "rheinischen Drogenkriegs".

Monatelang hielt die organisierte Kriminalität die Bürger in Nordrhein-Westfalen in Atem: Bomben explodierten, Schüsse wurden abgefeuert, Menschen festgehalten und gefoltert. Mitten in NRW liefern sich Kriminelle aus Deutschland und den Niederlanden einen Krieg um Drogen, Macht und Geld. Eine Chronik zeigt den Ablauf des eskalierenden Kampfes –und die Bemühungen der Polizei, ihm einen Riegel vorzuschieben.

29. Juni: Explosion auf der Keupstraße in Mülheim

In der Nacht auf den 29. Juni 2024, einen Samstag, explodiert vor der Tür eines Wohnhauses in der Mülheimer Straße ein "pyrotechnischer Gegenstand". Mehrere Fensterscheiben und die Eingangstür des Gebäudes gehen zu Bruch. Der Sachschaden ist hoch, verletzt wird niemand. Die Explosion stellt den Auftakt einer eskalierenden Gewaltspirale dar.

25. Juni: Jugendlicher stirbt bei Explosion in Solingen

Ein 17-Jähriger aus den Niederlanden lässt in Solingen eine Flasche mit einer unbekannten Flüssigkeit auf dem Gehweg fallen, daraufhin explodiert das Gemisch. Der Jugendliche stirbt, vier weitere Menschen werden verletzt. Der junge Mann soll den deutschen Behörden zuvor nicht bekannt gewesen sein, berichtet der WDR. Die Polizei prüft, ob der Teenager Beziehungen zur "Mocro-Mafia" hatte, der organisierten Kriminalität in den Niederlanden.

30. Juni: Zwei Explosionen in Mülheim und Buchheim

In der folgenden Nacht kommt es gleich zu zwei Explosionen. Gegen 3.25 Uhr detoniert ein "pyrotechnischer Gegenstand" vor einem Wohnhaus in der Holweider Straße in Köln-Mülheim, fünf Minuten später folgt eine Explosion vor einem Haus in der Wichheimer Straße im Stadtteil Buchheim. Die Gebäude werden beschädigt, Verletzte gibt es keine. Die Polizei beginnt, Zusammenhänge zwischen den Explosionen zu prüfen.

1. Juli 2024: Sprengsatz in Engelskirchen detoniert

Am Montagmorgen, 1. Juli, kommt es zu einer Explosion an der Eingangstür eines Mehrfamilienhauses in Engelskirchen-Loope, rund 30 Kilometer östlich von Köln. Fensterscheiben und die Eingangstür des Hauses in der Straße "Im Auel" werden zerstört, auch diese Explosion verletzt keine Menschen. Der Sachschaden ist erheblich.

Aufgrund des Tatablaufs und der verwendeten Sprengvorrichtung ziehen die Ermittler Parallelen zu den Explosionen in Köln.

5. Juli 2024: Bombe explodiert in Duisburg

In der Nacht auf Freitag, 5. Juli, erfolgt ein Sprengstoffanschlag in Duisburg-Hochemmerich. Anwohner melden gegen 0.49 Uhr ein lautes "Knallgeräusch" vor einem Wohnhaus. Laut "Bild"-Zeitung hat sich der Bombenleger in der Hausnummer geirrt, der Sprengsatz galt offenbar Bewohnern eines anderen Hauses.

5. Juli 2024: SEK befreit Geiseln in Köln-Rodenkirchen

Am Nachmittag des 5. Juli stürmen Spezialkräfte der Polizei ein Wohnhaus in Köln-Rodenkirchen. Die Beamten befreien eine Frau und einen Mann aus Bochum, die nach Köln entführt und hier festgehalten worden waren. Vier Verdächtige werden festgenommen und scharfe Schusswaffen sichergestellt. Videos zeigen, dass das Paar von den Geiselnehmern gefoltert und misshandelt wurde.

Die Polizei gibt nun bekannt, dass die Entführer bzw. Komplizen von ihnen auch für die vorangegangenen Explosionen verantwortlich sein sollen. Als Motiv gehen die Ermittler von Streitigkeiten im Drogenmilieu aus. Auch Kriminelle aus den Niederlanden sollen involviert sein.

Kriminelle aus Köln sollen etwa 700 Kilogramm in den Niederlanden gekauft und in einem Lagerhaus in Hürth gebunkert haben. Eine andere Bande hätte jedoch rund 300 Kilogramm der Droge gestohlen. Die Explosionen und Entführungen sind offenbar die Rache der Bestohlenen, die auch auf Unterstützung aus den Niederlanden zurückgreifen.

6. und 7. Juli: Weitere Verdächtige werden festgenommen

In der Nacht auf Samstag, 6. Juli, stürmt die Polizei sechs weitere Wohnung – überwiegend im rechtsrheinischen Teil der Stadt – und können zwei weitere Verdächtige festnehmen. Am Sonntag, 7. Juli, wird ein weiterer Verdächtiger in Engelskirchen festgenommen, Bargeld und Mobiltelefone werden sichergestellt. Der Mann soll an der Explosion in Engelskirchen-Loope beteiligt gewesen sein.

11. Juli 2024: Sprengsatz explodiert in Düsseldorf

Trotz der Verhaftungen reißen die Explosionen nicht ab: In der Nacht auf Donnerstag, den 11. Juli 2024, explodiert ein Sprengsatz vor einem Geschäftshaus in Düsseldorf. Der Eingangsbereich des Hauses an der Berliner Allee wird stark beschädigt, verletzt wird niemand. Zeugen berichten, dass eine dunkel gekleidete Person in einem schwarzen Auto vom Tatort geflüchtet ist. Die Polizei prüft Zusammenhänge zu den anderen Taten in Köln, Engelskirchen und Duisburg.

Später warnt Japan seine Bürger in Deutschland vor der Gewalt – insbesondere in Düsseldorf, wo es eine große japanische Community gibt. Mehr dazu lesen Sie hier.

30. Juli 2024: Explosion in Köln-Meschenich

Am Dienstagmorgen, 30. Juli, kommt es gegen 6 Uhr in einem Wohnhaus am Kölnberg im Stadtteil Meschenich zu einer Explosion. Ein Mann wird zwischenzeitlich im Krankenhaus behandelt, die Wohnungen im Erdgeschoss sind unbewohnbar. Wenige Tage zuvor soll ein Unbekannter bereits auf eine der Wohnungen geschossen und eine Fensterscheibe durchlöchert haben.

Laut Zeugen soll eine Person in einem dunklen Wagen vom Tatort weggefahren sein. Die Polizei prüft Zusammenhänge zu den Explosionen in den vergangenen Wochen.

12. August 2024: Ein Sprengsatz explodiert in Köln-Zündorf

In der Nacht auf den 12. August explodiert gegen 3 Uhr ein Sprengsatz in einem Wohnhaus am Dahlienweg in Köln-Zündorf. Verletzt wird nach Angaben der Polizei niemand, es gibt lediglich Sachschäden. Auch in diesem Fall prüft die Polizei, ob es einen Bezug den niederländischen Kriminellen gibt.

16. September 2024: Explosion vor dem Nachtclub "Vanity" auf den Kölner Ringen

Gegen 5 Uhr morgens explodiert im Rahmen der Anschlagsserie erstmals ein Sprengsatz in der Kölner Innenstadt. Die Front der Diskothek "Vanity" wird beschädigt. Ein 53 Jahre alter Mann wird durch ein Knalltrauma leicht verletzt. Überwachungskameras filmen den Täter, er soll laut Polizei für die Tat nach Köln gefahren sein und die Stadt noch am frühen Morgen des 16. September wieder verlassen haben.

Im Oktober wird die Leiche des 53-Jährigen gefunden, der bei der Explosion verletzt wurde. Er sprang oder fiel offenbar von einer Eisenbahnbrücke.

18. September 2024: Sprengsatz explodiert in der Ehrenstraße

Nur 48 Stunden nach der Explosion vor dem "Vanity" schlagen Unbekannte wenige Hundert Meter entfernt erneut zu. Vor dem Geschäft des Düsseldorfer Modelabels "Live Fast Die Young" explodiert erneut ein Sprengsatz. Er ist in einer blauen Einkaufstüte verpackt und besteht aus Benzin und Schwarzpulver - genau wie die Bombe vor dem "Vanity". Auch diesmal wird ein Verdächtiger kurz nach der Tat am Kölner Hauptbahnhof gefilmt.

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Ebenfalls an diesem Tag brennt in Ostheim ein SUV, unter dem Fahrzeug finden die Einsatzkräfte eine scharfe Handgranate.

21. September 2024: Schüsse auf Uhrengeschäft in Köln-Niehl

In Köln-Niehl wird am Samstagmorgen auf ein Uhrengeschäft geschossen. Die Polizei findet das Gebäude übersät mit Einschusslöchern vor, die Täter flüchten.

1. Oktober 2024: Polizei nimmt Schlüsselfigur in Paris fest

Die französische Polizei nimmt einen 22-Jährigen am Pariser Flughafen Roissy fest, der per internationalem Haftbefehl gesucht wurde. Er soll laut Polizei mit über 700 Kilogramm Marihuana gehandelt haben und in die Geschehnisse in Köln verwickelt sein.

Der Verdächtige wird von den Beamten als Schlüsselfigur des Drogengeschäfts angesehen, das als Auslöser für die Serie von Explosionen gilt, die Köln und andere Orte in den vergangenen Monaten erschüttert haben.

17. Oktober 2024: Entführer in Gelsenkirchen festgenommen

Im Kontext mit der Geiselnahme in Köln-Rodenkirchen im Juli nehmen Ermittler einen weiteren Tatverdächtigen fest. Der 24-Jährige stammt aus Gelsenkirchen und soll aktiv an der Entführung einer Frau und eines Mannes von Bochum nach Köln beteiligt gewesen sein.

22. Oktober 2024: Mann wird Köln-Kalk erschossen

Im Oktober 2024 fallen vor einem Fitnesscenter in Köln-Kalk Schüsse. Ein 32-Jähriger wird getroffen und stirbt. Ein Verdächtiger flüchtet mit einem E-Roller vom Tatort in der Wipperfürther Straße. Später erklärt die Polizei, dass bereits Schüsse sowie die Handgranate in Köln-Ostheim und Schüsse in Hürth-Kalscheuren dem Opfer gegolten hätten. Die Ermittler verorten die Taten im Rockermilieu. Mehr dazu lesen Sie hier.

5. Dezember 2024: Razzia in Köln

Eine Spezialeinheit der Polizei durchsucht mehrere Wohnungen in Köln durchsucht. Die Mieter sollen in Explosionen, Drogengeschäfte und die Geiselnahme in Rodenkirchen verwickelt sein. Bei einer Durchsuchung im Stadtteil Humbold-Gremberg sei ein nicht betroffener Familienangehöriger der Beschuldigten mit einer Spezialeinheit aneinandergeraten. Er wurde leicht verletzt und in eine Klinik gebracht. Ob die Verdächtigen dem organisierten Verbrechen angehören, ist unklar.

22. Januar 2025: Verdächtige in den Niederlanden verhaftet

Im Rahmen der Ermittlungen zum Kölner Drogenkomplex nehmen die Behörden mehrere Verdächtige in den Niederlanden fest. Die Festgenommenen sind verdächtig, sich an schweren Straftaten im Laufe des Tatkomplexes in Köln und in NRW beteiligt zu haben.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherchen
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