Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Im geheimen Prüflabor Wie wird man Testsieger bei der Stiftung Warentest?
Unzählige Unternehmen würden sie gern in den Händen halten: die Formel für gute Testergebnisse bei Deutschlands bekanntesten Produkttestern. Denn auf das Urteil der Stiftung Warentest vertrauen Millionen Verbraucher. Gibt es das Rezept für Testsieger? Eine Spurensuche im Prüflabor.
Ein schwarzes Fahrrad ist für den Bremstest auf einem Rollenprüfstand befestigt. Die Bremshebel werden von einem kleinen Roboterarm bedient und ausgelöst. Kabel führen vom Fahrrad und dem Rollenstand zu einem Computer. Der Testleiter startet den Bremsversuch. Dabei wird immer die gleiche Kraft aufgewendet: 22 Newton. "Das entspricht der Norm", erklärt er. Es quietscht durch die ganze Halle.
Wir sind in einem Prüflabor, das von der Stiftung Warentest für ihre Untersuchungen beauftragt wird. Es ist eins von Hunderten. Der Aufwand für einen Test ist enorm. Wie wird man überhaupt Testsieger bei der Stiftung Warentest? Dazu reisen wir zurück zu den Anfängen der Stiftung.
Geschichte der Stiftung Warentest: Das erste "test"-Heft kostet 1,50 Mark
"Die Tester der Nation" ist eine von vielen Beschreibungen zur Arbeit der Stiftung Warentest. Die Produkttester prüfen seit fast 60 Jahren Waschmaschinen, Fahrräder oder Küchengeräte. Gegründet wurde die Stiftung Warentest im Jahr 1964 vom Bundestag, auf Anweisung des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Das Ziel lautete, Produkte auf Gefahren zu testen.
Der Anfang war schwer, denn das Motto der Industrie und Hersteller damals: Die Kunden seien durch die Werbung doch bestens informiert. Ein Satz aus einer anderen Zeit. Heute hören Millionen Verbraucher auf die Testergebnisse der Stiftung.
Das erste "test"-Heft erscheint 1966 und kostet 1,50 Mark bei einer Auflage von 210.000 Exemplaren. Die Themen damals: Nähmaschinen und Handrührer. Seit 1968 gibt es die Qualitätsurteile von "sehr gut" bis "nicht zufriedenstellend". 1989 beträgt die Auflage der "test"-Zeitschrift bereits 740.000 Exemplare.
Zwei Jahre später erreicht sie ihren Auflagenrekord mit 815.000 Abonnements und 145.000 Kioskverkäufen. 1997 geht die Stiftung Warentest online und bietet die Testergebnisse auch auf der eigenen Internetseite an. Seit 1999 gibt es die bis heute verwendete Notenskala von "sehr gut" bis "mangelhaft".
Damals wie heute finanziert sich die Stiftung vorwiegend aus dem Verkauf der Publikationen. Fast 60 Prozent machen die Erlöse der Hefte "test" und "Finanztest" aus.
Testen nach Norm: Nur so gibt es verlässliche Testsieger
Seit Beginn steht die unabhängige Prüfung von Produkten im Vordergrund. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Haben wir nun das Testsieger-Rezept gefunden? Die Prüfingenieure würden sagen: Um Testsieger zu werden, braucht man nur die beste Qualität.
Die aufwendigen Testverfahren der Stiftung Warentest zeigen jedoch, dass es noch deutlich mehr braucht. Etwa langlebige Materialien, hohe Sicherheit, eine einfache Bedienung, wenig Stromverbrauch – je nach Produkt liegt der Fokus auf unterschiedlichen Bereichen. Eine Vielzahl an Normen begleiten jeden Test. Die Stiftung arbeitet schließlich nach wissenschaftlichen Standards.
Ein Test dauert im Schnitt vier bis fünf Monate
Denn nicht nur für den Bremstest beim Fahrrad gibt es eine Norm: Es gibt sie für alles. Norm-Schmutz für die Spülmaschine, Norm EN 71-1 für Kinderspielzeug und Norm-Staub für Staubsauger.
Noch ein paar Beispiele? Kinderspielzeug gehört neben Lebensmitteln zu den am strengsten überwachten Produkten auf dem Markt. Die Tester prüfen mit einer kleinen Edelstahlröhre, ob Kleinteile verschluckt werden können. Sie ahnen es: Der Durchmesser, die Tiefe, die Öffnung – alles genormt.
Allein die Normung zu den "mechanischen und physikalischen Eigenschaften" der Spielzeuge, die oben erwähnte Norm EN 71-1, umfasst 200 Seiten. Zwölf dieser Normen und weitere Richtlinien müssen die Spielzeuge erfüllen, bis sie überhaupt verkauft werden dürfen. Ein gutes Testergebnis haben sie dann noch lange nicht.
Auch bei anderen Produkten gibt es Extreme: Spülmaschinen und Waschmaschinen laufen in der Dauerprüfung durchgängig über mehrere Monate. So dauert ein Test nach den Standards der Stiftung Warentest im Schnitt vier bis fünf Monate. Neben der hohen Qualität ist also auch Durchhaltevermögen entscheidend. Denn die Haltbarkeitsprüfung ist besonders wichtig.
Bei all dem Aufwand könnte man die Faustformel für Testsieger vielleicht auch beim irischen Schriftsteller Oscar Wilde finden: "Ich habe einen ganz einfachen Geschmack – ich bin stets mit dem Besten zufrieden."
Das sind die aktuellen Testsieger bei Stiftung Warentest
Welche Produkte haben den strengen Test der Prüfer bestanden? Viele Hersteller schaffen es sogar wiederholt auf den vorderen Plätzen zu bleiben. LG ist bei Fernsehern beispielsweise seit langer Zeit immer wieder mit den aktuellen Modellen auf den Spitzenplätzen. Bei Smartphones gibt es dagegen oft ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Apple und Samsung. Eine Auswahl der Testsieger aus den Bereichen Haushalt und Technik finden Sie in dieser Übersicht.
Welche Testnote das schwarze Fahrrad erhält, wird sich erst später entscheiden. Das Labor schickt den Prüfbericht mit allen Messungen an die Stiftung Warentest zur Auswertung. Den Bremstest hat es bestanden.
- Unsere Redaktion wählt Produkte unabhängig aus und erhält ggf. eine Provision bei Käufen über verlinkte Online-Shops.
- Eigene Recherche