Ukrainischer Politiker warnt "Es wird genozidale Massaker geben"

Der ehemalige ukrainische Außenminister Kuleba zeichnet ein düsteres Szenario, sollte Putin gewinnen. Aber er hat Hoffnung, dass das verhindert werden kann.
Der ehemalige ukrainische Außenminister, Dmytro Kuleba, hat eindringlich vor den Folgen einer Niederlage der Ukraine im Kampf gegen Russland gewarnt. "Putin wird uns gegenüber keine Gnade zeigen. Das müssen Sie verstehen, es wird genozidale Massaker geben. Er wird uns auslöschen", so Kuleba in der Talkshow von Maybrit Illner.
Putins Kriegsziel sei es, dass die Ukraine aufhört zu existieren. "Er will nicht nur ein Stückchen Land, er will nicht nur die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine verhindern, nein, er will sich die Ukraine einverleiben", erklärt Kuleba. Er ist davon überzeugt, dass dieser Krieg erst enden werde, wenn Russland die Eigenständigkeit der Ukraine und deren Zugehörigkeit zum Westen akzeptiert. "Und bis es so weit ist, werden wir weiter kämpfen, weil die Alternative dazu unser Tod ist."
Putin will den Westen zerstören
Und, so Kuleba weiter, sollte die Ukraine fallen, "wird Putin auch Ihnen nachstellen, weil er Sie genauso hasst wie uns. Sein letztendliches Ziel wird sein, den Westen zu zerstören." Doch noch könne dieses Szenario verhindert werden, trotz der Aussetzung der Waffenlieferungen der USA, denn unmittelbar gebe es dadurch keine Verschlechterung an der Front. "Wir haben also etwas Zeit – und mit wir meine ich Europa und die Ukraine – Wir haben Zeit, mehr Waffen an die Ukraine zu liefern."
Er erinnerte daran, dass zu Beginn des Krieges niemand geglaubt habe, dass die Ukraine so lange durchhalten würde, doch "ich bin noch hier, in einem Staat Ukraine, der immer noch existiert. Also nein, ich glaube nicht, dass wir in der Nähe eines solchen Szenarios sind, wo unsere Staatlichkeit vollständig zusammenbrechen wird. Weil wir heute viel stärker sind, als wir es früher waren."
"Die Amerikaner werden nicht zurückommen"
Doch dafür müssen die Europäer jetzt schnell handeln. Die Entscheidung der entstehenden schwarz-roten Koalition, so viel Geld in die Verteidigung zu stecken, sei zwar historisch und begrüßenswert, aber das dürfe jetzt nicht im innenpolitischen Klein-Klein zerredet werden. "Wenn die Politiker in Deutschland jetzt drei Monate über diese Entscheidungen debattieren, dann sind wir zum Scheitern verurteilt," so Kuleba.
Überdies müsse sich Europa von der Vorstellung verabschieden, dass es sich auf die Hilfe der USA verlassen könne. "Die Amerikaner werden nicht zurückkommen, vergessen Sie das. Sie haben keine Probleme mit den russischen Werten, sondern mit den europäischen. Verlassen Sie sich nicht auf sie. Versuchen Sie nicht, nett zu ihnen zu sein in der Hoffnung, dass sie ihre Politik abschwächen," so die Einschätzung des ukrainischen Politikers.