Ukraine Kommandeur berichtet von Drohnen-Mutterschiffen
Die Ukraine kann Drohnen auch von Mutterschiffen starten. Das hat einen wichtigen Effekt, so ein Kommandeur.
Drohnen machen mittlerweile einen Großteil der Kriegsführung in der Ukraine aus. Kiew hat sehr früh begonnen, kommerzielle Drohnen mit Sprengmitteln auszustatten oder sie als Aufklärer einzusetzen. Bald kamen auch die ersten Mutterschiffe für Drohnen hinzu: Zunächst schwirrten sie als eine Art Funkverstärker über einem Einsatzgebiet. Doch die Ukraine hat sie weiterentwickelt, so dass sie nun auch als Drohnenträger eingesetzt werden können.
In den vergangenen Wochen hat es mehrere Berichte über Drohnen gegeben, die kleinere Drohnen mit sich führen und nahe einem Ziel aussetzen können. Diese Mutterschiffe gibt es laut einem Bericht des US-Magazins Forbes in unterschiedlichen Ausführungen. Einige Drohnen mit Propellerantrieb können in der Regel bis zu sechs kleinere Flugkörper mit sich führen.
Sie können deren Einsatz auch koordinieren, berichtet ein Kommandeur der "Typhoon" Drohneneinheit der ukrainischen Nationalgarde dem Magazin. Der Mann mit dem Kampfnamen "Michael" spricht von einer kontinuierlichen Entwicklung. "Es geht darum, das zu optimieren, was wir bereits haben, und gleichzeitig neue Verbesserungen einzubauen, wo es nötig ist."
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Spezialdrohnen können höher fliegen
So habe man erst lernen müssen, wie man die Mutterschiffe bestückt und steuert. Mittlerweile seien es komplexe und teure Systeme, weswegen man die Drohnenträger auch nicht direkt gegen Ziele einsetzt. Sie fliegen nach einem Angriff wieder zurück und können erneut bestückt werden.
Neben den Propellerdrohnen gibt es auch solche, die wie kleine Flugzeuge aussehen. Sie können Kamikazedrohnen unter ihren Flügeln tragen. Der Vorteil: Sie sind in der Lage, auch in großen Höhen zu fliegen, um so der russischen elektronischen Abwehr zu entgehen. Allerdings werden dadurch auch eher von der Radarüberwachung erkannt. Ein Beispiel ist die in der Ukraine entwickelte Drohne Dovbush T10: Sie kann zwei kleinere Fluggeräte mit sich tragen und bei Bedarf starten.
Neue Taktik hat einen psychologischen Effekt
"In vielen Kampfgebieten wird der Luftraum durch eine Mischung aus elektronischer Kampfführung und Radarsystemen geschützt", sagt Michael. "Der erfolgreiche Einsatz solcher Systeme erfordert detaillierte Aufklärung, um Lücken in der gegnerischen Luftverteidigung zu erkennen."
Deshalb arbeite man auch ständig an neuen Taktiken. So wolle man die Drohnenträger nur in sicherer Entfernung einsetzen. Die Angriffsdrohnen bekommen dann ein Ziel programmiert und werden losgeschickt, während das Mutterschiff ausreichend Abstand zu den russischen Abwehrsystemen einhält. Kamikazedrohnen mit fester Zielprogrammierung können sich dem Bericht zufolge dann auch nicht von russischen Störsendern fehlleiten lassen. Noch sei dies in der Entwicklung, so "Michael".
Ob diese Drohnenschiffe die Zukunft sind, weiß der Spezialist selbst noch nicht. "Ob Trägerdrohnen in Zukunft häufiger eingesetzt werden, hängt weitgehend vom Einsatzumfeld und den Missionszielen ab", sagte er "Forbes". Der größte Vorteil sei, dass sie die Reichweite erhöhen. Wenn die russische Seite weiß, dass ihre Stellungen und Kriegsmaterial angegriffen werden können, ziehe sie diese zurück und erhöhe ihre Distanz zur Front. Das allein sei schon ein Gewinn, so der Kommandeur.
Selbst die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass musste zugeben, dass sich die Reichweite der kleinen sogenannten FPV-Drohnen erhöht hat. "Die ukrainischen Streitkräfte haben begonnen, FPV-Drohnen mit einer Reichweite von bis zu 40 Kilometern in praktisch allen Bereichen der Frontlinie einzusetzen", so der Militärexperte Vitaly Kiselev gegenüber Tass.
- united24media.com: "Ukraine’s latest innovation is a ‘mother drone’ capable of carrying and deploying six FPV drones beyond enemy lines" (englisch)
- forbes.com: "Flying Aircraft Carriers: Ukraine Refines FPV Mothership Tactics" (englisch, kostenpflichtig)
- tass.com: "Russia’s Lancet drones now capable of hitting targets on the move — source" (englisch)
- telegram.com: Beitrag von serhii_flash