t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikUkraine

Ukraine-Krieg in Belgorod: Guerilla-Kampf hinter feindlichen Linien


Ukrainischer Vorstoß
In Belgorod sprengen die Russen ihre eigenen Dämme

Von t-online, mk

Aktualisiert am 09.04.2025Lesedauer: 4 Min.
Standbild aus einem auf X verbreiteten Video aus der russischen Region Belgorod: Im Hintergrund soll ein russisches Waffenlager explodiert sein.Vergrößern des Bildes
Standbild aus einem auf X verbreiteten Video aus der russischen Region Belgorod: Im Hintergrund soll ein russisches Waffenlager explodiert sein. (Quelle: Screenshot X/@wartranslated)
News folgen

Die Ukraine hat in Russland eine zweite Front in der Region Belgorod eröffnet. Die ukrainischen Truppen setzen den Russen dort mit gezielten Angriffen aus dem Hinterhalt zu.

Jetzt ist es offiziell: Ukrainische Soldaten kämpfen nicht nur in der russischen Grenzregion Kursk, sondern auch in der südlich davon gelegenen Provinz Belgorod. "Der Krieg muss dorthin zurückkehren, wo er herkommt", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensykj am Montagabend, als er die Präsenz seiner Truppen dort erstmals bestätigte.

Details zu Umfang und Zielen der Offensive in Belgorod nannte Selenskyj nicht. Das deutet darauf hin, dass Kiews Truppen dort noch die Initiative haben und die Militärführung keine Informationen preisgeben will, die ihre Aktivitäten an Russland verraten könnten. Laut Militärexperten dürften in Belgorod aber deutlich weniger Soldaten und Kampffahrzeuge zum Einsatz kommen, als beim Vorstoß nach Kursk im August 2024. Dort hielten die Ukrainer zeitweilig etwa 1.000 Quadratkilometer russisches Territorium besetzt.

Auch in Belgorod zielt die ukrainische Armee wohl darauf ab, möglichst viele russische Truppen zu binden und auf einem Schlachtfeld der eigenen Wahl beschäftigt zu halten. Ein Motiv dabei dürfte die Sorge vor einer erneuten russischen Offensive auf die ukrainischen Regionen Sumy und Charkiw sein, die im Nordosten des Landes an Kursk und Belgorod grenzen. Erst Ende März mussten die Ukrainer nördlich der Stadt Charkiw erstmals seit längerer Zeit wieder einen größeren russischen Angriff abwehren.

Belgorod: Ukrainern gelingt angeblich Vorstoß

Das Vorgehen der Ukrainer in Belgorod scheint dabei der zuletzt erfolgten Offensive in Kursk zu ähneln: Dort hatten es die ukrainischen Truppen vermieden, feste Verteidigungslinien zu bilden. Stattdessen überraschten sie anrückende russische Truppen wiederholt mit Angriffen aus dem Hinterhalt. Etwa 55.000 russische Soldaten haben die Ukrainer in Kursk so nach eigenen Angaben ausgeschaltet. Auch in Belgorod scheinen den Ukrainern bereits mehrere Schläge gegen Putins Truppen gelungen zu sein.

Loading...
Symbolbild für eingebettete Inhalte

Embed

So berichtete der russische Militärblogger "Romanow" am Sonntag auf Telegram von einem erfolgreichen Vorstoß ukrainischer Soldaten südwestlich des Dorfes Popowka unmittelbar an der Grenze zur Ukraine, wo sich die Kämpfe offenbar konzentrieren. Den Angreifern sei es gelungen, russische Einheiten aus ihren Verteidigungsstellungen zu vertreiben und 600 Meter tief ins Gelände einzudringen, so Romanow. Die Behauptung Romanows, dass die Ukrainer bei einem russischen Gegenangriff umzingelt worden seien, konterte eine ukrainische Einheit mit diesem Video von munteren Soldaten in Geländewagen.

Empfohlener externer Inhalt
Bluesky

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Bluesky-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Bluesky-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Der bislang spektakulärste Angriff gelang den Ukrainern in Belgorod aber wohl kurz nach ihrem Vorstoß Mitte März. So teilte eine Spezialeinheit der ukrainischen Streitkräfte am 24. März ein Video, das offenbar die nächtliche Zerstörung von vier russischen Militärhubschraubern zeigt.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Bei den mutmaßlich zerstörten Maschinen soll es sich um zwei Kampfhubschrauber vom Typ Ka-52 und zwei Mehrzweckhelikopter vom Typ Mi-8 gehandelt haben. Die Hubschrauber waren auf offenem Feld abgestellt und boten wohl leichte Ziele für die von den USA bereitgestellten Himars-Raketenwerfer der ukrainischen Armee. Für den Angriff mussten diese nicht einmal über die Grenze nach Russland gebracht werden, sondern konnten von ukrainischem Gebiet aus feuern.

Videos aus Belgorod zeigen ukrainische Angriffe

Auch darüber hinaus scheint es in Belgrorod zahlreiche Ziele für die ukrainische Armee zu geben. Jüngst in sozialen Medien verbreitete Aufnahmen sollen etwa einen Raketenangriff auf ein Waffenlager oder einen Luftangriff auf einen russischen Kommandoposten zeigen. Auf einem anderen Video sind die für Himars-Angriffe charakteristischen Cluster-Explosionen nach einem Schlag gegen russische Militärfahrzeuge in einem Waldstreifen zu sehen.

Ein Video von Anfang April lässt zudem vermuten, dass es den russischen Truppen in Belgorod bislang nicht gelungen ist, eine effektive Antwort auf die Angriffe der Ukrainer zu finden. Die Aufnahmen sollen die Sprengung eines Damms in der Nähe des Dorfes Popowka durch die Russen zeigen. Ziel war es offenbar, die ukrainischen Einheiten aufzuhalten oder wenigstens in ihrem Fortkommen zu behindern. Ob das gelungen ist, ist unklar. Bei der Sprengung sollen die Russen eine ihrer größten Bomben eingesetzt haben, eine Gleitbombe vom Typ FAB-3000. Die Druckwelle der Explosion ist jedenfalls gewaltig:

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Gelände in Belgorod hilft Ukrainern

Erschwert werden dürften die russischen Gegenangriffe in Belgorod noch durch einen anderen Faktor. "Dieser Teil der Region ist aufgrund des komplizierten Geländes und der schlechten Straßenverhältnisse relativ isoliert vom Rest der Oblast", schrieben die Militärexperten Christian Mölling und András Rácz kürzlich in einem Gastbeitrag für das ZDF.

Unklar ist, ob der ukrainische Vorstoß ausschließlich militärischen Zwecken dient. Eine Rolle spielen könnte auch die jüngste Annäherung zwischen den USA und Russland. Die ersten Berichte russischer Kriegsblogger über ukrainische Angriffe in Belgorod gab es am 18. März – am selben Tag, als Kremlchef Putin und US-Präsident Trump am Telefon über die Ukraine sprachen. Schon beim Vorstoß nach Kursk gab es Spekulationen, die Ukraine wolle sich ein territoriales Faustpfand sichern für mögliche Verhandlungen mit Russland.

Angesichts der geringen Neigung des Kremlchefs zu Friedensgesprächen erscheint der Nutzen eines solchen Faustpfandes allerdings fragwürdig. Auch die Militärexperten Mölling und Rácz haben eine andere Vermutung: "Stattdessen geht es wahrscheinlich darum, die in der Region Kursk kämpfenden russischen Truppen abzulenken und zu spalten, um so den Druck auf die ukrainischen Truppen zu verringern, die noch einige Dörfer in Kursk halten." Dies könnte durchaus nötig sein, da die Ukrainer in Kursk zuletzt stark in die Defensive geraten sind und viele Positionen räumen mussten.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom