Handelskrieg Diese Länder knicken vor Trumps Zöllen ein
Die USA glauben im Zollkrieg an einen ersten Erfolg. Laut US-Angaben wollen fünfzig Länder über Handelsfragen verhandeln.
Donald Trumps Wirtschaftsberater Kevin Hassett kann die Unruhe nicht verstehen. "Ich habe gestern Abend einen Bericht des US-Handelsbeauftragten erhalten, wonach sich mehr als 50 Länder an den Präsidenten gewandt haben, um Verhandlungen aufzunehmen", sagte Hassett dem US-Sender ABC. Für die Trump-Administration zeigen die verhängten Zölle also erste Wirkung. "Tatsache ist, dass die Länder wütend sind, Vergeltung üben und sich an den Verhandlungstisch setzen."
Trump: "Manchmal muss man Medizin verabreichen"
Trump hatte in der vergangenen Woche Zölle auf Warenimporte in die USA angekündigt und die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt. Doch zeigt sich der US-Präsident verhandlungsbereit und will nach eigenen Angaben einen Handelskrieg abwenden. "Ich will nicht, dass irgendetwas untergeht. Aber manchmal muss man Medizin verabreichen, um etwas zu heilen", sagte er vor seinem Rückflug von Florida nach Washington.
Ein Blick auf die Länder, die mit Trump reden wollen:
- Israel: Premierminister Benjamin Netanjahu wird Montag nach Washington reisen. "Als erster Staatenlenker seit die Zölle eingeführt wurden", betonte Netanjahu vor einem Treffen mit Trump. Neben der Lage in Nahost soll es auch um Handelsfragen gehen. Trump gilt als engster Verbündeter Netanjahus.
- Indien: Die Regierung von Premier Narendra Modi hatte bereits im Februar angekündigt, mit der US-Administration über einen Abbau des Handelsdefizits zu sprechen. Dennoch kam ein Strafzoll in Höhe von 26 Prozent. Doch zeigt sich Modis Regierung nachsichtig und kündigte den Abbau von Zöllen auf Motorräder und Bourbon-Whiskey sowie Entlastungen für US-Unternehmen bei der Digitalsteuer an. Neben IT-Dienstleistungen hängt vor allem Indiens Diamanten-Wirtschaft am Handel mit den USA. Rund ein Drittel der Ausfuhren geht in die Vereinigten Staaten.
- Vietnam: Der vietnamesische Führer To Lam meldete sich als einer der ersten ausländischen Politiker bei Trump. "Sie wollen ihre Zölle auf NULL senken", postete Trump nach dem Gespräch. Vietnam erzielte zuletzt einen jährlichen Überschuss im Handel mit den USA von 123 Milliarden Dollar, so gehen 16 Prozent der Textilausfuhren in die Vereinigten Staaten. Die Maßnahme aus Washington: 46 Prozent Zoll auf Waren aus Vietnam. Noch diese Woche soll eine Delegation mit den USA verhandeln. Spekuliert wird unter anderem über den Kauf von Flugzeugen des US-Herstellers Boeing. Doch steht auch für US-Firmen viel auf dem Spiel. Sportartikel-Hersteller Nike produziert nach eigenen Angaben jeden zweiten Turnschuh in Vietnam.
- Indonesien: Wirtschaftsminister Hirlangga Hartarto kündigte an, keine Gegenzölle zu verhängen. Die USA ist ein wichtiger Markt für die indonesische Wirtschaft, unter anderem werden Palmöl, Textilien und Schuhe ausgeführt.
- Taiwan: Die Regierung kündigte an, auf Gegenmaßnahmen zu verzichten. Die USA sind ein wichtiger Absatzmarkt für Tech-Produkte wie Halbleiter für Taiwans Wirtschaft. Zudem ist das Land vor Chinas Küste auf den militärischen Beistand der USA angewiesen.
Treffen der EU-Handelsminister
In Luxemburg berieten am Montag die Handelsminister der EU-Staaten über weitere Maßnahmen. EU-Industriekommissar Stéphane Séjourné plädiert für eine "verhältnismäßige" Reaktion der Europäischen Union auf die US-Zölle. Er hoffe, dass Bourbon von zusätzlichen europäischen Zöllen ausgenommen werde, sagte er.
Die EU habe mehrere Möglichkeiten, Druck auf Amerika auszuüben. Dazu gehöre auch, "US-Unternehmen von unseren europäischen öffentlichen Märkten auszuschließen". Die EU will in den kommenden Tagen voraussichtlich ein erstes Paket gezielter Gegenmaßnahmen im Wert von bis zu 28 Milliarden Dollar beschließen.
- Nachrichtenagentur Reuters
- abcnews.go.com: "Trump's top economic adviser says 50 countries have reached out to negotiate tariffs"