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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Früherer "Lindenstraße"-Star "Mich hat das eiskalt erwischt"
Erst "Lindenstraße", jetzt "Linsenstraße": Mit t-online spricht Rebecca Siemoneit-Barum über das plötzliche Ende der Fernsehserie und wie das Aus ihr weiteres Leben beeinflusst hat.
Die ehemaligen "Lindenstraße"-Schauspieler Rebecca Siemoneit-Barum und Claus Vinçon haben im Oktober ihren eigenen Podcast mit dem Titel "Linsenstraße" gestartet. Anlass ist das fünfjährige "Jubiläum", seit die letzte der insgesamt 1.758 Folgen "Lindenstraße" im Fernsehen lief. Im Podcast nehmen beide die Hörer mit auf eine Reise durch mehr als 30 Jahre der beliebten ARD-Serie und geben Einblicke in ihr persönliches Leben.
t-online hat mit Rebecca Simoneit-Barum über das plötzliche Aus der "Lindenstraße" gesprochen, wie sie selbst damit umgegangen ist und es als Chance für eine neue Karriere genutzt hat.
t-online: Frau Siemoneit-Barum, vom Serien-Aus der "Lindenstraße" wurde damals das gesamte Team überrumpelt. Wie schlimm war das?
Rebecca Siemoneit-Barum: Schlimm. Das Aus wurde im Herbst 2018 mit einer Schlagzeile in einer großen deutschen Boulevardzeitung bekannt gegeben. Wir alle haben es über diese Zeitung erfahren – und nicht durch ein persönliches Gespräch. Sogar die Produzenten haben nur ein Fax mit der Pressemitteilung bekommen, die gleichzeitig überallhin ging. Besonders schlimm war es für die Kollegen, die in diesem Moment am Set waren. Manche fingen an zu weinen. So geht man nicht mit Menschen um, die teilweise 35 Jahre dabei waren.
Wo waren Sie, als die Nachricht kam?
Ich war damals auf Musicaltournee. Als die Nachricht kam, habe ich meine Eltern in Einbeck in Niedersachsen besucht. Mich hat das eiskalt erwischt, und ich war fassungslos.
Wie sind Sie damit umgegangen?
In meinem Leben gab es immer wieder Momente, in denen ich mich von Lebensplänen verabschieden musste. Ich bin da sehr schicksalsergeben und denke mir: Da endet was, und du machst etwas Anderes. Nichts ist für die Ewigkeit.
Wie ging es danach bei Ihnen weiter?
Wir haben die letzten Folgen der "Lindenstraße" im Dezember 2019 gedreht. Gleichzeitig war ich mit Willi Herren bei der Aufzeichnung zur Fernsehshow "Rosins Fettkampf", bei der wir gemeinsam sehr viel abgenommen haben. Zusätzlich hatte ich ein Varieté-Engagement in Bad Nauheim. Ich war zu der Zeit also viel beschäftigt. Und dann kam Corona. Im ersten Lockdown sind alle Jobs sofort weggefallen. Daran habe ich sehr geknabbert. In den ersten Pandemietagen lief auch die letzte Folge der "Lindenstraße" im Fernsehen. Es war deprimierend. Doch das war noch nicht alles.
Was ist noch passiert?
Mein Vater hatte im Mai 2020 einen Schlaganfall. Ich bin sofort zu meinen Eltern gefahren. Letztlich bin ich vier Jahre bei ihnen in Einbeck geblieben. Als mein Vater aus dem Krankenhaus wieder nach Hause kam, war er pflegebedürftig. Meine Mutter und ich haben uns bis zu seinem Tod im Sommer 2021 um ihn gekümmert. Danach konnte ich meine Mutter natürlich nicht einfach alleine lassen. Also habe ich nach Jobs in der Gegend gesucht.
Zur Person
Rebecca Siemoneit-Barum wurde ab 1990 als "Iffi" Zenker in der "Lindenstraße" bekannt. Die Schauspielerin stammt aus der Zirkusfamilie des Circus Barum und wuchs als Artistin auf. Sie ist mit dem Artisten Pierre Bauer verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder.
Die Corona-Krise hatte den Kunst- und Kulturbereich schwer getroffen. Mussten Sie sich beruflich neu orientieren?
Da ich unbedingt arbeiten wollte, habe ich auch nach Jobs gesucht, die mit Schauspielerei nichts zu tun haben. So habe ich die Veranstaltungsleitung für die Landesgartenschau Bad Gandersheim 2023 übernommen. Das ist um die Ecke von Einbeck. Und parallel dazu war ich Geschäftsführerin des Stadtmarketings in Einbeck und für das Event- und Citymanagement verantwortlich. Ich habe sehr viel gearbeitet – wenn auch nicht vor der Kamera, sondern hinter den Kulissen.
Womit verdienen Sie heute Ihr Geld?
Inzwischen habe ich die Veranstaltungsleitung für die Landesgartenschau 2027 in Neustadt an der Weinstraße übernommen. Dadurch habe ich finanzielle Sicherheit und trotzdem Zeit für meine künstlerischen Tätigkeiten, denn inzwischen moderiere ich auch wieder regelmäßig.
Möchten Sie auch wieder vor der Kamera stehen?
Natürlich. Ich würde mich freuen, wenn die Caster mich für geeignete Film- oder Fernsehproduktionen vorschlagen. Hätte ich mich komplett darauf konzentriert, nur als Schauspielerin zu arbeiten, wäre ich vielleicht schneller an eine neue Rolle gekommen – oder drei Jahre arbeitslos gewesen. Bis ich wieder vor der Kamera stehe, kann ich anderweitig gutes Geld verdienen und ein schönes Leben haben.
Sie klingen zufrieden damit, wie sich alles entwickelt hat.
Absolut. Ich hatte immer Arbeit und kann mich auch immer beschäftigen. Vor allem habe ich mir aber nach der "Lindenstraße" eine neue Karriere aufbauen können, die mir sehr gut gefällt.
Sind Sie noch mit "Lindenstraße"-Kollegen in Kontakt?
Ja. Wir haben eine "Lindenstraße"-WhatsApp-Gruppe, in der alle miteinander in Kontakt stehen. Und mit Claus kann ich in unserem Podcast "Linsenstraße" mehr als 30 Jahre "Lindenstraße" noch einmal durchleben, das macht einen Riesenspaß.
Warum "Linsenstraße"?
Wir hatten damals im "Lindenstraße"-Team eine Art Satiregruppe, die hieß "Linsenstraße". Wir haben hinter den Kulissen lustige Filme gedreht, meistens für Partys. Den Namen haben sich damals Kollegen ausgedacht, und wir haben ihn für unseren Podcast übernommen.
Hätten Sie Lust auf eine Neuauflage der "Lindenstraße"?
Auf jeden Fall. Es gäbe viele neue Geschichten, die man erzählen und andere Rollen, die man spielen könnte. Im Grunde bin ich für jeden Schabernack zu haben. Aber ich sehe keine Neuauflage.
Der Podcast "Linsenstraße" ist seit dem 17. Oktober auf allen gängigen Plattformen und unter linsenstrasse.com verfügbar. Alle Folgen "Lindenstraße" sind über das digitale Angebot von ARD Plus abrufbar.
- Interview mit Rebecca Siemoneit-Barum (31.10.2024)