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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Pawlos seit zwei Wochen weg "Es gibt noch optimistische Szenarien"

Vor zwei Wochen stand der kleine Pawlos nach dem Schulmittagessen auf – und war plötzlich weg. Jetzt sucht die Polizei mit Tauchern, gibt aber die Hoffnung nicht auf.
Auf der Lahn sind am Dienstag Sonarboote unterwegs, Polizeitaucher suchen im Wasser. Auf Menschengerüche spezialisierte Hunde schnüffeln am Uferbereich zwischen zwei Wehren nach Spuren. Es ist flussabwärts von Weilburg aus der nächste, bislang nicht mit Tauchern abgesuchte Bereich der Lahn.
Die Hoffnung, den kleinen Pawlos noch lebend zu finden, sinkt mit jedem Tag. Der Sechsjährige ist nun seit 14 Tagen wie vom Erdboden verschluckt. "Aber es gibt noch optimistische Szenarien", sagt ein Polizeisprecher t-online.
Ein Passant sah Pawlos auf der Straße – dann rannte das Kind weg
Am Dienstag vor zwei Wochen saß Pawlos noch beim Mittagessen in Weilburg. Dort besuchte er seit Beginn des Schuljahres die Förderschule, der Erstklässler hat eine autistische Störung. Nach dem Essen am 25. März war er plötzlich fort. "Sein Fehlen wurde von den aufsichtsführenden Lehrkräften binnen einer Minute bemerkt", teilte das Schulamt mit.
Eine Viertelstunde lang suchten die Lehrer im Gebäude und auf dem Schulgelände nach ihm, dann informierten sie die Polizei. Wenig später erreichte die Beamten ein Notruf – auf einer Straße in Weilburg stand ein Kind. Ein Passant sah den Jungen zwischen den Autos, führte ihn von der Straße und wählte die Nummer der Polizei. "Doch noch während des Gesprächs rannte das Kind dem aktuellen Ermittlungsstand entsprechend fort", schildert der Polizeisprecher die Situation. "Wir sind ziemlich sicher, dass es sich um Pawlos handelte."
Wurde Pawlos von einem guten Samariter aufgenommen?
Es könnte das letzte Mal gewesen sein, dass der Sechsjährige lebend gesehen wurde. Alle Suchmaßnahmen verliefen seither erfolglos. Die Polizei sperrte Bahnstrecken, sah in Tunneln nach. Die Stadt lockte mit Luftballons. Feuerwehrleute fuhren mit einem Auto herum, das die Stimme von Pawlos Mutter abspielte. Die Bundeswehr jagte mit einem Eurofighter über den Ort und machte hochauflösende Luftaufnahmen. Einwohner wurden aufgefordert, in ihren Kellern, Schuppen und Garagen nachzuschauen, ob sich Pawlos dort eventuell versteckt hält. Bundesweit schaltete die Polizei auf mehr als 13.000 Bildschirmen Anzeigen, um die Bevölkerung zur Mithilfe aufzurufen.
Doch die bisher mehr als 100 eingegangenen Hinweise aus dem gesamten Bundesgebiet führten zu keiner einzigen heißen Spur. Die große Frage, was mit Pawlos passiert ist und ob er noch lebt, bleibt unbeantwortet. Eine Entführung ist genauso möglich wie das hoffnungsvolle Szenario, dass das Kind von einem guten Samariter aufgenommen wurde und von ihm mit Essen und Trinken versorgt wird.
"Wir können nichts ausschließen", sagt der Polizeisprecher. "Es gibt für keine Version einen echten Anhaltspunkt." Es gebe vielfältige Möglichkeiten, dass Pawlos noch lebe – vorausgesetzt, er habe Zugang zu Nahrung und Wasser.
"Wir halten weiter am Grundprinzip Hoffnung fest"
Weilburgs Bürgermeister Johannes Hanisch (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Ganz Weilburg ist in Gedanken bei Pawlos und seiner Familie." Auch er weiß, dass die Wahrscheinlichkeit sinkt, den Jungen noch unversehrt zu finden. Aber er beteuert: "Wir halten weiter am Grundprinzip Hoffnung fest."
In der Stadt an der Lahn gehe keiner in seinen Garten oder im Wald spazieren, ohne dabei nach eventuellen Spuren des vermissten Kindes Ausschau zu halten. "Wir haben praktisch das gesamte Stadtgebiet auf links gedreht", bekundet der Bürgermeister. Und er verspricht: "Ganz Weilburg sucht weiter."
- Telefonat mit einem Sprecher der Polizei
- hessenschau.de: "Auch Taucher sollen verschwundenen Pawlos in Weilburg suchen"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa