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Tagesanbruch: Todesdrama am Frankfurter Hauptbahnhof – und die Folgen


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Was heute wichtig ist
Das Drama und die Folgen

  • Florian Wichert
MeinungVon Florian Wichert

Aktualisiert am 30.07.2019Lesedauer: 6 Min.
Polizisten am Frankfurter Hauptbahnhof.Vergrößern des Bildes
Polizisten am Frankfurter Hauptbahnhof. (Quelle: Andreas Arnold/dpa)
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Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Wohl jeder hatte zumindest schon mal ein mulmiges Gefühl, wenn am Bahnsteig ein Zug eingefahren, ausgefahren oder sogar vorbeigebrettert ist. Erst recht an überfüllten Bahnsteigen. Erst recht, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Wer im "richtigen" Moment geschubst wird, ist chancenlos.

Ein Albtraum. Und genau der ist gestern in Frankfurt am Hauptbahnhof wahr geworden.

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Ein Mann hat einen achtjährigen Jungen vor einen einfahrenden ICE in den Tod gestoßen. Auch die Mutter des Jungen stieß er ins Gleisbett, sie rettete sich auf einen Fußweg zwischen zwei Gleisen. Bei einer weiteren Person versuchte es der Mann, sie rettete sich auf dem Bahnsteig. Die Polizei nahm daraufhin einen Tatverdächtigen fest, der von Zeugen gestellt worden war: Nach ersten Ermittlungen handelt es sich um einen 40-Jährigen mit eritreischer Staatsbürgerschaft, wohnhaft in der Schweiz. Seine Opfer kannte er angeblich nicht.

In Frankfurt: Ausnahmezustand. Zeugen weinten, Reisende mussten betreut und die Gleise für vier bis neun Stunden gesperrt werden.

Ein Drama. Und nicht das erste dieser Art. Es ist erst eine Woche her, dass ein 28-jähriger Mann in Nordrhein-Westfalen eine 34-jährige Frau vor einen einfahrenden Zug geschubst hat. Auch die junge Frau überlebte nicht, wurde von dem Regionalexpress überrollt.

Das waren beides keine einfachen Unfälle, nach denen man zur Tagesordnung übergehen kann. So sieht es zumindest auch Bundesinnenminister Horst Seehofer, der seinen Urlaub abbrach, um sich mit den Köpfen der Sicherheitsbehörden zu treffen und heute Stellung zu nehmen.

Die Trauer und Bestürzung sind groß. Und werden nun Debatten befeuern. Zum einen die über die Herkunft des Tatverdächtigen. Spielt sie eine Rolle? Sollte sie überhaupt thematisiert werden? Das Nennen bestimmter Nationalitäten kann Vorurteile und Klischees befeuern, die womöglich zu Erklärungen führen, die letztlich vollkommen falsch sind. Diese wiederum werden unter Umständen instrumentalisiert für eine Politik der Ausgrenzung. Auf der anderen Seite gibt es das Recht der Öffentlichkeit auf Information, insbesondere "wenn eine außergewöhnlich schwere oder in ihrer Art und Dimension besondere Straftat vorliegt", wie es im Pressekodex heißt. Dies ist hier der Fall.

Weil zu den Umständen des Tatverdächtigen aktuell allerdings nicht viel mehr bekannt ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt eine andere Debatte zielführender. Die um die Sicherheit und gegen aufkommende Angst am Bahnsteig.

Natürlich kann sich jeder Reisende bis zu einem gewissen Maß schützen. Er kann seine Umgebung im Blick behalten, sich vor eine Wand beziehungsweise ein Wartehäuschen stellen, damit niemand im Rücken stehen kann. Er kann weniger auf sein Handy und mehr auf den Bahnsteig schauen. Aber reicht das? Und will man das?

Viele Möglichkeiten gibt es nicht, um die Sicherheit zu verbessern. In anderen europäischen Ländern und Städten oder auch im außereuropäischen Ausland gibt es bereits Lösungen mit Absperrungen. Glas- bzw. Plexiglaswände mit Türen, die sich erst öffnen, wenn ein Zug steht, sorgen für Sicherheit.

Das gilt nicht nur bei möglichen Attacken am Bahngleis, sondern auch für Unfälle, beispielsweise von Betrunkenen.

Auch in deutschen Städten waren solche Lösungen schon Thema – beispielsweise beim U-Bahn-Netz in München. Zumal andere Sicherheitssysteme für eine Gleisbettüberwachung mit Laserscanner nicht praktikabel waren – und in einem Fall wie dem aktuellen in Frankfurt ohnehin nicht helfen würden.

Kaum auszudenken, welche Kosten Umbauten an Bahnhöfen in deutschen Großstädten verursachen würden.

Eine andere Möglichkeit wäre, Reisende mithilfe technischer Vorrichtungen erst auf den Bahnsteig zu lassen, sobald der Zug eingefahren ist. Doch auch hier wäre die Umrüstung extrem teuer – und vermutlich nur an "Sackbahnhöfen" wie Frankfurt oder Leipzig überhaupt umsetzbar.

Vielleicht wäre das ohnehin auch einfach alles Aktionismus.

Trotzdem ist es richtig, zumindest darüber zu diskutieren. Damit sich so ein Albtraum nicht wiederholt.


Donald Trump läuft in diesen Tagen mal wieder heiß. Vor der mit Spannung erwarteten Zinssitzung in den USA drängte der US-Präsident die Notenbank (Federal Reserve System oder Fed) zu einer kräftigen Senkung: "Die Fed hat alle falschen Entscheidungen getroffen. Eine kleine Zinssenkung ist nicht genug, aber wir gewinnen sowieso." Ein anderer Aufreger? Trump drohte, die Antifa-Bewegung als terroristische Organisation einzustufen. Oder noch einer? Bereits am Wochenende hatte er den mächtigen Vorsitzenden des Kontrollausschusses im Repräsentantenhaus, Elijah Cummings, als "brutalen Rüpel" bepöbelt. "Cummings' Bezirk (Baltimore) ist ein widerliches, von Ratten und Nagetieren befallenes Chaos." Trump brachte das neue Rassismus-Vorwürfe ein.

Auch personell sorgte der Präsident mal wieder für Aufruhr, indem er verkündete, dass Geheimdienstkoordinator Dan Coats seinen Posten Mitte August räumen wird. Denn: Mit Coats geht einer der ganz wenigen Verbliebenen, die nicht davor zurückschreckten, Trump zu widersprechen, auch öffentlich.

Daniel Schreckenberg hat sich die Trump'sche Bilanz genauer angeschaut und festgestellt: Der aktuelle US-Präsident hat in seiner bisherigen Amtszeit 66 Personalwechsel vollzogen. Zum Vergleich: Barack Obama tauschte 53 Mitarbeiter aus – in seiner gesamten ersten Amtszeit. Bei Georg W. Bush waren es 63, bei Bill Clinton 70 – insgesamt. Jeder dritte hochrangige Mitarbeiter ist unter Trump mittlerweile mindestens einmal ausgetauscht worden. Ein wahrer Irrsinn.


Cathy Hummels hat ein Problem. Nachdem mein Kollege Lars Wienand mithilfe eines Analyseunternehmens Hunderttausende Likes auf ihrem Instagram-Profil als nicht authentisch identifiziert hat, äußerte sich die Influencerin und Frau von Fußballspieler Mats Hummels gestern zur Berichterstattung von t-online.de. Wo? Natürlich auf ihrem Instagram-Profil.

Andere Medien übernahmen die Ergebnisse der Recherche, beispielsweise RTL Exclusiv berichtete ausführlich.

Aber wie läuft das mit den falschen Likes überhaupt? Ein junger Mann mit Tausenden Accounts hat geplaudert – und gezeigt, wie das funktioniert. Hier finden Sie die Folgegeschichte von Lars Wienand.


WAS STEHT AN?

ASAP Rocky ist ein berühmter New Yorker Rapper. Und hatte für diesen Sommer einiges vor. Seine Europatour sollte ihn unter anderem nach Deutschland führen. Nun könnte ihm allerdings ein Gefängnisaufenthalt dazwischen kommen.

Weil er nach einem Konzert in Stockholm auf offener Straße einen Mann zusammengeschlagen haben soll, wurde der 30-Jährige am 3. Juli festgenommen, seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Heute um 9.30 Uhr beginnt sein auf drei Tage angesetzter Prozess in Stockholm. Dem Musiker, der vom Drogendealer aus Harlem zu einem Trendsetter in Sachen Hip Hop und Mode aufgestiegen ist, drohen bis zu zwei Jahre schwedischer Knast.

US Präsident Donald Trump hatte sich – wie konnte es anders sein – bereits eingemischt. Via Twitter beschwerte er sich: "Gebt ASAP Rocky seine Freiheit zurück. Wir tun so viel für Schweden, aber andersherum scheint das nicht zu funktionieren." Und weiter: "Ich bin sehr enttäuscht von Ministerpräsident Stefan Löfven." Unter Umständen wird die Enttäuschung heute noch größer.


Präsident Uli Hoeneß steht vor dem Abschied, Sportdirektor Hasan Salihamidzic in der Kritik – und der Kader ist nach wie vor eine Großbaustelle. Nur 15 gestandene Feldspieler hat der FC Bayern München bisher für die neue Saison unter Vertrag, dazu zwei Talente mit Alphonso Davies und Jann-Fiete Arp. Mit Jérôme Boateng soll einer eigentlich sogar noch weg.

Ein Transfer von Wunschspieler Leroy Sané von Manchester City (Foto)? Zieht sich nach wie vor.

Der Terminplan nimmt auf die schleppende Kaderplanung der Bayern jedoch keine Rücksicht. Noch drei Wochen bis zum Saisonstart – und heute duelliert sich der deutsche Serienmeister beim Audi-Cup in München mit dem türkischen Topklub Fenerbahce Istanbul (20.30 Uhr). Spannend, auf welchem Niveau sich die Bayern mit dem dünnen Kader bewegen.

Immerhin: Beim Audi Cup ist Bayern nicht der einzige Weltklub mit Problemen. Zuvor spielt um 18 Uhr Real Madrid gegen Tottenham Hotspur. Wenn Sie die Geschichte von Benjamin Zurmühl über die Krise der Königlichen gelesen haben, erscheinen die Bayern-Probleme im Vergleich schon gar nicht mehr so schlimm.


WAS LESEN ODER ANSCHAUEN?

Sie sagen Ihr Grillfest ab, weil Ihre Wettervorhersage für 20.17 Uhr ein Gewitter ankündigt. Auch im Radio haben Sie gehört: Das kann heute Abend ordentlich krachen.

Einige Stunden später sitzen Sie mit Ihrem selbst gemachten Nudel- und Kartoffelsalat allein auf der Terrasse. Die Sonne scheint und Ihr Tiefkühlschrank quillt über mit Bratwürsten, Grillkäse und Steaks. Was haben die Meteorologen da wieder für einen Quatsch vorausgesagt? Unsere Wetterexpertin Michaela Koschak klärt auf, wie es zu solch einem Fauxpas kommt.


Für Paketstationen braucht man künftig die DHL-Paket-App, Fußballfans müssen tiefer in die Tasche greifen und für einkommensschwache Familien, Studenten und Auszubildende gibt es finanzielle Vorteile: Meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Ratgeber-Ressort haben für Sie hier zusammengetragen, was sich für Verbraucher alles ändert im August.


WAS AMÜSIERT MICH?

Seit vergangener Woche läuft der "König der Löwen" wieder in den Kinos. Nach dem Zeichentrickerfolg aus dem Jahr 1994 ist es diesmal eine Neuauflage als computeranimierte Realverfilmung. Wenn Sie keine Lust oder Zeit haben, sich noch mal den ganzen Film anzuschauen, sich aber gern an den "König der Löwen" erinnern, gibt es für Sie hier eine Kurzfassung. Sie dauert nur eineinhalb Minuten.

Ich wünsche Ihnen einen kurzweiligen und wunderbaren Tag.

Ihr

Florian Wichert
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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