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Wetter: Darum lassen sich Gewitter nicht immer genau vorhersagen


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Launenhafte Gewitter
Das ist das Rezept für die Unwetter-Suppe

MeinungVon Michaela Koschak

Aktualisiert am 29.07.2019Lesedauer: 4 Min.
Stuttgart: Blitze zucken nachts am Horizont und schlagen nahe des Fernsehturms ein. Die genaue Vorhersage von Gewittern ist jedoch schwierig.Vergrößern des Bildes
Stuttgart: Blitze zucken nachts am Horizont und schlagen nahe des Fernsehturms ein. Die genaue Vorhersage von Gewittern ist jedoch schwierig. (Quelle: dpa)
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Nach der Hitzewelle kommen die Unwetter. Warum ein Ort absäuft und mancher Wald knochentrocken bleibt und warum das nicht immer genau vorhergesagt werden kann, erklärt unsere Wetterexpertin Michaela Koschak.

Sommerzeit ist Gewitterzeit, da rumst es manchmal ganz ordentlich. Aber manchmal warnen die Wetterfrösche vor heftigen Unwettern und was passiert? Nichts!

Sie sagen Ihr Grillfest ab, weil Ihre WetterApp für 20.17 Uhr ein Gewitter vorhersagt und Sie auch im Radio gehört haben, dass heute Abend schlimme Sachen beim Wetter passieren sollen. Aber was ist: Sie sitzen mit Ihren drei Schüsseln selbst gemachten Nudel-, Kartoffel- und Couscous-Salat allein auf der Terrasse, es scheint die Sonne und Ihr Tiefkühlschrank läuft mit Bratwürsten, Grillkäse und Steaks über, weil Sie eben vorsichtshalber die Grillparty doch abgesagt haben. Und Sie denken: Toll, was haben die Meteorologen da wieder für einen Quatsch erzählt.

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So oder so ähnlich ging es Ihnen bestimmt auch schon mal und das tut mir sehr leid. Aber es hätte Sie auch voll erwischen können und sintflutartige Regenfälle wie am Wochenende in Nideggen in NRW, wo in weniger als einer Stunde über 50 Liter Regenwasser pro Quadratmeter gefallen sind, wären über Ihrem Garten heruntergekommen. Das ist mehr als normalerweise in Berlin im gesamten Monat Juli an Regen fallen sollte.

Mehr als "könnte" können wir nicht sagen

So ist das leider mit den Gewitterlagen im Sommer. Nur sehr kurzfristig können wir Meteorologen landkreisgenau warnen. Ein oder zwei Tage vorhersehen, wo genau was passiert, ist physikalisch einfach nicht möglich, dazu sind Gewitter zu kleinräumig. Mehr als "könnte" können wir nicht sagen, das Potenzial ist da, aber es muss nicht unbedingt genau Sie treffen, es "kann". Denn wir sitzen nicht in der Gewitterwolke, sondern am Computer, welcher uns so genau wie möglich berechnet, in welchen Landesteilen Unwettergefahr besteht.


Michaela Koschakcoremedia:///cap/blob/content/86080564#data
ist Wetter- und Klimaexpertin und kennt sich mit der Atmosphäre bestens aus. Wenn Sie manchmal unsicher sind, was es mit der Klimakrise und dem Wetter auf sich hat, lesen Sie die Kolumne unserer Diplom-Meteorologin. Je mehr Sie zum Thema wissen, desto weniger verfallen Sie in Panik und desto bewusster und schonender gehen Sie mit der Umwelt um.

Dabei sind sehr hohe Regenmengen, große Hagelkörner oder starke Windböen bis Tornados die möglichen Unruhestifter. Und da können wir Fachleute an der jeweiligen Wetterlage sehen, was wahrscheinlich das schlimmste Übel an einigen Orten sein wird.

Über 100 Liter Regen pro Quadratmeter am Alpenrand

An diesem Wochenende verursachten uns die großen Regenmengen vor allem Kopfschmerzen, denn die Gewitter waren manchmal fast ortsfest. Es gab keinen großen Wind, der sie fortbewegte, und so sind so einige Orte im wahrsten Sinne des Wortes abgesoffen und die Feuerwehren hatten ordentlich zu tun.

Extrem hohe Regenmengen gibt es vor allem bei sogenannten LMGs, das sind Luftmassengrenzen. Dort treffen zwei unterschiedliche Luftmassen aufeinander, meist eine kühlere und eine wärmere bis heiße. Mindestens eine davon ist feucht und gibt die Energie für solch ergiebige Regenfälle. Am Alpenrand kam dazu noch die Staulage von den Bergen, sodass hier bis heute früh teils über 100 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen sind.


Bei Gewitterfronten, wo der Wind am Boden aus einer anderen Richtung kommt als in der Höhe, ist vor allem die Tornadogefahr groß. Wir Meteorologen sprechen von Scherwinden. Da muss man sich dann vor heftigen Böenwalzen und sich eindrehenden Winden, die zu Tornados werden, wenn sie den Boden erreichen, in Acht nehmen.

Und in Gewitterwolken, die besonders viel Wasser in sich haben und wo es in der bis zu zwölf Kilometer hochreichenden Wolke starke Auf- und Abwinde gibt, können sich besonders große Hagelkörner entwickeln. Man braucht dazu unterkühltes Wasser in der Gewitterwolke und wenige Kristallisationskerne, die möglichst viel Wasser an sich binden. Wenn diese kleinen Eisgeschosse dann durch heftige Winde in der Wolke mehrere Male nach oben geschleudert werden, wieder runterfallen und dabei wachsen, kann es zum Teil zentimetergroße Hagelkörner geben. Wenn diese dann zu schwer werden und der Wind sie nicht mehr halten kann, fallen sie zu Boden und treffen uns.

Ein neues Hitzehoch ist erst einmal nicht in Sicht

Nun wissen Sie, welche Gewitterlagen meist welche Gefahr bringen können, wobei natürlich gesagt werden muss, dass bei jedem Gewitter viel Energie vorhanden ist, sodass es heftig regnen kann, sich Hagel bildet und Sturmböen auftreten. Aber bei bestimmten Wetterlagen passieren manche Dinge halt häufiger.

Jetzt müssen wir uns zunächst heute Nachmittag und Abend im Nordosten auf teils viel Regen bringende Gewitter einstellen. Morgen zieht das Ganze dann allmählich über die Ostsee ab, bevor aus Südwesten ein neues Tief namens "Wolfgang" für neue gewittrige Schauer und schwülwarmes Wetter sorgt. Am Mittwoch kann es überall mal krachen oder regnen, ab Donnerstag bleibt es im Norden wechselhaft, im Süden wird es ruhiger.


Aber da atmet wahrscheinlich auch der ein oder andere auf: Ein neues Hitzehoch ist vorerst nicht in Sicht, recht normal temperiertes, leicht unbeständiges, aber nicht unfreundliches Sommerwetter erwartet uns – deutscher Sommer eben!

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