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Rente – Das planen die Parteien | Bundestagswahl 2025


Höhe, Eintrittsalter, Frührente
Das planen die Parteien bei der Rente


Aktualisiert am 20.02.2025 - 10:03 UhrLesedauer: 14 Min.
Friedrich Merz (CDU), Olaf Scholz (SPD), Robert Habeck (Grüne): Die Parteien haben unterschiedliche Ideen, um die Rente zu sichern.Vergrößern des Bildes
Friedrich Merz (CDU), Olaf Scholz (SPD), Robert Habeck (Grüne): Die Parteien haben unterschiedliche Ideen, um die Rente zu sichern. (Quelle: Frank Hoermann/Sven Simon/imago-images-bilder)
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Die Rente wird im Wahlkampf weitgehend ausgespart. Dabei bräuchte es gerade dort dringende Reformen. Wir zeigen, was die Parteien vorhaben.

Stabiles Renteneintrittsalter, festgelegtes Rentenniveau, mehr Beitragszahlende: Die Parteien versprechen einiges, um die gesetzliche Rente als zentrales Alterssicherungssystem auch in Zukunft zu erhalten. Ein Überblick über die wichtigsten Vorschläge von CDU/CSU, SPD, Grünen, FDP, AfD, Linken und BSW.

Wer will das Renteneintrittsalter erhöhen?

"Das Renteneintrittsalter muss steigen" – Forderungen wie diese hört man seit Jahren, vor allem von Ökonomen. Denn während die Älteren immer mehr werden und immer länger Rente beziehen, kommen nicht genug zusätzliche Arbeitnehmer nach, die in die Rentenkasse einzahlen – das Umlagesystem kommt an seine Grenzen. Ein späterer Renteneintritt könnte das Problem lösen: Denn damit würden die Einnahmen langfristig steigen, da sich die Bezugsdauer der Rente verkürzt.

Allerdings ist der Vorschlag in der Bevölkerung unbeliebt. Keine Partei mag sich daher klar zu einem höheren Renteneintrittsalter bekennen. Im Gegenteil. Die meisten wollen die bestehende Regelung entweder behalten oder das Eintrittsalter sogar senken. Stattdessen setzen einige auf Anreize, damit Menschen freiwillig länger arbeiten. Die Altersgrenze wird seit 2012 schrittweise von 65 auf 67 Jahre im Jahr 2031 angehoben.

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Quelle: t-online

Sowohl Union als auch SPD und Grüne wollen das gesetzliche Rentenalter nicht antasten. Auch das BSW lässt in seinem Wahlprogramm wissen: "Forderungen, das Renteneintrittsalter weiter zu erhöhen, erteilen wir eine klare Absage."

"Aktivrente", Aufschubprämie, Rentenzuschlag

Trotz der klaren Position beim gesetzlichen Renteneintrittsalter sehen CDU/CSU, SPD und Grüne die Vorteile eines längeren Erwerbslebens und haben teils konkrete Ideen, wie sich das umsetzen ließe. So schlägt die Union eine "Aktivrente" vor. Dazu heißt es im Wahlprogramm: "Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und freiwillig weiterarbeitet, bekommt sein Gehalt bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei." Außerdem sollen die Hinzuverdienstgrenzen bei der Witwenrente deutlich angehoben werden. Lesen Sie hier, wie viel Witwenrente Ihnen derzeit bleibt, wenn Sie eigenes Einkommen haben.

Die SPD will das sogenannte Vorbeschäftigungsverbot abschaffen, um Ältere länger im Arbeitsleben zu halten. Die Maßnahme soll Arbeitgebern einen Anreiz bieten, Menschen im Rentenalter weiterzubeschäftigen. Denn bisher dürfen diese nicht ohne nachvollziehbaren Grund befristet angestellt werden, wenn sie zuvor beim selben Arbeitgeber beschäftigt waren. Die Idee war bereits Teil der Wachstumsinitiative der Ampelkoalition, wurde aber nicht mehr umgesetzt.

Gleiches gilt für die weiteren Vorschläge der SPD. Sie schreibt in ihrem Programm: "Für alle, die das Rentenalter erreicht haben, soll der Arbeitgeberbeitrag zur Arbeitslosenversicherung und auch der Rentenversicherung direkt an die Beschäftigten ausgezahlt werden. Zudem sollen sie anstelle monatlicher Zuschläge auf die Rente auch eine Einmalzahlung in Anspruch nehmen können." Mehr zu dieser Rentenaufschubprämie lesen Sie hier.

Die Grünen verfolgen einen ähnlichen Ansatz: Der Arbeitgeberbeitrag zur Arbeitslosen- und Rentenversicherung soll an weiterarbeitende Rentner überwiesen werden, falls sie sich gegen freiwillige Beiträge in die Rentenversicherung entscheiden. Dadurch soll sich die Weiterarbeit mehr lohnen. Bisher füllen diese Beiträge nur die Rentenkasse, erhöhen aber nicht zusätzlich die Rente.

FDP will Schweden-Rente, AfD volle Rente nach 45 Jahren

Einen "wirklich flexiblen Renteneintritt" verlangt die FDP. Mit anderen Worten: Sie will gar kein gesetzlich festgelegtes Renteneintrittsalter mehr. "Die Menschen sollen nach schwedischem Vorbild künftig selbst entscheiden, wann der Ruhestand beginnt, sofern dann keine Sozialleistungen beantragt werden müssen", heißt es im Wahlprogramm. "Je später jemand in Rente geht, desto höher die Rente – wer früher geht, bekommt eine niedrigere Rente." Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann, soll aber weiter Unterstützung erhalten.

Auch die AfD setzt auf ein flexibles Renteneintrittsalter und fordert, dass Menschen nach 45 Beitragsjahren ohne Abschläge in Rente gehen können. Außerdem schlägt sie einen zusätzlichen Steuerfreibetrag von 12.000 Euro für arbeitende Rentner vor. Bisher hat jeder Steuerzahler den gleichen jährlichen Grundfreitag. 2025 liegt er bei 12.096 Euro. Bis zu diesem Einkommen muss niemand Steuern zahlen.

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren gibt es auch heute schon, wenn Menschen ein bestimmtes Alter erreicht haben ("Rente mit 63", mehr dazu unten). Den AfD-Vorschlag könnte man allerdings auch so interpretieren, dass sie die 45 Beitragsjahre zur Bedingung für eine volle Rente machen möchte. Laut dem Rentenversicherungsbericht 2024 kommen Männer im Bundesdurchschnitt jedoch nur auf 41,6 Beitragsjahre, Frauen sogar nur auf 32,6 Jahre. Bisher kann jeder abschlagsfrei in Rente gehen, der das offizielle Renteneintrittsalter erreicht hat – auch wenn er keine 45 Jahre Beiträge geleistet hat.

Eine ganz andere Richtung schlägt die Linke beim Rentenalter ein. Sie will die seit mehr als zehn Jahren laufende Reform umkehren und die Regelaltersgrenze wieder von 67 auf 65 Jahre senken.

Hintergrund

Der Renteneintritt der Babyboomer-Generation (Jahrgänge 1957 bis 1968) wird in den nächsten Jahren absehbar zu einem starken Anstieg der Ausgaben im Renten- und Gesundheitssystem führen. Die Industriestaaten-Organisation (OECD) geht von einem Kostenanstieg von etwa 1,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes bis 2030 sowie einem Anstieg von 3,5 Prozent bis 2045 aus. Finanziert werden müsste das entweder über steigende Beiträge, höhere Bundeszuschüsse aus Steuermitteln oder durch Kürzungen bei den Ausgaben, sprich: einem sinkenden Rentenniveau oder geringeren Leistungen im Gesundheitswesen.

Rentenniveau und Rentenhöhe: Bleibt die Rente stabil?

Wer über die Rente diskutiert, begegnet schnell den Begriffen "Rentenniveau" und "Rentenhöhe". Doch auch wenn sie ähnlich anmuten – sie bedeuten nicht dasselbe. Während es sich bei der Rentenhöhe um die tatsächlich ausgezahlte individuelle monatliche Rente handelt, ist das Rentenniveau eine rein statistische Größe. Es sagt aus, wie hoch die Rente eines Durchschnittsrentners im Vergleich zum Einkommen eines Durchschnittsverdieners ist. Mehr dazu lesen Sie hier.

Versprechen also Parteien, dass das Rentenniveau nicht unter eine bestimmte Prozentzahl fallen soll, bedeutet das, dass Rentner mindestens eine Rente bekommen sollen, die diesem Prozentsatz am Durchschnittsverdienst aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten entspricht. Ein Beispiel: SPD und Grüne versprechen, das Rentenniveau bei 48 Prozent zu halten. Das heißt: Nach 45 Beitragsjahren erhalten Rentner, die 45 Jahre zum Durchschnittsentgelt gearbeitet haben, 48 Prozent des Durchschnittsverdienstes, der dann aktuell herrscht.

Was ein festes Rentenniveau bedeuten würde

Der Vorschlag, das Rentenniveau bei 48 Prozent festzuschreiben, war bereits Teil des Rentenpakets II, das die Ampelkoalition aber nicht mehr durchs Parlament gebracht hat. Die aktuelle Regelung läuft zum 1. Juli 2025 aus. Ohne eine solche Haltelinie sinkt das Rentenniveau, weil immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentnern gegenüberstehen. Schreibt man das Rentenniveau hingegen gesetzlich fest, während sich der demografische Wandel fortsetzt, heißt das für Arbeitnehmer höhere Rentenbeiträge.

Für Rentner wäre das feste Rentenniveau eine gute Nachricht. Denn ein festes Rentenniveau hebelt den sogenannten Nachhaltigkeitsfaktor aus, der bei der Berechnung der jährlichen Rentenanpassung eine Rolle spielt. Kippt das Verhältnis von Rentnern zu Beitragszahlern, sodass weniger Beitragszahler eine bestimmte Zahl Rentner finanzieren, fällt die Rentenerhöhung durch den Nachhaltigkeitsfaktor weniger stark aus, als es eigentlich aufgrund der Lohnentwicklung der Fall sein müsste. Dieser Mechanismus greift nicht mehr, sobald das Rentenniveau bei 48 Prozent festgeschrieben ist, aber aufgrund des demografischen Wandels unter diese Marke fällt. Die Renten müssten dann so weit erhöht werden, bis die 48 Prozent wieder erreicht sind. Für Rentner bedeutet das: steigende Bezüge.

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Keine Gesetzesvorgabe bei Union und FDP

Auch die Union setzt sich ein stabiles Rentenniveau zum Ziel – allerdings nicht gesetzlich fixiert, sondern "durch wirtschaftliches Wachstum garantiert". Die FDP hingegen argumentiert, dass nur eine stärkere Kapitaldeckung langfristig ein steigendes Rentenniveau ermöglichen kann. Sie besinnt sich dabei auf ihren ursprünglichen Vorschlag der "echten" Aktienrente zurück, bei der wie in Schweden ein kleiner Teil der Rentenbeiträge in einem unabhängig verwalteten Fonds angelegt werden soll. In der Ampelkoalition war aus der Aktienrente das Generationenkapital geworden (mehr dazu hier). Umgesetzt wurde es jedoch nicht mehr.

Die Linke wiederum geht noch weiter als SPD und Grüne und plant eine Anhebung des Rentenniveaus von 48 auf 53 Prozent. Auch die AfD will das Rentenniveau dauerhaft anheben, verwendet in ihrem Wahlprogramm allerdings eine andere Bezugsgröße als üblich. Statt eines Prozentsatzes, der sich auf den Verdienst aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bezieht, nennt die Partei "gut 70 Prozent des Nettoeinkommens" als Ziel.

70 Prozent des Nettoeinkommens wären 2023 durchschnittlich 1.701 Euro im Monat gewesen. Ein Rentenniveau von 48 Prozent hätte 2023 nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben 1.595 Euro im Monat gebracht.

Linke und BSW fordern Mindestrente

Auch für die individuelle Rentenhöhe haben die Parteien Pläne. So fordern die Grünen eine Garantierente für Geringverdiener, die nach 30 Versicherungsjahren greifen soll und "deutlich mehr Menschen als bisher einbezieht und finanziell besserstellt". Konkrete Zahlen nennen sie in ihrem Programm nicht.

Das BSW fordert eine sofortige Rentenerhöhung um 120 Euro pro Monat als Inflationsausgleich. Zudem soll es eine Mindestrente von 1.500 Euro nach 40 Versicherungsjahren geben, von 1.300 Euro nach 30 Jahren und von 1.200 Euro nach 15 Jahren. Lesen Sie hier, wie viel Sie für eine Rente von 1.500 Euro verdienen müssen.

Die Linke möchte die Rentenansprüche von Niedrig- und Geringverdienern, von Erwerbslosen, Erziehenden und Pflegenden aufwerten. "Ostverdienste wollen wir noch bis 2030 hochwerten, damit sich Renten und Ost- und Westdeutschland angleichen", heißt es im Wahlprogramm. Gegen Altersarmut soll eine "Solidarische Mindestrente" helfen. Sie soll so hoch ausfallen wie die Armutsrisikogrenze, was derzeit rund 1.400 Euro im Monat entspricht. Dazu sollen Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge kommen und in Regionen mit sehr hohen Wohnkosten ein Mietzuschuss.

Rentenbeiträge: Wer soll wie viel zahlen?

Keine Partei spricht sich offen dafür aus, dass die Rentenbeiträge und damit auch die Belastung für Arbeitnehmer und Unternehmen steigen sollen. Allerdings birgt ein festes Rentenniveau diese Gefahr, sofern die Einnahmen der Rentenversicherung nicht steigen. Welche Ideen die Parteien haben, um die Rentenkasse zu füllen, erfahren Sie weiter unten.

Die Union schreibt in ihrem Wahlprogramm, sie wolle "die Beitragssätze stabil halten, um gerade kleine und mittlere Einkommen nicht übermäßig zu belasten". Konkreter wird die FDP: Sie fordert, dass die Sozialabgaben insgesamt 40 Prozent nicht überschreiten dürfen – also Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung zusammen.

Aktuell liegen die Sozialabgaben bei 41,9 Prozent, wenn man einen Krankenkassenzusatzbeitrag von 2,5 Prozent annimmt und man den Pflegebeitrag für Menschen mit einem Kind zahlt. Die FDP schlägt vor, künftige Bundesregierungen gesetzlich zu verpflichten, Maßnahmen zu ergreifen, falls der Wert von 40 Prozent überschritten wird – allerdings ohne ins Detail zu gehen.

Die AfD will Rentenbeitragserhöhungen durch Steuersenkungen ausgleichen, um die Belastung für Arbeitnehmer und Unternehmen zu reduzieren. Eltern sollen bei Geburt jedes Kindes zudem 20.000 Euro an Rentenbeiträgen zurückgezahlt bekommen oder von künftigen Zahlungen in derselben Höhe freigestellt werden.

Das BSW schlägt vor, einen Grundfreibetrag auf Sozialabgaben einzuführen, um Geringverdiener zu entlasten. Zur Gegenfinanzierung sollten die Beitragsbemessungsgrenzen weiter angehoben werden. Diese Grenze legt fest, bis zu welcher Höhe des Gehalts Beiträge in die Sozialversicherungen gezahlt werden müssen. Für Menschen mit hohen Einkommen würden die Rentenbeiträge also stärker steigen. Auch die Linke spricht sich für eine höhere Beitragsbemessungsgrenze aus. Lesen Sie hier, wo diese Grenze aktuell für Sie liegt.

Was wird aus der "Rente mit 63"?

Wer 45 Jahre lang Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung gezahlt hat, kann schon vor seinem regulären Renteneintrittsalter abschlagsfrei in den Ruhestand wechseln. Diese Rentenart nennt sich offiziell Rente für besonders langjährig Versicherte und ist umgangssprachlich besser bekannt als "Rente mit 63".

Diese Bezeichnung ist inzwischen allerdings irreführend, da nur die Geburtsjahrgänge bis 1952 mit 63 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen konnten. Für spätere Jahrgänge wird das Eintrittsalter dieser vorgezogenen Altersrente schrittweise bis auf 65 Jahre angehoben. Für alle ab 1964 Geborenen müsste es also richtigerweise "Rente ab 65" heißen.

Ökonomen weisen immer wieder auf die Kosten dieser Rentenart hin und fordern Änderungen, wenn nicht gar ihre Abschaffung. Die meisten Parteien stellen die abschlagsfreie Frührente aber nicht infrage. So schreibt etwa die SPD: Ein abschlagsfreier Renteneintritt nach 45 Beitragsjahren werde auch künftig zwei Jahre früher möglich bleiben. "Das haben sich gerade Menschen verdient, die früh begonnen haben zu arbeiten." Auch laut der Union und den Grünen soll an der Rente nach 45 Versicherungsjahren nicht gerüttelt werden.

Die Linke möchte die Voraussetzungen sogar erleichtern: "Wer 40 Jahre lang gearbeitet und selbst Beiträge gezahlt hat, soll ab 60 abschlagsfrei in Rente gehen können." Dem BSW würde es reichen, wenn die Altersgrenze für alle Jahrgänge auf 63 Jahre zurückgedreht würde. Die AfD fordert eine abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren, ohne eine Altersgrenze zu nennen.

Die FDP äußert sich nicht ausdrücklich zur "Rente mit 63". Allerdings wäre ihr Vorschlag eines flexiblen Renteneintritts (siehe oben) die Abkehr von einer abschlagsfreien vorgezogenen Altersrente.

Wie soll das alles finanziert werden?

Wenn mehr Geld bei den Rentnern ankommen soll, muss an anderer Stelle mehr eingezahlt werden. Doch woher sollen die Mittel kommen, ohne dass die Beiträge steigen? Darüber gehen die Meinungen der Parteien auseinander. In einem Punkt sind sie sich aber doch einig: Es brauche eine breitere Basis an Einzahlern.

So setzt die SPD auf eine Ausweitung der Rentenversicherungspflicht. Konkret nennt sie die Einbeziehung aller Selbstständigen. Die Grünen wollen Abgeordnete, Beamte und nicht abgesicherte Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung einbeziehen. Dieser Vorschlag gilt als erster Schritt auf dem Weg zu einer Bürgerversicherung.

Darüber hinaus soll insbesondere Frauen der Zugang zu mehr sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung erleichtert werden – "etwa durch gleiche Löhne, gute Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeiten, ein Rückkehrrecht in Vollzeit und eine gerechte Verteilung von Sorgearbeit", so die Grünen.

Auch die Union plant eine verbindliche Altersvorsorge für Selbstständige, "die nicht anderweitig ausreichend abgesichert sind". Das könnte jedoch auch außerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung geschehen.

Die Linke will alle Erwerbstätigen in eine "solidarische Erwerbstätigenversicherung" einzahlen lassen, also auch Beamte, Selbstständige, Freiberufler, Manager und Abgeordnete. So sieht es auch das BSW. Es fordert ein System wie in Österreich, in das alle Erwerbstätigen verpflichtend einzahlen, "auch alle Bundestagsabgeordneten und Bundesminister". Die AfD will ebenfalls Politiker und die meisten Staatsbediensteten einzahlen lassen, lässt Beamte allerdings außen vor. Stattdessen will sie deren Anzahl reduzieren, indem Verbeamtungen auf "Personen mit hoheitlichen Aufgaben" beschränkt werden sollen.

Auch die oben bereits erwähnten Ideen zur Flexibilisierung des Renteneintrittsalters, die Anreize zur Weiterarbeit im Rentenalter und geringere Hinzuverdienstgrenzen für Bezieher von Hinterbliebenenrenten sollen weitere Einnahmen für die Rentenkasse generieren.

Grüne und FDP sprechen sich hingegen für eine stärkere Kapitaldeckung des Rentensystems aus. Das bedeutet, dass sie den Aktienmarkt nutzen wollen, um den Anstieg der Rentenbeiträge zu begrenzen oder das Rentenniveau zu erhöhen.

Die Grünen schlagen dafür einen "Bürgerfonds" vor, der mit Darlehen und Eigenmitteln des Bundes in europäische und deutsche Unternehmen investieren soll. Dabei soll er sich an Nachhaltigkeitskriterien und dem Pariser Klimaabkommen orientieren. Die Erträge sollen kleine und mittlere Renten stärken, besonders für Frauen und Menschen in Ostdeutschland.

Die FDP erneuert ihre Forderung nach einer "individuellen Aktienrente". Dabei würde nicht mit Darlehen und Mitteln des Bundes gearbeitet, sondern ein kleiner Teil der Rentenbeiträge in einen unabhängigen Fonds fließen. "Eine echte individuelle Aktienrente sorgt sogar wieder für ein steigendes Rentenniveau", schreibt die FDP.

Wie soll die betriebliche Altersversorgung gestärkt werden?

Die Altersvorsorge in Deutschland basiert auf drei Säulen. Neben den Pflichtsystemen wie der gesetzlichen Rentenversicherung oder der Beamtenversorgung gibt es noch zwei ergänzende Systeme: die private Altersvorsorge und die betriebliche Altersversorgung. Wer im Alter gut leben will, sollte idealerweise auch aus diesen beiden Säulen Einkünfte erzielen. Doch auch hier herrscht Reformbedarf.

So gibt die SPD an, die betriebliche Altersvorsorge stärker fördern zu wollen. "Angebote ohne Beitragsgarantie, aber mit höherer Renditeerwartung wollen wir stärker verbreitern. Hierzu werden wir insbesondere die steuerliche Förderung der Betriebsrente für Geringverdiener ausbauen", heißt es im Wahlprogramm. Bei der betrieblichen Altersvorsorge gibt es fünf verschiedene Modelle, einen Überblick finden Sie hier.

CDU und CSU betrachten das Thema von der Arbeitgeberseite und geben an, insbesondere kleinere und mittlere Arbeitgeber bei Abschluss von Betriebsrenten unterstützen zu wollen.

Die Grünen führen auch hier ihren Bürgerfonds ins Feld, den man für die betriebliche Altersversorgung öffnen könne, "damit noch mehr Beschäftigte, insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen, von Betriebsrenten profitieren."

Die FDP verweist auf die Notwendigkeit, auch bei den Betriebsrenten stärker auf Aktien zu setzen. Zudem will sie die reine Beitragszusage allen Betrieben ermöglichen, "vor allem Kleinstbetrieben, die bisher vor Haftungsrisiken zurückschrecken". Bei der reinen Beitragszusage sagt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer nur die Zahlung von Beiträgen zu.

Die Linke plant, Betriebsrenten einzuführen, die mindestens zur Hälfte von den Arbeitgebern finanziert werden. Aktuell ist beim Modell der Entgeltumwandlung ein Zuschuss von 15 Prozent Pflicht für Arbeitgeber. AfD und BSW machen in ihren Wahlprogrammen keine Angaben zur betrieblichen Altersversorgung.

Wie soll die private Altersvorsorge reformiert werden?

Ähnlich wie bei der gesetzlichen Rente war auch bei der privaten Altersvorsorge eine geplante Reform am Bruch der Ampelkoalition gescheitert. Die Ideen werden nun teilweise wieder hervorgeholt.

So plant die FDP weiter mit dem sogenannten Altersvorsorgedepot, mit dem Sparer langfristig und breit gestreut Geld an der Börse anlegen können und so die Chance auf höhere Renditen haben als bei der bisherigen Riester-Rente. Ein solcher Sparplan soll zudem über Zulagen oder Steuervorteile staatlich gefördert werden. Mehr zu der Idee lesen Sie hier.

Auch die Grünen setzen auf den Kapitalmarkt, allerdings staatlich organisiert statt individuell: "Auch hierfür greifen wir auf den Bürgerfonds zurück, der kostengünstig die Vorteile des Kapitalmarktes erschließt", heißt es im Wahlprogramm. Zudem sollen die Freibeträge für Kleinsparer erhöht und an die Inflation angepasst werden. Staatliche Zulagen soll es für niedrige und mittlere Einkommen geben. "Wer nicht teilnehmen möchte, kann widersprechen."

Die SPD möchte vor allem jene mit Staatsgeld fördern, die sich eine private Altersvorsorge sonst nicht leisten könnten. Zudem soll es das Geld nur für solche Produkte geben, "deren Kosten transparent und gedeckelt sind".

Union plant Frühstart-Rente mit Aktien

Um den Aufbau von Vermögen zu erleichtern, will die Union die Altersvorsorge unterstützen, indem Freibeträge für die Grunderwerbsteuer, Erbschaftssteuer und für das Sparen erhöht werden. CDU und CSU haben zudem eine Idee für die ganz Jungen: die sogenannte Frühstart-Rente.

Jedes Kind von 6 bis 18 Jahren soll pro Monat 10 Euro vom Staat erhalten, die dieser für sie in ein "individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot" einzahlt. Ab dem 18. Lebensjahr soll der angesparte Betrag dann durch private Einzahlungen bis zum Renteneintritt weiter bespart werden können. Weiter heißt es: "Die Erträge aus dem Depot sollen bis zum Renteneintritt steuerfrei sein. Das Sparkapital ist vor staatlichem Zugriff geschützt und wird erst mit Erreichen der Regelaltersgrenze ausgezahlt."

Die AfD will den Sparerpauschbetrag auf 2.400 Euro erhöhen, "um den Menschen in Deutschland, vor allem dem Mittelstand, die Möglichkeit zu geben, ihr Vermögen sicher und steueroptimiert aufzubauen". Kapitalerträge sind bis zur Höhe des Sparerpauschbetrags steuerfrei. Aktuell liegt dieser Freibetrag bei 1.000 Euro. Zudem sollen Sparer eine kapitalgedeckte Altersvorsorge stärker von der Steuer absetzen können.

Die Linke setzt voll auf die gesetzliche Rente. Menschen mit bestehenden Riester-Verträgen und ähnlichen Zusatzrenten sollen diese dorthin überführen können.

Was sagen Ökonomen zu den Vorschlägen?

Ökonomen stehen den Rentenplänen eher kritisch gegenüber. So kritisiert etwa das ifo-Institut, dass die Kosten allein der erwerbstätigen Generation aufgebürdet werden, wenn man das Rentenniveau gesetzlich bei 48 Prozent festschreibe. So schlagen es SPD und Grüne vor.

Aber auch die Idee der Union, das Rentenniveau allein über Wirtschaftswachstum zu sichern, sei kurzfristig unzureichend. Offen bleibe zudem, wie das Rentenniveau bei Krisen oder ausbleibendem Wachstum gesichert werden soll. Mit Blick auf die Rentenpläne der AfD kommt das ifo-Institut zu dem Schluss, dass diese die Rentenkasse belasten würden, ohne eine nachhaltige Lösung zu liefern.

"Benachteiligung ist nicht zu erkennen"

Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) kommt bei den Plänen zum Rentenniveau zu einem anderen Schluss. In einer am Donnerstag veröffentlichten Studie heißt es, dass eine langfristige Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 Prozent allen Menschen zugutekommt, die zwischen den frühen 1940er-Jahren und dem Jahr 2010 geboren wurden. Sie bekämen dadurch mehr Rente, als ihnen eigentlich aufgrund der eingezahlten Beiträge zustehen würde.

Je nach Geburtsjahr und Geschlecht lägen die internen Renditen des Beitragsteils, der in den individuellen Rentenanspruch fließt, bei 3,3 bis 4,1 Prozent, wenn das Rentenniveau bei 48 Prozent festgeschrieben würde. Ohne ein solches Gesetz lägen die Renditen bis zu 0,2 Prozentpunkte niedriger. "Die Zahlen zeigen, dass sich die Mitgliedschaft in der umlagefinanzierten Rentenversicherung lohnt, denn sie wirft für alle betrachteten Jahrgänge ordentliche Renditen ab, die spürbar über der erwarteten Inflation liegen. Das gilt ausdrücklich auch für die Jungen, eine Benachteiligung jüngerer Generationen ist nicht zu erkennen", sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK.

Wirtschaftsweise fordert große Rentenreform

Grundsätzliche Kritik an den Rentenideen der Parteien kommt von der Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer. Es sei ein großes Manko, dass das "heiße Eisen Rentenreform" im Wahlkampf nicht angepackt werde, sagte die Forscherin kürzlich vor Arbeitgeberverbänden. Bereits jetzt gehe ein Viertel des Haushalts für Rentenzahlungen drauf, mit denen ausgeglichen werde, was nicht beitragsfinanziert sei. Besonders belastend seien die "Rente mit 63", die Mütterrente und die Witwenrente.

Schnitzer plädiert dafür, das Renteneintrittsalter perspektivisch zu erhöhen. Seit den 80er-Jahren habe sich die Bezugsdauer der Rente um acht Jahre erhöht. "Das sind acht Jahre, die finanziert werden müssen." Die Wirtschaftsweisen haben eine Dynamisierung des Renteneintrittsalters unter Berücksichtigung der Lebenserwartung beim Renteneintritt vorgeschlagen.

Kritik übt Schnitzer auch am Rückzieher der Union: Die CDU/CSU habe sich noch im vergangenen Jahr offen für ein höheres Renteneintrittsalter gezeigt und auch für Überlegungen, die "Rente mit 63" zurückzufahren. "Es gab noch diese Vorschläge. Die sind alle einkassiert worden. Ich kann das nur so interpretieren, dass man Sorge hat, im Wahlkampf schlecht auszusehen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Wahlprogramme zur Bundestagswahl 2025 von Union, SPD, Grünen, FDP, AfD, Linke und BSW
  • Rentenversicherungsbericht 2024
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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