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Reizdarmsyndrom: Symptome, Ursachen und Behandlung | Das hilft


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Test und Ernährungstipps
Reizdarm: Symptome erkennen und lindern

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Aktualisiert am 24.11.2022Lesedauer: 7 Min.
Das Reizdarmsyndrom kann Ursache für Bauchschmerzen sein.Vergrößern des Bildes
Das Reizdarmsyndrom kann Ursache für Bauchschmerzen sein. (Quelle: Shotshop/imago-images-bilder)

Durchfall, Verstopfung, Blähungen und Bauchschmerzen: Wer häufig mit solchen Problemen zu kämpfen hat, leidet möglicherweise am Reizdarmsyndrom.

Oft wird die Psyche für die Beschwerden verantwortlich gemacht. Doch Stress und Kummer allein sind nicht schuld an einem Reizdarm. Beim Reizdarmsyndrom, kurz RDS oder Reizdarm, handelt es sich um eine Funktionsstörung, die eine Reihe von Darmerkrankungen miteinschließt.

In Deutschland sind etwa 12 Millionen Menschen betroffen. Besonders häufig leiden Personen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren sowie Frauen unter der Symptomatik. Das Reizdarmsyndrom ist deshalb so tückisch, weil die Ursachen nicht eindeutig geklärt sind.

Gut zu wissen: Reizmagen oder Reizdarm?
Reizmagen und Reizdarm gehören zu den funktionellen Darmerkrankungen. Treten die Beschwerden im Oberbauch auf, handelt es sich um einen Reizmagen. Einen Reizdarm hat man, wenn der Unterbauch betroffen ist. Viele Betroffene haben eine Kombination aus Reizmagen und Reizdarm. Daher werden diese Begriffe fälschlicherweise oft als Synonyme verwendet.

Symptome: So äußert sich das Reizdarmsyndrom

Darmbeschwerden, wie Durchfall und Verstopfung, die mit Magen-Darm-Erkrankungen einhergehen, klingen normalerweise nach etwa fünf Tagen wieder ab. Wenn die Symptome über vier bis fünf Wochen hinweg bestehen bleiben und sich Durchfall und Verstopfung abwechseln, kann das auf ein Reizdarmsyndrom hindeuten.

Wie sich die jeweiligen Symptome ausprägen, ist von Patient zu Patient verschieden. Während die einen vor allem von Durchfällen geplagt werden, leiden andere hauptsächlich unter Verstopfung und Völlegefühl. Heftige Bauchschmerzen und das Gefühl, dass sich der Darm beim Stuhlgang nicht vollständig entleert, zeigen sich beim Reizdarm ebenfalls häufig. Zudem ist die vor schädlichen Stoffen schützende Darmbarriere geschwächt,

Typisch ist, dass die Beschwerden so stark sind, dass die Lebensqualität stark beeinträchtigt ist. "Betroffene trauen sich zum Beispiel nicht mehr aus dem Haus, wenn sie nicht sicher sind, dass es eine Toilette in der Nähe gibt", sagt Professor Richard Raedsch, Gastroenterologe der Gastro-Praxis Wiesbaden. Meist treten die Beschwerden eher tagsüber auf und bessern sich nach dem Stuhlgang.

Symptome im Überblick:

  • Durchfall (mehr als dreimal pro Tag Stuhlgang)
  • Verstopfung (weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang)
  • Völlegefühl
  • Bauchschmerzen
  • Blähungen
  • Veränderung des Stuhls in der Konsistenz
  • Imperativer Stuhlgang (Unfähigkeit den Stuhl zurückzuhalten, wenn der Stuhldrang eintritt)
  • Gefühl der unvollständigen Darmentleerung

Test: Leiden Sie unter einem Reizdarm?

Wer unter chronischen Verdauungsproblemen leidet, sollte in jedem Fall einen Arzt aufsuchen. Ein Selbsttest kann Ihnen zusätzlich helfen, Ihre Symptome einzuschätzen. Wenn Sie die Mehrheit der folgenden Fragen mit "Ja" beantworten können, deutet dies darauf hin, dass Sie unter dem Reizdarmsyndrom leiden:

  1. Leiden Sie an einem oder mehreren der folgenden Beschwerden: Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Völlegefühl, Bauchschmerzen?
  2. Treten die Beschwerden immer wieder, zum Teil im Wechsel auf?
  3. Halten die Beschwerden bereits länger als drei Monate an?
  4. Verstärken sich die Beschwerden, wenn Sie unter Stress stehen?
  5. Hatten Sie in der Vergangenheit eine schwere Magen-Darm-Infektion (länger als 7 Tage)?
  6. Haben Sie Familienangehörige, die am Reizdarmsyndrom leiden?

Es gibt die Möglichkeit, online seinen "Reizdarm-Score" zu ermitteln. Ein Reizdarm-Test ersetzt jedoch nicht die Diagnose durch den Arzt. Dieser muss zunächst ausschließen, dass Ihre Beschwerden nicht durch andere Erkrankungen oder Lebensmittelunverträglichkeiten ausgelöst werden.

Ursachen für Reizdarm: Es liegt nicht nur an der Psyche

Was genau das Reizdarmsyndrom auslöst, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Funktionsstörung ist ein unglaublich komplexes Zusammenspiel, das bei jedem Einzelnen unterschiedlich ist. In der Medizin werden zahlreiche Faktoren diskutiert, die das Krankheitsbild begünstigen, wie Nahrungsmittelintoleranzen, Darmentzündungen, Dickdarmbakterien, psychische Störungen und sogar ein bestimmtes Gen, das ursächlich für die Störung sein kann.

"Heute geht man davon aus, dass die Ursache des Syndroms eine vermehrte Reizbarkeit des Darms ist", sagt Raedsch. So ist bei den betroffenen Patienten die Darmbewegung gestört und der Darm höchst sensibel. Das darmeigene Nervensystem reagiert bei ihnen deutlich schneller und intensiver auf Nahrungsreize als bei anderen Menschen.

Zudem ist die Schmerzgrenze in der Bauchregion bei Betroffenen besonders niedrig. Sie empfinden dort bereits Schmerzen, wenn andere Menschen noch nichts spüren. Manche Betroffene verspüren bereits bei einem minimalen Dehnungsreiz, der durch Luftansammlungen ausgelöst werden kann, starke Schmerzen. Andere klagen schon bei einer geringen Füllung des Dickdarms (Kolon) über massive Beschwerden. Schuld sind die überaktiven Nervenenden in der Darmschleimhaut.

Unterschiedliche Reizdarmtypen

Es gibt zwei unterschiedliche Typen von Reizdarmpatienten: Die einen haben, seitdem sie denken können, Magen-Darm-Probleme, für die es keine eindeutige Ursache gibt. Bei den anderen werden die Beschwerden von einer Magen-Darm-Infektion ausgelöst, die sie sich zum Beispiel bei einer Auslandsreise eingefangen haben. Man spricht in diesem Fall auch von postinfektiösem Reizdarmsyndrom. Anstatt nach dem Abklingen der Infektion zu verschwinden, treten die Beschwerden dann immer wieder auf. Mediziner gehen davon aus, dass auch nach dem Abheilen der Infektion kleine Entzündungen im Darm verbleiben und ein bakterielles Ungleichgewicht in der Darmflora bestehen bleibt. Betroffene des postinfektiösen Reizdarmsyndroms leiden vor allem an Durchfall.

Anhaltende psychische Einflüsse, wie Stress, Angst, Ärger, Frust oder Nervosität, können das Reizdarmsyndrom begünstigen und Beschwerden verstärken. Bei vielen Patienten werden die Beschwerden schlimmer, wenn sie unter negativem Stress stehen – etwa, wenn sie Streit mit der Familie haben oder überarbeitet sind. Sind die Betroffenen entspannt, geht es ihnen meist besser.

Das heißt aber nicht, dass die Psyche allein Auslöser eines Reizdarmsyndroms ist. Stress kann die Symptome verstärken, aber nicht jeder Mensch reagiert bei psychischen Problemen mit Magen-Darm-Störungen. "Allerdings hat man Überlappungen zwischen Reizdarmsyndrom und Depressionen festgestellt", sagt Raedsch. Bei manchen Patienten helfen deshalb auch eine begleitende Psychotherapie oder die Einnahme von Antidepressiva, die Beschwerden zu lindern.

Reizdarm-Diagnose: Darmerkrankungen und Unverträglichkeiten ausschließen

Bis die Diagnose Reizdarmsyndrom gestellt wird, dauert es oft lange. Einige Anzeichen müssen laut den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) für eine Reizdarmdiagnose gegeben sein. Demnach müssen chronische, krampfartige Bauchschmerzen beziehungsweise Blähungen in der Regel mit Veränderungen im Stuhlgang einhergehen und länger als drei Monate anhalten.

Zudem muss ein Arzt bestätigen, dass die Schmerzen in Zusammenhang mit dem Darm stehen. Denn die Symptome deuten noch auf diverse andere Erkrankungen hin, zum Beispiel Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Magen-Darm-Infektionen, Magenschleimhautentzündung oder Darmkrebs. Erst, wenn alle anderen möglichen Ursachen durch entsprechende Untersuchungen – etwa eine Darmspiegelung – ausgeschlossen wurden, stellt der Arzt die Diagnose Reizdarmsyndrom.

Doch damit ist den Patienten meist wenig geholfen. Zwar ist das Syndrom weder ansteckend noch lebensgefährlich, aber die Heilungschancen gelten als gering. "Langzeituntersuchungen über zehn Jahre hinweg haben gezeigt, dass in etwa 30 Prozent der Fälle die Beschwerden mit der Zeit abnehmen", sagt Professor Raedsch. "Aber eine vollständige Heilung ist extrem selten."

Therapie bei Reizdarm: Was hilft bei RDS?

Für Menschen mit Reizdarmsyndrom beginnt oft ein langer Leidensweg. Eine ursächliche Therapie des Reizdarms gibt es nicht, da bei ärztlichen Untersuchungen meist keine organische Ursache zu erkennen ist. Die Behandlung beim Arzt zielt deshalb darauf ab, die Symptome zu lindern. Krampf- und schmerzlindernde Medikamente sowie eine Ernährungsumstellung sind die wichtigsten Helfer im Kampf gegen den Reizdarm.

"Die Behandlung orientiert sich an den individuellen Symptomen", sagt Professor Raedsch. Dabei steht eine spezielle Diät im Vordergrund, je nachdem, unter welchen Beschwerden der Patient besonders leidet. Hat der Betroffene Verstopfung, sollte er mehr Ballaststoffe zu sich nehmen und viel trinken. Neigt er eher zu Durchfall, kann dagegen eine ballaststoffärmere Kost helfen.

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Treten die Probleme zum Beispiel nach dem Genuss bestimmter Speisen auf, sollte man darauf in Zukunft verzichten. Mit Hilfe eines Ernährungstagebuchs können Betroffene herausfinden, welche Nahrungsmittel sie besonders gut vertragen und welche nicht. Bei einigen Patienten habe es sich bewährt, auf bestimmte Nahrungsbestandteile wie etwa Fruktose in Früchten oder Honig, Laktose in Milchprodukten und Galaktose etwa in Bohnen, Linsen und Sojabohnen zu verzichten. Denn sie werden im Darm von Bakterien vergärt und tragen zur Entstehung blähender Gase bei. Außerdem ziehen sie Wasser in den Darm und können Durchfälle verursachen.

Bei einem psychisch-bedingten Reizdarmsyndrom kann eine psychotherapeutische Behandlung eine sinnvolle Ergänzung zu Medikamenten und Ernährungsumstellung sein.

Ernährung: Tipps für Reizdarmpatienten

Eine Nahrungsumstellung kann dabei helfen, die Darmbeschwerden zu lindern. Folgende Regeln sollten Sie bei Ihrer Ernährung beachten:

  1. Nehmen Sie sich Zeit beim Essen: Sie sollten grundsätzlich langsam und in Ruhe essen. Stress setzt dem Darm zu.
  2. Kauen Sie gründlich: Gründliches Kauen erleichtert den Verdauungsorganen die Arbeit. Außerdem läuft man weniger Gefahr Luft zu schlucken, was zu unangenehmen Dehnungsreizen führt.
  3. Essen Sie kleinere Mahlzeiten: Der empfindliche Darm kann kleinere Mahlzeiten deutlich leichter verarbeiten als große. Viele Betroffene essen daher statt drei großen Portionen fünf oder sechs kleine über den Tag verteilt.
  4. Führen Sie ein Ernährungstagebuch: Es kann helfen, ein Tagebuch zu führen, in dem man einträgt, was man isst und welche Beschwerden auftreten. So können Sie herausfinden, ob Sie auf bestimmte Lebensmittel empfindlich reagieren.
  5. Blähende Lebensmittel meiden: Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, Kohl und Hülsenfrüchte sorgen bei vielen Reizdarmpatienten für Probleme.
  6. Vorsicht bei Ballaststoffen: Sie sind zwar notwendig für eine funktionierende Verdauung, können aber auch Blähungen verursachen. Am bekömmlichsten sind Haferflocken, Leinsamen oder Flohsamen. Ballaststoffe sollten zudem immer mit viel Flüssigkeit aufgenommen werden.
  7. Alkohol und Kaffee nur in Maßen: Da Alkohol die Eigenbewegung des Darms beeinflusst, sollten Reizdarmpatienten darauf besser verzichten. Auch Kaffee und Milch verursachen häufig Beschwerden. Wasser und ungezuckerte Kräutertees hingegen unterstützen den Darm bei seiner Tätigkeit und können Blähungen vorbeugen.
  8. Obst und Gemüse: Welche Mengen an Obst und Gemüse vertragen werden, müssen die Betroffenen für sich herausfinden. Während manche gut mit den enthaltenen Ballaststoffen zurechtkommen, führt bei anderen schon eine halbe Paprika zu Beschwerden.
  9. Vermeiden Sie fettreiche und stark gewürzte Speisen, um den empfindlichen Darm nicht zusätzlich zu reizen.

Bifidobakterien helfen beim Reizdarmsyndrom: Studien haben den Einfluss der in Probiotika enthaltenen Bifidobakterien (gute Darmbakterien) auf das Reizdarmsyndrom untersucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Bakterienstämme die Stuhlkonsistenz normalisierten und der Entstehung von Darmwinden entgegenwirken konnten.

Hausmittel: Symptome lindern und vorbeugen

  • Bewegung: Zu wenig Bewegung macht auch den Darm träge. Ausdauersport wie Radfahren und Schwimmen bringt die Verdauung in Schwung. Auch Yoga kann hilfreich sein: Die Übungen entspannen und können so stressbedingte Beschwerden lindern. Leichtes Bauchmuskeltraining ist ebenfalls zu empfehlen, denn die Bauchmuskulatur ist an der Verdauung beteiligt.
  • Stress vermeiden: Viele Patienten merken sofort, wenn sie viel Stress haben. Denn ein Reizdarm reagiert prompt auf die Zusatzbelastung. Daher sind Erholungspausen wichtig. Wie sich das im Arbeitsalltag effektiv umsetzen lässt, kann man in Entspannungskursen lernen. Sie werden auch von vielen Krankenkassen bezuschusst.
  • Wärmeanwendungen: Eine Wärmflasche kann bei Bauchschmerzen und -krämpfen Linderung verschaffen.
  • Tee: Kräutertee, wie Kümmel, Fenchel oder Anis, beruhigen den Darm und helfen bei Blähungen.
  • Bauchmassage: Eine sanfte Massage der Bauchdecke hilft bei Verstopfung. Dabei werden die Nervenverbindungen im Darm stimuliert und die natürliche Darmbewegung angeregt.
  • Darmflora aufbauen: Die Darmflora, also die Gesamtheit aller Bakterien im Darm, beeinflusst nicht nur die Verdauung, sondern auch das Immunsystem und das Gehirn. Der regelmäßige Verzehr von probiotischen Lebensmitteln, wie Joghurt, Kefir und Sauerkraut, sowie präbiotischen Nahrungsmitteln, wie Vollkornprodukte, Äpfel, Artischocken und Chicorée, kann daher sowohl bei der Behandlung der Darmstörung als auch bei der Verbesserung des psychischen Befindens helfen.

Medikamente: Welche Arzneimittel helfen?

Reizdarmpatienten können ihre Beschwerden kurzfristig mithilfe von Medikamenten lindern, zum Beispiel mit Abführmitteln bei Verstopfung oder einem Arzneimittel gegen Durchfall. Die Medikamente sollten allerdings nicht dauerhaft, zu häufig und nur in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden.

Wer unter starken Schmerzen leidet, bekommt vom Arzt krampflösende Medikamente oder Schmerzmittel. Eine Alternative sind pflanzliche Präparate: Bei Krämpfen im Magen-Darm-Bereich wirken besonders Pfefferminzöl und Präparate mit Artischockenextrakt beruhigend, die in Apotheken frei verkäuflich sind. Wer auf pflanzliche Wirkstoffe setzt, sollte allerdings darauf achten, sich vorher vom Arzt beraten zu lassen.

Bei Patienten mit psychisch bedingtem Reizdarm kann auch die Einnahme von Antidepressiva helfen, um die Symptome zu lindern. Besprechen Sie die Medikation in jedem Fall mit Ihrem behandelnden Arzt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • reizdarm.one
  • Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
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