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Unterleibsschmerzen beim Mann: Spielt die Psyche eine Rolle?


Seelisch bedingt
Unterleibsschmerzen beim Mann – spielt die Psyche eine Rolle?


Aktualisiert am 09.10.2024Lesedauer: 5 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Ein Mann sitzt mit Bauchweh auf dem SofaVergrößern des Bildes
Eine belastete Psyche kann auch dem Bauch zu schaffen machen. Für Unterleibsschmerzen kommen also auch seelische Ursachen infrage – beim Mann wie bei der Frau. (Quelle: LordHenriVoton/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Wenn ein Mann Unterleibsschmerzen hat, sollte er nicht allein körperliche Erklärungen in Betracht ziehen: Mitunter steckt auch die Psyche dahinter.

Bei Unterleibsschmerzen liegt der Gedanke nahe, dass es ein Problem im unteren Bauchraum gibt. Tatsächlich können die dort liegenden Organe – der Darm einschließlich des Blinddarms, die Nieren und die ableitenden Harnwege sowie die Geschlechtsorgane – von zahlreichen Krankheiten oder Störungen betroffen sein.

Allerdings haben Unterleibsschmerzen keineswegs immer rein körperliche Ursachen: Selbst physisch deutlich spürbare Beschwerden können psychisch bedingt (oder mitbedingt) sein.

Wichtig

Bei sehr stark ausgeprägten Unterleibsschmerzen ist sofort der Rettungsdienst (112) zu rufen. Das Gleiche gilt, wenn weitere alarmierende Symptome hinzutreten, wie zum Beispiel Übelkeit und Erbrechen, Fieber, Herzrasen, Atemnot und/oder Kreislaufprobleme.

Unterleibsschmerzen beim Mann – könnte es die Psyche sein?

Hinter Unterleibsschmerzen kann auch die Psyche stecken, sowohl beim Mann als auch bei der Frau. Zum einen können seelische Probleme die Symptome körperlicher Erkrankungen verstärken. Zum anderen kann eine belastete Psyche in verschiedensten physischen Beschwerden Ausdruck finden – auch in Unterleibsschmerzen.

Bauchschmerzen sowie Magen- und Darmprobleme wie Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung zählen zu den häufigsten funktionellen Körperbeschwerden. So werden körperliche Symptome genannt, die durch eine gestörte Funktionsweise eines Organs entstehen, ohne dass sich eine körperliche Ursache dafür finden lässt. Das Organ an sich scheint also gesund zu sein, aber "nicht richtig zu funktionieren".

In vielen Fällen bestehen die Beschwerden nur vorübergehend – etwa bei Stress oder in einer emotional beanspruchenden Lebensphase. Sie können aber auch chronisch werden und dann immer wieder auftreten.

Letzteres ist beim sogenannten Reizdarmsyndrom der Fall. Das ist eine recht häufige Ursache von Unterleibsschmerzen, bei der auch psychische Einflüsse von Belang sind. Das Reizdarmsyndrom geht mit Bauchschmerzen und anderen ausgeprägten Darmbeschwerden einher, die über Monate hinweg immer wieder auftreten und nicht auf eine bestimmte körperliche Erkrankung zurückzuführen sind. (Fachleute sprechen von einer Ausschlussdiagnose.)

Je nachdem, welche Symptome dabei im Vordergrund stehen, lassen sich verschiedene Typen des Syndroms unterscheiden: Einige Betroffene haben zusätzlich zu den Schmerzen immer wieder Verstopfung. Bei anderen kommt es hauptsächlich zu Durchfall, und manche erleben beides im Wechsel.

Wie genau es zu diesen Beschwerden kommt, ist nicht vollständig geklärt. Fachleute gehen aktuell davon aus, dass bei der Entstehung eines Reizdarmsyndroms mehrere Faktoren zusammenspielen. Insbesondere gehören hierzu:

  • erbliche Einflüsse
  • eine veränderte Zusammensetzung des Darmmikrobioms (auch als Darmflora bezeichnet)
  • bestimmte, für den Darm belastende Ereignisse wie etwa ein Infekt und/oder die Einnahme von Antibiotika
  • psychische Belastungen wie Stress

Dass die Psyche einen erheblichen Einfluss auf den Darm hat und umgekehrt, ist Fakt. Die beiden Organe liegen im Körper zwar relativ weit voneinander entfernt, tauschen aber über Nervenbahnen und Botenstoffe ständig Informationen aus. Diese enge Vernetzung (die sogenannte Darm-Hirn-Achse) erklärt, warum sich eine Störung im Bereich des Darms oft auch seelisch niederschlägt – und warum psychische Probleme zu Darmbeschwerden wie Unterleibsschmerzen, Blähungen und Verstopfung führen können.

Gut zu wissen

Insgesamt ist das Reizdarmsyndrom recht weit verbreitet. Weltweit sind etwa 10 von 100 Menschen davon betroffen. Beim Mann kommt das Syndrom nicht so häufig vor wie bei der Frau.

Wie kann ein Mann erkennen, ob die Psyche hinter den Unterleibsschmerzen steckt?

Bei Unterleibsschmerzen, die nicht nach kurzer Zeit von selbst abklingen, gilt es, diese ärztlich abzuklären. Nur eine Ärztin oder ein Arzt kann im Rahmen eines Gesprächs und verschiedener Untersuchungen feststellen, welche körperlichen und/oder psychischen Erkrankungen oder Probleme am ehesten als Erklärung für die Beschwerden in Betracht kommen. Eine sorgfältige Diagnostik ist entscheidend, um eine wirksame Behandlung einleiten zu können.

Um die Suche nach der Ursache zu erleichtern, kann der Betroffene bereits im Vorfeld des Gesprächs mit der Ärztin oder dem Arzt ein Schmerztagebuch führen. Darin sollte er beispielsweise notieren,

  • wie lange die Unterleibsschmerzen schon bestehen,
  • wo genau und wie stark es wehtut,
  • ob sich die Beschwerden allmählich entwickelt haben oder plötzlich aufgetreten sind,
  • ob ihnen ein bestimmtes Ereignis vorausgegangen ist und, wenn ja, welches,
  • ob weitere Symptome beziehungsweise Vorerkrankungen vorliegen und, wenn ja, welche.

All diese Einzelheiten können dabei helfen, die möglichen Auslöser einzugrenzen. Grundsätzlich können Schmerzen im Unterbauch beim Mann durch folgende Störungen und Erkrankungen entstehen:

Für einige dieser Störungen und Erkrankungen sind einseitige Unterleibsschmerzen typisch. Dies ist etwa bei einer Divertikulitis, Harnsteinen, einer eingeklemmten Leistenhernie sowie einer Hodentorsion der Fall. Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) kommt es üblicherweise zu Schmerzen im rechten Unterbauch.

Hinweis

In diesem Artikel können nicht alle möglichen Ursachen für Unterleibsschmerzen beim Mann thematisiert werden, sondern nur jene, die relativ häufig vorkommen. Genaueres über die weiteren Symptome der einzelnen Erkrankungen erfahren Sie hier.

Unterleibsschmerzen beim Mann: Was hilft, wenn es die Psyche ist?

Um Unterleibsschmerzen zu lindern, ist die gezielte Behandlung der auslösenden Erkrankung entscheidend. Gelangt die Ärztin oder der Arzt zu dem Schluss, dass die Beschwerden psychisch bedingt oder mitbedingt sind, wird sie oder er dies bei der Planung der Therapie berücksichtigen.

Wenn die Beschwerden eher mild und voraussichtlich vorübergehender Natur sind, reichen möglicherweise nicht-medizinische Maßnahmen. Etwa kann der Betroffene versuchen,

  • Stress im Beruf und/oder Privatleben zu verringern,
  • in der Freizeit für mehr Entspannung zu sorgen,
  • den eigenen Umgang mit Belastungen zu verändern,
  • auf einen gesunden Lebensstil zu achten, zu dem neben Bewegung und ausgewogener Ernährung auch ausreichend Schlaf gehört.

Da all das weitaus schwieriger sein kann, als es klingt, ist manchmal professionelle Unterstützung beziehungsweise Anleitung sinnvoll – etwa in Form einer Psychotherapie, eines Achtsamkeitstrainings, eines Sportkurses und/oder einer Ernährungsberatung.

Welche Therapie hilft beim Reizdarmsyndrom?

Wenn die Unterleibsschmerzen stärker ausgeprägt sind, länger andauern und somit auf ein Reizdarmsyndrom hindeuten, reichen diese Maßnahmen häufig nicht aus. Bislang gibt es kein bestimmtes Behandlungsverfahren, mit dem sich das Reizdarmsyndrom wirksam lindern ließe.

Stattdessen setzt sich die Therapie meist aus mehreren Ansätzen zusammen. Beispielsweise können folgende Maßnahmen und Mittel hilfreich sein:

  • eine ausführliche Aufklärung über die Hintergründe des Syndroms: Der Betroffene sollte vor allem erfahren, dass die Beschwerden nicht eingebildet sind, sondern auf "echten" körperlichen Vorgängen beruhen, die durch psychische Belastung in Gang gesetzt beziehungsweise verstärkt werden können. Auch sollte der Erkrankte wissen, dass das Syndrom die Lebenserwartung nicht mindert.
  • eine Umstellung der Ernährung (in Absprache mit dem Arzt und/oder im Rahmen einer Ernährungsberatung: Manche Betroffene profitieren von einer speziellen Kost, bei der Lebensmittel mit vergärbaren Kohlenhydraten gemieden werden – der sogenannten Low-FODMAP-Diät.
  • probiotische Präparate
  • Nahrungsergänzungsmittel mit Pfefferminzöl
  • krampflösende Medikamente
  • Antidepressiva
  • Mittel gegen Verstopfung
  • eine Psychotherapie
  • regelmäßige Bewegung

Studien lassen darauf schließen, dass diese Maßnahmen zumindest einigen Betroffenen Linderung verschaffen können. Um die Wirksamkeit mit Gewissheit beurteilen zu können, reicht die bisherige Forschung allerdings nicht aus.

Das heißt: Was beim Reizdarmsyndrom hilft und was nicht, lässt sich nicht im Vorhinein sagen. Vielmehr sind oft mehrere Behandlungsversuche nötig, bis sich eine Besserung zeigt. Und diese ist dann nicht unbedingt von Dauer: Nur bei manchen Betroffenen lassen sich die Darmprobleme dauerhaft unter Kontrolle bringen. Viele Menschen mit Reizdarmsyndrom haben immer wieder damit zu tun – mal stärker, mal schwächer.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 8.10.2024)
  • Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 8.10.2024)
  • Online-Informationen von MSD Manual: www.msdmanuals.com (Abrufdatum: 8.10.2024)
  • Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 8.10.2024)
  • Füeßl, H., et al.: "Duale Reihe Anamnese und Klinische Untersuchung". Thieme, Stuttgart 2018
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