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Schmerzen im rechten Hoden und in der Leiste: Ein Notfall?


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Verschiedene Ursachen
Was Schmerzen im rechten Hoden und in der Leiste bedeuten


Aktualisiert am 12.11.2024Lesedauer: 6 Min.
Mann krümmt sich nach vorn und presst Hände im Schritt zusammenVergrößern des Bildes
Mann krümmt sich nach vorn und presst Hände im Schritt zusammen: Je nach Ursache können Schmerzen im rechten Hoden sehr heftig sein und in die Leiste ausstrahlen. (Quelle: charnsitr/getty-images-bilder)
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Bei Hodenschmerzen treten die Schmerzen oft im rechten Hoden und teils auch in der Leiste auf. Woran das liegen kann und wann schnelle Hilfe nötig ist.

Hodenschmerzen können harmlos sein oder auf ein ernstes Problem hinweisen. In beiden Fällen können die Schmerzen im linken, rechten oder in beiden Hoden spürbar sein und in die Leiste und/oder den Unterbauch ausstrahlen. Wo genau es wehtut, verrät also wenig darüber, ob ärztliche Hilfe nötig ist.

Je nach Ursache machen sich die Schmerzen mitunter zwar eher im rechten Hoden und auch in der Leiste bemerkbar. Deutlichere Hinweise darauf, was hinter den Hodenschmerzen steckt und wie dringlich eine Therapie ist, liefern aber die möglicherweise zusätzlich auftretenden Symptome (wie ein geschwollener Hodensack oder Fieber) sowie der Schmerzverlauf:

  • Akute Hodenschmerzen setzen plötzlich und heftig ein.
  • Chronische Schmerzen nehmen allmählich zu und dauern lange an.

Sofortiges Handeln ist nötig, wenn plötzliche Hodenschmerzen besonders stark oder hartnäckig sind: Diese Beschwerden können auf einen Notfall hindeuten, der ohne schnelle Behandlung zu dauerhaften Schäden wie Störungen der Sexualität und/oder der Zeugungsfähigkeit führen kann.

Mehr wissen

Fachleute bezeichnen plötzlich auftretende Schmerzen im Hoden(sack) als akutes Skrotum.

Schmerzhafte Verletzung, Verdrehung oder Entzündung

Viele Männer kennen Hodenschmerzen aufgrund einer meist stumpfen Verletzung, wie einer Hodenprellung oder -quetschung. Die Ursache ist normalerweise klar: Häufig handelt es sich um einen Schlag oder Tritt (etwa im Sport) oder einen Unfall. Neben den akuten Schmerzen im Hoden, die oft in Bauch und Leiste ausstrahlen, zeigen sich dann üblicherweise weitere Symptome wie

  • eine verletzte Haut,
  • Blutungen und/oder
  • örtliche Schwellungen.

Verletzungsbedingte Schmerzen kommen im rechten Hoden und in der rechten Leiste häufiger vor als auf der linken Seite. Das liegt vermutlich daran, dass der rechte Hoden in aufrechter Körperhaltung gewöhnlich ein wenig höher hängt als der linke und somit bei äußerer Krafteinwirkung eher gegen das Schambein gedrückt wird.

Verletzungen lösen zunächst immer sehr starke Schmerzen im rechten (oder linken) Hoden und/oder in der Leiste aus. Oft klingen die Hodenschmerzen aber innerhalb der ersten halben Stunde ab. Wenn das nicht passiert, ist Vorsicht geboten: Dann kann zum Beispiel eine verletzungsbedingte Verdrehung von Hoden und Samenstrang um die Längsachse vorliegen – fachsprachlich Hodentorsion genannt.

Hodentorsionen können allerdings ebenso ohne äußere Einwirkung entstehen. Ursache ist eine übermäßige Beweglichkeit der Hoden, wodurch diese sich bei Verletzungen, sportlichen Aktivitäten oder reflexbedingtem Hochzucken leichter verdrehen. Neben plötzlichen starken Schmerzen im rechten und/oder linken Hoden mit Ausstrahlung in Unterbauch und Leiste verursacht eine Hodentorsion typischerweise

  • eine Schwellung, Rötung und Überwärmung des Hodensacks,
  • Übelkeit und Erbrechen,
  • Schweißausbruch sowie
  • Herzrasen.

Bei rund einem Fünftel aller betroffenen Neugeborenen sind beide Hoden gleichzeitig verdreht, was mit starken Schmerzen im linken und rechten Hoden und/oder in beiden Leisten verbunden ist. Insgesamt treten Hodentorsionen aber – anders als Hodenverletzungen – häufiger im linken Hoden auf, da dort der Samenstrang länger ist.

Mehr wissen

Ein akutes Skrotum lässt sich in circa 20 bis 25 Prozent der Fälle auf eine Hodentorsion zurückführen.

Steckt eine Hodentorsion hinter Schmerzen im linken oder rechten Hoden und in der Leiste, liegt ein medizinischer Notfall vor. Denn ein verdrehter Hoden kann infolge der mangelnden Durchblutung binnen kurzer Zeit absterben. Um das zu verhindern, ist eine schnellstmögliche OP (innerhalb von 4–6 Stunden nach Beginn der Hodenschmerzen) notwendig.

Eine weitere häufige Ursache für Hodenschmerzen ist eine Entzündung der Hoden und/oder Nebenhoden. Auslöser sind meist Bakterien, seltener – hauptsächlich bei Kindern und bei alleiniger Hodenentzündung – auch Viren (vor allem das Mumpsvirus).

Hoden- und Nebenhodenentzündungen äußern sich durch größtenteils einseitige Schmerzen im linken oder rechten Hoden und in der Leiste, einen geschwollenen Hodensack und Fieber. Bei einer Nebenhodenentzündung entwickeln sich die Hodenschmerzen oft langsam über mehrere Tage, während sie bei einer Hodenentzündung – ähnlich wie bei einer Hodentorsion – plötzlich einsetzen.

Gut zu wissen

Entzündungsbedingte Schmerzen im rechten und/oder linken Hoden und in der Leiste schwächen sich ab, wenn man den Hodensack anhebt. Anders bei einer Hodentorsion: Dann verstärkt das Anheben des Hodensacks die Schmerzen.

Schmerzen durch raumfordernde Prozesse im Hoden

In einigen Fällen sind Hodenschmerzen ein Anzeichen dafür, dass irgendeine Masse im Hoden oder Hodensack – wie Gewebe oder Flüssigkeit – das dortige Gewebe einengt oder verdrängt. Fachleute sprechen dann von raumfordernden Prozessen. Dazu gehören

  • der Wasserbruch (Hydrozele): Das ist eine Flüssigkeitsansammlung im Hodensack, die am häufigsten eine Schwellung mit Druck- oder Schweregefühl verursacht. Schmerzen im rechten oder linken Hoden treten nur manchmal auf.
  • Krampfadern im Hodensack (Varikozele): Diese bilden sich öfter links als rechts und bereiten selten Beschwerden; gelegentlich entwickeln sich ein Schweregefühl, eine erhöhte Empfindlichkeit und ziehende Schmerzen im Hoden.
  • der Leistenbruch (Inguinalhernie): Dabei stülpt sich Bauchfell – teils auch Gewebe und/oder Organe – durch eine Bauchwandlücke in der Leiste. Bemerkbar machen kann sich dies durch eine Vorwölbung und Schmerzen in der Leiste, die mitunter bis in die Hoden ziehen. Bei Kindern ist die rechte Seite häufiger betroffen.
  • der Hodenbruch (Skrotalhernie): Das ist ein Leistenbruch, der bis in den Hodensack gerutscht ist. Mögliche Anzeichen hierfür sind ein vergrößerter Hodensack und Schmerzen im Hoden. (Mehr dazu können Sie hier nachlesen.)
  • gut- oder bösartige Hodentumoren: Ein Tumor zeigt sich als schmerzlose tastbare Verhärtung im Hoden. Schmerzen treten nur bei etwa 20 Prozent der Betroffenen auf – hauptsächlich bei sehr schnell wachsendem Hodenkrebs.

Wichtiger Hinweis

Bei einem Leisten- oder Hodenbruch können zunehmende Schmerzen im rechten und/oder linken Hoden und in der Leiste auf eine gefährliche Einklemmung hinweisen (mehr dazu hier). Die meisten Hodentumoren schmerzen hingegen nicht, sind aber ertastbar. Daher sollten Männer ihre Hoden regelmäßig abtasten – am besten ab der Pubertät etwa einmal im Monat – und Auffälligkeiten ärztlich abklären lassen.

Weitere mögliche Ursachen für Hodenschmerzen

Hodenschmerzen können auch völlig harmlos sein. So verspüren manche Männer nach dem Sex oder nach bestimmten sportlichen Aktivitäten kurzfristig Schmerzen im rechten und/oder linken Hoden und in der Leiste, obwohl bei ihnen keine körperliche Erkrankung feststellbar ist. Eine Behandlung ist dann normalerweise nicht notwendig.

Anhaltende Hodenschmerzen entwickeln sich in seltenen Fällen als Folge einer operativen Durchtrennung der Samenleiter (Vasektomie), die der Sterilisation dient. Mitunter lassen sich Schmerzen im rechten oder linken Hoden sogar auf eine OP an einer anderen Körperstelle – etwa in der Leiste – zurückführen.

Eine solche Schmerzausstrahlung kommt auch bei verschiedenen schmerzhaften Gesundheitsproblemen außerhalb des Hodensacks vor: So können etwa Nieren-, Blasen- oder Harnleitersteine, eine Entzündung des Blinddarms oder von Darmwandausstülpungen sowie eine Harnleiterkolik zusätzlich Schmerzen im rechten oder linken Hoden, im Rücken und/oder in der Leiste auslösen.

Wann erfordern Schmerzen im Hoden ärztliche Hilfe?

Wer starke oder hartnäckige Schmerzen im rechten (oder linken) Hoden und in der Leiste ignoriert, riskiert womöglich Komplikationen, die mit der richtigen Behandlung vermeidbar wären – wie ein Schrumpfen oder Absterben von Hodengewebe mit nachfolgend eingeschränkter Zeugungsfähigkeit oder gar (vor allem bei beidseitigen Hodenschmerzen) Zeugungsunfähigkeit. Daher ist es immer ratsam, solche Beschwerden ärztlich abklären zu lassen.

Dabei ist unter bestimmten Umständen Eile geboten. Konkret empfiehlt es sich, sofort den Rettungsdienst zu rufen oder den Betroffenen in die Notaufnahme eines Krankenhauses zu bringen, wenn Schmerzen im rechten und/oder linken Hoden und in der Leiste

  • plötzlich auftreten und stark sind,
  • von Übelkeit und Erbrechen und/oder Bauchschmerzen begleitet sind,
  • länger als eine Stunde andauern oder sich in Ruhe oder im Liegen nicht bessern.

Leichtere Hodenschmerzen deuten für gewöhnlich auf ein weniger dringliches Problem hin. Dennoch ist in solchen Fällen zumindest eine gründliche ärztliche Untersuchung ratsam. Betroffene sollten daher einen Termin in einer Praxis (etwa bei ihrer Hausärztin oder ihrem Hausarzt) ausmachen, wenn sie

  • durch Schmerzen oder andere Beschwerden im Hoden beunruhigt sind,
  • eine Beule im Hoden ertasten,
  • einen geschwollenen Hodensack haben,
  • eine Veränderung in der Form ihrer Hoden bemerken,
  • ein ungewohntes Gefühl in ihren Hoden wahrnehmen oder
  • feststellen, dass ein Hoden größer geworden ist als der andere.

Um Hodenschmerzen abzuklären, eignet sich eine Ultraschalluntersuchung: Mit ihrer Hilfe kann die Ärztin oder der Arzt den Inhalt und die Durchblutung des Hodensacks sowie Flüssigkeitsansammlungen und sonstige Veränderungen erkennen. Dabei werden zum Seitenvergleich immer beide Hoden untersucht – auch wenn die Schmerzen nur im rechten Hoden und in der rechten Leiste vorhanden sind.

Zur Behandlung von Hodenschmerzen reichen häufig Allgemeinmaßnahmen und/oder Medikamente aus. Bei einer leichten Hodenverletzung oder einer Virusinfektion (Mumps) etwa hilft es bereits oft, Bettruhe einzuhalten sowie den Hoden hochzulagern und zu kühlen.

Steckt eine Infektion mit Bakterien (wie Gonokokken oder Chlamydien) hinter den Schmerzen im Hoden, verschreibt die Ärztin oder der Arzt ein Antibiotikum. Bei Bedarf können Betroffene außerdem ein Schmerzmittel einnehmen, um die Beschwerden zu lindern.

Doch manchmal lassen sich Schmerzen im rechten (oder linken) Hoden und in der Leiste nur operativ behandeln. Wie dringlich die Behandlung ist, hängt von der Ursache ab: Mal kann die OP zu einem frei planbaren Zeitpunkt stattfinden (etwa bei einer Hydrozele mit ausgeprägten Beschwerden), mal ist sie schnellstmöglich notwendig (etwa bei einer Hodentorsion oder einem eingeklemmten Leistenbruch).

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 11.9.2024)
  • Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 11.9.2024)
  • "Hodenschmerzen". Online-Informationen des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Stand: 9.2.2024)
  • "Groin pain". Online-Informationen der Cleveland Clinic: my.clevelandclinic.org (Stand: 20.9.2023)
  • "Testicular pain". Online-Informationen der Cleveland Clinic: my.clevelandclinic.org (Stand: 24.7.2023)
  • "Testicle pain". Online-Informationen des National Health Service: www.nhs.uk (Stand: 15.12.2021)
  • Ogbetere, F. E.: "Traumatic testicular torsion: A call to look beyond the obvious". Urology Annals, Vol. 13, Iss. 4, pp. 431–433 (Online-Publikation, 2.9.2021)
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