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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ursachen & Risikofaktoren So entsteht ein Leistenbruch
In Deutschland zählt der Leistenbruch zu den häufigsten Ursachen für Operationen. Treffen kann es jeden Menschen. Doch manche tragen ein besonderes Risiko.
Bei einem Leistenbruch – auch Leistenhernie genannt – wölbt sich durch eine Lücke in der Bauchwand Bauchfell nach außen. Dieser Bruchsack kann leer sein, aber auch weitere Bestandteile aus dem Bauchraum enthalten: zum Beispiel Fettgewebe oder ein Stück Darm. Die einzige Möglichkeit, einen solchen Eingeweidebruch zu beheben, besteht in einer Operation.
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Ein eingeklemmter Leistenbruch erfordert eine sofortige OP. Denn die Einklemmung kann schnell lebensbedrohlich verlaufen. Lesen Sie hierzu auch "Komplikation bei Leistenbruch: Darm eingeklemmt – welche Symptome das auslösen kann".
Leistenbrüche sind weitverbreitet: Jedes Jahr bekommen etwa fünf bis zehn Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland erstmals oder erneut einen Leistenbruch. Die zugrunde liegenden Ursachen lassen sich nicht beeinflussen – manche Risikofaktoren aber schon. Lesen Sie, warum das Problem so häufig ist und wodurch sich das Risiko noch erhöhen kann.
Ursache für jeden Leistenbruch: Schwachstelle in der Leiste
Der Leistenbruch zählt zu den äußeren Hernien. Deren Ursache ist immer eine Schwachstelle in der vorderen Bauchwand, an der das Gewebe dem Druck innerhalb des Bauchs leichter nachgibt. Wenn das passiert, kann sich Bauchfell – mit oder ohne Bauchraumbestandteile – nach außen vorwölben.
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Im Gegensatz zu den äußeren Hernien (wie dem Leisten-, Nabel-, Narben- und Schenkelbruch) verlagern sich bei den selteneren inneren Hernien Bauchraumbestandteile nur innerhalb des Bauchraums.
Leistenbrüche sind die mit Abstand häufigste Hernienform: Bei etwa 75 Prozent aller äußeren Hernien handelt es sich um einen Leistenbruch. Das hat anatomische Ursachen: Die Leistenregion bildet bei allen Menschen eine natürliche Schwachstelle, weil die Bauchwand dort
- vom Leistenkanal durchzogen wird, der die Bauchhöhle mit der Leistengegend verbindet, und
- eine teils nur ziemlich dünne Muskel-Sehnen-Schicht besitzt.
Leistenbruch bei der Frau: Andere Ursachen als beim Mann?
Die anatomische Schwachstelle in der Leistengegend liegt jedem Leistenbruch bei Frau und Mann als Ursache zugrunde. Männer sind jedoch viel häufiger betroffen: Rund 27 Prozent von ihnen bekommen als Erwachsene im Lauf des Lebens einen oder mehrere Leistenbrüche, während es bei Frauen nur etwa 3 Prozent sind. Und auch im Kindesalter sind Jungen anfälliger als Mädchen.
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Die Ursache für das hohe Leistenbruch-Risiko von Jungen und Männern liegt in der Zeit vor der Geburt: Die Hoden entwickeln sich in der Bauchhöhle und wandern später (aber normalerweise vor der Geburt) durch den Leistenkanal in den Hodensack. Dabei stülpen sie das Bauchfell schlauchartig aus und ziehen Samenleiter, Nerven sowie Gefäße mit sich. Danach schließt sich die Ausstülpung im Leistenkanal langsam.
Bei Männern verläuft im Leistenkanal also – zusätzlich zu den Nerven, Blut- und Lymphgefäßen, die ihn bei beiden Geschlechtern durchziehen – der Samenstrang, der neben dem Samenleiter weitere Gefäße und Nerven enthält. Bei Frauen kommt hingegen nur ein Halteband der Gebärmutter hinzu. Darum ist der Leistenkanal bei Frauen enger als bei Männern – und somit das Risiko für einen Leistenbruch geringer.
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Lesen Sie hierzu auch "Leistenbruch bei der Frau – seltener, aber gefährlicher".
Erhöhtes Leistenbruch-Risiko: Viele Ursachen kommen infrage
Bei manchen Menschen ist die Schwachstelle in der Leistengegend von Geburt an oder erst im Laufe der Zeit besonders ausgeprägt, was das Risiko für einen Leistenbruch zusätzlich erhöht. Welche Ursachen hierfür infrage kommen, hängt zum Teil vom Alter der Betroffenen ab.
Je nach den genauen Ursachen für einen Leistenbruch kann der Bruchsack direkt durch die Bauchwand oder indirekt über den Leistenkanal nach außen treten:
- Ein direkter Leistenbruch (auch mediale, also zur Mitte hin gelegene Leistenhernie genannt) betrifft fast immer Erwachsene (vor allem Männer höheren Alters) und ist immer erworben.
- Ein indirekter Leistenbruch (auch laterale, also seitliche Leistenhernie genannt) kann sowohl angeboren als auch erworben sein. Ein solcher Bruch dringt manchmal bis in die äußeren Schamlippen beziehungsweise bis in den Hodensack vor.
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Lesen Sie hierzu auch "Leistenbruch beim Mann: Wie der Hoden daran beteiligt sein kann".
Leistenbruch bei Kindern: Fast immer angeboren
Anders als bei Erwachsenen ist bei Kindern ein Leistenbruch fast immer angeboren. Ursache ist meist eine (noch) offene Verbindung im Leistenkanal zwischen Bauchhöhle und Leistengegend: Bis beispielsweise bei Jungen die schlauchartige Bauchfellausstülpung nach Wanderung der Hoden in den Hodensack völlig verschlossen ist, können auch bei normaler Entwicklung Monate vergehen.
Bis zu fünf Prozent aller Kinder haben einen angeborenen Leistenbruch. Kommt ein Baby zu früh zur Welt, steigt das Risiko auf bis zu 30 Prozent. Weitere Risikofaktoren für Leistenbrüche im Kindesalter sind:
- Fehlbildung der Harn- oder Geschlechtsorgane
- krankhaft erhöhter Druck im Bauch
- Erkrankung des Bindegewebes
Leistenbruch bei Erwachsenen: Risiko steigt mit dem Alter
Bei Erwachsenen hingegen erhöht sich das Risiko für einen Leistenbruch mit zunehmendem Lebensalter. Ursache ist oft eine altersbedingte Bindegewebsschwäche. Aber auch andere Faktoren können das Bindegewebe schwächen und somit Leistenbrüche begünstigen. Zum Beispiel:
- Rauchen
- vorhergehende Operationen (wie eine chirurgische Entfernung der Prostata)
- Untergewicht
- Verletzungen der Bauchwand
- Autoimmunerkrankungen, die das Bindegewebe betreffen (Kollagenosen)
In manchen Familien kommen Leistenbrüche gehäuft vor, was zeigt, dass erbliche Veranlagung bei der Entstehung von Leistenbrüchen eine Rolle spielen kann. Überdies steigt bei Erwachsenen (ebenso wie bei Kindern) das Risiko für einen Leistenbruch, wenn der Druck im Bauch erhöht ist. Als möglich Ursachen hierfür gelten beispielsweise:
- chronischer Husten, etwa bei der Lungenkrankheit COPD
- chronische Verstopfung oder Harnverhalt (also die Unfähigkeit, trotz Harndrang die gefüllte Blase zu entleeren)
- krankhafte Wasseransammlung im Bauch (Aszites)
- Schwangerschaft
Übrigens: Typischerweise ist ein Leistenbruch als Schwellung in der Leistengegend erkennbar, die sich mit zunehmendem Druck im Bauch vergrößert – und bei sinkendem Druck zurückgeht. Es ist also möglich, dass die Schwellung beim Heben oder Tragen einer schweren Last erstmals auffällt. Dass eine solche körperliche Belastung die eigentliche Ursache für einen Leistenbruch sein kann (wie der Ausdruck "sich einen Bruch heben" glauben machen könnte), ist jedoch wissenschaftlich nicht bewiesen.
Fazit: Das Wichtigste zu den Leistenbruch-Ursachen in Kürze
Keine andere Hernie ist so häufig wie der Leistenbruch. Ursache ist eine natürliche Schwachstelle der vorderen Bauchwand in der Leistengegend. Diese ist beim Mann stärker ausgeprägt als bei der Frau, weshalb Männer auch deutlich häufiger betroffen sind. Während bei Kindern ein Leistenbruch fast immer angeboren ist, steigt bei Erwachsenen das Risiko für einen Leistenbruch mit zunehmendem Alter. Zu den weiteren Risikofaktoren zählen ein schwaches Bindegewebe, erbliche Veranlagung und ein erhöhter Druck im Bauch. "Einen Bruch heben" kann man sich jedoch nicht.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- "Patienteninformationen zur Hernienchirurgie". Online-Informationen der Deutschen Hernien Gesellschaft e. V.: herniengesellschaft.de (Abrufdatum: 27.2.2024)
- "Hernien". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 30.1.2024)
- "Leistenhernie (Hernia inguinalis)". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 9.1.2024)
- "Hernien". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 31.10.2023)
- "Leistenhernie". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 20.9.2023)
- "Bauchwandhernien". Online-Informationen von MSD Manuals: www.msdmanuals.com (Stand: April 2023)
- "Leistenhernie". Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: November 2022)
- Kellnar, S., Singer, S.: "Inguinalhernien bei Kindern und Jugendlichen". Online-Informationen von e.Medpedia: www.springermedizin.de/emedpedia (Stand 14.3.2018)