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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erschreckende Studie Diese gesundheitlichen Folgen kann der Ruhestand haben
21 Millionen Deutsche sind Rentner. Doch nicht immer scheint der Ruhestand nur Sonnenseiten zu haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine US-Studie.
Rentner zeigen häufiger Symptome einer Depression als Berufstätige. Das ist eine der Erkenntnisse einer Studie von chilenischen und US-amerikanischen Wissenschaftlern. Sie untersuchten den Zusammenhang zwischen Ruhestand, Depression und Alkoholkonsum.
Grundlage bildeten die Daten von 27.575 Teilnehmern einer Längsschnittstudie, in der eine repräsentative Stichprobe von Männern und Frauen im Alter von über 50 Jahren 14 Jahre lang zu ihrem Leben befragt wurde.
In den Fragebögen wurden die Teilnehmer nach Symptomen einer Depression gefragt, also etwa, ob sie sich traurig gefühlt hätten oder ob ihr Leben ihnen besonders anstrengend vorgekommen sei. Der Alkoholkonsum wurde anhand der Menge und der Häufigkeit des Trinkens ermittelt.
Rentner häufiger depressiv
Auffällig war zunächst, dass Rentner mehr Anzeichen einer Depression zeigten als diejenigen, die noch arbeiteten. Und diese Symptome wurden offenbar durch die Menge des Alkoholkonsums beeinflusst.
Berichteten die Teilnehmer von Rauschtrinken (vier oder mehr Drinks bei Frauen und fünf oder mehr bei Männern) wiesen sie mehr Anzeichen einer Depression auf als Abstinenzler.
Allerdings zeigten diejenigen, die in Maßen Alkohol konsumierten, auch weniger depressive Symptome als solche Rentner, die gar nicht tranken.
"Der Ruhestand stellt eine große Veränderung im Leben dar und erfordert wie andere Veränderungen im Leben (zum Beispiel Umzug, Schulabschluss usw.) Anpassungen, die zu Veränderungen der psychischen Gesundheit führen können", erklärte die Studienautorin Antonia Diaz-Valdes im Magazin "Newsweek". "Die Menschen arbeiten den Großteil ihres Lebens und wir identifizieren uns mit unserer Arbeit", so Diaz-Valdes.
Falsche Erwartungshaltung
Wenn Menschen in den Ruhestand gehen, verlieren sie oft einen Teil ihrer Identität und eine geordnete Tagesstruktur. "Wir haben diese falsche Hoffnung und diese Erwartungshaltung, und wenn sie dann ins Rentenalter kommen, fühlt es sich so viel leerer an, weil sie so viel Zeit ihres Lebens der Arbeit gewidmet haben", erklärte die klinische Beraterin Betsy Linnell im TV-Sender Local12.
Es sei entscheidend, Rentnern alternative Bewältigungsmechanismen zum starken Alkoholkonsum zu bieten, erklärt die Co-Autorin der Studie, Christina Sellers. "Es ist auch wichtig, die Kombination von depressiven Symptomen und Alkoholkonsum bei älteren Erwachsenen zu behandeln, insbesondere angesichts ihrer erhöhten Anfälligkeit für die negativen Auswirkungen von Alkohol und zugrunde liegenden Gesundheitszuständen."
Tagespläne und Strukturen schaffen
Die Erstellung eines Tagesplans könne dabei helfen, Strukturen und Ziele zu schaffen, die im Ruhestand oft verloren gingen. Die Teilnahme an Kursen, Workshops oder Online-Kursen könne den Geist anregen und Erfolgserlebnisse vermitteln, heißt es bei "Newsweek".
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- tandfonline.com: "Testing the mediating mechanism of alcohol use on the association between retirement and depressive symptoms in the United States using generalized mixed effect models" (10.1.2025, englisch)
- medicalxpress.com: "Retirement linked to increased depression, worsened by heavy drinking" (13.1.2025, englisch)
- newsweek: "Retirement May Have This Surprising Impact on Seniors' Health" (15.1.2025, englisch)
- local12: "Retirement may pose mental health risks, study finds" (24.1.2025, englisch)