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Corona ist zurück: "Pirola"-Variante alarmiert Experten | Überblick


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Corona ist zurück
Neue Variante "Pirola" alarmiert Experten


Aktualisiert am 04.09.2023Lesedauer: 4 Min.
Neue Corona-Sublinie entdeckt: Cerberus setzt sich durch.Vergrößern des Bildes
Unter Beobachtung: Eine neue Mutante beunruhigt die Fachleute. (Quelle: Kzenon via www.imago-images.de)
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Erneut steigen in diesem Herbst die Corona-Zahlen, wenn auch auf niedrigem Niveau. Sorge bereitet eine neu entdeckte Variante.

Im Herbst kehrt eine alte Bekannte zurück: Corona. Die Infektionszahlen steigen wieder, wenn auch auf niedrigem Niveau. Und neue Varianten tauchen auf. Wie gefährlich können sie werden? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie ist die aktuelle Situation?

Im letzten Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza, die auch die Covid-19-Fälle erfasst, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI) von 4.760 bestätigten Infektionen bundesweit. Übersetzt gesagt: Die Infektion wurde bei diesen Menschen mittels eines PCR-Tests nachgewiesen. Und genau das ist der Knackpunkt. Denn nach Auslaufen der Corona-Schutzmaßnahmen wird längst nicht mehr flächendeckend getestet. In Arztpraxen werden häufig nur noch ältere oder immungeschwächte Personen auf das Virus getestet.

Damit dürfte die Dunkelziffer wesentlich höher sein. Das bestätigt auch das Abwasser-Monitoring, bei dem im Abwasser nach dem Virus gesucht wird. In NRW stiegen die Werte in fast allen beteiligten Kläranlagen stark an.

In der "Rheinischen Post" erklärte der Sprecher des Gesundheitsministers von Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef-Laumann, Ende August: "In der vergangenen Woche (bis 20. August) wurden insgesamt 1.030 Fälle für Nordrhein-Westfalen gemeldet." Das sei rund ein Drittel mehr als in der Vorwoche.

Im gleichen Blatt berichtet der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß: "Es gibt wieder höhere Infektionszahlen, es gibt auch wieder mehr Covid-positiv getestete Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen." Das sei noch auf einem so geringen Niveau, "dass wir nicht von einer Welle reden sollten". Doch er betont auch: "Wir haben keine absolute Immunität gegen Covid, von daher wird es immer wieder Infektionsausbrüche geben."

Die höheren Fallzahlen bei der Hospitalisierung bestätigt auch das RKI: "Die Fallzahlen steigen seit etwa sieben Wochen an. Bei 1.315 Fällen wurde angegeben, dass die Patientinnen und Patienten hospitalisiert waren (Stand 29.8.2023). Der Anteil an Fällen mit Hospitalisierungsangabe 'ja' an allen Fällen liegt bei rund 28 %."

Welche Varianten sind in Umlauf?

Den größten Anteil am Infektionsgeschehen macht in Deutschland derzeit die Variante "Eris" aus: EG.5. Sie ist eine Subvariante von XBB.1.5, die seit dem Frühjahr das Infektionsgeschehen dominiert. Beide stehen zusammen mit der vor allem in Asien auftretenden Linie XBB.1.16 unter besonderer Beobachtung der WHO. Doch noch mehr Aufmerksamkeit bekommt derzeit eine andere Variante: BA.2.86, genannt "Pirola".

Was ist das Besondere an "Pirola"?

Die Variante tauchte im Juli erstmals in Dänemark auf. Bislang gibt es weltweit noch wenige bestätigte Fälle, unter anderem in der Schweiz, Südafrika, Israel, den USA und Großbritannien. Verglichen mit der dominierenden Mutante XBB.1.5 weist "Pirola" über 30 Mutationen am Spike-Protein auf, mit dem das Virus in die menschlichen Zellen eindringt. Zur Einordnung: Zwischen XBB.1.5 und "Eris" liegen zwei Mutationen. Die hohe Anzahl ist also ungewöhnlich und bereitet den Experten Sorgen.

"Eine solch hohe Anzahl an Mutationen ist bemerkenswert", sagt Scott Roberts, Spezialist für Infektionskrankheiten an der Yale School of Medicine. Und er legt nahe, es könne sich hier um eine ganz neue Viruslinie handeln. Roberts zieht einen Vergleich zu vorangegangenen Varianten.

"Als 'Omikron' im Winter 2021 auf den Markt kam, gab es einen enormen Anstieg der Covid-19-Fälle, weil es sich so sehr von der 'Delta'-Variante unterschied und sich der Immunität sowohl gegen natürliche Infektionen als auch gegen Impfungen entzog." Die Sorge: "Pirola" könnte das Potenzial haben, den aufgebauten Immunschutz durch Impfung und/oder Infektion zu unterlaufen.

Und noch etwas anderes alarmiert den Experten: "Die andere Sorge besteht darin, dass dieser Stamm in mindestens sechs Ländern aufgetreten ist und die Fälle nichts miteinander zu tun haben." Der Stamm scheint somit weiterverbreitet zu sein als bislang bekannt.

Auch der Direktor des Genetics Institute am University College London, Francois Balloux, zeigt sich angesichts von BA.2.86 besorgt. "Pirola" sei "der auffälligste Covid-Stamm, den die Welt seit der Entstehung von 'Omikron' gesehen" habe.

Noch lässt sich nicht einschätzen, ob die neue Variante das Potenzial hat, sich als dominierend durchzusetzen. "Die große Frage ist, ob BA.2.86 das gleiche exponentielle Wachstum verzeichnen wird wie 'Omikron' – was die Fallzahlen angeht – oder ob es aussterben wird, was sicherlich jeder hofft", so Dr. Roberts.

Auch über einen Unterschied in der Krankheitsschwere ist bislang kaum etwas bekannt. Die US-Gesundheitsbehörde CDC schreibt in einer Stellungnahme zur neuen Variante: "Die Einschätzung des Schweregrads der Erkrankung im Zusammenhang mit BA.2.86 bleibt unverändert. Es ist noch zu früh, um zu wissen, ob diese Variante im Vergleich zu früheren Varianten zu schwereren Erkrankungen führen könnte."

 
 
 
 
 
 
 

Wie wirksam sind die neuen Impfstoffe?

In der vergangenen Woche kündigte Biontech an, dass das neue Vakzin des Unternehmens ab dem 18. September zur Verimpfung bereitstehe. Es handelt sich um einen modifizierten Impfstoff, der auf die Variante XBB.1.5 zugeschnitten ist.

In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) erklärte Biontech-Gründer Ugur Sahin jüngst: "Das Virus entwickelt sich ständig weiter. Bei neuen Varianten überprüfen wir mithilfe von Labortests, ob Immunantworten, die mit einer Impfstoffversion generiert werden, auch gegen verwandte Varianten schützen. Die Spike-Proteine von EG.5 und XBB.1.5 ähneln sich sehr. Ich glaube daher nicht, dass wir wegen EG.5 den Impfstoff anpassen müssen."

Bliebe EG.5 also weiter die dominierende Mutante, könnte der Impfstoff besonders wirksam sein. Anders könnte es aussehen, sollte sich "Pirola" durchsetzen. Zwar geht die CDC davon aus, dass der aktualisierte Impfstoff schwere Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte auch bei BA.2.86 wirksam reduzieren wird.

Scott Roberts schränkt jedoch ein: "Ich vermute, dass er auch einen zusätzlichen Schutz vor Infektionen bieten wird, aber er wird nicht hundertprozentig sein."

Wer sollte sich impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission empfiehlt Menschen über 60 Jahren, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen und Menschen mit Vorerkrankungen alle zwölf Monate eine Booster-Impfung, vorzugsweise im Herbst. Die Empfehlung gilt auch für medizinisches und Pflegepersonal, das durch seine Arbeit ein erhöhtes Infektionsrisiko hat.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • yalemedicine.org: "Will BA.2.86 ('Pirola'), the New Coronavirus Variant, Increase COVID-19 Cases?" (31.08.2023, englisch)
  • Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza des RKI (Kalenderwoche 34)
  • Rheinische Post: "Starker Anstieg der Corona-Fälle in NRW" (27.98.2023)
  • The Guardian: "New Covid variant causing concern among scientists detected in London" (18.08.2023, englisch)
  • CDC: "Update on SARS CoV-2 Variant BA.2.86 Being Tracked by CDC" (30.08.2023, englisch)
  • Interview mit Ugur Sahin in der FAZ: ""Zulassungen neuer Krebsmittel von 2026 an möglich" (21.08.2023)
  • Eigene Recherche
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