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Gladbach-Spieler Florian Neuhaus: "Kontakt mit Fans wäre unverantwortlich"


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Gladbachs Florian Neuhaus
"Persönlicher Kontakt mit den Fans wäre unverantwortlich"

  • Dominik Sliskovic
InterviewVon Dominik Sliskovic

Aktualisiert am 26.10.2020Lesedauer: 5 Min.
Florian Neuhaus: Der Gladbach-Star bedauert das Fehlen der Fans in der Champions League.Vergrößern des Bildes
Florian Neuhaus: Der Gladbach-Star bedauert das Fehlen der Fans in der Champions League. (Quelle: Laci Perenyi/imago-images-bilder)
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Der Mittelfeldstratege der Fohlenelf fiebert dem Champions-League-Duell mit Real Madrid entgegen. Doch eines wird ihm an diesem besonderen Abend fehlen, erklärt er im t-online-Interview.

Florian Neuhaus hat ereignisreiche Wochen hinter sich: Erst feierte der Gladbacher Mittelfeldregisseur beim 3:3 gegen die Türkei sein Debüt im DFB-Trikot – und erzielte dabei direkt auch noch sein erstes Länderspiel-Tor –, dann lief er beim 2:2 gegen Inter Mailand erstmals in der Champions League auf.

Im Gespräch mit t-online spricht Neuhaus über die wahrgewordenen Kindheitsträume, das Fehlen der Fans in den Stadien, und welche Erfahrungen er beim DFB gemacht hat.

t-online: Herr Neuhaus, Gladbach ist zurück in der Königsklasse. Wie fühlt es sich an, vor seinem ersten Heimspiel in der Champions League zu stehen?

Florian Neuhaus (23): Das wird etwas ganz Besonderes. Aber das haben wir uns in der vergangenen Saison auch hart erarbeitet. Ich freue mich auf die Spiele in dieser Hammergruppe.

Sie sagten, Sie hätten jedes Spiel der vergangenen Champions-League-Saison gesehen. War das bereits in Ihrer Kindheit so?

Die Champions League dienstags und mittwochs war Pflichtprogramm. Ich habe mich schon früh morgens in der Schule auf die Partien am Abend gefreut. Da musste ich auch immer ein wenig mit meinen Eltern verhandeln, dass ich länger aufbleiben darf, aber zum Glück haben sie für die Champions League fast immer eine Ausnahme gemacht. Als Kind war es für mich etwas ganz besonderes, am Abend mit meinen Eltern die Spiele vor dem Fernseher zu verfolgen. Da geht schon ein riesiger Traum in Erfüllung, dass ich in diesem Wettbewerb jetzt selbst auf dem Platz stehen darf.

Welches Champions-League-Erlebnis auf der heimischen Couch ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Das Champions-League-Finale 2005 zwischen dem AC Mailand und dem FC Liverpool. Da war ich acht Jahre alt. Milan ging mit einer 3:0-Führung in die Halbzeit, ich dachte, das Spiel sei gelaufen, und dann kommt Liverpool in der zweiten Hälfte noch einmal zurück und gewinnt das Spiel sogar. Eine besondere Erinnerung ist auch FC Bayern gegen Real Madrid im Achtelfinale 2007, als Roy Makaay nach nur zehn Sekunden die Münchner Führung erzielte.

Am vergangenen Mittwoch ging es in San Siro gegen Inter Mailand, diesen Dienstag gastiert Real Madrid im Borussia-Park – zwei der größten Fußballklubs der Welt. Zwei Klubs, von denen Sie als Kind geträumt haben, vielleicht sogar Trikots besaßen?

Im Urlaub kaufte ich mir früher auf dem Markt auch manchmal eines dieser nachgemachten Trikots für 10, 15 Euro. Das sind einfach zwei der absoluten Top-Teams, die Gegner, von denen man als Kind geträumt hat, und mit denen ich mich jetzt als Profi auch messen will.


Zudem wären da noch die unangenehmen Ukrainer von Schachtjor Donezk. Wie wollen Sie und Gladbach in dieser "Todesgruppe" bestehen?

Dass wir nicht als Favoriten in die Partien gehen und überraschen können, ist eine Rolle, die uns liegen kann. Das hat man nicht zuletzt in der vergangenen Hinrunde gegen den FC Bayern gesehen, als wir mit 2:1 gewannen.

Auch die Champions-League-Partien werden vor nahezu leeren Tribünen ausgetragen. Inwiefern leidet die Fannähe unter der Corona-Pandemie?

Mir fehlen die Fans. Ihre Emotionen sind es doch, die den Fußball ausmachen. Wir können die aktuelle Situation jedoch nicht ändern, sondern nur auf unsere Gesundheit achten.

Wie steuert Gladbach, aber auch der DFB etwa, dieser Entwicklung entgegen?

Wir Spieler, Trainer und Betreuer unterziehen uns regelmäßigen Corona-Tests, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Daher ist ein persönlicher Kontakt mit den Fans leider nicht möglich und wäre auch unverantwortlich. Durch Social Media haben wir heutzutage aber großartige Möglichkeiten, mit den Fans in Kontakt zu treten. Das ist Borussia auch wichtig, weil der Klub sich als sehr fannaher Verein versteht.

Mit dem Champions-League-Debüt ging ihr nächster Kindheitswünsch in Erfüllung. Zuvor erreichten Sie Anfang Oktober im Freundschaftspiel gegen die Türkei bereits mit Ihrem ersten A-Länderspiel einen großen Meilenstein – und erzielten dabei direkt auch ein Tor. Wie ist Ihre Erinnerung an diesen Abend?

Überhaupt für die Nationalmannschaft auflaufen zu dürfen, und dann auch noch direkt im ersten Spiel ein Tor zu erzielen – das ist schon etwas ganz besonderes. An diesen Abend werde ich mich mein Leben lang mit großer Freude zurückerinnern.

In den darauffolgenden Nations-League-Partien gegen die Ukraine und die Schweiz blieben Sie ohne Einsatz. Wie sehr nagte es an Ihnen, dass Sie für Ihre gute Leistung gegen die Türkei nicht weiter belohnt wurden?

Das war für mich kein großes Thema. Natürlich wäre ich auch in diesen Partien gerne zum Einsatz gekommen, aber ich weiß um die Konkurrenz auf meiner Position. Ich habe absolutes Verständnis dafür, dass der Bundestrainer für die Nations-League-Partien seine Achse nicht ändern wollte und nach dem Türkei-Spiel wieder auf sie gesetzt hat.

Erklärte Ihnen Bundestrainer Joachim Löw so Ihre Nicht-Berücksichtigung?

So direkt hat er es jetzt nicht gesagt. Aber ich bin im regelmäßigen Austausch mit dem Bundestrainer und kann deshalb seine Entscheidungen sehr gut nachvollziehen. Generell ist er ein sehr kommunikativer Trainer, bei dem die Spieler immer wissen, woran sie sind. Dennoch denke ich, dass mir durch meinen Einsatz und mein Tor gegen die Türkei der erste große Schritt in der Nationalelf gelungen ist. Jetzt geht es darum, mich für weitere Nominierungen zu empfehlen und mich für die Zukunft anzubieten.

In naher Zukunft steht die EM an. Trauen Sie sich bereits dort eine tragende Rolle im Team zu – oder wären Sie bereits mit einem Kaderplatz zufrieden?

Die Nominierung für das Turnier wäre eine große Sache für mich. Schließlich würde das bedeuten, dass ich unter den 23 besten Fußballern des Landes wäre.

Mit den Abschieden von Hummels, Müller und Boateng wurde der Umbruch beim DFB ausgerufen. Wie schätzen Sie das aktuelle Altersgefüge der Nationalmannschaft ein?

Ich kann nur das bewerten, was ich bei der Nationalmannschaft erlebt habe. Und das war, dass die Stimmung sehr gut war. Das Team, das ich angetroffen habe, hat enormes Potential – nicht nur fußballerisch, sondern auch menschlich. Um Führungsqualität in der DFB-Elf muss sich niemand Sorgen machen.

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Besuchen Sie trotz Ihres Profistatus‘ auch schon einmal eine Amateurpartie, etwa in Ihrer Heimatstadt Kaufering?

Das ist absolutes Pflichtprogramm, wenn ich in der Heimat bin. Mein bester Freund spielt beim VfL Kaufering, mein großer Bruder spielt beim FC Penzing, mein kleiner Bruder in der Kauferinger B-Jugend – da findet sich eigentlich immer eine Partie im Landkreis, die ich mir anschaue. Das ist mir auch wichtig. Ich habe eine enge Bindung zu meiner Heimat und da gehört der Lokalsport auch dazu.

Gibt es Dinge, die sich der Profi-Fußball von der Basis abschauen sollte?

Ich finde es eher bemerkenswert, dass – egal auf welchem Niveau man spielt – jeder von uns fußballverrückt ist. Dass man sich genauso für die Bezirksliga begeistern kann wie für die Bundesliga. Wenn meine Brüder und mein bester Freund von ihren Spielen am Wochenende erzählen, ist es ihnen egal ob ich Bundesliga spiele – für sie ist das eigene Erlebnis auf dem Platz das Wichtigste.

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