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Armut in Deutschland: "Von Jammern ist noch niemand reich geworden"


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Debatte über Armut in Deutschland
Von Jammern ist noch niemand reich geworden

MeinungEin Gastbeitrag von Philipp Amthor

Aktualisiert am 04.12.2018Lesedauer: 4 Min.
CDU-Politiker Philipp Amthor: Amthor sieht Arbeit als bestes Mittel, um Armut in Deutschland zu bekämpfen.Vergrößern des Bildes
CDU-Politiker Philipp Amthor: Amthor sieht Arbeit als bestes Mittel, um Armut in Deutschland zu bekämpfen. (Quelle: imago-images-bilder)

Die soziale Spaltung in Deutschland nimmt zu, die Armut wird größer. Was soll der Staat tun? Dies diskutieren Politiker in Gastbeiträgen auf t-online.de. Philipp Amthor fordert vor allem mehr Selbstvertrauen.

Die Wirtschaft boomt. Dennoch sind immer mehr Deutsche von Armut bedroht. Rentner sammeln Flaschen, Alleinerziehende stocken mit Hartz IV auf. Knapp ein Fünftel ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Im Jahr 2017 lag der Anteil laut Statistischem Bundesamt bei 19 Prozent. Daneben nimmt die ungleiche Vermögensverteilung zu. Die reichsten zehn Prozent der deutschen Bevölkerung besitzen 51,9 Prozent des Nettogesamtvermögens. Die ärmere Hälfte der Bevölkerung kommt gerade einmal auf ein Prozent.

Was sollte der Staat gegen die zunehmende soziale Spaltung im Land tun? Sollte er überhaupt eingreifen? Philipp Amthor (CDU), Gregor Gysi (Die Linke) und Rainer Brüderle (FDP) debattieren auf t-online.de ihre Visionen über den Sozialstaat der Zukunft.

In seinem Gastbeitrag fordert Philipp Amthor einen neuen deutschen Traum:

Der deutsche Traum von Wohlstand

Lebenswege aus Deutschland: Frank Appel wuchs als Sohn eines Vertriebsarbeiters einer Shampoofirma in Hamburg auf. Werner Baumann lebte als Bäckerssohn in normalen Verhältnissen in Krefeld. Heinrich Hiesinger verbrachte seine Kindheit auf einem Bauernhof in einem kleinen Ort in Baden-Württemberg. Was haben diese drei Männer gemeinsam? Sie alle kommen nicht nur aus eher einfachen Verhältnissen, sondern sie alle haben es aus diesen Verhältnissen auch an die Spitze von deutschen Dax-Konzernen geschafft. Sie führen oder führten die Deutsche Post, Bayer und ThyssenKrupp. Sie haben das erreicht, wovon viele Menschen in Deutschland träumen: den sozialen Aufstieg. Diese und andere Erfolgsgeschichten werden in der Öffentlichkeit jedoch kaum wahrgenommen. Stattdessen dominiert die Angst vor Armut häufig gegenüber dem Mut zum Aufstieg. Ist das berechtigt?

Philipp Amthor (26) sitzt seit 2017 für die CDU im Bundestag. Dabei gehört er dem Innenausschuss und dem Europaausschuss an. Seit 2018 agiert er als Schatzmeister der Jungen Union. Er rechnet sich selbst zum konservativen Flügel innerhalb der CDU.

Hoffnung und Selbstvertrauen

Ja, es ist nicht zu bestreiten: Es gibt Zahlen und Fakten, die nachdenklich stimmen. Fast 13 Millionen Menschen in Deutschland gelten – basierend auf einem zumindest immer relativen Armutsbegriff – als arm oder zumindest armutsgefährdet. Das kann nicht zufriedenstellen, aber es wirft die Frage auf, wie man mit diesem Befund umgeht. Sollte man es wie linke Parteien machen, und ein Bild eines Landes zeichnen, das nahe am sozialen Abgrund steht und das gesellschaftlich tief gespalten ist? Sollte man den Menschen einreden, dass sie schwach und chancenlos sind? Oder sollte man ihnen stattdessen Hoffnung, Selbstvertrauen und die Aussicht auf Ausweg und Aufstieg geben?

Ich persönlich bin sicher, dass die letztgenannte Alternative der beste und der richtige Weg ist. Wir brauchen mehr Mut und einen festen Glauben an Chancen des sozialen Aufstiegs.

Bessere Bildungschancen

Dass sich aus der aktuellen Lage unseres Landes nicht nur Trübsal schöpfen lässt, belegen auch die Entwicklungen der letzten Jahre: Die Beschäftigungsquote ist auf einem Rekordniveau und die Arbeitslosigkeit auf dem tiefsten Stand seit Jahren. Die Löhne steigen stärker als die Einkommen aus Vermögen und Unternehmen. Die absolute Armut in unserem Land ist in den vergangenen zwei Jahren um etwa 20 Prozent gesunken.

Ein Aufstieg durch Bildung ist in den vergangenen Jahren keine Traumtänzerei geblieben, sondern Wirklichkeit geworden: Die Zahl der Akademiker ist kontinuierlich gestiegen. Mittlerweile 35 Prozent unserer Abiturienten kommen inzwischen aus Elternhäusern ohne Abitur. Ein Viertel unserer Studenten hat Eltern ohne einen Studienabschluss.

Erfolgsmodell der sozialen Marktwirtschaft

Diese Zahlen zeichnen das Bild von Bildungsaufsteigern: Deutschland ist – allen Unkenrufen zum Trotz – ein Land der Möglichkeiten und Chancen. Und es ist auch in unserem Land allzu oft so, wie Warren Buffet es für Amerika formuliert hat: "Das Geld liegt auf der Straße, man muss sich danach bücken." Ganz in diesem Sinne muss man allzu starkem linken Pessimismus auch immer wieder entgegenrufen: Von Jammern ist noch niemand reich geworden!

Wie sollte der zunehmenden sozialen Spaltung in Deutschland begegnet werden?
Gastbeitrag von Gregor Gysi:
Hartz IV ist Armut per Gesetz
Gastbeitrag von Rainer Brüderle: Wir brauchen auch einen Niedriglohnbereich

Für mich ist die Soziale Marktwirtschaft die zentrale und die erfolgsversprechende DNA des deutschen Aufstiegs. Ihr Versprechen des "Wohlstands für alle" mag zwar kaum jemals vollständig eingelöst werden können, aber es muss Antrieb für eine leistungsbereite und eigenverantwortliche Geisteshaltung sein. Die Soziale Marktwirtschaft verbindet Chancen für den Einzelnen mit dem Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Sie verbindet Freiheit und Verantwortung. Sie passt zu unserem Land als dem Land der Chancen. Wir investieren auf ihrer ordnungspolitischen Grundlage in die Zukunft der Menschen und fördern das Wirtschaftswachstum – nicht die Arbeitslosigkeit. Nicht Sozialtransfers, sondern Arbeit ist das beste Mittel, um Armut zu bekämpfen.

Aus eigener Kraft

Jeder Euro, den der Staat für Sozialleistungen ausgeben will, muss nämlich zuvor von der Wirtschaft erarbeitet werden. Deshalb bleibt es auch dabei, dass sozial vor allem das ist, was Arbeit schafft. Das verstehen auch die allermeisten Menschen, die ihren Lebensunterhalt möglichst selbstbestimmt und aus eigener Kraft aus Arbeit und nicht aus staatlichen Mitleidsbekundungen und Alimentation beziehen wollen. Dies durch kluge und vorausschauende Politik zu ermöglichen, sehe ich als vordringlichste Aufgabe.


Die Geschichten von Frank Appel, Werner Baumann und Heinrich Hiesinger zeigen, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist und den Aufstieg schaffen kann. Das muss noch mehr in die Herzen unserer Gesellschaft übergehen. Dabei ist für mich klar: Unser Staat ist an denjenigen Stellen, an denen es nötig ist, auch eine starke Gemeinschaft, die im besten Sinne eines "Yes we can" einen gemeinsamen Erfolg im Blick hat. Um diesen Erfolg zu vergrößern, braucht jeder Einzelne aber nicht den Staat, der ihn als chancenlos bejammert und aufgrund dieser vermeintlichen Chancenlosigkeit bevormunden will, sondern einen mutigen Staat, der den Bürger zu Selbstverantwortung und Leistung ermuntern und ihm im Sinne eines "Yes you can" motiviert, das Beste aus seinem Leben zu machen. So kann auch der deutsche Traum vom Wohlstand als Gegenbild eines düsteren Bildes von Armut entwickelt werden – so kommen wir zu unserem "German Dream".

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten spiegeln die Meinung der Autorin (oder: des Autors) wider und entsprechen nicht notwendigerweise denen der t-online.de-Redaktion.

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