Fähre zur Insel Wangerooge Medienberichte über SEK-Einsatz im Fall Lübcke
Die Polizei nimmt einen Verdächtigen fest und lässt ihn wieder frei. Nun soll es laut einem Medienbericht einen SEK-Einsatz auf einer Fähre gegeben haben. Die Ermittler kämpfen gegen Spekulationen.
Nach der Freilassung eines Mannes hat die Sonderkommission zum Fall des erschossenen Kasseler Regierungspräsidenten am Montag weiter ermittelt. Die mehrstündige Vernehmung des Mannes in der Nacht zu Sonntag hatte keine Anhaltspunkte für seine Tatbeteiligung ergeben. Aus ermittlungstaktischen Gründen machte die Polizei am Montag aber keine Angaben zu möglichen Fortschritten bei der Untersuchung des gewaltsamen Todes von Walter Lübcke.
Polizei bestätigte Informationen bislang nicht
Ein Polizeieinsatz bereits am Samstagnachmittag auf zwei Fähren zur Insel Wangerooge soll laut "Jeverschem Wochenblatt" im Zusammenhang mit dem Fall gestanden haben. Später berichtete die "Bild"-Zeitung, eine Augenzeugin habe den Einsatz der Spezialkräfte bestätigt. Zwei Männer und eine Frau seien weggeführt worden. Dem Bericht zufolge durchsuchten Ermittler auch die Fähre "Wangerooge".
Das "Jeversche Wochenblatt" berichtete lediglich von einer Gewahrsamnahme – der Mann habe nach der Befragung wieder gehen können. Ein Polizeisprecher wollte am Montagmittag weder Einsatz noch Details auf Anfrage von t-online.de bestätigen. Es ist unklar, ob es sich bei dem Einsatz möglicherweise um den selben handelt, über den t-online.de und weitere Medien bereits am Samstagabend berichteten.
In einer Mitteilung der Polizei in Wilhelmshaven hatte es am Samstag geheißen, der Einsatz habe für ein anderes Bundesland stattgefunden. Um das laufende Verfahren nicht zu gefährden, könnten keine weiteren Auskünfte erteilt werden. Ein Sprecher der zuständigen Sonderkommission kündigte gegenüber t-online.de für Dienstagvormittag weitere Informationen an.
Gerüchte könnten den Ermittlungen schaden
Die Staatsanwaltschaft Kassel und die Soko hatten am Sonntag mitgeteilt, dass ein zur Befragung in Gewahrsam genommene Mann in den frühen Morgenstunden wieder entlassen worden sei. Es hätten sich keine weiteren Anhaltspunkte ergeben, die eine Tatbeteiligung stützten. Sie riefen in ihrer Mitteilung dazu auf, "sich nicht an Spekulationen zu beteiligen, um nicht den Eindruck einer Vorverurteilung zu erwecken". Dies schade den Ermittlungen.
Nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft wurden telefonische Hinweise, Fotos und Videos ausgewertet. Zuletzt waren 160 Hinweise eingegangen. Der Fall war am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen xy...ungelöst" vorgestellt worden. Lübcke hatte Morddrohungen von Rechsextremisten erhalten, bislang haben Ermittler aber keinen Zusammenhang mit der Tat festgestellt.
Lübcke wurde auf Terrasse erschossen
Der politische Spitzenbeamte Lübcke leitete seit einem Jahrzehnt das nordhessische Regierungspräsidium. Er war in der Nacht zum vorletzten Sonntag gegen 0.30 Uhr auf der Terrasse seines Wohnhauses in Wolfhagen-Istha bei Kassel mit einer Schussverletzung am Kopf entdeckt worden. Der Schuss war den Ermittlungen zufolge aus nächster Nähe abgegeben worden. Es gibt keine Hinweise auf Suizid.
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Die Trauerfeier ist für den 13. Juni in Kassel geplant. In der Martinskirche wird es einen Trauergottesdienst mit "protokollarischen Ehrenbekundungen" geben, wie eine Sprecherin der hessischen Landesregierung angekündigt hatte. So soll der Sarg mit der hessischen Flagge bedeckt werden. Polizei und Bundeswehr halten eine Ehrenwache. Als Redner wird unter anderem Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier erwartet. Die Beerdigung im familiären Kreis wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.
- eigene Recherchen
- Jeversches Wochenblatt: "SEK stoppt Wangerooge-Fähren"
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP