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Trumps heimlicher Außenminister: Der Immobilienmogul Steve Witkoff


Verhandlungen in Saudi-Arabien
Trumps heimlicher Außenminister


20.03.2025 - 14:32 UhrLesedauer: 6 Min.
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Steve Witkoff: Der Immobilienmogul übernimmt die heikelsten diplomatischen Missionen für Donald Trump. (Quelle: IMAGO/Pool/ABACA/imago-images-bilder)
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Steve Witkoff verhandelte im Kreml und in Katars Palästen, obwohl er kaum diplomatische Erfahrung hat. Wie wurde aus dem Immobilienmogul einer der wichtigsten Unterhändler von Donald Trump?

Steve Witkoff ist der erste hochrangige US-Amerikaner, der sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs mit Wladimir Putin getroffen hat. Dabei ist er kein Karrierediplomat, sondern ein New Yorker Immobilienmogul mit besten Verbindungen zu Donald Trump. Der US-Präsident hatte ihn zu Beginn seiner Amtszeit zu seinem Sondergesandten für den Nahen Osten ernannt, doch seine Mission geht inzwischen weit darüber hinaus.

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Trump hat ihm nicht nur die Verhandlungen über einen Waffenstillstand in der Ukraine aufgetragen, sondern womöglich auch Gespräche über ein Nuklearabkommen mit dem Iran. Damit übernimmt er Aufgaben, die normalerweise einem Außenminister zufallen würden. Doch statt auf Marco Rubio setzt Trump für die heikelsten Aufgaben lieber auf einen Mann, der einen ähnlichen Karriereweg wie Trump selbst zurückgelegt hat. Witkoff ist ein Immobilienmogul, der sich zum Selfmade-Milliardär hochgearbeitet hat und jetzt Trumps "Fixer" (Reparierer) und Schatten-Außenminister in einem ist.

Vom Mietshaus zum Wolkenkratzer

Steve Witkoff wurde 1957 in der Bronx in New York geboren und ist jüdisch. Er studierte Jura an der Hofstra-Universität und stieg in eine Immobilienkanzlei ein. Dort erledigte er unter anderem die juristische Schreibarbeit für den jungen Donald Trump, der dort Kunde war. Der Anwalt ließ sich von Trump dazu inspirieren, selbst ins Immobiliengeschäft einzusteigen. Er bewunderte Trumps Fähigkeit, bestehende Gebäude zu lukrativen Objekten zu machen. "Er hat mich beobachtet und sich gesagt: Wenn Trump das kann, dann kann ich das auch", zitierte der US-Präsident im Jahr 2018 die Motivation Witkoffs. Er begann, mit geliehenem Geld heruntergekommene Mietshäuser in New York zu kaufen und machte sich schnell einen Namen in der Branche.

Ihre Freundschaft begründete jedoch kein Immobiliendeal, sondern eine zufällige Begegnung in einem Feinkostgeschäft. Trump hatte kein Geld dabei und bat den ebenfalls dort wartenden Witkoff, ihm ein Schinken-Käse-Sandwich zu kaufen. Als sie sich Jahre später wiedertrafen, erinnerte sich Trump an das Sandwich und die beiden wurden Freunde, so Witkoff.

Die Zeitung "Observer" schrieb im Jahr 1999 über Witkoff, der damals 41-jährige sei "ein hagerer, schneidiger Mann, der eine Ausgabe des Buchs 'Tough Jews' (ein Roman über jüdische Gangster) auf seinem Schreibtisch liegen hat und beim Eintreiben von Mieten in New York eine Waffe bei sich trägt". Er sei ein "echter Knallkopf", der schnell Karriere machte und "die 90er-Jahre-Version des auffälligen Immobilienmaklers" verkörpert habe. Mit seiner Firma, der Witkoff Group, investierte er zunehmend auch in ikonische Immobilien wie das Woolworth Building. "Er hört nicht auf. Er ist der Letzte, der Feierabend macht", charakterisierte ihn ein damaliger Bankmanager.

Doch der Kauf von Häusern auf Pump verschaffte Witkoff Probleme. In den 2000ern wurde sein Schuldenberg so groß, dass ihm Banken kein Geld mehr zuschießen wollten und er deshalb Verträge nicht erfüllen konnte. Sein Immobilienportfolio sei "eine sich anbahnende Katastrophe mit zu hoher Verschuldung", schrieb der "Observer". Es kursierten Gerüchte, dass seine Kreditgeber bald die Zwangsvollstreckung für seine Bestände einleiten könnten. Witkoff jedoch wehrte sich energisch gegen diese Darstellung: "Die machen mich zum Sündenbock", schimpfte er über die damalige Berichterstattung in der Presse.

Witkoff, den der "Observer" einen "Mann mit neun Leben" nannte, weil er sich von jeder Niederlage zurückkämpfe, strukturierte um, und die Witkoff Group erholte sich von der Krise. Heute besitzt das Unternehmen weltweit etwa 50 Immobilien.

Enge familiäre Verbindung zwischen Witkoff und Trump

Schon in seiner ersten Amtszeit holte Trump Witkoff als Berater an Bord. Während der Corona-Pandemie gehörte er zu den mehr als 200 Wirtschaftsführern der "Great American Economic Revival Industry Groups", die Trump helfen sollten, das Land wieder zu öffnen.

In der Auswahl von Mitarbeitern hat Donald Trump wiederholt seine Abneigung für Fachexpertise deutlich gemacht. Er setzt dagegen auf unverbrauchte Quereinsteiger, die ihm persönlich zusagen, wie Witkoff. Der wurde vielfach als harter Verhandlungsführer beschrieben, der auch mal auf den Tisch haut. Aber er habe auch eine energische, fröhliche Art und ein Talent dafür, Menschen "ein gutes Gefühl" zu geben, sagte ein Trump-Mitarbeiter der "New York Times".

Daneben teilen die beiden auch eine Leidenschaft für Golf. Eine ihrer Runden im September 2024 – mitten im Wahlkampf um das Weiße Haus – wurde abrupt unterbrochen, weil ein Gewehrlauf aus einer Hecke ragte. Laut Sicherheitsbehörden hatte ein Mann geplant, Trump zu erschießen. Witkoff zeigte sich von dem Erlebnis tief betroffen.

Die Verbindung zwischen den beiden reicht auch weit ins Private. Witkoff ist mit der Anwältin Lauren Rappaport verheiratet und hat drei Söhne. Einer von ihnen starb 2011 an einer Opioid-Überdosis in einer inzwischen geschlossenen Entzugsklinik. Bei der Beerdigung war Donald Trump anwesend.

Seine beiden noch lebenden Söhne sind geschäftlich mit dem US-Präsidenten verbunden: Sie sind Mitbegründer von World Liberty Financial, einer Kryptowährungsfirma, an der auch Trumps Söhne beteiligt sind. Zudem wurde ein Enkel von Witkoff zu Ehren des Präsidenten benannt. Trump schrieb dazu in seinem sozialen Netzwerk Truth Social: "Herzlichen Glückwunsch an Zach und Sophi Witkoff zur Geburt ihres Sohnes Don James Witkoff (DJW), der nach mir benannt wurde (danke!)".

Die erste inoffizelle diplomatische Mission

Seine erste inoffizielle diplomatische Mission für Trump begann kurz darauf: Witkoff vermittelte zwischen Trump und dessen innerparteilichem Rivalen Ron DeSantis. Nachdem DeSantis' Präsidentschaftskandidatur gescheitert war, war die Beziehung zwischen den beiden Republikanern schlecht. Witkoff organisierte ein geheimes Treffen in Florida, das zur Versöhnung führte.

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Als Trump 2024 erneut ins Weiße Haus gewählt wurde, übertrug er seinem Golfpartner eine knifflige Aufgabe: Er machte Witkoff zum Nahost-Gesandten. Die Auswahl rief große Kritik hervor. Nicht nur, weil Witkoff ein diplomatischer Neuling war, sondern auch, weil er millionenschwere Geschäftsbeziehungen nach Katar unterhält, die zu Interessenkonflikten führen könnten.

Waffenruhe im Gazastreifen

Trotzdem gelang ihm noch vor Trumps Amtsbeginn ein diplomatischer Coup: Witkoff vermittelte zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas und trug maßgeblich zu einem sechswöchigen Waffenstillstand in Gaza bei. Den Waffenstillstand hatte Joe Bidens Unterhändler Brett McGurk in monatelanger Arbeit verhandelt. Doch Israel und die Hamas verweigerten noch ihre finale Zustimmung.

Laut Informationen der "New York Times" sollen daraufhin Witkoff und McGurk eng zusammengearbeitet haben, obwohl ihre Chefs erbitterte politische Rivalen waren. Gemeinsam mit dem katarischen Premierminister, Scheich Mohammed, vermittelten sie tagelang zwischen Unterhändlern von Israel und der Hamas, die sich nie gleichzeitig im selben Raum aufhielten.

Trotz großer Hürden gelang der Durchbruch, wohl auch, weil Biden und Trump gleichermaßen Druck ausübten. Witkoff beschrieb die Waffenruhe später als "das Wertvollste, was ich in meinem Leben tun konnte". Er habe Trump den Dank einer freigelassenen Geisel überbracht, "und er hatte Tränen in den Augen", sagte Witkoff über den US-Präsidenten.

Der Waffenstillstand ist mittlerweile ausgelaufen – Israel hat wieder Kampfhandlungen aufgenommen.

Witkoffs neue Mission: Russland

Donald Trump vertraute Witkoff daraufhin eine weitere, mindestens genauso heikle Aufgabe an. Er beauftragte den 69-Jährigen, Kontakt mit Russland aufzunehmen und über einen Waffenstillstand in der Ukraine zu verhandeln. Dafür sind in der Trump-Administration eigentlich andere Personen zuständig. Im vergangenen November ernannte Trump den pensionierten Generalleutnant Keith Kellogg als seinen Gesandten für die Ukraine und Russland, doch der scheint bestenfalls noch eine unterstützende Rolle zu spielen. Der Kontakt mit Russland gehört auch zu den Aufgabenfeldern von Außenminister Marco Rubio. Der hatte vor seiner Amtsübernahme jedoch Putin kritisiert und als "Schlächter" bezeichnet.

Witkoff hat dagegen mehrfach öffentlich bestritten, dass Russland der Aggressor in dem Konflikt ist. In einem CNN-Interview sagte er, dass Russlands Invasion in der Ukraine "provoziert" worden sei, und fügte hinzu: "Das bedeutet nicht unbedingt, dass sie von den Russen provoziert wurde." Zudem kritisierte Witkoff die Wirtschaftssanktionen gegen Russland. "Ich habe die Sanktionen nie verstanden. Sie haben nur bewirkt, dass Russland die Investitionen in unser Land eingestellt hat", sagte er in einem Podcast-Interview.

Der Schatten-Außenminister

Witkoff, der mit einem sehr kleinen Stab arbeitet, hat bei seinem ersten persönlichen Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Februar keine Mitarbeiter mitgenommen. Experten befürchteten, dass der Immobilienmogul dem Ex-KGB-Agenten Putin nicht gewachsen sein könnte. Witkoff berichtete später auf einer Investorenkonferenz in Miami von dem Treffen. Er habe das Gespräch genutzt, um "eine Freundschaft, eine Beziehung" zu Putin aufzubauen.

Ein erster Erfolg für Witkoff war die Freilassung des seit 2021 in Russland inhaftierten US-Bürgers Marc Fogel. Am Sonntag ist ein weiteres Treffen mit russischen Vertretern in Saudi-Arabien angesetzt.

Doch seine Mission könnte sich bald noch ausweiten: Laut Berichten aus dem Trump-Umfeld soll Witkoff auch eine zentrale Rolle in den diplomatischen Bemühungen mit dem Iran übernehmen. Die US-Regierung erwägt, mit Teheran über dessen wachsendes Atomprogramm zu verhandeln, und Trump scheint auch hier auf seinen langjährigen Vertrauten zu setzen.

Verwendete Quellen
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