Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vor allem Frauen betroffen Wie sich das Lipödem erkennen und behandeln lässt
Beim Lipödem werden Beine und manchmal auch Arme dicker, während der Oberkörper eher schlank bleibt. Wie lässt sich ein Lipödem feststellen und was hilft?
Das Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, die vor allem an den Beinen auftritt. In drei von zehn Fällen kann sie zusätzlich auch die Arme betreffen.
Im Laufe der Erkrankung verändert sich das Fettgewebe in den Beinen (bzw. Armen) langsam. Die Zahl der Fettzellen im Gewebe nimmt allmählich zu, sodass die Fettschicht in der Unterhaut sich verdickt. Gleichzeitig verändert sich die bindegewebige Struktur, die die Fettzellen bündelt. Das begünstigt im Laufe der Zeit, dass sich Knötchen und Knubbel bilden.
Die Veränderungen führen dazu, dass der Umfang der Beine (bzw. Arme) zunimmt. Der vom Lipödem betroffene Bereich kann anfangen zu spannen und reagiert häufig mit Schmerzen, wenn er Druck ausgesetzt ist.
Die mit dem Lipödem einhergehenden Beschwerden und das teils deutlich veränderte Erscheinungsbild erzeugen bei vielen Betroffenen einen großen Leidensdruck. Das kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Das gilt umso mehr, da es oft lange dauert, bis Menschen mit Lipödem die richtige Diagnose erhalten.
Lipödem: Mögliche Symptome
Das Lipödem macht sich durch verschiedene Symptome bemerkbar, meist an den Beinen. Das Fettgewebe nimmt allmählich an beiden Beinen (bzw. Armen) symmetrisch zu, während die Füße (bzw. Hände) und der Körperrumpf sich nicht verändern.
Anfangs fällt der Unterschied vielen kaum auf oder wird mit einer bloßen Gewichtszunahme verwechselt. Das Lipödem zu erkennen ist gerade zu Beginn nicht immer leicht.
Schreitet das Lipödem voran, verändert sich das Größenverhältnis von Oberkörper zu Unterkörper immer stärker. Ab einem gewissen Punkt kann dann ins Auge fallen, dass die Proportionen nicht mehr stimmen. Das gilt insbesondere, wenn die Betroffenen im Grunde Normalgewicht und einen schlanken Oberkörper haben, sodass die Beine vom Umfang her nicht mehr stimmig sind. Sport oder Diätversuche haben bei ihnen keinen sichtbaren Effekt auf die veränderten Beine, sondern allenfalls auf den Rumpf.
Wie genau sich das Fett bei Menschen mit Lipödem am Bein verteilt, kann unterschiedlich sein. In manchen Fällen beginnt die Zunahme an Fettgewebe vom Knöchel an aufwärts und betrifft das ganze Bein, unter Umständen auch das Gesäß. In anderen Fällen vermehrt sich das Fettgewebe nur an Teilen des Beins, etwa nur an den Oberschenkeln oder an den Unterschenkeln.
Von einem Säulenbein spricht man, wenn sich das Fettgewebe gleichmäßig über die gesamte Beinlänge vermehrt. Nimmt das Fett hauptsächlich am oberen Oberschenkelbereich zu, kann es zu einer sogenannten Reiterhose kommen. Schreitet das Lipödem weiter fort, entstehen in manchen Fällen außerdem Fettwülste über den Knie- oder Sprunggelenken.
Druckempfindliches Gewebe und schwere Beine
Bei einem Lipödem verändert sich das Fettgewebe im Bein (bzw. Arm) allmählich. Anfangs treten dabei keine Schmerzen auf. Aber die betroffenen Bereiche können druckempfindlich sein. Manche Menschen mit Lipödem spüren anfangs auch eine Art Spannungsgefühl in den jeweiligen Bereichen des Beins (bzw. Arms).
Erst wenn das Lipödem weiter fortschreitet, nehmen die Symptome zu. Dann kann Druck auf die betroffenen Bereiche starke Schmerzen hervorrufen. In manchen Fällen kommt es auch ohne Druck zu Schmerzen. Schon bei wenig Druck oder kaum spürbaren Stößen können sich schnell blaue Flecken (Blutergüsse) bilden.
Ein Lipödem kann sich daneben durch Anzeichen wie schwere Beine bemerkbar machen. Oft fühlen sich die Beine auch innerlich heiß an, obwohl das Bein von außen kühl ist.
Bei warmem Wetter nehmen die Lipödem-Symptome außerdem meist zu, ebenso bei langem Stehen oder Sitzen sowie gegen Abend.
Welchen Verlauf ein Lipödem nimmt, lässt sich nicht pauschal sagen. Wie weit die Erkrankung fortschreitet, ist individuell verschieden und hängt auch davon ab, wie frühzeitig Betroffene eine korrekte Diagnose erhalten und eine passende Behandlung beginnen können.
Ohne Therapie belastet die Erkrankung über die Jahre die Lymphgefäße immer stärker. Manche Betroffene entwickeln dann zusätzlich zum Lipödem ein Lymphödem. Dabei staut sich Lymphflüssigkeit in den Beinen (bzw. Armen), da sie dort nicht mehr gut abfließen kann. Als Folge schwellen die Bereiche noch stärker an.
Hat das Fettgewebe sehr stark zugenommen, kann das zudem in manchen Fällen das Gehen erschweren oder auch zu wundgescheuerten Stellen führen, etwa zwischen den Beinen.
Die drei Stadien des Lipödems
Beim Lipödem gibt es drei Stadien:
- Stadium 1: Das Fettgewebe ist noch gleichmäßig verteilt. Die Haut wirkt glatt. Im Bindegewebe gibt es jedoch bereits Veränderungen.
- Stadium 2: Im Fettgewebe der Unterhaut entstehen erste Knötchen und es bilden sich unebene Stellen und Cellulite-artige Dellen in der Haut. Es kommt zu Schmerzen.
- Stadium 3: Die betroffenen Bereiche im Bein verhärten sich, da sich in der Unterhaut zunehmend Bindegewebe bildet. Dadurch entstehen Überhänge und Wülste, vor allem an den Knien und der Oberschenkel-Innenseite.
Lipödem oder Cellulite?
Bei Dellen an den Beinen steckt bei Frauen meist eher eine Cellulite als ein Lipödem dahinter. Im Unterschied zum Lipödem ist Cellulite jedoch bei Frauen im Grunde normal und eher ein kosmetisches als ein medizinisches Problem. Bei Cellulite wird die Haut zwar auch delliger, es treten aber keine weiteren Symptome wie Schmerzen bei Druck oder eine erhöhte Neigung zu blauen Flecken auf.
Ursache der Cellulite ist das bei Frauen vergleichsweise lockere Bindegewebe in der Unterhaut. Dadurch können sich Fettzellen bei Frauen leichter durch das Bindegewebe hindurchschieben – insbesondere wenn diese an Volumen zunehmen – und als Dellen in der Haut sichtbar werden.
Lipödem: Das sind die Ursachen
Die genauen Lipödem-Ursachen sind noch unbekannt. Sicher ist, dass es sich dabei um eine sogenannte Fettverteilungsstörung handelt. Warum es jedoch im Einzelfall dazu kommt, weiß man bislang nur zum Teil. So gibt es bei etwa zwei von zehn Menschen mit Lipödem weitere Fälle im Familienkreis. Man nimmt deshalb an, dass eine erbliche Veranlagung eine gewisse Rolle spielt.
Verändertes Fettgewebe
Bei einer normalen Gewichtszunahme ist es so, dass im Fettgewebe die Fettzellen an Größe zunehmen, ihre Zahl jedoch gleich bleibt. Beim Lipödem verändert sich dagegen das Fettgewebe selbst, also die Struktur.
Beim Lipödem vermehren sich die Fettzellen im Fettgewebe. Im betroffenen Bereich steigt die Zahl also an. Dadurch wird die Fettgewebe-Schicht in der Unterhaut allmählich dicker.
Außerdem verändert sich das Bindegewebe, das die Fettzellen zusammenhält. In der Unterhaut finden sich normalerweise jeweils mehrere Fettzellen gebündelt im Gewebe (als sogenannte Läppchen). Das ist auch beim Lipödem so. Allerdings kommen die bindegewebigen Strukturen beziehungsweise Unterteilungen hier stärker und auch häufiger vor. Das Fettgewebe wird dadurch knubbeliger, sodass man die Läppchen als Knötchen in der Haut tasten kann.
Durchlässigere Blutgefäße
Bei einem Lipödem spielen außerdem die Blutgefäße eine Rolle. Im Rahmen der Fettverteilungsstörung entwickelt sich eine sogenannte Mikroangiopathie. Das ist eine Erkrankung der kleinsten Blutgefäße (der Kapillaren). Sie macht die Gefäßwände der Kapillaren durchlässiger. So kann mehr Wasser aus dem Blut durch die Gefäßwände ins Gewebe einsickern und sich stauen: Es entsteht ein Ödem, wodurch sich das Gewebe stark spannen und druckschmerzhaft sein kann.
Weil die feinen Blutgefäße nun durchlässiger sind und auch rote Blutkörperchen durch die Gefäßwände gelangen können, bilden sich bereits bei leichten Stößen schnell blaue Flecken.
Einfluss durch Hormone
Das Lipödem betrifft vor allem Frauen. Männer erkranken nur selten daran. Man nimmt deshalb an, dass die weiblichen Sexualhormone eine Rolle bei den Ursachen spielen. Meist erkranken jüngere Frauen: Das Lipödem entwickelt sich in der Regel nach der Pubertät oder nach einer Schwangerschaft. Im mittleren Lebensalter tritt die Erkrankungen bei Frauen nur selten neu auf.
Sofern Männer am Lipödem erkranken, entwickelt sich die Fettverteilungsstörung bei ihnen häufig im Rahmen einer anderen Erkrankung – etwa durch einen Leberschaden infolge eines hohen Alkoholkonsums oder durch ausgeprägte hormonelle Störungen (wie bei Hypogonadismus). In manchen Fällen entsteht das Lipödem auch als Folge einer Krebsbehandlung mit Hormonen.
Lipödem: Diagnose & Test
Besteht der Verdacht auf ein Lipödem, stellt sich oft die Frage, welcher Arzt der richtige ist. Um ein Lipödem sicher zu erkennen, eignen sich am besten Fachärzte aus den Bereichen Phlebologie oder Lymphologie oder auch Gefäßspezialisten.
In vielen Fällen genügen bereits eine körperliche Untersuchung, die Krankengeschichte und ein Test wie der Kneiftest oder der Stemmer-Test, um bei einem Lipödem die Diagnose zu stellen.
Ein Lipödem ist häufig schon anhand des typischen Erscheinungsbildes beziehungsweise anhand der Proportionen der Beine im Vergleich zum Oberkörper zu erkennen. Dieser ist bei vielen Betroffenen auffällig schlanker. Bei übergewichtigen Menschen lässt sich das jedoch nicht immer so leicht sagen. Dann kann ein Diätversuch helfen. Nimmt man dabei hauptsächlich am Oberkörper ab, aber kaum an den Beinen, kommt das Missverhältnis besser zutage und kann auf ein Lipödem hinweisen.
Ruft Druck auf die betroffenen Bereiche Schmerzen hervor, deutet das ebenfalls auf ein mögliches Lipödem hin. Auch häufige blaue Flecken bereits nach kleinen, kaum merklichen Stößen sind ein Hinweis auf die Erkrankung.
Tastet man die Haut am Bein (bzw. Arm) ab, kann man beim Lipödem knubbelige Strukturen in der Haut fühlen. Je nach Stadium ähneln diese Knubbel kleinen Styroporkügelchen bis hin zu walnussgroßen Kugeln.
Im Falle eines Lipödems lässt sich der betroffene Hautbereich normalerweise kaum eindrücken und auch eine Delle bleibt nicht zurück. Das ist ein wichtiger Unterschied zu einem klassischen Ödem, also einer Wasseransammlung im Gewebe – hier würde nach Druck eine Delle zurückbleiben.
Kneiftest
Für den Kneiftest (auch paradoxer Kneiftest genannt) kneift der Arzt an der Innenseite und an der Außenseite des Oberschenkels ins Bein. Menschen mit Lipödem spüren dabei den Schmerz außen am Oberschenkel stärker als an der Innenseite. Bei Menschen ohne Lipödem schmerzt die Kneifstelle hingegen innen stärker als außen.
Stemmer-Test
Bei der Frage, ob es sich um ein Lipödem oder ein Lymphödem handelt, kann der Stemmer-Test helfen. Dabei versucht der Arzt, die Haut am zweiten Zeh zu greifen und anzuheben. Klappt das, spricht man von einem "negativen Stemmer-Test". Bei einem Lipödem ist das meist der Fall. Bei einem Lymphödem funktioniert das eher nicht. Dann spricht man von einem "positiven Stemmer-Test".
Aber Achtung: Bei einem fortgeschrittenen Lipödem entwickelt sich häufig zusätzlich ein Lymphödem. Dann kann es doch zu einem positiven Stemmer-Test kommen.
Weitere Untersuchungen
In der Regel lässt sich bei einem Lipödem die Diagnose auch ohne bildgebende Verfahren stellen. Gegebenenfalls veranlasst der Arzt jedoch weitere Untersuchungen, wie zum Beispiel
- eine Ultraschalluntersuchung,
- eine Magnetresonanztomographie (MRT, Kernspintomographie),
- eine Computertomographie (CT),
- eine Lymphangiographie oder
- eine Lymphszintigraphie.
Andere Erkrankungen ausschließen
Damit bei Verdacht auf Lipödem eine sichere Diagnose gestellt werden kann, ist es außerdem wichtig, andere Erkrankungen auszuschließen, die eventuell mit ähnlichen Beschwerden einhergehen. Dazu zählen zum Beispiel:
- starkes Übergewicht (Adipositas)
- Lipohypertrophie
- primäres Lymphödem
- Phlebödem
- Morbus Dercum (Adipositas dolorosa)
- Morbus Madelung
Therapie: So lässt sich das Lipödem behandeln
Zwar gibt es für das Lipödem bislang keine Heilung im eigentlichen Sinn. Mit der richtigen Behandlung lassen sich die Beschwerden jedoch spürbar lindern. Auch der Umfang der Beine (bzw. Arme) lässt sich mithilfe verschiedener Therapie-Maßnahmen verringern.
Wie die Lipödem-Behandlung genau aussieht, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Art und Ausmaß der Therapie richten sich vor allem nach dem Erkrankungsstadium. Befindet sich das Lipödem noch im Anfangsstadium (Stadium 1), ist eine Behandlung häufig noch nicht zwingend erforderlich. Erst ab Lipödem-Stadium 2 oder 3 ist aus ärztlicher Sicht eine Behandlung notwendig.
In erster Linie zielt die Behandlung darauf ab, das vom Lipödem betroffene Gewebe zu entstauen – also das gespeicherte Wasser aus dem Gewebe herauszubekommen. Dafür eignet sich vor allem die sogenannte komplexe physikalische Entstauungstherapie.
Komplexe physikalische Entstauungstherapie
Bei der komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE) kombiniert man vier verschiedene Maßnahmen:
- manuelle Lymphdrainage
- intensive Hautpflege
- Kompressionsbehandlung
- Bewegungstherapie (Krankengymnastik)
Bei der KPE erhalten Betroffene regelmäßig, meist ein- bis zweimal pro Woche, eine manuelle Lymphdrainage. Dabei übt der Physiotherapeut mit speziellen Grifftechniken gezielt Druck auf das Gewebe aus, um den Lymphabfluss im Bein (bzw. Arm) anzuregen. Daran schließt sich in der Regel eine intensive Hautpflege an, da die Haut durch die Erkrankung häufig trocken ist.
Kompressionsbehandlung bedeutet, dass Druck auf die gesamten Beine ausgeübt wird, damit das Blut in den Venen leichter in Richtung Herz zurückfließen kann. In der Regel nutzt man hierfür entweder Kompressionsbandagen oder Kompressionsstrümpfe.
Kompressionsbandagen kommen meist beim Physiotherapie-Termin zum Einsatz. Dann wickelt der Therapeut nach der Lymphdrainage und im Anschluss an die Hautpflege Bandagen in einer speziellen Technik um das Bein.
Ist die Entstauung weitestgehend abgeschlossen und hat sich der Beinumfang verringert, sollten Betroffene am besten täglich Kompressionsstrümpfe tragen, um den Zustand weiterhin zu erhalten.
Damit sich nicht erneut Wasser im Gewebe anstaut, empfehlen Fachleute, die KPE regelmäßig und idealerweise lebenslang weiter anzuwenden.
Kompressionsverbände oder -strümpfe können auch in frühen Stadien dabei helfen, dass das Lipödem nicht weiter fortschreitet und sich im Gewebe möglichst kein Wasser einlagert.
Lipödem-OP
Die Entstauungstherapie dient allerdings nur dazu, das Wasser aus dem Gewebe zu bekommen. Sie verändert nicht das Fettgewebe. Das übermäßige Fettgewebe in den Beinen lässt sich mit einer sogenannten Lipödem-OP, also einer Fettabsaugung (Liposuktion), effektiv verringern.
Fachleute empfehlen, bei einem Lipödem die komplexe physikalische Entstauungstherapie mit der Fettabsaugung zu kombinieren. Allerdings übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Lipödem-OP nur in schweren Fällen (ab Stadium 3) – und das vorläufig erst mal nur bis 2024.
Sport
Das Lipödem lässt sich zwar nicht mit gezielten Übungen verringern. Körperliche Aktivität kann jedoch zur Behandlung beitragen und die Beschwerden beim Lipödem bis zu einem gewissen Maß lindern. Empfehlenswert sind insbesondere Sportarten, die im Wasser stattfinden, wie zum Beispiel Schwimmen, Aqua-Jogging, Aqua-Aerobic oder Aqua-Cycling. Der Wasserdruck regt beim Bewegen das Lymphsystem an und wirkt ähnlich wie eine Lymphdrainage.
Unabhängig davon unterstützt körperliche Bewegung bei Menschen mit Lipödem das Herz-Kreislauf-System und kann im Falle von Übergewicht dabei helfen, Normalgewicht zu erreichen.
Entwässernde Medikamente (Diuretika)
Ein Lipödem sollte man nicht auf Dauer mit entwässernden Medikamenten (Diuretika) behandeln. Dann besteht das Risiko, dass sich das Gewebe unter Umständen verhärtet.
Lipödem: Die Rolle der Ernährung
Ist eine kalorienreiche Ernährung die Ursache für ein Lipödem? Das wohl nicht. Eine ungünstige Ernährung kann allerdings Übergewicht fördern und so bei einem bereits bestehenden Lipödem das übermäßige Fettgewebe an den Beinen (bzw. Armen) verstärken. Und das wiederum kann die Lipödem-Beschwerden verschlimmern. Deshalb sollten Menschen mit Lipödem darauf achten, das Körpergewicht durch eine kalorienreiche Ernährung nicht ungünstig zu beeinflussen.
Im Durchschnitt haben etwa sechs von zehn Menschen mit Lipödem gleichzeitig starkes Übergewicht. In diesen Fällen kann eine Ernährungsumstellung hin zu einer ausgewogenen Ernährung dabei helfen, das Gewicht zu verringern. Eine gezielte Lipödem-Diät gibt es bislang jedoch nicht.
Einzelnen Untersuchungen zufolge scheint es sich allerdings möglicherweise positiv auszuwirken, zu Beginn der Ernährungsumstellung vor allem sehr wenig Kohlenhydrate zu sich zu nehmen. Die Eiweißmenge hingegen sollte man erstmal beibehalten, um die Muskeln zu schützen. Im Verlauf der Umstellung stimmt man die Kohlenhydrat- und Eiweißzufuhr dann so ab, dass sie für die einzelne Person passt. Wie empfehlenswert diese Art der Umstellung tatsächlich ist, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Generell sollte man umfassende Ernährungsumstellungen am besten nicht auf eigene Faust angehen, sondern sich Rat holen. Zertifizierte Ernährungsberater können dabei helfen, die Ernährung bei Lipödem so umzustellen, dass man Gewicht verliert, aber keine Mangelerscheinungen befürchten muss.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2021
- Online-Informationen der Lipödem Hilfe Deutschland: www.lipoedem-hilfe-ev.de (Abrufdatum: 9.7.2021)
- Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie: www.dglymph.de (Abrufdatum: 9.7.2021)
- Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie: www.phlebology.de (Abrufdatum: 9.7.2021)
- Fettabsaugung ist in schweren Fällen ab 2020 Kassenleistung. Online-Informationen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: www.kbv.de (Stand: 19.12.2019)
- Faerber, G.: Ernährungstherapie bei Lipödem und Adipositas – Ergebnisse eines leitliniengerechten Therapiekonzepts (PDF). Vasomed, Jg. 29, Nr. 4, S. 176-177 (2017)
- Kasseroller, R., et al.: Kompendium der Lymphangiologie. Thieme, Stuttgart 2015
- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie: Lipödem (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 037/012 (Stand: 31.10.2015)
- Arastéh, K., et al.: Duale Reihe Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Battegay, E.: Siegenthalers Differenzialdiagnose. Thieme, Stuttgart 2013
- Bährle-Rapp, M.: Springer Lexikon Kosmetik und Körperpflege. Springer Medizin Verlag, Berlin 2011
- Ellsässer, S.: Körperpflegekunde und Kosmetik. Springer Medizin Verlag, Berlin 2008
- Krutmann, J., et al.: Hautalterung. Springer, Heidelberg 2008
- Hüte-Becker, A., et al.: Physikalische Therapie, Massage, Elektrotherapie und Lymphdrainage. Thieme, Stuttgart 2006
- Vollrath-Meier, I., Schneider, W., Schmeller, W.: Lipödem – Verbesserte Lebensqualität durch Therapiekombination. Deutsches Ärzteblatt, Jg. 102, Heft 15, S. A1061-1067 (2005)