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Lymphdrainage: Was dabei passiert und wann sie hilft


Lymphstau auflösen
Was bei einer Lymphdrainage passiert und wann sie hilft

mp , Anna Besson

Aktualisiert am 02.02.2022Lesedauer: 6 Min.
Eine Frau erhält eine Beinmassage.Vergrößern des Bildes
Staut sich Lymphflüssigkeit im Gewebe, kann eine Lymphdrainage helfen, diese abfließen zu lassen. (Quelle: javi_indy)
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Die manuelle Lymphdrainage ist eine spezielle medizinische Massageform. Verschrieben wird sie, um bei angestauter Gewebeflüssigkeit den Lymphfluss zu stimulieren. Erfahren Sie, wann das nötig sein kann.

Ärztinnen und Ärzte verschreiben die Lymphdrainage in erster Linie bei Lymphödemen. Diese entstehen, wenn die Lymphflüssigkeit in den Lymphbahnen nicht ausreichend abfließt und sich im Gewebe ansammelt.

Die Lymphdrainage ist ein Therapiebaustein der komplexen physikalischen Entstauungstherapie. Diese beinhaltet neben der Lymphdrainage auch

  • die sogenannte Kompressionstherapie,
  • Hautpflege und
  • Entstauungsgymnastik.

Ein Lymphstau kann an unterschiedlichen Körperstellen auftreten, wie im Gesicht, an den Füßen oder im Bauchraum. Am häufigsten führt er jedoch an Armen und Beinen zu Beschwerden. Dort schränken die zum Teil schmerzhaften Schwellungen, die durch die gestaute Flüssigkeit entstehen, auch die Bewegung ein.

Es lassen sich zwei Typen von Lymphödemen unterscheiden:

  1. Das primäre Lymphödem entsteht aufgrund genetischer Ursachen, die unter anderem zu blockierten Lymphbahnen führen.
  2. Das sekundäre Lymphödem entsteht hingegen durch eine Schädigung von zuvor intakten Lymphbahnen. Ursächlich können beispielsweise operative Eingriffe, aber auch eine bakterielle Infektion oder bösartige Tumoren sein. Oft treten die Schwellungen dann an den Armen oder den Beinen auf.

Das Lymphödem lässt sich zudem in drei Stadien aufteilen:

  • In Stadium 1 ist das Lymphödem nur mild ausgeprägt. Die Schwellung bildet sich zurück, sobald der Arm oder das Bein hochgelagert wird, dabei fühlt sich die Haut weich an.
  • In Stadium 2 ist das Lymphödem moderat ausgeprägt. Eine Hochlagerung des betroffenen Körperteils reicht nicht aus, damit sich die Schwellung spontan zurückbildet.
  • Ein Lymphödem in Stadium 3 deformiert durch die starke Schwellung die betroffene Gliedmaße. Die Haut ist hart und verändert, zudem ist der betroffene Körperteil in der Bewegung eingeschränkt.

Der Behandlungserfolg eines Lymphödems ist abhängig davon, wie gut sich die ursächliche Erkrankung behandeln lässt. Allerdings bleibt ein Lymphödem oft lebenslänglich bestehen. Die Lymphödem-Symptome lassen sich jedoch lindern. Dafür verschreibt Ihnen die Ärztin oder der Arzt eine Lymphdrainage.

Was macht man bei einer Lymphdrainage?

Die manuelle Lymphdrainage wird vor allem zur Behandlung von Lymphödemen eingesetzt. Anders als bei einer Massage regt die behandelnde Person mit einer manuellen Lymphdrainage nicht nur die Durchblutung, sondern auch den Abtransport der Lymphflüssigkeit aus dem Gewebe an. Gleichzeitig lockert sie so auch verhärtetes Gewebe auf.

Die Lymphdrainage erhalten Menschen mit einem Lymphödem nur von speziell ausgebildeten physiotherapeutischen oder medizinischen Fachleuten. Dies geschieht mit speziellen Handgriffen, die sowohl Druck wie auch Unterdruck im Gewebe und damit eine Sogwirkung in den Lymphbahnen erzeugen. Zu den vier Grundgriffen zählen der Schröpfgriff, der Drehgriff, der Pumpgriff und der stehende Kreis.

Je nach Ausprägung des Lymphödems erfolgt die Lymphdrainage ambulant oder stationär. Zu Beginn der Behandlung sind meist mehrere Sitzungen pro Woche nötig. Diese dauern in der Regel zwischen 15 und 60 Minuten. Tritt eine Besserung ein, können die Abstände zwischen den Behandlungen vergrößert werden.

Wie schmerzhaft ist eine Lymphdrainage?

Eine manuelle Lymphdrainage ist nicht schmerzhaft. Die speziellen Grifftechniken empfinden die meisten Menschen in der Regel als sehr angenehm, weil sie sanft streichend oder kreisend ausgeführt werden.

Dass die Lymphdrainage wirkt, macht sich oft kurz nach der Behandlung durch einen erhöhten Harndrang bemerkbar. Zudem fühlen sich die Gliedmaßen durch die weniger ausgeprägten Schwellungen leichter an.

Was passiert nach einer Lymphdrainage?

Nach der Lymphdrainage wird die Behandlung des Lymphödems mit der Kompressionstherapie fortgesetzt. Dafür bandagiert die behandelnde Person den Arm oder das Bein mit einem Baumwollschlauchverband, Polstermaterialien sowie mehreren Lagen Kurzzugbinden.

Der so auf das Gewebe ausgeübte Druck bewirkt, dass das Blut schneller fließt. So lässt sich verhindern, dass sich kurz nach der Behandlung wieder ein Lymphstau bildet. Der Verband verbleibt möglichst bis zum nächsten Lymphdrainage-Termin am betreffenden Körperteil.

Tritt eine Besserung ein und verlängern sich zudem die Abstände zwischen den Behandlungsterminen, erhalten Sie einen maßgeschneiderten Kompressionsstrumpf. Fachleute empfehlen, diesen täglich zu tragen, um den Erfolg der Lymphdrainage so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Damit sind Sie als Patient oder Patientin mitverantwortlich für den Therapieerfolg.

Auch regelmäßig durchgeführte Gymnastikübungen tragen zum Therapieerfolg bei. Mit diesen können Sie bereits zu Beginn der Behandlung anfangen. Den Kompressionsverband oder -strumpf behalten Sie dabei möglichst an, um so die Wirkung der Muskelpresse zu erhöhen.

Aber auch sportliche Aktivitäten wie Radfahren, (Nordic) Walking oder Joggen tragen dazu bei, Beschwerden zu lindern. Wenn Sie Schwimmen bevorzugen, dann übernimmt das Wasser die komprimierende Wirkung auf das Gewebe.

Über die gesamte Behandlungsdauer spielt die Hautpflege bei Lymphödemen eine wichtige Rolle. Bei starken Schwellungen bilden sich meist tiefe Hautfalten. Diese stellen durch Schwitzen und Körperwärme eine ideale Brutstätte für Pilze und Bakterien dar. Um hier eine Infektion zu vermeiden, ist es wichtig, die betroffenen Stellen regelmäßig zu reinigen und mit Puder trocken zu halten.

Wann sollte man keine Lymphdrainage machen?

Bei manchen Erkrankungen ist eine Lymphdrainage nicht anwendbar. Dazu zählen

  • akute bakterielle Infekte; hier besteht die Gefahr, dass sich die Bakterien weiter im Körper verteilen,
  • die schwere Herzinsuffizienz,
  • die akute, tiefe Venenthrombose,
  • bösartige, wiederauftretende oder unbehandelte Tumorerkrankungen,
  • akute, allergische Kontaktekzeme der Haut, wenn diese vom Lymphödem betroffen ist.

Kann ich mir selbst eine Lymphdrainage machen?

Um eine manuelle Lymphdrainage durchführen zu dürfen, benötigt es eine spezielle Weiterbildung der Ärztin oder des Arztes oder der physiotherapeutisch ausgebildeten Person. Daher empfiehlt es sich, eine manuelle Lymphdrainage nur dann selbst durchzuführen, wenn Ihnen bestimmte, für die Heimanwendung geeignete Handgriffe gezeigt wurden.

Bei der Lymphdrainage ist es zudem wichtig, sanft vorzugehen, da zu fester Druck das Gewebe unter Umständen schädigt oder die Flüssigkeit zu weit bewegt.

Wie oft darf der Arzt eine Lymphdrainage verschreiben?

Die manuelle Lymphdrainage gehört zum Bereich der Physiotherapie. Daher regelt die Heilmittel-Richtlinie die Verordnung. Für jede Heilmittelverordnung gibt es eine bestimmte Anzahl von Behandlungsterminen, die die Ärztin oder der Arzt verschreiben darf.

Liegt jedoch ein langfristiger Heilmittelbedarf vor, wie es bei chronischen Lymphödemen der Fall ist, hat die Ärztin oder der Arzt die Möglichkeit, bereits bei der ersten Verordnung die nötigen Behandlungseinheiten für einen Zeitraum von über zwölf Wochen zu verschreiben. Sind drei Sitzungen pro Woche empfohlen, erhalten Sie in diesem Zeitraum bis zu 36 Lymphdrainage-Anwendungen.

Auf Bundesebene ist vereinbart, dass alle Verordnungen für eine Lymphdrainage das Budget der verordnenden ärztlichen Praxis nicht belasten. Das bedeutet, dass ab einem Lymphödem im Stadium 2 dauerhafte Verordnungen möglich sind.

Was bringen Lymphdrainagegeräte?

Die Lymphdrainage lässt sich manuell aber auch mit Geräten durchführen. In physiotherapeutischen Praxen sind beide Methoden anzutreffen. Bei der maschinellen Lymphdrainage tragen Sie meist eine sogenannte Kompressionshose. In diese leitet die Maschine Luft in Form einer Gleitwelle ein. Diese stimuliert wie bei der Massage per Hand eine Druckwelle, welche die Lymphflüssigkeit bewegt und gleichzeitig die Durchblutung fördert.

Im Vergleich zur manuellen Lymphdrainage übt die Maschine einen größeren Druck auf das Gewebe aus. Dadurch lässt sich verhärtetes Gewebe bis in die Tiefe behandeln und auflockern. Im Idealfall ergänzen physiotherapeutische Fachleute die manuelle Lymphdrainage mit der maschinellen.

Lymphdrainagegeräte sind auch für die Behandlung zu Hause erhältlich. Sie sind als Armmanschetten mit Schultergurt sowie als Doppel- oder Einbeinmanschetten erhältlich, wenn ein Arm, ein Bein oder beide Beine Behandlung benötigen.

Die Nutzung eines Lymphdrainagegeräts fördert das Selbstmanagement der Erkrankung und bietet daneben weitere Vorteile. Denn unabhängig von Ihrem Urlaub, Betriebsferien der Praxis oder Feiertagen, sind Sie in der Lage, je nach Bedarf, selbst eine Lymphdrainage durchzuführen und so Ihre Beschwerden zu lindern.

Einen weiteren Vorteil bieten sogenannte Wraps. Diese speziellen Bandagen sind mit anwenderfreundlichen Verschlusssystemen wie Klett oder kleinen Häkchen ausgestattet und üben ebenso wie die gepolsterten Kompressionsverbände Druck auf das behandelte Gewebe aus. Dabei lässt sich oft über ein visuelles Kontrollsystem die benötigte Kompressionsstärke exakt einstellen.

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Der Wrap wird durch einen individuell angepassten Kompressionsstrumpf ersetzt, sobald die Schwellung in der betroffenen Gliedmaße nicht mehr stark schwankt.

Auch wenn die maschinelle Lymphdrainage für den Heimgebrauch unabhängig macht und die betroffenen Menschen darin fördert, eigenverantwortlich mit ihrer Erkrankung umzugehen, ist eine regelmäßige Kontrolluntersuchung in der verordnenden ärztlichen oder physiotherapeutischen Praxis sinnvoll. Zudem lassen sich, wenn nötig, verschiedene Körperpartien wie beispielsweise der Bauch oder Verhärtungen gezielter behandeln.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • S2k Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie: Diagnostik und Therapie der Lymphödeme (PDF). AWMF Reg.-Nr. 058-001 (Stand: Mai 2017)
  • S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie e.V. (DGP): Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK) (PDF). AWMF Reg.-Nr. 037 - 005 (Stand: Dezember 2018)
  • Lymphologische Fachklinik, Europäisches Zentrum für Lymphologie im Schwarzwald: Leitlinien der Kompressionstherapie. Microsoft Word - Leitlinien_2014.docx (foeldiklinik.de) (Abrufdatum: 6.1.2022)
  • Ödeme: Ursachen und Risikofaktoren. Online-Informationen des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 6.1.2022)
  • Lymphödem. Online-Information des LymphNetz Mitteldeutschland e.V.: lymphnetz-mitteldeutschland.de (Abrufdatum: 6.1.2022)
  • Verordnung von Lymphdrainage bei Lymphödem bzw. Lipödem. Online-Information des Vereins zur Förderung der Lymphödemtherapie e.V.: lymphverein.de (Abrufdatum: 6.1.2022)
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