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Gibt es wegen des Ukraine-Kriegs weniger Organspenden? Ein Faktencheck


Faktencheck
Gibt es wegen des Ukraine-Kriegs weniger Organspenden?

Von dpa
Aktualisiert am 07.06.2022Lesedauer: 2 Min.
Organtransplantation: In den ersten Monaten von 2022 wurden weniger Organe transplantiert als im Vorjahreszeitraum.Vergrößern des Bildes
Organtransplantation: In den ersten Monaten von 2022 wurden weniger Organe transplantiert als im Vorjahreszeitraum. (Quelle: Soeren Stache/dpa-bilder)

Die Folgen der Corona-Pandemie wirken sich auch negativ auf die Zahl der Organspender in Deutschland aus. Manche vermuten zudem einen Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Was ist an der Behauptung dran?

Organtransplantationen sind für Erkrankte oft die letzte Überlebenschance. Erschreckend ist daher diese Nachricht der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO): Die Anzahl der Organspender in Deutschland ist im ersten Quartal 2022 um 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken. In sozialen Netzwerken bringen das einige mit dem Krieg in der Ukraine in Verbindung. Der Faktencheck.

Hat die Zahl der Organspenden wegen des Kriegs in der Ukraine abgenommen?

Behauptung: Russlands Angriff auf die Ukraine könnte für die rückläufige Zahl der Organspender in Deutschland verantwortlich sein.

Bewertung: Das ist falsch. Hauptgrund für den Rückgang ist die Corona-Pandemie.

Fakten: Die DSO veröffentlichte am 8. April 2022 eine Pressemitteilung zum Thema. Ein Screenshot davon wird im Netz geteilt – dazu die Behauptung, es bestehe vermutlich ein Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Der Rückgang hängt laut DSO jedoch hauptsächlich mit der Corona-Pandemie zusammen.

Mögliche Spender werden demnach von einer Organentnahme meist ausgeschlossen, wenn sie nach einer schweren Covid-19-Erkrankung verstorben sind. Die Statistiken der DSO weisen auch darauf hin, dass bei den Patienten vermehrt ein Herz-Kreislaufversagen festgestellt wurde – dann ist keine Organspende mehr möglich. Zudem wurden insgesamt weniger Zustimmungen zur Organspende verzeichnet.

Transplantationsgesetz regelt in Deutschland die Organspende

Die publizierten Zahlen beziehen sich auf Organspenden, die in Entnahmekrankenhäusern in Deutschland vorgenommen wurden. Susanne Venhaus, Sprecherin der DSO, stellt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur klar: "Es geht hier also ganz klar um eine Situation innerhalb Deutschlands, die mit der Ukraine in keine Verbindung gebracht werden kann."

In Deutschland gibt es ein Transplantationsgesetz, das die Spende, Entnahme, Vermittlung und Übertragung von Spenderorganen regelt. Laut Bundesgesundheitsministerium ist die DSO mit der Koordinierung der Organspende in Deutschland beauftragt. Für die Organvermittlung ist die Stiftung Eurotransplant zuständig.

Das Unternehmen vermittelt und koordiniert den internationalen Austausch von Spenderorganen in acht europäischen Ländern: Deutschland, Belgien, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Slowenien und Ungarn. "Innerhalb des Eurotransplant-Verbundes werden in Deutschland gespendete Organe auch in andere Länder vermittelt, und Organe aus anderen Ländern werden auch in Deutschland transplantiert", erklärt DSO-Sprecherin Venhaus. In der Ukraine entnommene Organe spielen für Deutschland also gar keine Rolle.

Eurotransplant hat zudem Vereinbarungen mit 17 anderen Organvermittlungsorganisationen unterzeichnet – für den Fall, dass in den eigenen Ländern kein geeigneter Empfänger für ein Organ gefunden werden kann. Die Ukraine kommt auch in dieser Liste nicht vor.

Das Bundesgesundheitsministerium bestätigte zudem, dass Deutschland Organspenden ausschließlich über Eurotransplant erhält und nicht aus der Ukraine. Auch liegen dem Ministerium keine Kenntnisse zu illegalem Organhandel mit der Ukraine vor.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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