Umweltbundesamt Gesundheitsgefahren durch Luftverschmutzung müssen sinken
Berlin (dpa) - Trotz besserer Luft in Deutschlands Städten sterbenlaut Umweltbundesamtimmer noch zehntausende Menschen an den Folgen von Feinstaub. Nach enormen Fortschritten in der Luftreinhaltung der vergangenen zehn Jahre sollten in einer "zweiten Phase" die Gesundheitsgefahren weiter reduziert werden, sagte der Präsident des Bundesamts, Dirk Messner.
Um die Luft zu verbessern, schlug Messner unter anderem einen Abschied vom Heizen mit Holz in Haushalten vor. Die Feinstaubbelastung werde durch Holz stärker vorangetrieben als durch Autos. "Aus Luftqualitätsperspektive richten wir hier viel Schaden an."
Die Zahl der vorzeitigen Todesfälle wegen dauerhafter Belastung mit Feinstaub bezifferte das Amt unter Berufung auf die Europäische Umweltagentur auf 53.800 in Deutschland im Jahr 2019. "Das ist eine beachtliche Größenordnung", sagte Messner. Von der Weltgesundheitsorganisation vorgeschlagene Werte unter anderem für Feinstaub und Stickstoffdioxid würden in Deutschland mehrheitlich überschritten.
Besserung unter anderem wegen Dieselkrise
Allerdings hat sich die Luft in den vergangenen Jahren bereits deutlich verbessert: Die aktuell in Deutschland geltenden Feinstaubgrenzwerte wurden 2021 eingehalten. Verbessert hat sich nach der neuen Übersicht über die Messdaten die Luft insbesondere auch für die Stadtbewohnerinnen und -bewohner an Orten mit reichlich Verkehr.
So wurde der Jahresmittelgrenzwert für Stickstoffdioxid von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft nur noch an ein bis zwei Prozent der verkehrsnahen Messstationen überschritten. Das zeigen Daten von 600 Stationen. 2020 waren sechs, 2019 sogar 25 Städte von der Überschreitung des Stickstoffdioxid-Grenzwerts betroffen - 2021 dürften es weniger als fünf sein.
Die "enormen Fortschritte" seien dabei vor allem auf die Dieselkrise und die Feinstaubreduktion in den Städten zurückzuführen, sagte Messner. Heute sei die Feinstaubbelastung in vielen städtischen Bereichen etwa so groß wie vor rund zehn Jahren im ländlichen Raum. Messner forderte aber: "Wir haben seit 20 Jahren an diesen Grenzwerten nicht gearbeitet - die Message ist: Wir sollten es tun."
V erkehrsreduktion statt mehr E-Autos
Der Energiesektor und der Straßenverkehr, hier vor allem Dieselfahrzeuge, seien vor allem für die weitere Stickoxidbelastung verantwortlich. Feinstaub gehe auf mehrere Ursachen zurück wie Energie, Landwirtschaft, Holzverfeuerung, Verkehr. Messner wies darauf hin, dass im Straßenverkehr Feinstaub vor allem durch Reifenabrieb entstehe. Dies sei durch Reduzierung des Verkehrs, nicht aber durch Elektrifizierung zu vermindern.
Der Amtspräsident positionierte sich deutlich gegen das Verbrennen von Holz, das in langlebigen Produkten verwendet werden oder im Wald verbleiben solle. Der Wald könne so als Speicher des Treibhausgases Kohlendioxid gestärkt werden. "Am Ende des Tages sollten wir uns verabschieden von der Verbrennung von Holz in unseren Haushalten." Konkret sprach sich Messner dafür aus, nicht weiter neu in Holzverfeuerung zu investieren.
Amt fordert ambitionierteren Klimaschutz
Insgesamt reichten bisherige Maßnahmen zur Luftreinhaltung nicht mehr aus, um nach den bisherigen Verbesserungen noch weitere Fortschritte zu erzielen. Dazukommen müsse insbesondere "ambitionierter Klimaschutz". Ausdrücklich nannte Messner einen beschleunigten Kohleausstieg bis 2030, eine Reduzierung des Autoverkehrs und eine beschleunigte Agrarwende mit kleineren Tierbeständen.
Feinstaub kann Entzündungen in der Lunge auslösen - vor allem bei Menschen, die schon eine Vorerkrankung haben. Feinstaub kann auch Lungenkrebs verursachen und auf das Herz-Kreislaufsystem wirken. Stickstoffdioxid ist ein Reizgas, das unter anderem ebenfalls zu Entzündungsvorgängen in der Lunge führen kann.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.