Woran es liegen könnte Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland gesunken
Es gibt gute Nachrichten zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember: Im Jahr 2020 haben sich weniger Menschen mit dem HI-Virus infiziert als noch 2019. Doch wie verlässlich sind diese Zahlen in der Corona-Pandemie?
In Deutschland ist die Zahl der geschätzten HIV-Neuinfektionen im vergangenen Jahr gesunken. Im Jahr 2020 infizierten sich etwa 2.000 Menschen neu mit HIV und damit rund 300 weniger als im Vorjahr, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Ende vergangenen Jahres stieg damit die Zahl der Infizierten insgesamt auf 91.400. Schätzungsweise 9.500 wussten demnach nichts von ihrer Ansteckung.
Die Anzahl der geschätzten HIV-Neuinfektionen bei homosexuellen Männern lag im vergangenen Jahr bei etwa 1.100, was einem Rückgang von 300 Neuinfektionen gegenüber dem Vorjahr entspricht. Etwa 370 Menschen infizierten sich 2020 beim intravenösen Drogenkonsum mit HIV, diese Zahl steigt seit etwa zehn Jahren auf niedrigem Niveau an. Etwa 530 Menschen steckten sich in Deutschland durch heterosexuelle Kontakte an.
Daten haben nur begrenzte Aussagekraft
HIV-Diagnosen werden oft erst Jahre nach der Infektion gestellt. Die Daten liefern laut RKI deshalb nur begrenzte Informationen zur aktuellen Ausbreitung von HIV in Deutschland. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen und die Gesamtzahl der Infizierten können nur mithilfe von Modellrechnungen abgeschätzt werden.
Der für 2020 geschätzte Rückgang von Neuinfektionen ist demnach vermutlich auf geringere Übertragungsrisiken durch die Einschränkung sexueller Kontakte während der Corona-Pandemie und auf die Verhinderung von Neuinfektionen durch die sogenannte Präexpositionsprophylaxe zurückzuführen.
Weniger Routinetestungen
Dabei handelt es sich um Medikamente, die HIV-negative Menschen einnehmen können, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Laut RKI spielt aber auch eine verminderte Anzahl von Routinetestungen und damit der Wegfall von Diagnosen eine Rolle.
Wie das RKI weiter berichtete, erreichte Deutschland im vergangenen Jahr alle Vorgaben des von UNAIDS – dem gemeinsamen Programm der Vereinten Nationen für HIV/AIDS – formulierten 90-90-90 Ziels.
Bereits seit 2011 liegt der Anteil der antiretroviral therapierten HIV-Infektionen bei über 90 Prozent, von denen wiederum etwa 96 Prozent als erfolgreich therapiert gelten. Zusätzlich wurden 2020 in Deutschland nun erstmals auch etwa 90 Prozent der HIV-Infizierten diagnostiziert.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur AFP