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Impfstoff gegen Krebs von Moderna: Revolution in der Medizin beginnt


Revolution in der Medizin
So funktioniert der Krebsimpfstoff von Moderna


18.01.2025 - 08:00 UhrLesedauer: 3 Min.
Impfung gegen Krebs: Noch in diesem Jahrzehnt soll es personalisierte Impfstoffe unter anderem auch gegen Krebs geben.Vergrößern des Bildes
Impfung: Noch in diesem Jahrzehnt soll es personalisierte Impfstoffe unter anderem auch gegen Krebs geben. (Quelle: JMrocek/getty-images-bilder)
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Eine Impfung gegen Krebs – das verspricht der US-Konzern Moderna. Wie funktioniert das? t-online fragte bei den Machern nach.

Neben Biontech wurde vor allem Moderna durch seine Corona-Impfung berühmt. Sie wurde weltweit milliardenfach verabreicht und rettete Millionen Leben. Nun plant der Konzern auf der Grundlage des gleichen Verfahrens – der mRNA-Technologie – eine vollkommen neue Art, gegen eine Geißel der Menschheit vorzugehen: In diesem Jahr soll ein Impfstoff gegen Krebs auf den Markt kommen. Experten sprechen schon von einer Revolution in der Medizin.

Etwa 500.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an Krebs. Die neuartige Immuntherapie gilt als große Hoffnung.

Die Bauanleitung für das Immunsystem

Im Interview mit t-online erklärt der General Manager von Moderna Germany, Andreas Pollner: "mRNA unterscheidet sich von herkömmlichen Medikamenten. Sie funktioniert wie eine Bauanleitung für den Körper. Die Bauanleitung wird in die Zellen transportiert, die anschließend Moleküle produzieren, die helfen können, Krankheiten zu bekämpfen – sei es bei Krebs, Infektionen oder anderen Krankheiten."

Moderna will zunächst einen Impfstoff gegen den schwarzen Hautkrebs auf den Markt bringen und arbeitet dazu mit dem Pharmakonzern MSD zusammen. Erforscht wird die sogenannte individualisierte Neoantigentherapie (INT). Wie funktioniert das?

Das Immunsystem soll aktiviert werden

Katja Silberbach, Director Medical Affairs bei MSD in Deutschland, erläutert: "Krebs entsteht, wenn sich bestimmte Abschnitte der Gene in einer gesunden Zelle verändern und sich diese 'fehlerhaften Zellen' dann unkontrolliert vermehren und in gesundes Gewebe einwachsen. Was Krebszellen von gesunden Zellen unterscheidet, sind bestimmte Proteine, sogenannte Neoantigene."

Sie finden sich auf den Oberflächen der Krebszellen. Und sie können bei jedem Patienten unterschiedlich sein. Bei dem neuen Ansatz der Therapie werden dem Patienten Tumor- und Blutzellen entnommen, um die Neoantigene zu identifizieren – die einzigartige Tumor-DNA-Signatur. Im Labor wird analysiert, auf welche von ihnen Immunzellen anspringen könnten. Denn das Ziel der Therapie ist es, das Immunsystem zu aktivieren, gegen die Krebszellen als Feind vorzugehen.

Vielversprechende Studien

Die individualisierte Neoantigentherapie kann nun hergestellt werden. Sie basiert auf dem Prinzip mRNA. mRNA steht für Messenger-Ribonukleinsäure, auch als Boten-RNA bezeichnet, und wurde bekannt durch die Corona-Impfstoffe. Dem Immunsystem werden Teile der genetischen Information präsentiert, mit dem Ziel, es anzuwerfen. Das ähnelt der Corona-Impfung, weshalb die Therapie auch gern mit dem Begriff Krebsimpfstoff umschrieben wird.

Silberbach: "Das Ziel ist, das körpereigene Immunsystem so zu aktivieren, sodass es eine maßgeschneiderte Reaktion erzeugt, die Krebszellen mit ihren Neoantigenen erkennt und bekämpft – und so schlussendlich das Risiko eines Rückfalls reduziert." Dabei wird zusätzlich auf einen Antikörper gesetzt.

Malignes Melanom: Gegen den schwarzen Hautkrebs soll es den ersten Krebsimpfstoff geben.
Malignes Melanom: Gegen den schwarzen Hautkrebs soll es den ersten Krebsimpfstoff geben. (Quelle: IMAGO/Zoonar.com/Marvin Samuel TOLENTINO-PINEDA/imago-images-bilder)

Studien erfolgreich

Bereits im Sommer 2024 präsentierte Moderna vielversprechende Ergebnisse aus einer Phase-II-Studie mit mehr als 150 Hautkrebs-Patienten. Nach einem Beobachtungszeitraum von drei Jahren wurde bei ihnen ein um 49 Prozent verringertes Risiko für einen Rückfall festgestellt. Das Risiko, dass sich irgendwo anders im Körper Metastasen bilden, sank sogar um 62 Prozent. Der Impfstoff ist nun in Phase III der Erprobung, in der es um internationale und großangelegte Studien geht.

Ab 2030 personalisierte Impfstoffe

Deutlich wird: Die Therapie ist hochindividuell. Zuerst soll der Hautkrebs-Impfstoff auf den Markt kommen. Dazu strebt Moderna ein beschleunigtes Zulassungsverfahren an, eventuell schon in diesem Jahr. Moderna und MSD forschen bereits auch schon an dem Einsatz dieser Therapie gegen Lungenkrebs. Die personalisierten Impfstoffe auch gegen Herz-Kreislauf- und Autoimmunerkrankungen will Moderna bis Ende des Jahrzehnts auf den Markt bringen.

Und es geht weit darüber hinaus. Pollner: "Moderna entwickelt aktuell Impfstoffe und Therapeutika in den Bereichen Infektionskrankheiten, Immun-Onkologie, Seltener Erkrankungen sowie Autoimmunerkrankungen. Im August des vergangenen Jahres wurde unser zweiter mRNA-Impfstoff gegen das RS-Virus zugelassen. Wir forschen zudem an Kombinationsimpfstoffen, zum Beispiel gegen Grippe und Covid-19, um mit einer einzigen Impfung Schutz vor zwei Virusinfektionen zu bieten."

Deutlich wird: mRNA kann vielseitig eingesetzt werden und gilt nicht umsonst als die große Zukunftshoffnung in der Medizin.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Schriftliche Interviews mit Katja Silberbach und Andreas Pollner

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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