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"Es kommt zu Engpässen"
Warum Gartenbedarf in Deutschland knapp wird – und teurer


Aktualisiert am 17.04.2021Lesedauer: 3 Min.
Blick in ein Gartencenter (Symbolbild): Heimgärtnern wurde durch Corona sehr beliebt.Vergrößern des Bildes
Blick in ein Gartencenter (Symbolbild): Heimgärtnern wurde durch Corona sehr beliebt. (Quelle: Manfred Segerer/imago-images-bilder)
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Gärtnern wurde durch Corona zur beliebten Freizeitbeschäftigung. Doch nicht nur deshalb werden Pflanzen, Rindenmulch oder Gartenzwerge knapp. Auch ein weiterer Grund sorgt für Engpässe – und höhere Preise.

In Corona-Zeiten verbringen viele Deutsche ihren Urlaub auf Balkonien – oder im eigenen Garten. Denn Reisen sind nur schwer oder gar nicht möglich. Doch nun wird Heimgärtnerbedarf knapp, etwa Gartenzwerge, Rindenmulch und Grünpflanzen. Das bestätigen mehrere Wirtschaftsverbände auf t-online-Anfrage.

Für die Engpässe gibt es mehrere Gründe. Der wichtigste: die hohe Nachfrage. "Die Menschen versüßen sich den Aufenthalt zu Hause, indem sie ihren Garten gestalten", sagt Jörn Brüningholt vom Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) zu t-online.

Viele Menschen hätten aufgrund von Kurzarbeit oder Homeoffice schlicht mehr Zeit, die sie im Garten verbringen. "Sie suchen einen Urlaubsort im eigenen Garten."

"Es kommt definitiv zu Engpässen"

Auch Olaf Beier sieht diese Entwicklung. Er ist im Vorstand des Bundesverbands der Einzelhandelsgärtner (BVE) und betreibt selbst ein Gartencenter. "Die Nachfrage ist extrem groß", sagt Beier im Gespräch mit t-online. "Es kommt definitiv zu Engpässen."

Frühjahrspflanzen seien vielerorts bereits zu Ostern ausverkauft gewesen. Damit meint er etwa Stiefmütterchen oder Hornveilchen, also Pflanzen, die frostfest sind. "Normalerweise sind diese Blumen noch bis Ende April zu haben."

Das heißt in der Praxis: "Wer sich jetzt bunte Blumen in den Garten setzen möchte, der wird ein Problem haben", so Beier. Und so wird es weitergehen: "Wir erwarten eine hohe Nachfrage nach Sommerblumen, sobald der Frost aufgehört hat."

Auch anderer Gartenbedarf könnte knapp werden und die Preise könnten anziehen. "Rindenmulch und Blumenerde sind um durchschnittlich vier Prozent teurer geworden", sagt Beier. Das hänge neben der gestiegenen Nachfrage auch mit teureren Rohstoffen zusammen. "Die Händler werden die Preise aber sicher nicht eins zu eins an die Kunden weitergeben."

Containerpreise sind deutlich gestiegen

Doch nicht nur bei Pflanzen und Pflanzenbedarf drohen Engpässe und Preiserhöhungen. Das gilt auch bei anderen Produkten für den heimischen Garten, beispielsweise Gartenzwerge oder andere Dekoprodukte.

Neben der hohen Nachfrage spielt hier ein weiterer Preistreiber mit hinein: der globale Frachtverkehr, der wegen Corona unter Druck geraten ist. Die Containerpreise zogen in jüngster Zeit stark an, weshalb auch etwa die Kosten für Weintrauben aus Indien anstiegen.

"Zum einen wurden aufgrund der Corona-Pandemie die Schiffe langsamer abgefertigt, weil weniger Personal in den Häfen arbeitete", teilten die Lieferantenvertreter "Industrieverband Garten" und der "Herstellerverband Haus und Garten" jüngst mit. "Zum anderen verstärkten Länder wie China oder Vietnam wegen erhöhter Warennachfrage wieder die Produktion."

Suez-Blockade wirkt nach

In Ostasien erholt sich die Wirtschaft nach Corona deutlich stärker als etwa in Europa. Zuletzt hatte diese Entwicklung auch für steigende Zellstoffpreise geführt, die zu teurerem Toilettenpapier in Deutschland führen könnte.

Die Folge dieser Entwicklung: Viele Container steckten an Standorten fest, an denen sie niemand gebrauchen konnte – und fehlten dadurch oder mussten teuer nach Asien zurückgeschickt werden. Verstärkt werde das Problem durch die Havarie des Containerschiffs "Ever Given" und die tagelange Blockade des Suezkanals Ende März, wie die Verbände weiter mitteilten.

Der Suezkanal ist zwar längst wieder frei, doch die Probleme hielten noch an. Hunderte Frachter warteten zeitweise vor der für den Welthandel wichtigen Wasserstraße auf Durchlass oder nahmen einen Umweg über die Südspitze Afrikas. Viele Schiffe werden erst bald in den europäischen Häfen erwartet.

"Tiefrotes Verlustgeschäft"

Weil derzeit so viele Container fehlten, "explodieren die Preise". Wenn neue Frachtaufträge überhaupt noch angenommen würden, "dann zu historisch hohen Raten, die bis zu 400 Prozent und mehr über dem üblichen Frachtpreis liegen", heißt es von den Gartenlieferanten weiter.

Für die Lieferanten von Garten- und Baumarktprodukten ergebe sich daraus "ein tiefrotes Verlustgeschäft", "Preisanpassungen für die Unternehmen" seien auf Dauer nicht zu vermeiden.

Ob die Händler die Kosten aber an die Kunden weitergeben, ist unklar. Die Preise für Gartenzwerge, Blumentöpfe und andere Produkte für den heimischen Garten könnten deutlich anziehen.

Nicht nur in Deutschland gibt es diese Entwicklung. Auch in Großbritannien meldete jüngst die Garden Centre Association eine hohe Nachfrage nach Gartenartikeln. "Gärtnern war sehr populär während des Lockdowns", sagte Verbandschef Iain Wylie. Der Ansturm auf Gartenzentren sei enorm gewesen. "Gleichzeitig hatten wir schwierige Zeiten, weil die Lieferketten unter Druck geraten sind."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Olaf Beier
  • Gespräch mit Jörn Brüningholt
  • Pressemitteilung "Havarie im Suezkanal verstärkt Probleme im Frachtverkehr: Erhöhte Kosten und verspätete Lieferungen in der Garten- und Baumarktbranche drohen"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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