"Unter erheblichem Beitragsdruck" Lauterbach erwartet neue Erhöhung der Krankenkassenbeiträge

Nach Ansicht von Karl Lauterbach muss die neue Regierung gegensteuern, um den "Beitragsdruck herauszunehmen". Eine Erhöhung der Krankenkassenbeiträge könnte in naher Zukunft dennoch auf Beitragszahler zukommen.
Gesetzlich Versicherte müssen sich nach den Worten des geschäftsführenden Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) absehbar auf weiter steigende Krankenkassenbeiträge einstellen.
"Die Krankenversicherung und auch die Pflegeversicherung stehen unter erheblichem Beitragsdruck", sagte Lauterbach in Berlin. "Das wird sich schon zur Mitte des Jahres, spätestens im Herbst, zeigen." Dann würden Beitragssatzsteigerungen wahrscheinlich.
Erhöhung der Krankenkassenbeiträge: Lauterbach macht Ansage
Lauterbach forderte die neue Regierung zum Gegensteuern auf. "Insgesamt hat das deutsche Gesundheitssystem genug Geld", erklärte er auch im Hinblick auf eine drohende Erhöhung der Krankenkassen. Deutschland habe das teuerste Gesundheitssystem in Europa – "wir haben aber nur mittelmäßige Qualität". So sei die Lebenserwartung in ganz Westeuropa höher als in Deutschland.
Die Ampel-Regierung habe Reformen angestoßen, die das System effizienter und sparsamer machten. Lauterbach nannte unter anderem die von ihm auf den Weg gebrachte Krankenhausreform, durch die es neben einer Grundversorgung vor allem spezialisiertere und insgesamt weniger Kliniken geben soll.
Steigende Krankenkassenbeiträge: "Beitragsdruck herausnehmen"
"Das wird dann den Beitragssatzdruck herausnehmen, aber diese Reformen müssen weitergeführt werden und dürfen auf gar keinen Fall verwässert werden", sagte Lauterbach an die Adresse seines Nachfolgers oder seiner Nachfolgerin.
Bereits in der Montagausgabe der "Augsburger Allgemeinen" hatte der Chef der Krankenkasse DAK-Gesundheit, Andreas Storm, wegen des Koalitionsvertrags von Union und SPD vor kräftig steigenden Beiträgen in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung spätestens zum Jahreswechsel gewarnt.
DAK-Chef warnt vor "Beitrags-Tsunami" und "massiver Erhöhung"
"Wenn nicht nachgelegt wird, dann ist mit diesem Koalitionsvertrag ein Beitrags-Tsunami vorprogrammiert", sagte Storm der Zeitung. In der Pflegeversicherung drohe bereits in diesem Jahr ein Beitragsanstieg, in der gesetzlichen Krankenversicherung spätestens zum Jahreswechsel eine "massive Erhöhung" des Zusatzbeitrags.
Bei der gesetzlichen Krankenversicherung droht laut Storm ein Anstieg um mindestens einen halben Beitragssatzpunkt. "In Verbindung mit steigenden Pflegeversicherungsbeiträgen bewegen wir uns dann in Richtung eines Gesamtsozialversicherungsbeitrags von 43 Prozent", sagte er der Zeitung. "Das bedeutet nicht nur eine Zumutung für versicherte Beschäftigte, Rentner und Arbeitgeber, das ist auch Gift für die Konjunktur."
Storms Kritik bezieht sich auf Milliardenkosten für Beitragszahler
Storm kritisierte, dass Union und SPD die Beitragszahler weiterhin mit versicherungsfremden Milliardenkosten für die Versorgung der Bürgergeldempfänger belasteten. "Alle in den Entwürfen genannten konkreten Maßnahmen, die das Ziel stabiler Sozialversicherungsbeiträge kurzfristig hätten sicherstellen können, sind aus dem finalen Koalitionsvertrag gestrichen worden", bemängelte er.
In den Entwürfen seien je zehn Milliarden Euro für die Jahre 2025 und 2026 für Zahlungen zur Versorgung der Bürgergeldempfänger sowie neun Milliarden Euro an die Pflegekassen vorgesehen gewesen. Diese "dringend nötigen Mittel" seien in der Endfassung des Koalitionsvertrags ersatzlos gestrichen worden. Storm forderte Nachbesserungen.
Wie hoch die Pflege- und Krankenkassenbeiträge derzeit sind
Der Pflegebeitrag beträgt 3,6 Prozent. Unterschieden wird hier allerdings nach der Kinderzahl: So liegt der Beitrag bei einem Kassenmitglied ohne Kind bei 4,4, mit einem Kind bei 3,6 und mit fünf Kindern oder mehr bei 2,6 Prozent. Der allgemeine Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung liegt derzeit bei 14,6 Prozent.
Arbeitnehmer und Arbeitgeber zahlen jeweils die Hälfte. Zusätzlich erheben Krankenkassen Zusatzbeiträge. Der gesetzlich festgelegte durchschnittliche Zusatzbeitragssatz für 2025 liegt bei 2,5 Prozent.
- Nachrichtenagentur dpa