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Rente, Krankenkasse, Pflege: Ökonomen warnen vor Beiträgen über 50 Prozent


Rente, Krankenkasse und Co.
Ökonomen warnen vor Sozialbeiträgen über 50 Prozent

Von dpa
20.04.2025 - 09:09 UhrLesedauer: 2 Min.
Euroscheine: Die alternede Gesellschaft treibt die Sozialbeiträge in bisher ungekannte Höhen.Vergrößern des Bildes
Euroscheine: Die alternde Gesellschaft treibt die Sozialbeiträge in bisher ungekannte Höhen. (Quelle: Hammarby Studios/getty-images-bilder)
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Die Sozialversicherungen werden zunehmend teurer. Nun warnen Ökonomen: Ohne Reformen könnten die Beiträge bald jenseits der 50 Prozent liegen.

Bereits zu Jahresbeginn mussten Arbeitnehmer in Deutschland tiefer in die Tasche greifen: Rund 255 Euro mehr pro Jahr zahlen Durchschnittsverdiener laut dem Forschungsinstitut IGES inzwischen allein für ihre gesetzliche Krankenversicherung. Der Zusatzbeitrag zum allgemeinen Satz von 14,6 Prozent war Anfang 2025 auf im Schnitt 2,9 Prozent gestiegen – obwohl der Orientierungswert der Regierung bei 2,5 Prozent liegt. Und der Trend dürfte sich fortsetzen.

"Ich erwarte, dass die Krankenkassenbeiträge ohne Reformen in den kommenden zwei Jahren jeweils um rund 0,2 Beitragssatzpunkte steigen", prognostiziert der Essener Gesundheitsökonom Jürgen Wasem. Und das ist nur der Anfang: Laut IGES könnte die Gesamtbelastung durch Sozialversicherungsbeiträge – also für Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung – innerhalb der nächsten zehn Jahre von derzeit rund 42 auf bis zu 49 Prozent steigen. Je nach Entwicklung sei sogar eine Bandbreite zwischen 46 und 53 Prozent denkbar.

Demografie und Politik als Preistreiber

Der Hauptgrund für diese Entwicklung liegt in der alternden Bevölkerung. "Ältere Menschen brauchen im Schnitt drei bis vier Mal so viele Leistungen wie jüngere", erklärt Wasem. In der Pflegeversicherung schlägt das bereits durch: Anfang 2025 stieg der Beitragssatz für Versicherte mit einem Kind um 0,2 Punkte auf 3,6 Prozent. Auch hier wird ein weiterer Anstieg erwartet – vor allem durch steigende Löhne für Pflegekräfte.

Hinzu kommt ein wachsender Finanzbedarf in der Rentenversicherung. Die Ampel hatte schon eine Rentenreform geplant und taxierte den Beitrag für 2035 dabei auf 22,3 Prozent. Auch CDU/CSU und SPD haben im Entwurf ihres Koalitionsvertrags ein stabiles Rentenniveau von 48 Prozent zugesichert – das kostet Milliarden. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnt: "Wenn der Beitragssatz wegen eines stabilen Rentenniveaus deutlich ansteigt, dann nimmt die Wirtschaft in Deutschland Schaden." Lesen Sie hier, was Union und SPD alles für Rentner planen.

Keine Reformen in Sicht – dafür Kommissionen

Trotz der drängenden Lage bleiben strukturelle Reformen aus. Zwar kündigt die künftige schwarz-rote Koalition Kommissionen an – etwa für die Zukunft der Kranken- und Pflegeversicherung –, doch Fachleute sind skeptisch. "Reformen werden verschoben, weil sich die Koalitionspartner nicht einigen können", kritisiert der Steuer- und Sozialexperte Jochen Pimpertz vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Zudem fehlten den geplanten Gremien klare Aufträge – Ergebnisse seien erst 2027 zu erwarten.

Auch Nicolas Ziebarth vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung sieht die Pläne kritisch: "Die ideologischen Unterschiede (...) sind zu groß." Während die Union auf mehr Eigenverantwortung der Versicherten setze, wolle die SPD eher Wohlhabende stärker belasten. "Die Sozialabgaben werden also ungebremst steigen", warnt Ziebarth.

Was sind die Folgen hoher Beiträge?

Die ökonomischen Folgen der steigenden Abgabenlast sind erheblich. "Hohe Sozialabgaben hemmen den privaten Konsum, der mehr als die Hälfte zur Wirtschaftsleistung beiträgt", erklärt Fratzscher. Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass Deutschland das dritte Jahr hintereinander eine Rezession mit schrumpfender Wirtschaftsleistung erleben werde.

Zudem sehen Fachleute konkrete Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. "Studien legen nahe, dass pro Sozialbeitragssatzpunkt mit 50.000 bis 100.000 Arbeitsplätzen weniger pro Jahr zu rechnen ist", so Ziebarth. Damit ist für ihn klar: "Die steigenden Sozialbeiträge sind heute eine der drängendsten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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