Konjunktur Nahrungsmittel immer teurer: Inflation in Deutschland kurz vor kritischer Grenze
Die Inflation in Deutschland zieht ungebremst an. Die Verbraucherpreise stiegen im Juni um 1,8 Prozent zum Vorjahresmonat und damit so stark wie seit Dezember nicht mehr. Das teilte das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mit. Spitzenreiter der Preistreiber sind erneut Lebensmittel - das liegt auch an der Flutkatastrophe in weiten Teilen Deutschlands.
Inflation: Bald Warnschwelle erreicht
Volkswirte hatten eine schwächere Teuerungsrate von 1,7 Prozent erwartet. Im Mai hatte die Inflation im Vergleich zum Vorjahr nach Monaten des Rückgangs erstmals wieder auf 1,5 Prozent angezogen. Von Mai auf Juni 2013 stiegen die Verbraucherpreise ebenfalls: insgesamt um 0,1 Prozent. Details will das Bundesamt am 10. Juli veröffentlichen.
Nun nähert sich der Wert wieder der Warnschwelle von 2,0 Prozent an, bis zu der die Europäische Zentralbank (EZB) stabile Preise gewahrt sieht. Die Commerzbank sieht ihre Erwartung untermauert, "dass sich die Inflation in Deutschland mittelfristig über zwei Prozent festsetzen wird".
Nach Angaben des Bundesamtes verteuerten sich im Juni vor allem Nahrungsmittel mit 5,4 Prozent kräftig. Damit zogen die Lebensmittelpreise bereits im vierten Monat in Folge merklich an. Ein Grund nach Einschätzung von Ökonomen: Ernteausfälle und Transportengpässe infolge des Hochwassers in Deutschland.
Ernten bei Erdbeeren schlechter ausgefallen
"Der Frühling war kam zu spät, war zu kalt und zu nass", sagte ein Sprecher des Bauernverbandes. Dadurch sei beispielsweise die Ernten bei Spargel, Erdbeeren, Frühkartoffeln und Salat schlechter ausgefallen, was zu höheren Preisen geführt habe. Auch schlechte Ernten in anderen Staaten wie Neuseeland dürften hierzulande zu spüren sein. "Von dort wird viel Obst importiert, das im Preis derzeit besonders kräftig steigt", sagte Rondorf.
Preise für Übernachtungen ziehen an
Nicht nur Lebensmittel sorgen für eine Zunahme der Inflation: "Die Details aus den Bundesländern zeigen jedoch auch, dass sich der Trend zu höheren Preisen für eine Vielzahl von Dienstleistungen fortsetzt", schreiben die Volkswirte der Commerzbank. "Reisen, Hotelübernachtungen und Restaurantbesuche verteuerten sich in der ersten Jahreshälfte unabhängig von der Lage der Ferien spürbar. Hier spiegelt sich unserer Ansicht nach wider, dass die verfügbaren Einkommen in Deutschland derzeit deutlich steigen."
Auch für Energie (plus 3,0 Prozent) mussten Verbraucher im Juni tiefer in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor.
Inflation dürfte weiter steigen
Und die Inflation dürfte weiter anziehen: Ökonomen gehen davon aus, dass die Preise in Deutschland künftig stärker steigen werden als in der Euro-Zone insgesamt. Bislang war es zumeist umgekehrt. Die robuste Konjunktur und kräftige Lohnerhöhungen böten den Unternehmen nun aber Spielraum, höhere Kosten weiterzugeben.