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Alzheimer-Therapie: Medikamenten-Zulassung von Lecanemab


Expertenmeinungen gespalten
Ist das der Durchbruch in der Alzheimer-Therapie?


Aktualisiert am 18.04.2025 - 08:19 UhrLesedauer: 4 Min.
Auffälligkeiten im Gehirn: Bei Alzheimer lagern sich schädliche Proteine ab.Vergrößern des Bildes
Auffälligkeiten im Gehirn: Bei Alzheimer lagern sich schädliche Proteine ab. (Quelle: haydenbird/getty-images-bilder)
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Das neue Alzheimer-Medikament Lecanemab soll Hoffnung für Betroffene bringen. Doch Experten sind kritisch.

Alzheimer ist bisher nicht heilbar. Derzeit verfügbare Medikamente können allerdings die Symptome lindern und die Lebensqualität Betroffener verbessern. Nun hat die Europäische Kommission erstmals eine Alzheimer-Therapie zugelassen, die an einer der möglichen Ursachen der Erkrankung ansetzt. Allerdings ist der neue Alzheimer-Antikörper Lecanemab (Handelsname Leqembi) in Deutschland nur zur Behandlung bei bestimmten Menschen zugelassen. Wie Experten die neue Therapie einschätzen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist über Alzheimer bekannt?

Alzheimer stellt eine spezielle Form der Demenz dar. Sie ist die häufigste Form der Demenz – etwa 65 Prozent aller Menschen mit Demenz haben Alzheimer. Bei der Krankheit sterben nach und nach Nervenzellen im Gehirn ab, was zu einem fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten führt. Laut Studien sind kleine Eiweißablagerungen (Amyloid-beta und Tau-Fibrillen) im Gehirn von Betroffenen größtenteils verantwortlich für das Absterben der Nervenzellen.

Welche genauen Ursachen hinter der neurodegenerativen Erkrankung stecken, konnte bislang nicht geklärt werden. Man geht aber davon aus, dass genetische Faktoren eine große Rolle spielen.

Was ist Lecanemab und wie wirkt es?

Lecanemab ist ein Antikörperwirkstoff, der sich gegen das für die Alzheimer-Krankheit charakteristische Protein Amyloid-beta richtet. Lecanemab reduziert also schädliche Amyloid-beta-Ablagerungen im Gehirn von Alzheimer-Erkrankten, wodurch sich kognitive Funktionen wie das Gedächtnis, die Denkfähigkeit und die Orientierung weniger schnell verschlechtern.

Aber: Lecanemab kann Alzheimer weder heilen noch den Krankheitsverlauf komplett stoppen. Der Wirkstoff kann das Sterben der Nervenzellen im Gehirn im frühen Alzheimer-Stadium um einige Monate verzögern.

Langfristiger Effekt von Lecanemab fraglich

Experten zufolge ist allerdings fraglich, wie relevant diese leichte Verzögerung ist. "Sobald das Vollbild einer Alzheimer-Erkrankung vorliegt, sind die statistisch beschriebenen Effekte für den Patienten und sein Umfeld zumeist nicht mehr wahrnehmbar", sagte Walter Schulz-Schaeffer vom Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg.

Auch Experten des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) sehen den Nutzen der Therapie als eher klein an. Denn von den geschätzt etwa 1,2 Millionen Alzheimer-Erkrankten in Deutschland kommt ihnen zufolge letztlich nur ein sehr kleiner Teil für die neue Therapie infrage. Der Grund: Das Medikament richtet sich nur an Menschen im Frühstadium der Erkrankung, und bestimmte Personen sind aufgrund von Vorerkrankungen oder genetischen Faktoren ausgeschlossen. Mehr Informationen dazu, für wen Lecanemab geeignet ist und für wen nicht, erhalten Sie hier.

Wichtiger Schritt in die richtige Richtung

Trotzdem sei Lecanemab "der nächste Schritt, in die richtige Richtung", erklärte Dr. Linda Thienpont, stellvertretende Geschäftsführerin der Alzheimer Forschung Initiative, in der "Tagesschau". Denn trotz der Einschränkungen und Nebenwirkungen (mehr dazu hier) von Lecanemab sei es langfristig wichtig, viele verschiedene Wirkstoffe für die Alzheimer-Therapie zu haben. Denn das Ziel sei es, in Zukunft eine Kombinationstherapie anbieten zu können.

Alzheimer-Therapie: Was ist bisher möglich?

Insgesamt sei man in der Behandlung von Alzheimer schon weit gekommen, erklärt Thienpont und verweist auf eine bessere Diagnostik und Prävention. Nach Angaben der Alzheimer Forschung Initiative verbessern besonders kognitive Tests, moderne bildgebende Verfahren wie MRT oder CT und die Untersuchung des Nervenwassers die Diagnose der Erkrankung erheblich. Und auch Bluttests zur Diagnose von Alzheimer sollen perspektivisch in Arztpraxen zur Verfügung stehen. Sie werden heute schon in der Forschung eingesetzt.

Durch einen gesunden Lebensstil könne man bereits bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen verhindern, so Thienpont. "Der gesunde Lebensstil ist aktuell die beste Maßnahme, um unser persönliches Alzheimer-Risiko zu senken", erklärt sie. Dazu gehören Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte pflegen, Hörverlust ausgleichen, Diabetes richtig einstellen und regelmäßig Neues lernen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die medikamentöse Alzheimer-Therapie konzentrierte sich bisher darauf, die Hirnleistung zu stimulieren und die Symptome der Krankheit zu lindern. Dazu werden drei Gruppen von Medikamenten eingesetzt:

  • Antidementiva: Antidementiva greifen in den Gehirnstoffwechsel ein. So sollen sie über verschiedene Mechanismen dem geistigen Abbau entgegenwirken und die Lernfähigkeit sowie das Gedächtnis unterstützen.
  • Antidepressiva: Depressive Symptome wie Antriebslosigkeit, Traurigkeit oder Schlafstörungen treten bei Alzheimer häufig auf. Antidepressiva wie Mirtazapin und Sertralin können helfen, die Stimmung aufzuhellen und den Antrieb zu verbessern. Sie regulieren bestimmte Botenstoffe im Gehirn und sind für Menschen mit Alzheimer-Demenz geeignet.
  • Neuroleptika: Neuroleptika kommen bei starken Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder ausgeprägter Unruhe zum Einsatz, können aber erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen.

Zusätzlich können laut der Alzheimer Forschung Initiative Wirkstoffe wie Ginkgo biloba eingesetzt werden, die die Durchblutung im Gehirn und damit die Leistung steigern sollen. Aber: Obwohl viele Präparate frei verkäuflich sind, sollte die Einnahme immer mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, geben die Experten zu bedenken. Denn Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind möglich.

Außerdem werden auch nicht-medikamentöse Behandlungen empfohlen wie Ergotherapie, Musiktherapie oder Verhaltstherapie. Ihr Ziel ist es, Menschen mit Demenz so lange wie möglich die Teilhabe am normalen Alltag und am sozialen Leben zu ermöglichen, ohne sie zu überfordern.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

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