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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Böse Erinnerungen beim FC Bayern Eine der schlimmsten Blamagen in der Geschichte
Seit 2020 hat der FC Bayern den DFB-Pokal nicht mehr gewinnen können. Mehrfach scheiterten die Münchner früh im Wettbewerb. Ein schlechtes Omen vor dem Duell mit Mainz 05?
Hansi Flick saß auf der Trainerbank, unter anderem David Alaba und Robert Lewandowski schossen die Tore und kein Zuschauer war auf den Rängen zu sehen: Als der FC Bayern das letzte Mal im Finale des DFB-Pokals stand, war einiges anders. Das war im Jahr 2020, noch während der Coronazeit. Die Münchner setzten sich damals im Berliner Olympiastadion mit 4:2 gegen Bayer Leverkusen durch, holten damit den Titel. Seitdem herrscht Flaute, was den Gewinn des DFB-Pokals angeht – und ganz generell auch die Finaleinzüge.
Denn mittlerweile ist der FC Bayern viermal in Folge bereits vor dem Endspiel aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Mehrfach blamierte sich Deutschlands Vorzeigeklub dabei bis auf die Knochen. Ein Szenario, das am Mittwochabend in Mainz (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei t-online) in der 2. Pokalrunde nicht noch einmal Realität werden soll.
Kurios jedoch: Bei drei der letzten vier Ausscheiden des FC Bayern im DFB-Pokal war es ebenjene 2. Pokalrunde, in welcher der deutsche Rekordmeister völlig überraschend die Segel streichen musste. Ist das also vor der Partie gegen den klaren Außenseiter FSV Mainz 05 ein schlechtes Omen? Zumindest werden Erinnerungen an die Teams wach, die den Bayern in der jüngeren Vergangenheit im DFB-Pokal ein Bein stellten – und das zweite Spiel des Wettbewerbs für den Top-Klub zur Runde des Schreckens werden ließen.
Zweitligist behält die Nerven – und kegelt die Bayern raus
Das erste Münchner Debakel in der 2. Pokalrunde ereignete sich im Januar 2021. Der FC Bayern war zu Gast beim heutigen Bundesligisten und damaligen Zweitligisten Holstein Kiel. Im Normalfall wäre das Spiel bereits im Dezember ausgetragen worden. Doch weil die Bayern aufgrund der Corona-Pandemie in der zweiten Jahreshälfte 2020 eine Vielzahl an Spielen inklusive eines Champions-League-Turniers in Lissabon absolviert hatten, war die Partie in den Januar verschoben worden.
Im hohen Norden der Bundesrepublik brachte Serge Gnabry den Favoriten dann auch direkt in Führung. Nach 14 Minuten hieß es 1:0 für den FC Bayern. Doch während die Mannschaft im Anschluss mehrfach das 2:0 vergab, schlug Kiel durch Fin Bartels nach 37 Minuten zurück.
Nur eine Momentaufnahme? Im zweiten Abschnitt trafen die Bayern zumindest zunächst zum 2:1. Leroy Sané zirkelte einen Freistoß traumhaft ins Kieler Gehäuse. Das Top-Team schien auf dem Weg ins Achtelfinale, hatte die Rechnung aber ohne Hauke Wahl gemacht. Der Innenverteidiger brachte den Ball in der fünften Minute der Nachspielzeit im Bayern-Tor unter. Ein Schlüsselmoment, von dem sich die Gäste nicht mehr erholten.
Denn: In der Verlängerung trafen weder Kiel noch die Bayern ein weiteres Mal. Es ging also ins Elfmeterschießen – und dort behielten dann tatsächlich die Kieler die Nerven und nicht der deutsche Rekordmeister. Während alle Schützen der "Störche" ihren Versuch versenkten, konnte Bayerns Marc Roca die Kugel nicht an Holstein-Torwart Ioannis Gelios vorbeibringen.
Hansi Flick brachte im Nachgang die Gemütslage beim FC Bayern auf den Punkt: "Natürlich ist es ein Schock", so der damalige Cheftrainer im Klub. "Wir sind enorm enttäuscht, wir wollten das Triple verteidigen."
Historische Klatsche: "Kollektives Versagen" in Gladbach
Flicks Nachfolger beim FC Bayern wurde im Folgejahr dann Julian Nagelsmann. Der heutige Bundestrainer konnte im ersten Jahr mit seinem Team die Meisterschaft gewinnen. Im DFB-Pokal widerfuhr ihm aber eine der wohl schlimmsten Blamagen in der Geschichte des Klubs – obwohl er nicht einmal auf der Bank saß.
Im Oktober 2021 gastierten die Bayern in der 2. Pokalrunde bei Borussia Mönchengladbach. Nagelsmann musste sich die Partie von zu Hause aus anschauen. Er hatte sich mit Corona infiziert. An der Seitenlinie wurde er von seinem Co-Trainer Dino Toppmöller vertreten. So weit, so unspektakulär. Was sich dann aber unter dem heutigen Frankfurt-Coach im Gladbacher Borussia-Park abspielte, hätte sich wohl niemand in München träumen lassen.
Der FC Bayern geriet gegen die "Fohlen" dermaßen unter die Räder wie noch nie zuvor in seiner Pokalhistorie. Nach gerade einmal 21 Minuten führte Gladbach bereits mit 3:0, spielte Kimmich, Sané und Co. komplett an die Wand. Im zweiten Abschnitt ließ die Heimelf noch zwei weitere Treffer folgen. Nicht einmal eine Stunde war gespielt, da stand es bereits 5:0 – am Ende auch das Endergebnis.
Thomas Müller zeigte sich im Anschluss an das Aus in Gladbach fassungslos. "So ein kollektives Versagen von einer Bayern-Mannschaft bei so einem wichtigen Spiel habe ich selber noch nie erlebt", sagte der Weltmeister von 2014. "Und deswegen ist das in diesem Moment schwierig zu fassen, wenn ich ehrlich bin." Dino Toppmöller betonte: "Wir müssen die Häme und den Spott nun ertragen."
Tuchels Fehler besiegelt sensationelles Pokal-Aus
In der Saison 2022/2023 gelang es den Bayern dann endlich mal wieder, die 2. Runde im Pokal zu meistern. Doch das Aus kam dennoch früher als erwartet. Dieses Mal war im Viertelfinale gegen den SC Freiburg Schluss. In der Nachspielzeit der Partie schockte ein Elfmeter-Tor von Lucas Höler den Favoriten. Die Bayern verloren mit 1:2 – und Thomas Tuchel, der erst wenige Tage zuvor den geschassten Julian Nagelsmann beerbt hatte, sah sich gleich ersten kritischen Stimmen gegenüber.
Die waren aber nichts im Vergleich zu den Vorwürfen, die sich der künftig als Nationaltrainer Englands arbeitende Coach wenige Monate später gefallen lassen musste. Denn der FC Bayern scheiterte unter Tuchel sensationell im DFB-Pokal an Drittligist 1. FC Saarbrücken. Und wann? Genau, in der 2. Pokalrunde.
Tuchel hatte dabei Bayerns Stareinkauf Harry Kane (für 95 Millionen Euro von Tottenham gekommen), der bis dato bereits zwölf Tore in der Liga erzielt hatte, über die gesamte Spielzeit hinweg geschont, ihn also nicht einmal eingewechselt. Die Folge: Der FC Bayern verlor 1:2 beim Underdog.
Zwar hatte Thomas Müller die Führung bereits nach 16 Minuten herausgeschossen, doch diese egalisierte Patrick Sontheimer kurz vor dem Halbzeitpfiff. Wenige Sekunden vor dem Ende der Partie dann die eiskalte Dusche für den FC Bayern: Marcel Gaus erzielte in der sechsten Minute der Nachspielzeit den Siegtreffer für Saarbrücken. Eine Demütigung sondergleichen für die Tuchel-Elf. Thomas Müller sprach von einem "brutalen Schlag für uns".
Kompanys Anfang vom Ende?
Die 2. Pokalrunde, sie hat in den vergangenen Jahren mehrfach solche herben Enttäuschungen für den FC Bayern bereitgehalten. Umso bedeutender ist es für den Klub also, diesen Fluch in dieser Spielzeit wieder zu brechen.
Ein Sieg gegen Mainz wäre in erster Linie auch für den neuen Bayern-Coach Vincent Kompany von enormer Wichtigkeit. Nach einem vielversprechenden Saisonstart in allen Wettbewerben hatte er zuletzt mit seiner Mannschaft zwei Niederlagen in der Champions League einstecken müssen. Verspielt Kompany mit dem Team nun auch den ersten Titel, könnte das der Anfang vom Ende seiner Zeit in München sein. Dieses Schicksal kennen Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel nur allzu gut.
- fcbayern.com: "Flick: 'Wir müssen es abhaken'"
- sport.sky.de: "Stimmen: Salihamidzic 'schockiert' über Debakel - Müller fassungslos"
- fcbayern.com: "Thomas Müller: Das ist alles andere als unser Anspruch'"
- Eigene Recherche